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»Humphrey«, sagte die Hexe. Sie konnte es nicht glauben, daß es wirklich er war. Immer wieder fuhr sie mit den Klauen über sein Plasma, um sicher zu sein, daß sie nicht träumte.

Plötzlich machte die Hexe eine schwache, flatternde Bewegung mit den Flügeln, und sie merkten, daß sie sich aufrichten wollte. »Wir müssen... den anderen helfen«, sagte sie. »Wenn der Exorzismus vorbei ist, gibt es vielleicht noch Hoffnung.«

»Ein Krankenhaus?« schlug Barbara vor.

Die Hexe nickte. »Bringt ... alle ... hier herein.« Rick, Barbara und Peter gingen, um nach den anderen Geistern zu suchen. Sie brachten den Verrückten Mönch herein und legten ihn auf den Refektoriumstisch. Sie gingen zum Friedhof, um Tante Hortensia zu suchen. Weil Geisterplasma aus dem Nichts gemacht ist und man das Nichts nicht loswerden kann, macht Exorzismus Geister oft widerstandsfähig, bevor er sie zerstört. Tante Hortensia war wie Granit geworden. Ihr Halsstumpf war fest wie Eisen, und als die Kinder sie durch die Schloßgänge schleiften, gaben ihre Fußballen einen metallischen Klang von sich.

Peter und Barbara entdeckten die farblosen Ladys auf einem Haufen in der Nähe des Schloßgrabens. Rick war über etwas gestolpert, das wie ein großes, graues, ausgetrocknetes Geschirrtuch aussah. Dann hatte er gemerkt, daß er auf Walter den Nassen getreten war.

Aber am schlimmsten sah der Schack aus. Er lag auf dem Rücken, hatte die Beine in die Luft gereckt, und aus seinem Maul kam Blut, weil er versucht hatte, Tante Hortensias steinharten Kopf zu tragen. Seine Schwänze waren alle abgefallen, sein Auge war geschlossen, und als Rick ihn hochhob, winselte er vor Schmerzen. Tante Hortensias Kopf konnte Barbara nicht hochheben, sie mußte ihn wie einen Fußball ins Schloß dribbeln.

Noch nie hatten die Kinder so schwer gearbeitet wie an diesem Abend. Auf dem Raketenstützpunkt fanden sie eine alte Zinkbadewanne. Darin weichten sie Walter ein. Barbara verband die Beulen des Verrückten Mönchs, und Peter schrie und schrie neben der butterähnlichen Masse, die George gewesen war, um zu versuchen, ihn wieder zum Schreien zu bringen. Sie massierten Tante Hortensias Halsstumpf, bis ihnen die Finger weh taten, sie rieben die Ladys mit verschiedenen farbigen Erden und Flechten ein, um ihnen ihre Farben zurückzugeben. Und Ughtred und Grimbald, die sich in Magenkrämpfen wanden, machten sie Breiumschläge.

Die Hexe war, obwohl sie noch schwach war, einfach wunderbar. »Sag lateinische Flüche rückwärts«, wies sie Barbara an, als der Verrückte Mönch vor Schmerz stöhnte. Oder: » In der Speisekammer ist noch getrockneter Wermut, tu das auf den Schwanz vom Schack.«

Obwohl sie keine Minute innehielten, obwohl Humphrey alles tat, um sich nützlich zu machen, schien es, als wären die meisten Geister zu krank, um sich noch zu erholen.

Aber plötzlich schrie die Hexe auf. »Kinder!« rief sie, und die Tränen strömten ihr die Nase herab. »Seht doch! Hamish, mein Mann! Mein Schwebender Kilt!«

Sie sahen, wie ein rostiges Schwert sehr langsam und schwankend Form annahm. Eine Zeitlang hing das Schwert in der Luft, es schien zu warten. Dann zeigte sich langsam eine Wunde, ein zerrissenes Hemd und etwas Haut, und schließlich, mit einem erlösenden Ruck, senkte sich das Schwert in die Brust. Das Gesicht des Schwebenden Kilts erschien, dann seine Arme, und endlich auch die Beinstümpfe.

»Hamish, mein Hamish«, sagte die Hexe, und als sie ihn in die Arme nahm, breitete sich in dem Raum plötzlich und wunderbar der Geruch nach faulenden Eingeweiden aus.

Eine magische Zeitgrenze schien erreicht zu sein. Die Wirkung des Exorzismus begann nachzulassen. Peter sprang hoch, als der Schädel, den er im Arm hielt, leise zu schreien begann. Auf dem Hinterteil des Schack erschien ein Schwanz, dann noch einer... ein weiterer ...

»Seht!« sagte Humphrey. »Winifreds Wasserschale ist wieder da. Winnie! Winnie, deine Schale!«

Eine farblose Lady wurde blau, auf einer anderen erschienen grüne Flecken. Die Graue Lady fing bereits wieder an, nach ihren Zähnen zu suchen.

