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Bolitho hielt ihm die Hand hin.»Leben Sie wohl, m'sieur. Und vielen Dank für das, was Sie für mich getan haben.»

Der Franzose drückte ihm fest die Hand.»Ich hoffe, wir sehen uns doch noch eines Tages wieder, capitaine. Aber…««Achselzuckend brach er ab, als Sawle mit zwei bewaffneten Matrosen auf dem Achterdeck erschien, und sagte hastig:»Für den Fall, daß mir irgend etwas zustößt. Hier ist ein Brief an meine Frau in Bordeaux. Ich wäre Ihnen dankbar. «schloß er leise.

«Selbstverständlich«, nickte Bolitho. Dann brachte Leutnant Sawle den Franzosen zur Fallreepspforte, wo das Boot anlegen würde.»Seien Sie vorsichtig«, rief er ihm nach.

Witrand winkte ihm flüchtig zu.»Sie auch, capitaine

Eine Stunde später ging Bolitho immer noch an der Luvseite auf und ab, unempfindlich gegen die sengende Hitze, die sein Hemd in einen nassen Fetzen verwandelte, und gegen die blendenden Sonnenreflexe auf dem Wasser.

Draffen war auf die Korvette umgestiegen und hatte den Vorsprung der Küstenlinie umrundet; aber das hatte Bolitho kaum bemerkt, weil ihm die simple Mahnung Witrands im Kopf herumging.

Leutnant Weigall war Offizier der Wache und bemühte sich, seinem Kommandanten möglichst aus dem Wege zu gehen. Schwerhörig und einsam, das Preisboxergesicht in grimmigen Falten, hielt er sich in Lee und beaufsichtigte die Männer, die auf dem Oberdeck arbeiteten.

An der Kampanje stand Allday und sah mit Besorgnis, wie wütend Bolitho war. Er zermarterte sich den Kopf, wie er ihm helfen könne. Bolitho hatte es abgelehnt, zum Essen in die Kajüte zu kommen, und ihn blindwütig angefahren, als er ihn dazu überreden wollte, sich unter Deck etwas von der Hitze zu erholen.

«An Deck!«Der Ausguck konnte nur noch krächzen. Der arme Kerl war vermutlich halb verdurstet.»Segel in Luv voraus!»

Erwartungsvoll sah Allday zu Bolitho hinüber, doch der schritt immer noch auf und ab; er hatte den Kopf gesenkt, sein Gesicht war ausdruckslos. Und Weigall, das sah Allday mit einem raschen Blick, hatte überhaupt nichts gehört.

Schon flogen Signalflaggen den Rahen der Tanais empor; Allday trat zu einem dösenden Midshipman und stieß ihn scharf in die Rippen.

«Wachen Sie auf, Mr. Sandoe!«Der Junge starrte ihn verängstigt an.»Es gibt Arbeit für Sie!«Dann ging er zur anderen Seite und wartete, bis Bolitho umkehrte.»Captain?»

Bolitho blieb stehen und schwankte auf dem krängenden Deck vor

Müdigkeit. Verschwommen sah er Alldays Gesicht vor sich und bemerkte mit aufsteigendem Ärger, daß dieser lächelte.

«Segel in Luv voraus«, sagte Allday entschieden.

«Was?»

Er schaute nach oben, von wo die Stimme kam:»Einzelnes Schiff,

Sir!»

Weigall hatte endlich gemerkt, daß irgend etwas los war, und rannte hin und her wie ein Raubtier im Käfig. Hoch überm Deck stand jetzt die winzige Gestalt eines Midshipman neben dem Matrosen im Ausguck. Und da rief er auch schon zu den nach oben gerichteten Gesichtern hinunter:»Ein Bombenwerferschiff, Sir!»

Allday blickte wieder zu Bolitho hin und sah erschrocken, daß dessen Augen vor Bewegung feucht waren.

«Gott sei Dank!«sagte Bolitho nur. Er streckte die Hand aus und faßte Alldays kräftigen Unterarm.»Dann schaffen wir es doch noch!«Er wandte sich ab, um sein Gesicht zu verbergen, und befahclass="underline" »Rufen Sie den Master. Neuer Kurs für das ganze Geschwader: auf den Bombenwerfer! Und dann — ««, er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar — ,»dann werden wir weitersehen!»

Später, als die Euryalus schwerfällig durch den Wind ging und auf den schmalen Strich des Segels zuhielt, stand Bolitho reglos auf dem Achterdeck an der Reling. Sämtliche Offiziere waren ebenfalls da, blieben aber respektvoll auf der anderen Seite, unterhielten sich leise und stellten allerlei Spekulationen an.

