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»Ooooh«, schrie die Ehrenwerte Lucy und fiel zu Boden.

»Das Haus Wilks sei verflucht!« rief Tante Hortensias Kopf, der hinter ihr auf dem Pferd saß.

»Es lebe Schottland!« rief der Schwebende Kilt, der plötzlich mit dem Kopf nach unten auf dem Kronleuchter erschien.

»Ich ertrinke, ich ertrinke!« schrie Lucy.

Es ist nicht einfach, jemanden unter dem Eßzimmertisch in ein nasses Grab zu ziehen, aber Walter der Nasse tat auch hier sein Bestes.

»Ribicus, Maerticus, Furissimus.« Der Verrückte Mönch sprang von der Anrichte und verabreichte Mrs. Wilks eine Tracht Prügel mit seinem Rosenkranz.

George erschien auf einer Schüssel Mousse au Chocolat und fing an, richtig zu schreien.

Rick war der Ansicht, daß jetzt seine Zeit gekommen war. Er stieß die Terrassentür auf und betrat das Eßzimmer. »Und -glauben Sie jetzt an Geister?«

Mr. Wilks war in seinem Stuhl zusammengesunken. Er stöhnte und bebte und versuchte, sich die Suppe aus dem Gesicht zu wischen. »Ja«, ächzte er. »Ja ... ja.«

»Und werden Sie mich zum Premierminister bringen?«

»Ich kann dich nicht einfach zum Premierminister bringen, das ist sehr schwer zu arrangieren. «

»Also gut«, sagte Rick und schnippte mit den Fingern.

Im nächsten Augenblick kamen fünf riesige Vampirfledermäuse mit rotglühenden Augen ins Zimmer geflogen.

»Ich nehm die da«, sagte Guzzler und blickte hungrig auf Mrs. Wilks entblößte rosige Schultern. »Nein, ich will sie!« sagte Syphoner.

Die beiden stritten um Mrs. Wilks, die auf einen Stuhl sprang, mit einem Tafelmesser nach den Vampiren schlug und schließlich laut schreiend vornüber in eine Terrine mit Johannisbeergelee fiel. Susi landete inzwischen auf dem glänzenden, kahlen Kopf von Mr. Wilks.

»Aufhören!« schrie Mr. Wilks. »Um Himmels willen aufhören. Man bringt mich um!«

Rick gab Susi ein Zeichen, und sie machte gehorsam ihr furchterregendes Maul zu.

»Ich habe Sie schon einmal gefragt, und ich frage Sie jetzt wieder. Bringen Sie mich zum Premierminister?« »Alles«, stotterte Mr. Wilks. »Ich tue alles.« »Zum Premierminister«, sagte Rick. »Morgen.« »Ja! Morgen! Alles! Aber halte sie auf. Halte sie auf!«

Rick schnippte mit den Fingern. »Gut«, sagte er. »Kommt jetzt. Es reicht. Es ist vorbei.«

Die Geister wollten eigentlich nicht aufhören. Es hatte ihnen soviel Spaß gemacht. Aber sie hörten auf Rick. In Sekundenschnelle waren sie verschwunden.

Das Wasser unter dem Tisch trocknete, der Geruch verschwand. Schweigen breitete sich über den verstreuten Resten der Wilksschen Dinnerparty aus.

Rick und die Geister hatten sich im Gartenhaus versammelt und gratulierten einander zu ihrem Erfolg, als ein piepsiges Stimmchen aus einem der oberen Fenster rief: »Ich will aber nicht, daß du gehst. Du bist ein lieber Geist. Ich mag dich. Ich möchte, daß du immer, immer bei mir bleibst.«

Die Geister sahen einander an.

»Ach, du meine Güte!« sagte die Hexe.

Sie hatten Humphrey nach oben geschickt. Er sollte in den Schlafzimmern spuken für den Fall, daß Gäste sich oben gerade die Nase puderten. Offenbar war davon die kleine Tochter der Wilks aufgewacht.

»Ich habe >Buh!< gesagt.« Humphrey schwebte mit scheuem Lächeln zu ihnen herunter. »Ich habe ganz oft >Buh!< gesagt.«

Aber seine Eltern freuten sich so sehr darüber, wie gut alles gelaufen war, daß sie nicht daran dachten, Humphrey auszuschimpfen, weil er nicht schrecklich gewesen war.

»Morgen bist du also beim Premierminister«, sagte der Schwebende Kilt.

