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«Wenn alles nach Plan läuft, Sir, in drei Tagen. Über uns treiben schon mächtige Schollen und Eisberge. Am Pol muß eine unnatürliche Wärme herrschen, die Gletscher kalben wie verrückt.«

«Stimmt!«Adam schloß mit einem faulen Witz.»Stellen Sie sich vor, Ihr Raum X 1 geht hoch.«

«Dann schmilzt der ganze Pol, und die Welt kippt um!«

«Viel Glück, Jack. Sie können es gebrauchen. «Dann, nach einer kleinen Pause:»Ich wüßte auch keinen anderen, dem ich dieses Glück zutraue. Ende.«

«Ende, Sir!«

Nicholson legte den Hörer auf und starrte Dr. Blandy an.»Paul, du kannst lügen wie eine Hure, die eine Jungfrau spielt!«

Das Abendessen nahm Commander Nicholson nicht in der Offiziersmesse ein, zum zweitenmal nicht, um seinen Offizieren zu zeigen, wie groß seine Abneigung gegen ihre menschlichen Schwächen war. Die Offiziere verstanden das und verzehrten schweigsam das Essen, das die Ordonnanzen servierten. Um so lauter ging es bei den Maaten und der Mannschaft her. Hier sprach jeder vom Mord an Belucci, aber man sprach auch von den Mädchen. Einige wetteten, daß auch in dieser Nacht wieder die Offiziere sich die Weiber ins Bett holen würden. Wie es Belucci geschafft hatte, sich die Rothaarige zu schnappen, blieb allen ein Rätsel und nötigte ihnen

Hochachtung für den kleinen Sizilianer ab. Nur stand der gezahlte Preis in keinem Verhältnis zum gehabten Vergnügen. Einmal bumsen und dann tot… das war kein sauberes Geschäft!

Commander Nicholson erschien ganz unerwartet im Lazarett. Doc Blandy blieb im Kommandantenraum, um dort in Nicholsons Bett zu schlafen und ihn gegen Morgen abzulösen.

Im Vorraum lag der Sanitätsmaat Blides auf seinem Bett, in beiden Ohren Watte. Er grinste dumm, als der Commander eintrat und der riesige Neger Slingman mit krachenden Schuhen strammstand. Hinter der Tür, im Raum zwei, wo die Mädchen eingesperrt waren, bereitete sich wieder eine kleine Hölle vor. Dorettes Stimme tönte deutlich durch die eiserne Tür.

«Hör zu, du Niggerschwanz!«brüllte sie.»Du kannst es dreimal haben, wenn du die Tür aufmachst! Hörst du mich? So was kriegst du nie wieder! Schließ auf, du schwarzer Bulle du!«

«Ich halt es nicht mehr aus, Sir!«stöhnte Bill Slingman. Sein Boxergesicht war verzerrt. Die Maschinenpistole vor seiner Brust umklammerte er mit beiden Händen.»Lassen Sie mich ablösen, Sir. Welcher Mann kann so etwas aushalten!«

«Legen Sie die Waffe hin, Bill, und gehen Sie«, sagte Nicholson ruhig.»Ruhen Sie sich aus. Ich übernehme die Wache.«

«Sie, Sir?«Slingman riß die Augen auf.»Vorhin war Leutnant Curtis da und wollte diese Lili Petersen heraushaben. Ich habe ihn bedroht, Sir… laut Befehl.«

«Brav, Bill! Ich wußte, daß Sie Ihre Pflicht tun! Das wird nicht vergessen.«

«Danke, Sir.«

Slingman lehnte seine MPi an die Wand, grüßte und verließ fluchtartig das Bordlazarett. Commander Nicholson nahm die Waffe auf, stieß mit dem Eisenkolben gegen die Tür und wartete. Dorettes Geschrei verstummte.

«Der schwarze Boy ist weg, Miß!«sagte Nicholson.»Hier spricht jetzt der Kommandant, und er bleibt auch vor der Tür! Es hat keinen Sinn, sich weiter zu echauffieren.«

«Sie impotenter Eisenpflock!«schrie Dorette zurück.»Aber seien Sie sich nicht so sicher! Es sind noch andere Männer an Bord, die wirkliche Männer sind!«

Warten wir es ab, dachte Nicholson und setzte sich auf das zweite Bett, die Maschinenpistole quer über die Knie. Ich bin gespannt, wer zuerst kommt. Curtis war schon da. Kommt jetzt Cornell? Oder taucht Chief Collins auf? Wer wird nach Belucci sich eine Chance bei der roten Evelyn ausrechnen? Zehn haben um sie gewürfelt… wer von den Zehn ist jetzt nicht mehr zu halten? Eigentlich durfte keiner kommen, denn Slingman hat längst im Boot verkündet, wer die Nachtwache hält.

Er sah hinüber zu Sanitätsmaat Blides. Der kleine Blides starrte seinen Commander wie ein Gespenst an. Ahnte er etwas? Wußte er etwas? Wartete er auf etwas?