Dann kam Broughton an Deck und trat neben Bolitho. Beiläufig und wie von fern fragte er:»Welcher ist es?»

Eben hißten Tothills Männer eine neue Reihe Flaggen; und Bolitho antwortete:»Nur der eine, aber das genügt.»

Verwirrt über diese unbestimmte Antwort starrte Broughton ihn an.

Da rief Tothilclass="underline" »Signal, Sir, Hekla an Flaggschiff: >Erbitte Instruk-tionen<»

Wieder spürte Bolitho, wie ihm die unterdrückte Gemütsbewegung, die Anspannung den Atem verschlug. Die Hekla war da! Irgendwie hatte es Inch geschafft, ohne Eskorte, sogar ohne das andere Werferschiff, zum Geschwader zu stoßen!

Ohne eine weitere Äußerung des Admirals abzuwarten, sagte er:»Signaclass="underline" >Kommandant sofort an Bord!<»

Erst dann wandte er sich an den Admiral, und seine Augen waren wieder ganz ruhig.»Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, möchte ich jetzt versuchen, unsere Mission auszuführen. «Er hielt inne, denn er sah, wie Broughton die Röte in die Wangen stieg.»Außer Sie ziehen es immer noch vor, sich mit Piraten zu verbünden?»

Mit offensichtlicher Anstrengung schluckte Broughton und erwiderte:»Kommen Sie mit dem Kommandanten der Hekla zu mir, sobald er an Bord ist. «Damit wandte er sich ab und schritt steif zur Kampanje.

Bolitho blickte auf seine Hände. Sie zitterten, sahen aber sonst ganz normal aus — einen Moment hatte er gedacht, sein altes Fieber bräche wieder aus, denn ihm war, als bebe er am ganzen Körper.

Doch es war nicht das Fieber. Es war etwas viel Stärkeres.

Keverne kam von der anderen Seite zu ihm und faßte grüßend an den Hut.»Komischer Kahn, Sir!«Unter Bolithos starrem Blick zuckte er zusammen.»Der Werfer, meine ich.»

Nun lächelte Bolitho; die Spannung lief ab wie Blut.

«Gerade jetzt der willkommenste Anblick, den ich seit langer, langer Zeit gehabt habe, Mr. Keverne. «Er zupfte an seinem durchgeschwitzten Hemd und schloß:»Ich gehe nach unten und ziehe mich um. Rufen Sie mich, sobald das Boot der Hekla heran ist. Ich möchte ihren Kommandanten persönlich begrüßen. «Damit ging er.

«Wissen Sie«, sagte Keverne versonnen,»ich glaube, ich werde unseren Kommandanten nie verstehen.»

Weigall an der Reling fuhr herum.»Was haben Sie gesagt?»

«Nichts. «Keverne ging auf die andere Seite.»Träumen Sie weiter, Mr. Weigall.»

Er blickte zum Fockmast hoch, wo Broughtons Flagge baumelte, und dachte über den Stimmungswechsel Bolithos nach. Aber anscheinend war das Warten vorbei — wenigstens etwas.

Nach der Ofenhitze des Tages war die Nachtluft beinahe eisig. Bo-litho stand am Bug der Kommandantengig und gab Allday ein Handzeichen.

«Auf Riemen!«blaffte Allday. Mit einem Schlag hoben sich die Riemen tropfend aus dem Wasser, und das Gurgeln der schwindenden Bugwelle klang auf einmal sehr laut in der tiefen Stille.

Bolitho wandte sich um und spähte angestrengt nach achtern. Sie kamen auf; am Bug der beiden vordersten Boote schimmerte phosphoreszierendes Seegras. Hier und da fiel es wie weiße Federn von einem der umwickelten Riemen.

Da kam das erste Boot. Hände streckten sich vor, um ein geräuschvolles Aneinanderstoßen zu verhindern. Es war Leutnant Bickford. Er sprach dienstlich und so normal, als melde er seine Division zur Musterung.»Die anderen sind dichtauf, Sir. Wie weit ist es noch, Ihrer Ansicht nach?»

Die beiden Boote dümpelten in der Brandung, und Bolitho fragte sich, wie weit das Geschwader gekommen sein mochte, als der Wind schließlich zu einer schwachen Brise abgeflaut war. Den ganzen Tag über, während der Vorbereitungen für seinen Angriffsplan, hatte er darauf gewartet, daß der Wind einschlief; es war so etwas wie ein unerklärlicher Instinkt gewesen. Hätte es abgeflaut, bevor er fertig war, dann hätte der Plan verschoben, vielleicht sogar aufgegeben werden müssen.