Rick nickte. »Es sieht so aus, als hätte das Geisterasyl endlich eine wirkliche Chance.«

10. Kapitel

Zwei Tage danach betrat Rick das Haus in der Downing Street Nummer 10. Es ist wahrscheinlich die berühmteste Adresse in England, denn dort wohnt der Premierminister. Neben Rick ging Mr. Wilks, und über ihnen schwebten, obwohl Mr. Wilks das nicht wußte, die Craggyfordgeister: die Hexe und der Schwebende Kilt, Winifred, George und natürlich Humphrey der Schreckliche. Rick wußte inzwischen, daß es zwecklos war zu versuchen, ohne Humphrey irgendwohin zu gehen.

Der Premierminister war in seinem Arbeitszimmer. Er hatte graue Haare, trug eine Brille und sah müde aus. Vor ihm auf seinem Schreibtisch lag ein Haufen Papiere. »Ah, Mr. Wilks«, sagte er mit traurigem Gesichtsausdruck. Rick hatte den Eindruck, daß der Premierminister Mr. Wilks auch nicht besonders mochte. »Darf ich Ihnen meinen Sekretär vorstellen? Und das ist Lord Bullhaven der mich in einer... persönlichen Angelegenheit aufgesucht hat.«

Der Sekretär schien ein ganz gewöhnlicher junger Mann zu sein, aber Lord Bullhaven sah schrecklich aus. Er hatte eine scharfgeschnittene, weiße Nase, kleine, schlammfarbene Augen und Haare, die wie Lakritzstangen an seinen Kopf angeklatscht waren.

»Also, das ist der Junge mit der ungewöhnlichen Geschichte«, sagte der Premierminister und wandte sich Rick zu.

»Ja, Sir.«

»Es handelt sich um ein Geisterasyl?«

»Ja, Sir. Die Geister von England, die Geister der ganzen Welt befinden sich in einem sehr schlimmen Zustand. Überall werden sie vertrieben, und keinen scheint das zu kümmern. Die Menschen bauen Autostraßen über und unter ihnen, und ihre Flüsse werden vergiftet.« Rick erzählte dem Premierminister, wie er die Geister kennengelernt und welche Abenteuer er mit ihnen erlebt hatte.

Der Premierminister hörte schweigend und aufmerksam zu, obwohl man sah, daß er überrascht war. Lord Bullhaven war nervös und unruhig und rümpfte die Nase.

»Es stimmt«, sagte Mr. Wilks, als Rick geendet hatte. »Ich habe sie selbst gesehen.«

»Möchten Sie vielleicht mit einer Geisterfamilie Bekanntschaft machen?« fragte Rick den Premierminister.

»Ich möchte schon, aber ... «

Rick klatschte in die Hände. Im nächsten Augenblick waren die Craggyfordgeister sichtbar geworden und standen in respektvoller Haltung vor dem Schreibtisch des Premierministers.

»Verflucht sei dein Name«, sagte der Schwebende Kilt höflich.

»Unheil und Krankheit sollen dich dein Leben lang verfolgen«, sagte die Hexe und machte einen Knicks. Sie benutzte einen ihrer besten Gerüche, zerriebene Schweineblase, gemischt mit dem Geruch    ungeputzter Zähne. Die Kieferknochen von George hielt sie fest zusammengepreßt in ihrer Hand, weil sie es nicht für angebracht hielt, daß er in Downing Street schrie.

Winifred jammerte nur leise, aber Humphrey ging natürlich direkt auf den Premierminister zu, legte ihm seine knöchernen Finger aufs Knie und sagte: »Nicht wahr, Sie werden einen Platz für uns finden?«

»Tja«, sagte der Premierminister. Er sah etwas mitgenommen aus, machte aber kein Theater wie die Dinnergäste von Mr. Wilks. Gegen die fürchterlichen Dinge, die man beim Regieren eines Landes erlebt, sind ein paar Geister ja auch nichts. »Tja, ich muß sehen, was ich tun kann. Aber ich weiß wirklich nicht, wo ... «

»Dürfte ich vielleicht einen Vorschlag machen?« Lord Bullhaven kniff die Augen zusammen, und ein Muskel in seiner Wange zuckte. »Ich habe ... ein altes Landgut an der Nordwestküste von Schottland. Es heißt Insleyfarne. Die Armee hat dort während des Krieges ihre Raketen erprobt, und seitdem ist das Gebiet verlassen.«

»Insleyfarne?« wiederholte der Premierminister. »Ja, ich habe davon gehört. Ich glaube, die Armee hat dort ein bißchen zuviel rumgeballert. Das Schloß soll nur noch eine Ruine sein.«

»Das stimmt«, gab Lord Bullhaven grimmig zur Antwort. »Total zertrümmert. Die Bäume sind alle zerschossen, und auf allen Gebäuden fehlen die Dächer. Es ist sowieso eine sehr düstere Ecke, eine felsige Halbinsel, die ins Meer hinausragt. Immer ist es windig, und das Land ist zu sumpfig, um bebaut zu werden. Meinetwegen können Sie es für die Geister haben.«