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Es war ein zutiefst religiöser Ort. Obwohl Swan das akzeptieren konnte, konnte sie sich nur mit Mühe vorstellen, wie die Sonnenjünger lebten. Das Terrarium im Innern des Felsens war eine Wüste, was in Anbetracht der Umstände zwar angemessen war, aber auch extrem beschwerlich. Heiß, trocken, staubig. Verglichen damit war selbst die Mojave-Wüste ein üppiger Garten.

Es handelte sich um eine Form von Selbstgeißelung, und obwohl Swan in ihrer Jugend und zur Hochzeit ihrer Abramovics selbst viele Formen der Selbstgeißelung ausprobiert hatte, glaubte sie nicht länger daran, dass man sie um ihrer selbst willen betreiben sollte. Außerdem erschienen ihr diese Menschen mit der modernen Technologie eher wie Leuchtturmwächter als wie hingebungsvolle Gläubige. Dieses System war zehntausendmal leistungsfähiger als die ältere Lichtübertragungstechnologie des Merkur, die von nun an so überholt war wie eine Öllampe. Das schmälerte sowohl Merkurs Beitrag zum Mondragon-Bund als auch seine Druckmittel, und ein Teil der vom Mondragon-Komitee vorgeschlagenen Kompensation bestand darin, diese neue vulkanoide Möglichkeit zum Lichttransfer durch Terminator koordinieren und vermitteln zu lassen. Die Einzelheiten mussten die betroffenen Parteien miteinander aushandeln. In diesem Fall hatte Alex das Aushandeln übernommen; doch würden ihre Klienten und/oder Mitbürger weiterhin zu dem Abkommen stehen, jetzt, wo Alex fort und das Haus des Maklers abgebrannt worden war? Würden sie dabei helfen, ihren Agenten, ihre Bank, ihr altes Zuhause wieder aufzubauen?

»Nun ja«, sagte einer von ihnen, nachdem Kris von Terminators Hoffnungen auf ein Fortbestehen des Abkommens erzählt hatte. »Licht in die Außenbereiche des Systems zu bringen ist unser Beitrag für den Mondragon und für die Menschheit. Wir befinden uns in einer besseren Position dafür als der Merkur. Wir wissen, dass ihr uns am Anfang geholfen habt, aber jetzt haben die Saturnianer angeboten, die Kosten für den Bau von hinreichend großen Solettas auf allen Vulkanoiden zu übernehmen. Und dort draußen wird unser Licht dringend gebraucht. Deshalb nehmen wir das Angebot an, soweit wir dazu in der Lage sind. Ehrlich gesagt übersteigt es unsere derzeitigen Möglichkeiten ein wenig. Wir sind immer noch bei der Feinabstimmung der zweiten Generation. An einigen Problemen arbeiten wir noch. Wir haben nicht genug Leute, um alles, was sie uns anbieten, auch zu nutzen.«

Kris nickte. »Sie brauchen unsere Hilfe, um das Ganze zu koordinieren. Sie werden hier gebraten, rund herum von der Sonne abgeschält, während Sie gleichzeitig versuchen, Ihre Stationen in Gang zu bringen.«

Darüber dachten sie eine Weile nach. Dann sagte der Sprecher: »Mag sein. Aber während Terminator nicht einsatzfähig war, hatten wir keinerlei Schwierigkeiten. Wir sind der Meinung, dass Merkur andere Wege finden sollte, seinen Beitrag zum Mondragon zu leisten, und das Licht uns überlassen. Sie haben Schwermetalle, Kunstgeschichte und Terminator selbst als ein Kunstwerk und Reiseziel für Touristen auf der großen Tour und Sonnenbeobachter. Sie kommen schon zurecht.«

Kris schüttelte den Kopf. »Wir sind die Hauptstadt des inneren Systems. Bei allem gebotenen Respekt, Sie betreiben hier einfach nur Kraftwerke. Dafür brauchen Sie eine Verwaltung.«

»Mag sein.«

Swan sagte: »Mit welchen Saturnianern haben Sie über diese Sache geredet?«

Alle blickten zu Swan. »Sie haben als gesamte Liga mit uns gesprochen«, antwortete einer. »Aber wir haben denselben Kontaktmann zum Saturn wie Sie – den Botschafter für die inneren Planeten. Nach allem, was man hört, kennen Sie ihn besser als wir.«

»Sie meinen Wahram?«

»Natürlich. Er hat uns erzählt, dass Sie auf dem Merkur die interplanetare Lage kennen und verstehen würden, wie wichtig unser Licht für das Titan-Projekt ist. Und auch für all die anderen äußeren Planeten.«

Swan antwortete nicht.

Kris begann ein Gespräch über die Siedlung auf Triton und die dortigen Pläne, Neptun zu stellarisieren.

