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Als die neue Farm erste Ernten einbrachte und die Bäume und anderen Pflanzen im Park im raschen Wachstum begriffen waren, brachte man Tiere aus anderen Terrarien. Diesmal legten sie eine Ascension an – das war nicht Swans Idee gewesen, sie gefiel ihr genau genommen kein bisschen, aber trotzdem hielt sie den Mund und schaute zu, als so etwas wie eine Kombination aus Australien und dem Mittelmeerraum entstand. Tatsächlich war es wirklich wunderbar mitanzusehen, wie die Tiere eintrafen, an den Pflanzen knabberten und vorsichtig ihre Suche nach Höhlen und Nestern begannen. Wallaby-Kängurus und Gibraltaräffchen, Rotluchse und Dingos. Eukalyptus und Korkeiche. Eine Menge Terrarien aus dem Mondragon halfen ihnen aus, indem sie Tiere schickten.

Swan verbrachte ihre Zeit auf der Farm und kümmerte sich um die Winteraussaaten. Frisch eingetroffene Buschhäher krächzten wie Krähen und pickten kleine Würmer und Käfer auf, wenn sie sich an die Oberfläche wagten. Manche bedachten Swan mit nachdenklichen Blicken, als suchten sie bei ihr nach irgendeinem Vogelmerkmal, von dem sie selbst nicht wusste, ob sie es hatte. Bitte fangt nicht an, Griechisch mit mir zu sprechen, flehte sie in Gedanken. Das halte ich nicht aus. Die Blicke der Vögel erinnerten sie an Jean Genette.

Manchmal ging sie nach der Arbeit ganz nach vorne in den Bugspriet der Stadt und sah zu, wie sie auf ihren Schienen dahinkroch, während vor dem Hintergrund der Sterne die Hügel am Horizont vorbeizogen. Wie immer waren die Hügel entweder ausgesprochen schwarz oder ausgesprochen weiß. Der ständige Wechsel von Schwarz zu Weiß (und manchmal auch von Weiß zu Schwarz) ließ die Umgebung wie eine Art Mobile erscheinen, und Swan selbst kam sich im Bug wie eine Galionsfigur vor, als gehörte sie einer Elite an der Speerspitze der Geschichte an. Doch ihr Schiff fuhr auf Schienen, die sich bis zum Horizont erstreckten, der Kurs war festgelegt durch einen unverrückbaren Pfad. Und wenn man es zum Stehen brachte, würde es eingeäschert werden. Unter alldem verlief ein grausiger schwarzer Tunnel, eine Mischung aus Kloake und Nabelschnur, die bis zu irgendeiner Erbsünde zurückreichte. Ja, das hier war wirklich ihre Welt: ein Ritt in die Dunkelheit und ins Sternenmeer, auf Schienen, die sie nicht so ohne Weiteres verlassen konnte. Sie war eine Bürgerin Terminators und lebte in einer kleinen grünen Blase, die sich über eine schwarz-weiße Welt schob.

Abends nach der Arbeit begab sich Swan immer auf ihr Zimmer, das von oben gesehen auf der vierten Terrasse lag. Dort zog sie sich um und ging anschließend in ein Restaurant oder zu Mqaret.

»Es fühlt sich gut an, zu Hause zu sein«, sagte sie zu Mqaret. »Gott sei Dank haben wir die Stadt wiederaufgebaut.«

»Das mussten wir«, erwiderte Mqaret.

»Was ist mit deiner Arbeit?«, fragte ihn Swan. »Hast du nicht alles Mögliche verloren?«

Mqaret schüttelte den Kopf. »Ich hatte Sicherheitskopien von allem. Wir haben die laufenden Experimente verloren, aber sonst nichts. Und es gibt eine Menge Orte, an denen vergleichbare Experimente durchgeführt werden.«

»Haben die anderen Labors dir bei der Wiederaufnahme deiner Arbeit geholfen, wie bei der Sache mit den Tieren?«

»Ja. In erster Linie kamen die Mittel von unserer Mondragon-Versicherung, aber viele waren sehr freigebig. Trotzdem gab es eine Menge, was wir selbst zusammenbekommen mussten, aber so ist das nun mal.«

»Und wie läuft es jetzt, findest du nach wie vor etwas Brauchbares heraus?«

»Aber ja doch, Brauchbares, sicherlich.«

»Etwas über dieses Zeug von Enceladus? Meintest du nicht, dass du daraus etwas Wichtiges lernen könntest?«

»Anscheinend siedelt es sich vor allem im menschlichen Verdauungstrakt an und lebt von zufällig angeschwemmten Abbauprodukten. In diesem Zustand verhält es sich ebenso unauffällig wie die meisten gewöhnlichen Darmbakterien. Aber wenn mit einem Mal sehr viel mehr Abbauprodukte zur Verfügung stehen, vermehrt es sich sehr rasch, verstoffwechselt alles und stirbt anschließend wieder ab. Außerdem gibt es da noch ein kleines enceladanisches Raubtier, das auf der Lauer liegt. Zusammen fungiert all das beinahe als ein zusätzlicher Satz T-Zellen. Nicht mal das Fieber treiben sie nennenswert in die Höhe.«

»Ich weiß, dass du immer noch der Meinung bist, dass ich es nicht hätte tun sollen.«

