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Er schwieg und wartete die Reaktion seiner Offiziere ab. Verzeih mir, Monika, dachte er dabei. Ich muß dich mit in diesen Topf werfen. ich kann nicht sagen, vier Weiber und ein vernünftiges Mädchen.

«Das wird man spätestens erfahren, wenn wir mit zwei Mann weniger jenseits des Nordpols ankommen!«brummte Dr. Blandy.»Das eine möchte ich hier feststellen: Ich werde als Todesursache keine Lungenentzündung eintragen!«Er blickte sich herausfordernd um.»Wenn ihr das etwa denkt oder von mir verlangt. natürlich, das wäre der einfachste Weg, warum sollen auf einer monatelangen Fahrt unter Wasser nicht zwei Männer eines natürlichen Todes sterben? Ich weigere mich als Arzt, falsche Todesscheine zu unterschreiben!«

«Das wäre wirklich die genialste Lösung unseres Problems«, sagte Chief Collins trocken.»Und ich bin sicher, daß auch die Mannschaften und Maate das Maul halten. Sie alle kennen ja die Konsequenzen.«

«Das ist das Letzte!«Dr. Blandy sprang auf.»Sind hier nur Gauner an Bord?«

«Vergessen Sie nicht, Doc, wem wir den Besuch an Bord verdanken!«Leutnant Curtis schob sich nach vorn. Nicholson sah ihn scharf an. War er es? dachte er. Warum macht er sich zum Wortführer der Offiziere? Er hatte Wache in der Kommandozentrale. Von dort bis zu Duff und zurück sind es sechs Minuten vielleicht, einschließlich Mord. Aber Curtis hat mit Cornell Schach gespielt. Oder war es Cornell, und Curtis gibt ihm nur das Alibi?

«Wer hat auf seine Kappe genommen, daß wir die Mädchen auffischten?«sagte Curtis laut.

«Ich habe nicht damit gerechnet, daß wir an Bord dreihundert Dauerständer haben!«brüllte Dr. Blandy zurück.

«Aber ich habe es dir gesagt, Paul!«Nicholson erhob sich von der Bettkante.»Unter uns lebt ein Doppelmörder. Ob wir ihn jetzt, nach Duffs Tod, noch entlarven, ist ungewiß. Duff kannte ihn, oder er ahnte zumindest, wer es sein könnte. Darum mußte er sterben. Dem Mörder war klar, daß Duff mit diesem Wissen nicht lange würde ruhig leben können. Gerade unser kleiner Duff nicht… ihn hätte sein Wissen innerlich zerfressen, und dann wäre er zu mir gekommen. Das hat der Mörder mit Erfolg verhindert. Und jetzt ist seine Sicherheit enorm. Nur sollte er eins nicht vergessen: Er befindet sich auf einem Boot, das ein Jack Nicholson führt. Und wir bleiben noch über zwölf Wochen unter Wasser! Es wird kein Tag, keine Stunde in diesen zwölf Wochen vergehen, in der ich ihn nicht jagen werde! Und ich bin sicher, daß ich ihn habe, bevor wir wieder in Norfolk einlaufen! Ich glaube, meine Herren, Sie alle kennen mich noch nicht gut genug! Sagen Sie das auch den Maaten und Mannschaften. Ich danke Ihnen, meine Herren!«

Die Offiziere strafften sich, grüßten und verließen dann schnell und wie geohrfeigt die enge Kabine. Nur Dr. Blandy blieb zurück und setzte sich ächzend auf einen der zwei Stühle in der Kajüte.

«Das war eine offene Kampfansage, Jack«, sagte er.

«Das sollte sie auch sein!«Nicholson zeigte auf den toten Duff.»Ich bin sicher: Er kannte den Mörder von Belucci, und er wäre auch zu mir gekommen! Ich hätte ihn weichgeknetet… die Sache mit dem Würfelspiel um die Weiber war der Anfang. Da mußte der Mörder noch einmal handeln… und zwar fix, das habe ich nicht überlegt. Insofern fühle ich mich mitschuldig an Duffs Tod!«

«Um Gottes willen, laß bloß nicht solche Komplexe aufkommen!«Dr. Blandy lehnte sich zurück und blickte zur Decke.»Du hast einen bestimmten Verdacht, Jack?«

«Wieso?«Nicholson ließ noch einmal alle Gesichter seiner Offiziere im Geist an sich vorbeiziehen. Überall nur Betroffenheit und Entsetzen. War der Mörder unter ihnen, war es ein Bursche mit ungeheuren Nerven.