»Ja«, antwortete einer der Vulkanoiden, »aber die Saturnianer werden nicht dasselbe mit dem Saturn tun.«

Swan unterbrach sie: »Erzählen Sie mir mehr von Wahram; wann hat er Sie besucht?«

»Vor ein, zwei Jahren, glaube ich.«

»Vor zwei Jahren?«

»Moment«, warf ein anderer ein. »Unser Jahr ist bloß sechs Wochen lang, das war also ein Witz. Er war gerade erst hier.«

»Es war nach dem Brand Terminators«, stellte der, der zuerst gesprochen hatte, klar und musterte sie dabei neugierig.

Kris füllte die sich anschließende Stille, indem sie die Vulkanfiber daran erinnerte, dass sie als neue Löwin des Merkur nun das nominelle Oberhaupt ihres Ordens war. Aber die hiesigen Vulkanfiber, so beeilten sie sich zu erklären, gehörten nicht zu den Grauen; sie hingen irgendeiner abgespaltenen Sekte an, die die Löwin des Merkur nicht als ihr Oberhaupt anerkannte. Trotzdem blieben sie sehr höflich, und Kris versuchte weiterhin, sie davon zu überzeugen, dass sie bei ihrer Abmachung bleiben sollten. Swan hatte allerdings Schwierigkeiten, dem Gespräch zu folgen. Je länger sie darüber nachdachte, was Wahram getan hatte, desto wütender wurde sie, bis sie schließlich überhaupt nicht mehr zuhörte. Genau in der Zeit, in der er laut eigener Aussage mit ihr hatte zusammenarbeiten wollen, nachdem sie das treibende Schiff in den Wolken des Saturn gefunden hatten, war er stattdessen hierhergekommen und hatte ihre Arbeit unterwandert. Es war ein fieser Schlag, völlig unerwartet.

Listen (11)

Annie-Oakley-Krater, Dorothy-Sayers-Krater

Außerdem Krater, die benannt sind nach:

Madame Sévigné, Shakira (einer Bakshir-Göttin), Martha Graham, Hippolyte, Nina Efimova, Dorothea Erxleben, Lorraine Hansberry, Catherine Beevher;

und nach der mesopotamischen Fruchtbarkeitsgöttin, der keltischen Flussgöttin, der Regenbogengöttin der Woyo, der Maisgöttin der Pueblo-Indianer, der vedischen Göttin des Überflusses, der römischen Göttin der Jagd (Diana), der lettischen Göttin des Schicksals;

und nach Anna Comnena, Charlotte Corday, Maria Stuart, Madame de Staël, Simone de Beauvoir, Josephine Baker.

Und nach Aurelia, der Mutter von Julius Cäsar. Tezan, der etruskischen Dämmerungsgöttin. Alice B. Toklas. Xanthippe. Kaiserin Wuhou. Virginia Woolf. Laura Ingalls Wilder.

Evangeline, Fátima, Gloria, Gaia, Helena, Heloisa.

Lillian Hellman, Edna Ferber, Zora Neale Hurston.

Guinevra, Nell Gwyn, Martine de Beausoleil.

Sophia Jex-Blake, Jerusha Jirad, Angelika Kauffmann.

Maria Merian, Maria Montessori, Marianne Moore.

Mu Guiying, Vera Mukhina. Aleksandra Potanina.

Margaret Sanger. Sappho. Zoya. Sarah Winnemucca. Seshat. Jane Seymour. Rebecca West. Maria Stopes. Alfonsina Storni. Anna Wolkowa. Sabina Steinbach. Mary Wollstonecraft. Anna von Schürmann. Jane Austen. Wang Zenyi. Karen Blixen.

Sojourner Truth. Harriet Tubman.

Hera. Emily Dickinson.

Wahram auf der Venus

Wahram hielt sich in der Stadt Colette auf und versuchte, wenigstens einige Mitglieder der Venus-Arbeitsgruppe für den Plan zu gewinnen, sich auf der Erde einzumischen. Außerdem wollte er gewisse venusianische Freunde um Hilfe bei Genettes Plan bitten, gegen die seltsamen Qubes vorzugehen. Keines der beiden Projekte lief besonders gut, obwohl immerhin Shukra eine gewisse Bereitwilligkeit zeigte. Im Gegenzug dafür wollte er allerdings Unterstützung bei seinen lokalen Konflikten, was Wahram ihm beim besten Willen nicht zusichern konnte. Der Mondragon und der Saturn würden mehr aufbieten müssen, wenn sie den einen oder anderen Venusianer in die künftigen Bemühungen in Sachen Erde einbinden wollten.

Dann, in einer willkommenen Verhandlungspause, klopfte es an der Tür zum Konferenzzimmer, und Swan trat ein. Wahram war völlig verblüfft darüber, sie zu sehen, und umso verblüffter war er, als sie quer durch den Raum ging, sich auf ihn stürzte und ihm mit geballten Fäusten vor die Brust schlug. »Du Scheißkerl!«, rief sie alles andere als leise. »Du hast mich angelogen, du hast gelogen!«