»Kopf?« fragte Tante Hortensias Stumpf, und als die anderen ihr den Kopf brachten, sah man, daß er beinahe wieder sein altes, abstoßendes, weißhaariges Nichtsein angenommen hatte.

Diese glückliche Szene wurde plötzlich und schrecklich unterbrochen, als mit einem furchtbaren Schrei Susi erschien, gefolgt von ihren vier Vampirjungen. Susi war außer sich. »Mein Baby, meine Rose«, heulte sie. »Sie ist tot, sie ist tot, sie ist tot!«

Schweigen breitete sich im Schloßsaal aus. »Nein«, keuchte die Hexe mit schwacher Stimme. Rick war totenblaß geworden. »Nein«, wiederholte er. »Nein!« Er trat vor und nahm Susi den kleinen grauen Körper aus den Klauen. Kein Zweifel schien möglich zu sein. Rose war fast zu nichts zusammengeschrumpft. Sie bedeckte kaum Ricks Handfläche.

Ihr Körper war kalt und völlig regungslos. Kein Herzschlag war zu vernehmen.

»Nein«, sagte Rick noch einmal. Er zitterte am ganzen Leib, aber mit ungeheurer Anstrengung gelang es ihm, ruhig zu werden. Er beugte sich vor, und sehr sanft öffnete er mit den Fingern Roses winzigen Mund. >Mund-zu-Mund-Beatmung?« flüsterte Barbara.

Rick gab keine Antwort. In seinen Handflächen hob er Rose an seinen Mund und fing an zu atmen: ein-aus, ein-aus, ein-aus...

Nichts. Keine Bewegung. Keiner in der Halle rührte sich. Nur ein leises, unterdrücktes Schluchzen von Humphrey dem Schrecklichen unterbrach die Stille.

Immer noch atmete Rick weiter, sanft, beständig, ohne Unterbrechung. Mit den Fingerspitzen hielt er Roses Mund auf.

»Es hat keinen Zweck«, jammerte Susi und schlug verzweifelt mit den Schwingen. »Sie ist tot, ich sag's dir, sie ist tot.«

Rick hob nicht einmal den Kopf. Ruhig, beständig atmete er weiter. Ein und aus, ein und aus...

Und dann plötzlich ging ein schwacher Ruck durch den kraftlosen, kalten Körper in seiner Hand. Und noch einer, so schwach, daß er glaubte, er habe sich das nur eingebildet. Ein Ruck, ein Zucken und ... ja, es war ihr Herz. Es schlug. Rose lebte.

»Mann«, sagte Rick der Retter und schüttelte sich. Aus seinen Augen, woher auch sonst, war eine dicke Träne auf den kleinen Körper getropft.

17. Kapitel

Nach all den überstandenen Gefahren gab es nur noch eins zu tun. »Ein Fest«, sagte die Hexe. Zwar ging es ihr immer noch nicht gut, und der linke Daumen vom Schwebenden Kilt fehlte nach wie vor, aber die Hexe liebte Feste. Sie konnte der Verlockung einfach nicht widerstehen, eine Party zu veranstalten.

Rick wollte Peregrine dazu einladen, aber der war im Cockpit seiner Maschine eingeschlafen.

Nichts kann einem ein so starkes Gefühl von Freude vermitteln wie eine Gefahr, die vorbei ist. Draußen schrien die Eulen, und ein bleicher Mond sah durch die treibenden Wolken. Drinnen aßen die Geister Froschpasteten, gekochten Spukfisch und gehackte Gallenblasen, und sie zeigten einander ihre Exorzismusnarben.

»Soll ich euch nicht doch ein paar Grillensandwiches machen?« fragte die Hexe die Kinder. »Das macht keine Arbeit.«

Aber Rick, Barbara und Peter sagten, sie seien rundum zufrieden mit den Äpfeln und der Schokolade, die sie sich aus dem Flugzeug mitgebracht hatten. Mit fortschreitender Nacht wurden alle immer fröhlicher. Rick wunderte sich, daß unter den Gästen ein dicker Seehundbulle war. Zuerst wollte er durch ihn hindurchgehen, um der Hexe beim Servieren der Drinks zu helfen, aber dabei fiel er über den durch und durch festen Körper der Robbe.

»Das ist Henry«, erklärte Susi. »Roses Dinner. Er mag sie so sehr, daß er niemand anders an sich saugen läßt. «

Der Daumen vom Schwebenden Kilt erschien kurz nach Mitternacht. Und dann passierte noch etwas Erfreuliches: Die Graue Lady fand ihr Gebiß. Jedenfalls sagte sie, es seien ihre Zähne, und sie würden gut sitzen. Sie war etwas Luft schnappen gewesen und hatte dabei gedankenlos die Erde von Tante Hortensias Grabstelle durchwühlt, und auf einmal waren sie dagewesen.