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«Signal von der Zeus, Sir. «Tothill hing in den Leewanten, um das erste Schiff besser beobachten zu können.»>Setze mich ab zur Wen-de<.»

Bolitho sah Partridge an.»Wie lange hat das gedauert?»

Der Master sah auf seine Tafel.»Zehn Minuten, Sir.»

Zehn Minuten, um das Schußfeld des Kastells zu kreuzen, das in dieser Zeit nur zweimal gefeuert hatte.

«Die Tanais schließt auf, Sir. «Keverne stützte sein Teleskop auf den Unterarm.»In ein, zwei Minuten ist sie feuerbereit.»

Bolitho antwortete nicht. Er hielt den Atem an, bis der große schwarz-rote Signalwimpel» Habe freies Schußfeld «von der Marsrah der Tanais flatterte. Falcon wartete nicht so lange wie Rattray; fast im selben Moment spien seine Geschütze Feuer und Rauch.

Broughton rieb sich befriedigt die Hände.»Ein paar Zentner Eisen — da kriegen die Dons blutige Köpfe, wie?»

Doch der Feind schwieg immer noch, und Bolitho sagte hastig:»Ich glaube, die Spanier haben feststehende Geschütze, Sir. Auf die Zeus haben sie nur gefeuert, um sich einzuschießen, aber jetzt…»

Er brach ab, denn rollend hallte der Kanonendonner aus der Bucht. Und dann kam das schreckliche Geräusch von splitternd berstendem Holz. Eilig trat er an die Reling: Von der Kampanje der Tanais stieg Rauch empor, ein schwarzes Gewirr gebrochener Stage fiel über Bord ins Meer. Mindestens zwei Treffer, dachte Bolitho, und ein Fehlschuß, der die Wogenkämme wie ein wütender Delphin auseinanderblies. Mit verzweifeltem Aufstöhnen mußten sie ohnmächtig zusehen, wie die Kugeln auf die Tanais einhämmerten und zu beiden Seiten ihres Rumpfes Holzstücke in die See wirbelten.

Falcons Männer erwiderten das Feuer noch einmal, aber der Rhythmus war weg; mehrfach erkannte Bolitho in der Reihe der Pforten ein schiefstehendes Rohr, was bedeutete, daß das betreffende Geschütz keine Bedienung mehr hatte, oder gar eine leere Stückpforte, die deutlicher als mit Worten beschrieb, was dahinter lag.

«Vier Geschütze gleichzeitig, würde ich sagen, Sir«, bemerkte Ke-verne. Er sprach ganz kühl und unbeteiligt. Ein Zuschauer.

«Und ziemlich schweres Kaliber anscheinend«, fügte Lucey hinzu.

Bolitho sah flüchtig zu ihm hin. Lucey war knapp zwanzig und hatte zuerst mächtig Angst gehabt. Bolitho kannte alle Anzeichen: man weiß nicht, was man mit seinen Händen anfangen soll — die vielen, vielen Kleinigkeiten, welche die wachsende Angst eines Mannes verrieten. Doch jetzt tauschte er mit Keverne sachverständig Kommentare aus wie ein uralter Krieger. Um seinetwillen war zu hoffen, dachte Bolitho, daß er diesen Anschein aufrechterhalten konnte.

«Ich kann vor lauter Rauch überhaupt nichts erkennen«, sagte Broughton.»Was tut Falcon?»

Wie aus einem Schornstein wirbelte Qualm aus den Heckfenstern der Tanais, aber es war schwer zu sagen, ob es Brandrauch war oder Pulverqualm der Kanonen. Schießen konnte sie immer noch, aber sie sah schlimm aus. Ihre Segel boten ein gutes Ziel und waren ganz durchlöchert, sowohl von den eigenen Holzsplittern als auch von den feindlichen Geschossen. Lange Strähnen gebrochener Takelage hingen über die Decksgänge, und Bolitho konnte ausmachen, daß bereits gekappt wurde; aus der Entfernung sah es aus, als liefen die Männer mit ihren Äxten so wild durcheinander wie die Ameisen.

Partridge räusperte sich und hielt seine mächtige Taschenuhr vors Auge.»Sie gibt Signal, daß sie durch ist, Sir. Beinahe fünfzehn Minuten diesmal.»

Broughton warf dazwischen:»Ich hoffe, Ihre Zweiunddreißig-pfünder sind ihr Futter wert. «Er lächelte; die straff von den gleichmäßigen Zähnen we ggezogenen Lippen verrieten, welche Anstrengung ihn das kostete.

Aber Bolitho hatte andere Dinge im Kopf. Fünfzehn Minuten, in denen das Schiff nochmals einem gnadenlosen Artilleriebeschuß ausgesetzt war. Die spanischen Kanoniere brauchten nicht einmal die Erhöhung ihrer Geschütze zu ändern. Sie brauchten nur abzuwarten, bis ein Schiff nach dem anderen über diesen Streifen offenen Wassers segelte, und dann zu feuern. Auch gegen die Sonne war das so leicht wie Hühner vom Ast zu schießen.

