Der Mietwagen schoß auf sie zu, und der Korporal öffnete ihnen die Tür. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, den Kontragravgenerator abzuschalten, sondern zog den Wagen in einer steilen Kurve wieder nach oben, als sie auf ihren Plätzen saßen. Einen Augenblick drehte sich der Berg schwindelerregend um sie, und dann sah sie Jack — es waren nur vier und einer half einem anderen. Er fragte sich, welche es sein mochten, was aus den anderen beiden geworden war und ob der eine, der Hilfe brauchte, schwer verletzt war.
Der Wagen landete auf dem Gipfel der kleinen Anhöhe. Jack, Gerd und der Pilot stiegen ins Freie und kletterten den Abhang hinunter. Dann stand Jack plötzlich vor einem Fuzzy und packte zu. Drei weitere huschten an ihm vorbei, den steilen Abhang hinauf. Der eine, den er sich geschnappt hatte, hatte etwas in der Hand und schlug damit nach seinem Gesicht; er hatte gerade noch Zeit, den Schlag mit dem Arm abzuwehren. Dann packte er den Fuzzy fester und entwaffnete ihn; die Waffe war ein viertelpfundschwerer Hammer. Er steckte ihn in die Hüfttasche und hob den sich sträubenden Fuzzy mit beiden Händen hoch.
„Du hast Pappi Jack geschlagen!“ tadelte er. „Kennst du Pappi nicht mehr? Armes, kleines Ding!“
Der Fuzzy quiekte wütend. Dann sah Jack ihn sich genauer an. Es war kein Fuzzy, den er je gesehen hatte — nicht Little Fuzzy, nicht Ko-Ko und nicht Mike. Es war ein fremder Fuzzy.
„So, kein Wunder, daß du Pappi Jack nicht kennst. Du bist ja gar keiner von Pappi Jacks Fuzzys!“
Neben dem Wagen saß der Korporal auf einem Felsen und hielt zwei Fuzzys — jeden unter einem Arm — fest. Sie hörten auf, sich zu wehren und quiekten erbärmlich, als sie sahen, daß auch ihr Begleiter gefangen war.
„Ihr Kollege ist unten und jagt den vierten“, sagte der Korporal. „Am besten nehmen Sie diese beiden. Sie kennen sie, und ich nicht.“
„Halten Sie sie nur fest; die kennen mich ebenso wenig wie Sie.“
Er holte mit der freien Hand ein Stück ExTe drei aus der Tasche und bot es an; der Fuzzy quiekte entzückt, riß ihm den Brocken weg und verschlang ihn. Er mußte schon zuvor ExTe drei gegessen haben. Als Jack dem Korporal davon abgab, schienen auch die beiden anderen, ein Männchen und ein Weibchen, damit vertraut. Jetzt rief Gerd von unten herauf:
„Ich hab' einen. Es ist ein Mädchen; ich weiß nicht, ob es Mitzi oder Cinderella ist. Aber du wirst staunen, was sie getragen haben.“
Jetzt tauchte Gerd auf, der vierte Fuzzy strampelte unter seinem linken Arm, während unter dem rechten ein Kätzchen, schwarz mit einem weißen Gesicht, hervorspähte. Jack war so enttäuscht und niedergeschlagen, daß er kaum Neugierde empfand.
„Es sind nicht unsere Fuzzys, Gerd. Ich hab' sie noch nie gesehen.“
„Weißt du das auch bestimmt, Jack?“
„Natürlich weiß ich das bestimmt!“ Er war beleidigt. „Glaubst du, ich kenne meine Fuzzys nicht? Und meinst du, sie kennen mich nicht?“
„Wo kommt die Mieze denn her?“ wollte der Korporal wissen.
„Keine Ahnung. Sie müssen sie irgendwo mitgenommen haben. Sie trug sie wie ein Kind in den Armen.“
„Die Fuzzys müssen irgend jemand gehören. Sie haben schon ExTe drei gegessen. Wir bringen sie ins Hotel. Ich wette, daß ihr Besitzer sie ebenso vermißt wie ich die meinen.“
Seine eigenen Fuzzys, die er nie wieder sehen würde. Die volle Erkenntnis traf ihn erst, als er und Gerd wieder im Wagen saßen. Von seinen Fuzzys hatte man keine Spur mehr gefunden, seit sie aus ihren Käfigen im Wissenschaftscenter ausgebrochen waren. Alle Spuren, die sie bisher gefunden hatten, waren von diesem Quartett hier verursacht worden.
Daraus konnte man nur einen Schluß ziehen. Seine eigenen Fuzzys existierten nicht mehr. Irgend jemand hatte sie ermordet.
„Wir gehen zu ihrem Lager zurück und holen die Decke und die Kissen und das andere Zeug. Ich schicke den Leuten, denen die Sachen gehören, Geld“, sagte er. „Diese Fuzzys sollen die Sachen behalten können.“
13.