«Du bist so sicher, daß du den Mörder bis zur Rückkehr gefunden haben wirst?«

«Er wird sich selbst verraten, Paul.«

«Jetzt? Wo Duff tot ist? Er hat keinen Grund mehr zur Panik.«»Du glaubst also auch, daß der kleine Duff mehr wußte, als er gestern gesagt hat.«

«Es scheint so«, sagte Dr. Blandy vorsichtig.»Sonst gäbe es wirklich keinen Grund, ihn umzubringen. «Er strich sich über das Gesicht und ließ seine breite schwere Hand auf der Stirn liegen.»Wie willst du aus diesem Scheißdreck bloß wieder herauskommen?«

«Überhaupt nicht. Das ist mir klar.«

«Was heißt das?«

«Das ist meine letzte Fahrt. Man wird mich in Norfolk vor ein Militärgericht stellen, und dann bin ich Zivilist. Unehrenhaft entlassen, hinausgeworfen aus der Navy, ein Arbeitsloser auf Stellensuche. Und jeder, der meine Papiere durchsieht, wird sagen: Was? Sie waren Commander und sind geflogen? Und da meinen Sie, bei uns könnten Sie unterkriechen? No, Mister Nicholson! Und dieses NO wird mich mein ganzes Leben begleiten.«

«Wir könnten uns zusammentun, Jack.«

«Wir? Du bist Marinearzt.«

«Ich werde genauso fliegen wie du! Und wenn sie beide Augen zudrücken, mach ich ihnen beide Augen auf und gehe von allein! Wir könnten in den Mittleren Westen gehen. Ich mach eine Praxis auf, und du bekommst eine Arzneimittelvertretung. Dafür kann ich sorgen. Und dann können sie uns alle kreuzweise.«

«Das hört sich gut an«, meinte Nicholson skeptisch.

«Sehr gut sogar! Wieviel abgehalfterte Offiziere lagen nach dem Krieg auf der Schnauze und rissen sich um einen Job? Jack, laß uns das alles beschleunigen. kehren wir einfach um!«

«Nein!«

«Für uns alle aber wäre das besser! Auch für die Mädchen!«

«Ich erfülle erst meine Pflicht, Paul! Vielleicht verzichten sie dann auf eine Gefängnisstrafe und schmeißen mich nur hinaus! Das ist meine einzige Chance.«

«Wie du willst. Du bist und bleibst eben ein sturer Sack!«Dr. Blandy erhob sich und schaute auf den zugedeckten Duff.»Wohin mit ihm?«»Welche Frage.«

«Willst du ihn konservieren und zurück nach Norfolk bringen?«

«So kann auch nur ein Mediziner reden!«

«Ich weiß, daß du uns Ärzte für rohe Burschen hältst. Aber man wird doch noch fragen dürfen, was du mit Duff machen willst! Durch die Taucherschleuse ins Meer befördern?«

«Taucherschleuse!«Nicholson fuhr mit der flachen Hand an die Stirn.»Daß ich das übersehen konnte! Natürlich, das ist es.«

«Was?«

«Durch die Taucherschleuse hat der Mörder auch Beluccis Leiche beseitigt!«

«Unmöglich. Dabei wäre er gesehen worden! Sie ist im untersten Deck.«

«Und durch dreifache Schotten gesichert. Wenn er einmal durch die erste hindurch ist, kümmert sich keiner mehr um ihn. Wer denkt denn daran, daß jemand heimlich in der Schleuse steht?«

«Man hätte im Boot den Luftdruckausgleich gehört. Auf jeden Fall hätte ihn McLaren auf seinen Kontrolluhren gesehen. «Dr. Blandy winkte ab.»Beluccis Verschwinden bleibt ein Rätsel.«

«Auf einem U-Boot gibt es keine Rätsel, Paul! Wir sind ein rundum geschlossener Stahlkörper, und was in ihm passiert, ist überschaubar.«

«Und trotzdem haben wir zwei Tote. Ermordete!«Dr. Blandy nickte zu dem toten Duff hinüber.»Das Problem bleibt. Was tun wir mit ihm?«

«Er bekommt morgen früh sein Seemannsbegräbnis.«

«Das heißt: auftauchen.«

«Ja. «Nicholson stand auf und reckte sich. Dann lehnte er sich an die Wand und schloß die Augen. Vor Müdigkeit fiel er fast um.

«Leg dich hin«, sagte Dr. Blandy.»Ich paß auf die Weiber auf und stelle eine Wache vor Duffs Kabine. Du mußt ein paar Stunden schlafen.«

«Schlafen! Jetzt schlafen?«

«Ein ärztlicher Befehl, Jack!«Dr. Blandy faßte Nicholson unter und schob ihn aus Duffs Kabine.»Wenn du erst liegst, fallen dir die Augen von allein zu! Nur das Boot ist aus Stahl, nicht du! Und selbst Stahl wird müde und bekommt Risse eines Tages.«

Nicholson schüttelte den Kopf, aber Dr. Blandy behielt recht. Kaum lag er auf seinem Bett, fielen ihm die Augen zu, und er schlief wie betäubt, noch bevor Dr. Blandy wieder den Commanderraum verließ.