Das Boot rauschte durch den Ozean. Mit voller Fahrt. Es galt, die Zeit aufzuholen. Die Sonarpeilungen arbeiteten ununterbrochen, die Computernavigation steuerte das große Boot sicher dem Nordpol zu. Man fuhr knapp über dem Meeresgrund, geschickt die verschiedenen Tiefen und Gräben ausnutzend. Hier traf man auf kein fremdes U-Boot… nur ab und zu machten die Sonare ganz in der Ferne einige Körper unter Wasser aus. NATO-U-Boote oder sowjetische Unterwasserfahrzeuge, aber in dieser Entfernung von der POSEIDON I völlig ungefährlich. Vor allem aber konnte niemand die POSEIDON I anpeilen, und das war am wichtigsten.

Hinter der Tür zum Raum zwei war es still geworden, nachdem man wußte, daß Nicholson selbst im Vorraum wachte. Jeder schien den Atem anzuhalten… es war wie bei einem Raketenabschuß, bevor das Wort Zero fällt und die Zündung funktioniert.

Plötzlich ein Klopfen an der eisernen Tür! Nicholson reagierte nicht, aber er lauerte mit halbgeschlossenen Augen.

«Unterhalten Sie sich mit mir, Sir?«hörte er eine Stimme jenseits der Tür. Eine Stimme, die er in den vergangenen Stunden vermißt hatte und gegen die er sich gestemmt hatte wie Sisyphus gegen seinen Stein, der ihm immer wieder wegrollte, wenn er ihn auf des Berges Gipfel hatte. Ihre Stimme.

«Was wollen Sie?«fragte er brüsk.

«Mich mit Ihnen unterhalten, weiter nichts.«

«Ich schließe die Tür nicht auf. Ebensogut könnte man einen Tigerkäfig öffnen.«

«Ich komme allein heraus, Sir.«

«Das können Sie nicht garantieren! Außerdem. Sie gehören zu dem Klub und bleiben bei dem Klub!«

«Danke, Sie Eisenfresser! Ich wollte Ihnen nur helfen.«

«Mir helfen!«

«Für meine Freundinnen bin ich sowieso eine Verrückte.«

«Das ist sie wirklich!«hörte Nicholson Joan Hankow schreien.»Will uns überreden, wochenlang ohne einen Mann zu sein!«

Plötzlich tat ihm Monika Herrmann leid, so töricht es auch war. Er konnte sich vorstellen, wie sie versucht hatte, die anderen Mädchen zur Vernunft zu bringen, und wie man sie zuerst ausgelacht und dann beschimpft hatte. Warum hatte man denn diesen Europatrip gemacht? Um den Tower zu besichtigen? Den Kölner Dom? Den Eiffelturm? Den Petersdom? Die Akropolis? Die Burgen am Rhein? Das Matterhorn? Die Meerjungfrau von Kopenhagen? Zum Lachen, Darling! Man wollte Unterschiede sammeln: Warum kann's ein Italiener besser als ein Schwede? Und sind die Franzosen wirklich so fantasievoll und die Deutschen so romantisch? Und sagt ein Engländer hinterher tatsächlich immer: O sorry, madam? Um das festzustellen, lohnte es sich schon, um die Welt zu reisen, wenn der Papa es bezahlt.

«Gehen Sie schlafen!«sagte Nicholson energisch.

«Und das wollen Sie durchhalten?«sagte Lili Petersen.

«Ja.«

«Wie lange, Sir?«

«Drei Monate.«

Ein helles, fast hysterisches Gelächter antwortete ihm. dann trat wieder Stille ein. Es hatte keinen Sinn, mit einem Verrückten zu diskutieren.

Ungefähr eine Stunde hatte Commander Nicholson gewartet, als sich die Tür langsam öffnete. Nicholson schob den Sicherungsflügel der MPi zurück und straffte sich. Draußen im Gang brannte die Nachtnotbeleuchtung, aus Sparsamkeitsgründen wegen der Batterien, und so konnte Nicholson den Mann erst erkennen, als er im Zimmer stand. Es war Chief McLaren… der letzte, von dem Nicholson erwartet hätte, daß er sich an eines der Mädchen heranschleichen würde.

«Victor«, sagte Nicholson sanft und bog den Zeigefinger um den Abzug der Maschinenpistole.»Ihre einzige Geliebte ist doch die Atommaschine?«

«Deshalb komme ich nicht, Sir.«

«Sondern?«

«Ich weiß ja, daß Sie hier herumsitzen. Das ganze Boot weiß es. Ich will Ihnen etwas erklären.«

«Nachts um halb zwölf?«

«Bei Grundsätzlichkeiten gibt es keine Stunden, keine Zeitangaben.«

«Ich höre. Fängt interessant an, Victor.«

«Belucci hat die kleine Rote gehabt.«