Er verdrehte die Augen und nickte ihr zu. »Daran besteht kein Zweifel, meine Liebe. Aber ich gebe zu, dass wir wegen dir und den anderen, die leichtfertigerweise die Suite eingenommen haben, etwas dazugelernt haben. Und das Endergebnis ist anscheinend gut für euch. Immerhin hast du eine verdammt große Menge Strahlung überlebt, was vermutlich daran liegt, dass deine Fremdwesen dir mit all den toten Zellen in deinem Körper geholfen haben. Das ist eine der schlimmsten Strahlungsfolgen, dass man mit einem Mal von abgestorbenen Zellen überschwemmt wird.«

Swan stand da und starrte ihn an. Sie versuchte, sich einen Reim auf seine Worte zu machen. Eine lange Zeit hatte sie einfach die Augen vor der Dummheit verschlossen, die sie begangen hatte, als sie die außerirdischen Bakterien eingenommen hatte. Sie war zu einer Expertin darin geworden, dieses Thema zu verdrängen. Verrückt werden … Vögel hören, die Griechisch sprachen … sie wusste, dass all das passieren konnte. Aber dass ihr die Fremdwesen einmal helfen würden …

»Das ist es, was du in meinem Blut entdeckt hast?«

»Ja, ich glaube schon.«

»Tja«, sagte sie, »dann hoffe ich, dass du recht hast.«

Er blickte sie an. »Klar tust du das.« Er schüttelte unglücklich den Kopf. »Es steht nun auf Messer Schneide, meine Liebe. Du solltest jetzt lieber nicht straucheln.«

»Wie immer, was?«

»Ich meine nicht die Gefahr zu sterben. Ich rede von einer neuen Grenze des Lebens. Ich frage mich, ob wir nicht kurz vor einem Durchbruch bei den Langlebigkeitsbehandlungen stehen. Einer Art von gestalthaftem Sprung nach vorne. Der ziemlich bald kommen wird. Es gibt so viel, was wir gerade erst beginnen zu verstehen. Denk nur, vielleicht wirst du tausend Jahre leben.«

Er schaute sie an, ließ die Worte einsickern und beobachtete Swan dabei, um sich zu vergewissern, dass sie ihre Wirkung entfalteten. Das entging ihr nicht. Mqaret fuhr fort.

»Ich werde das nicht mehr erleben. Ich denke, dass wir nach wie vor etwa fünfzig Jahre von der Lösung bestimmter letzter Probleme entfernt sind. Aber du … du solltest lieber vorsichtig sein.«

Er schloss sie sanft, fast ein wenig furchtsam in die Arme, als wäre sie zerbrechlich oder giftig. Aber seine Miene war nach wie vor voll Zuneigung. Ihr Großvater liebte sie und machte sich Sorgen um sie. Und er hatte festgestellt, dass sie mit ihrem überstürzten Handeln vielleicht etwas Brauchbares in Erfahrung gebracht hatte. Es war ein bisschen wie das Rosenwunder der heiligen Elisabeth: auf frischer Tat ertappt, aber durch eine Verwandlung gerettet. Der Gedanke verwirrte Swan.

Auszüge (12)

Isomorphien tauchen in unserem gesamten Begriffssystem auf. Man sieht Muster wie dieses …

subjektiv, intersubjektiv, objektiv;

existenziell, politisch, physikalisch;

Literatur, Geschichte, Wissenschaft;

… und fragt sich, ob es verschiedene Arten gibt, das Gleiche auszudrücken?

Sind die Dichotomien »apollinisch/dionysisch« und »klassisch/romantisch« zwei verschiedene Arten, über dieselbe Sache zu sprechen?

Kann es falsche Isomorphien geben, wie bei den »sieben Todsünden« des Alterns, die absichtlich das Denksystem der christlichen Religion aufrufen, obwohl es überhaupt nichts mit dem Altern zu tun hat?

Ist isomorph dasselbe wie übereinstimmend? Das »Standardmodell« der Physik hegt die Hoffnung und die Erwartung, Grundlage aller Disziplinen zu sein, die alle mit ihren grundlegenden Befunden übereinstimmen. Insofern durchdringen sich Physik, Chemie, Biologie, Anthropologie, Soziologie, Geschichte und die Künste alle gegenseitig und bilden eine Einheit, wenn man sie als eine einzige Lehre betrachtet, in der alle Fäden zusammenlaufen. Die Physik bildet das Grundgerüst für die Lebenswissenschaften, die wiederum das Gerüst für die Humanwissenschaften bilden, die das Gerüst für die Geisteswissenschaften bilden, die das Gerüst für die Künste bilden; und da wären wir dann. Was ist also die Gesamtheit? Wie nennen wir sie? Kann es absolute Wissenschaft geben? Behaupten nicht Geschichte, Philosophie, Kosmologie, Naturwissenschaften und Literatur jeweils von sich, die Gesamtheit darzustellen, einen nicht mehr weiter hinauszuschiebenden Horizont, der die Grenze unseres Denkens markiert? Könnte eine starke Disziplin als eine definiert werden, die eine Vision der Gesamtheit hat und von sich behauptet, alle anderen zu umfassen? Und irren sich all diese Disziplinen, indem sie genau das tun?