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Einer dieser Männer musste das Haus in Besitz genommen, Ann überwältigt und sie dann gezwungen haben, einige der Geheimnisse des Tunnels zu offenbaren. Der Mann hatte diese Informationen benutzt, um in die Vergangenheit zu fliehen.

(Sie muss tot sein, dachte Ben. Sie haben sie sicherlich getötet.)

Der Eindringling war ohne Vorwarnung hier aufgetaucht, hatte die kybernetischen Helfer mit einem elektromagnetischen Impuls ausgeschaltet, einen großen Teil von Bens Körper zerstört und seine Leiche in den Holzschuppen geschafft. Der Angriff war schnell und erfolgreich abgelaufen.

Dann hatte der Eindringling einen etwa dreißig Jahre langen Tunnel geöffnet, der zu einem Knoten in New York City führte, wo er eine ähnliche Attacke ausgeführt hatte, diese aber gründlicher. Ein weiterer Wächter und all seine kybernetischen Helfer waren unwiederbringlich vernichtet worden.

Schließlich — als letzte, raffinierte Verteidigungsmaßnahme — hatte der Eindringling die Kontrolleinrichtungen des Tunnels funktionsunfähig gemacht, sodass die Verbindung zwischen Belltower und Manhattan permanent offen blieb.

»Permanent offen?«, fragte Catherine. »Was ist denn daran sinnvoll?«

Ben verlor sich für einen Moment in temporaler Heuristik, dann fiel ihm ein simpler Vergleich ein. »Stellen Sie sich die Knoten als Endpunkte eines Telefonnetzes vor. Gleichzeitige Verbindungen sind unmöglich. Ich kann sehr viele verschiedene Endpunkte von meinem Apparat aus anrufen, aber immer nur einen zu einer bestimmten Zeit. So lange die Verbindung mit Manhattan hergestellt ist, kann keine andere Verbindung geschlossen werden.«

»Anders ausgedrückt«, sagte Catherine, »an beiden Enden wurde der Hörer nicht aufgelegt.«

»Genau das meine ich. Er hat sich selbst ausgesperrt. Und uns gleich mit.«

»Aber wenn ein Telefon nicht funktioniert«, sagte Catherine, »kann man immer noch hingehen und an die Tür klopfen. Jemand von einer anderen Endstation hätte doch hingehen und helfen können. Besser noch, sie hätten Sie warnen können. Man hätte 1962 eine Nachricht hinterlassen können: Nehmen Sie sich in siebzehn Jahren vor einem gefährlichen Burschen in Acht«

Oh mein Gott, dachte Ben. »Ich wollte eigentlich gar nicht so tief in die fraktale Logistik einsteigen, aber so einfach funktioniert es nicht. Betrachten Sie das Ganze mal aus der Perspektive der fernen Zukunft. Unsere Zeitreisenden verfügen über einen einzigen Durchgang. Dessen Funktionsdauer bestimmt die Funktionsdauer aller anderen Tunnel. Von deren Standpunkt aus verschwanden Belltower 1979 und Manhattan 1952 praktisch gleichzeitig. Seit diesem Verschwinden sind ungefähr zehn Jahre vergangen, hier und an der Endstation in New York und in der Zukunft. Die Öffnung in diesem Haus wurde 1964 geschaffen, vor fünfundzwanzig Jahren, als sein Valenzpunkt mit Manhattan das Jahr 1937 war… Können Sie mir halbwegs folgen?«

Catherine machte ein hilfloses Gesicht. Archer aber nickte. »Ich denke schon… aber ich finde, man hätte trotzdem eine Nachricht hinterlassen können. Eine Art Warnung.«

»Wahrscheinlich. Aber die Zeitreisenden wollten nicht, und die Wächter haben geschworen, nichts dergleichen zu tun. Dadurch würde eine direkte kausale Schleife geschaffen, wodurch möglicherweise beide Endstellen für immer ausgeschaltet worden wären.«

»Möglicherweise?«

»Niemand weiß das genau«, sagte Ben. »Die Mathematik gibt beunruhigende Hinweise. Niemand möchte das ausprobieren.«

Archer zuckte mit den Schultern. Er verstand das alles nicht, schloss Ben daraus, aber er würde es so glauben, wie er es gehört hatte. »Deshalb ist niemand zu Hilfe gekommen. Deshalb war das Haus leer.«

»Ja.«

»Aber Sie sind am Leben geblieben.«

»Die kybernetischen Helfer haben mich wiederaufgebaut. Es war ein langwieriger Prozess.« Er deutete auf seinen Beinstumpf unter der Bettdecke. »Ich bin noch nicht ganz fertig.«

»Sie waren zehn Jahre lang da draußen?«, fragte Catherine verblüfft.