Die Leitung des Hotels Mallory schien ihre Haltung gegenüber Fuzzys geändert zu haben. Vielleicht trugen Gus Brannhards Drohungen und die Möglichkeit, daß Fuzzys doch eine intelligente Rasse und keine Tierspezies waren, daran die Schuld. Vielleicht war aber der Hoteldirektor auch einfach zu der Einsicht gekommen, daß die Zarathustragesellschaft doch nicht so allmächtig war, wie er geglaubt hatte. Jedenfalls wurde den Fuzzys, die George Lunt und Ben Rainsford für die Verhandlung mitbrachten, ein großer Raum, der gewöhnlich für Bankette benutzt wurde, frei gemacht, und die vier Fremden und ihr schwarzweiß geschecktes Kätzchen wurden dort einquartiert.
Dann brachte Jack Baby hinzu und stellte ihn seinen neuen Spielkameraden vor. Die schienen an Baby großen Spaß zu finden. Baby wiederum hielt das Kätzchen für das Wunderbarste, was er je gesehen hatte. Als es Zeit war, die Fuzzys zu füttern, ließ sich Jack sein eigenes Essen in den Saal bringen und aß mit ihnen. Gus und Gerd kamen später und schlossen sich ihm an.
„Jetzt haben wir diese Lurkingöre und ihren Vater festgenagelt“, sagte Gus und fuhr dann mit hoher Stimme fort: „Nö, der Alte hat mir verdroschen, und die Cops ham gesagt, ick soll sagen, es warn die Fuzzys.“
„Hat sie das gesagt?“
„Ja, unter dem Lügendetektor, vor einem halben Dutzend Zeugen. Interworld sendet es heute abend. Ihr Vater hat es auch zugegeben und uns auch die Namen der Polizisten genannt. Die suchen wir beide noch. Solange wir sie nicht gefunden haben, sind wir Emmert und Grego noch keinen Schritt näher. Die beiden Streifenbeamten haben wir schon, aber die haben auf Anweisung ihres Leutnants, eines gewissen Woller, gehandelt.“
Ben Rainsford, seine zwei Fuzzys, George Lunt, Ahmed Khadra und die anderen Konstabler sowie ihre Fuzzyfamilie, trafen kurz nach Mittag am Samstag ein. Die Fuzzys wurden in dem ehemaligen Bankettsaal einquartiert und freundeten sich schnell mit den vier bereits dort befindlichen Angehörigen ihrer Rasse an. Jede Familie suchte sich ihr eigenes Nachtlager, aber sie aßen gemeinsam und spielten auch miteinander, wenn sie es nicht vorzogen, gemeinsam vor dem Fernseher zu sitzen. Zuerst zeigte die Familie vom Ferny Creek Eifersucht, wenn man ihrem Kätzchen zuviel Aufmerksamkeit widmete, ließen sich aber später davon überzeugen, daß niemand es stehlen wollte.
Das alles wäre sehr nett gewesen, elf Fuzzys und ein Baby Fuzzy und ein schwarzweiß geflecktes Kätzchen, wenn Jack nicht immer wieder an seine eigene Familie hätte denken müssen.
Als Max Fane den Anrufer auf dem Bildschirm erkannte, strahlte er.,Oh, Colonel Ferguson, freut mich, Sie zu sehen.
„Marshal.“ Ferguson grinste breit. „In einer Minute werden Sie sich noch mehr freuen. Ein paar meiner Leute von Station acht haben Woller und Sergeant Fuentes aufgegriffen.“
„Ha!“ Er spürte eine innere Wärme, als hätte er soeben ein Glas Whisky getrunken. „Wie?“
„Nun, Sie wissen doch, daß Nick Emmert dort unten eine Jagdhütte hat. Station acht paßt für ihn darauf auf. Heute nachmittag flog einer von Leutnant Obefemis Wagen darüber, und die Leute nahmen mit ihrem Detektor Strahlung und Infrarot auf, als hätte jemand die Generatoren eingeschaltet. Als sie landeten, um nachzusehen, fanden sie Woller und Fuentes, die sich wie zu Hause fühlten. Sie verhafteten sie, und beide gestanden unter dem Lügendetektor, daß Emmert ihnen die Schlüssel gegeben und sie hingeschickt hatte, damit sie sich bis nach der Verhandlung versteckten.
Sie leugneten ab, daß der Plan von Emmert inspiriert sei. Das war einer von Wollers eigenen Geistesblitzen gewesen, aber Emmert wußte, worum es ging und machte sofort mit. Sie werden morgen früh hierher gebracht.“
„Oh, das ist wirklich großartig, Colonel! Haben die Zeitungen und Fernsehstationen schon davon gehört?“
„Nein, wir möchten sie beide zuerst hier in Mallorys Port verhören und ihre Geständnisse zu den Akten nehmen, ehe wir die Katze aus dem Sack lassen. Sonst könnte jemand noch auf den Gedanken kommen, sie vorher zum Schweigen zu bringen.“