«Ich schlage vor, Sie signalisieren dem Geschwader >Aktion ein-stellen<, Sir. «Er hatte ganz leise gesprochen, aber Broughton fuhr hoch, als hätte er ihn gröblich beschimpft. Rasch sprach Bolitho weiter:»Unabhängige Operationen zur Unterstützung der Landungskorps wären…»

Weiter kam er nicht.

«Niemals! Bilden Sie sich ein, ich kneife vor ein paar lausigen

Dons? Bei Gott, ich dachte, Sie hätten ein bißchen mehr Mumm im Leibe!«Wütend, fast verächtlich starrte er Bolitho an.

Der sah an ihm vorbei und rief:»Fock setzen, Mr. Keve rne! Dann Bramsegel!«Fest sah er dem Leutnant in die schreckgeweiteten Augen.»So schnell wie möglich!»

Die Männer schwärmten an den Webeleinen hoch, und Bolitho schritt absichtlich langsam zur Achterdecksreling. Er wußte, daß Broughton hinter ihm herstarrte, aber das war ihm egal. Broughton hatte seine Entscheidung getroffen, und dem Befehl mußte er gehorchen. Aber die Euryalus war sein Schiff, und er würde sie nach bestem Können einsetzen; Broughton mochte denken, was er wollte.

Die große Breitfock bauschte sich knallend, und der Druck des Windes warf die Männer durcheinander. Gischt sprühte über die Gali-onsfigur und den Klüverbaum.

«Voll und bei!«rief er Partridge zu.

«Voll und bei, Sir. West zu Nord liegt an.»

Die dunkle Landzunge glitt schneller vorbei; prall stand die Leinwand im Sonnenlicht. Hoch überm Deck arbeiteten die Toppmatrosen wie die Teufel, und durchs Teleskop sah Bolitho, wie ein paar MarineInfanteristen auf der Landzunge Freudensprünge vollführten und die Musketen schwenkten, als das Flaggschiff die Landenge passierte.

Die andere Seite der Bucht lag jetzt in flimmerndem Dunst, oder vielleicht war es auch der Qualm von der Tanais. Wie blau das Wasser unter diesem fernen Landstreifen war! Blau und unerreichbar. Bolitho fuhr sich mit der Zunge über die knochentrockenen Lippen.

«Mein Gott, mein Gott!«flüsterte Lucey. Wahrscheinlich wußte er gar nicht, daß er etwas sagte.

Im Vorschiff stand Meheux, einen Fuß leicht auf das Gestell der Karronade gestützt, und spähte in die Bucht. Er hatte den Degen gezogen, und jetzt hob er ihn ganz langsam über den Kopf. Reglos stand er in der Sonne, und Bolitho erinnerte sich an ein Kriegerdenkmal, das er irgendwann in Exeter gesehen hatte.»Ziel in Sicht, Sir!«rief Me-heux und schwenkte dabei leicht den Degen.

Bolitho spürte die starre, fast körperlich greifbare Spannung, die ihn umgab.»Feuer frei!«rief er durch die hohlen Hände. Von den Matrosen, die dort hinter ihren Geschützen hockten, sahen einige zu ihm auf, maskenhaft unbewegt. Er zwang seine Lippen zu einem Grinsen und schrie:»Ruft hurra, Jungs! Zeigt ihnen, daß wir kommen!»

Eine Sekunde lang geschah gar nichts, und während das Schiff gleichmäßig an den letzten Klippen vorbeipflügte, dachte Bolitho, sie wären zu verzweifelt, um zu reagieren. Aber dann sprang ein Matrose auf einen Zwölfpfünder und brüllte:»Ein Hurra für die Euryalus! Und Hurra unserm Dick!»

Wildes Geschrei fegte über das Deck, die Männer in den vollgestopften unteren Batterien nahmen es auf, und Bolitho schwenkte den Hut für sie alle. Jetzt ging der Irrsinn wieder los. Bis zum nächsten Mal. Und immer wieder.

«Feuer, wenn Ziel erfaßt!«Meheux' Stimme ging in dem Tohuwabohu fast unter.

Die ersten Kanonen im Vorschiff brüllten auf. Bolitho packte die Reling. Das harte Bellen der Oberdeckgeschütze ging im ohrenzerreißenden Dröhnen der Zweiunddreißigpfünder fast unter. Qualm stieg aus den unteren Stückpforten auf, wirbelte um die Decksgänge nach oben; Bolitho rieb sich die tränenden Augen und spähte auf das ferne Kastell, um das die Wassersäulen der ersten Salve hochsprangen. Was da wie weißer Puder aussah, war Schutt von der Festungsmauer, der einzige Schaden, den das Geschwader bisher angerichtet hatte.