»Ich habe nicht gelitten, Catherine. An dem Tag, an dem Sie die Tür öffneten, bin ich aus einem langen, tiefen Schlaf erwacht.«

»Woher wissen Sie denn das alles?«

Das war einfacher zu demonstrieren als zu erklären. Er äußerte seine stumme Bitte, und einer der kybernetischen Helfer kletterte an den Bettlaken empor und saß für einen Moment auf seiner Handfläche — ein glitzerndes, vielbeiniges Schmuckstück.

»Mein Gedächtnis«, sagte er.

»Oh«, erwiderte Catherine. »Ich verstehe.«

Das war ziemlich viel, um alles auf einmal zu verarbeiten, dachte Archer. Zeit als fragmentarische Struktur, wie Sandstein, durchzogen von Rissen und Höhlen; Eindringlinge aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, Insektengedächtnisse…

Aber Ben ließ alles plausibel erscheinen. Plausibel nicht wegen seiner Fremdartigkeit, seiner seltsamen Verletzungen oder seiner winzigen Roboter, sondern wegen seines Verhaltens. Archer hatte keine Schwierigkeiten, diesem Mann zu glauben, dass er ein Akademiker aus dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert war, rekrutiert für einen ungewöhnlichen und geheimen Auftrag. Ben war ruhig, intelligent und erweckte Vertrauen. Das konnte natürlich auch eine raffinierte Verkleidung sein. Vielleicht war er ein Angehöriger der marsianischen Fünften Kolonne und mit der Aufgabe betraut, den Planeten zu sabotieren — angesichts von Ereignissen der jüngeren Vergangenheit wäre das nicht überraschend. Aber Archers Instinkt sagte ihm, dass er dem Mann vertrauen konnte.

Einige Fragen blieben jedoch offen.

»Zwei Dinge noch«, sagte Archer. »Wenn Ihr Eindringling in Manhattan so gründliche Arbeit geleistet hat, weshalb hat er hier versagt?«

»Er muss geglaubt haben, dass ich völlig tot und nicht mehr wiederzubeleben war. Wahrscheinlich hat er die kybernetischen Helfer ebenfalls für tot gehalten.«

»Warum ist er nicht zurückgekommen und hat nachgeschaut?«

»Keine Ahnung«, sagte Ben. »Aber vielleicht hatte er Angst vor dem Tunnel.«

»Weshalb das denn?«

Zum ersten Mal zögerte Ben. »Es gibt dort auch noch… andere Wesenheiten«, sagte er schließlich.

Archer wollte der Tonfall des Mannes gar nicht gefallen. Wesenheiten? »Ich dachte, Sie hätten betont, dass niemand diesen Weg benutzen kann.«

Der Zeitreisende hielt inne, als versuchte er, eine Antwort zu formulieren.

»Zeit ist etwas Unermessliches«, sagte er schließlich. »Wir neigen dazu, sie zu unterschätzen. Denken Sie nur an die Leute, die diese Tunnel gebaut haben — Jahrhunderte in der Zukunft. Das ist eine nahezu unfassbare Zeitlandschaft. Aber die Geschichte fing nicht mit ihnen an, und sie hörte auch nicht mit ihnen auf. Tatsache ist, als sie die Verbindungswege schufen, stellten sie fest, dass sie bereits bewohnt waren.«

»Bewohnt von was?«

»Von Erscheinungen. Von Kreaturen, die ohne Vorwarnung erscheinen und verschwinden, ohne irgendeinen offensichtlichen Zielort zu haben. Kreaturen, die in ihrer Erscheinungsform nicht grundsätzlich materiell beschaffen sind.«

»Aus einer noch ferneren Zukunft«, sagte Archer. »Meinen Sie das?«

»Vermutlich. Aber das weiß niemand so genau.«

»Sind sie menschlich? In irgendeinem Sinn?«

»Doug, das weiß ich nicht. Mir sind gewisse Spekulationen zu Ohren gekommen. Sie könnten unsere letzten Nachkommen sein. Oder etwas, das in keiner Beziehung zu uns steht. Sie könnten außerhalb unseres vertrauten Raum-Zeit-Gefüges existieren. Sie scheinen völlig willkürlich aufzutauchen, aber sie könnten durchaus auch irgendeine Absicht, ein Ziel haben, allerdings weiß niemand, wie das aussieht. Vielleicht sind sie die letzten Anthropologen der Welt, indem sie menschliche Geschichte auf irgendeine unvorstellbare Art und Weise sammeln oder sie kontrollieren. Sie erschaffen.« Er zuckte die Achseln. »Letztendlich sind sie völlig unerklärlich.«