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«Ich, Sir!«meldete Bernie Cornell.»Laut Plan haben Sie jetzt Ruhe, Sir.«

«In der Zentrale Leutnant Curtis«, sagte die Stimme im Lautsprecher. Und Chief Navigator Collins fragte:»Bleibt es beim Vorkurs, Sir? Backbord von uns liegt Grönland, Sir.«

«Es bleibt dabei, Collins. Wir fahren in die Sedowtiefe hinein!«Nicholson schaltete die Rundsprechanlage aus.»Wenn man bedenkt«, sagte er ruhig,»daß unter dem Packeis eine Tiefe von fünftausendzweihundert Metern ist… das ist ein Stück der Welt, das nichts mehr hergibt, was einmal dort geblieben ist!«

Blandy verstand die Warnung. Er grunzte und ging zurück zum La-zarett.

Eine Stunde später besichtigte Nicholson die Mädchen. Vor der Tür stand wieder ein Posten mit einer Maschinenpistole. Es war Obermaat Flaggy, Vater von vier Kindern und einer der wenigen Vernünftigen an Bord, wenn es um Weiber ging. Mit Jimmy Porter hatte er deswegen schon Krach gehabt.»Als ob der ganze Inhalt des Lebens zwischen den Beinen läge!«hatte er gesagt, als Porter vorschlug, das Lazarett einfach zu stürmen und die Mädchen herauszuholen. Und Porter, der Bulle, hatte zurück gebrüllt:»Halt's Maul, Flaggy. Du hast dich zu Hause bei deiner Alten ausgeschossen. Jetzt biste leer! Ein Torpedorohr voll Luft! Aber bei uns sitzen die Rohre noch voll!«

«Etwas Neues, Obermaat?«fragte Nicholson, ehe er das Lazarett betrat.

«Nichts, Sir. «Flaggy grinste breit.»Nur der Doc hat alle Hände voll zu tun. Zwei Weiber haben einen Weinkrampf und heulen wie junge Hunde.«

«Sie werden's überleben, Flaggy!«Nicholson trat ein und hörte im Vorraum tatsächlich ein doppelstimmiges, fast hysterisches Weinen. Blides kochte den zweiten Topf Tee und hatte eine Rumflasche vor sich stehen.

«Befehl vom Doc, Sir«, sagte er sofort, als Nicholson die Flasche kritisch betrachtete.»Wir wollen die Mädchen heute einmal unter Alkohol setzen, damit sie alles vergessen. Die haben vielleicht einen Schock! Der Doktor hat schon Beruhigungsmittel gespritzt, aber sie helfen, als wär's Wasser! Dann her mit dem Rum, hat der Doc gesagt. Jawohl, hat er gesagt.«

Nicholson nickte und ging weiter. Und im Raum zwei lagen die Mädchen in ihren Betten, mit Decken umhüllt. Joan und Evelyn schluchzten und heulten und zitterten, daß ihre Betten vibrierten. Dabei waren ihre Augen starr und besaßen den unnatürlichen Glanz von Puppenaugen. Dr. Blandy saß auf Evelyns Bett, hielt ihre rech-te Hand fest und sprach wie ein Psychiater mit beschwörender, eintöniger Stimme auf sie ein. Er fuhr herum, als er die Tür hinter sich zuklappen hörte.

«Da siehst du, was passiert ist«, sagte er laut.»Die können einen Knacks fürs Leben haben! Jack, du fängst an, mir fürchterlich zu werden. Du hast die Mädchen auf dem Gewissen.«

«Nach der Alkoholkur, die du angeordnet hast, werden sie wieder in Ordnung sein. Von Alkohol, nehme ich an, verstehen sie auch was!«Er ging hinüber zu Monika und setzte sich auf ihre Bettkante. Sie begrüßte ihn nicht, sie sagte kein Wort. Sie sah ihn nur mit großen Augen an.

«Muß ich wieder eine Erklärung abgeben?«sagte er zögernd.

Sie schwieg. Endlich brachte sie mit erstickter Stimme heraus:»Ich verstehe nicht, warum Sie nicht getaucht sind.«

«Das haben Sie mir zugetraut?«

«Ja.«

«Monika.«

«Ich hatte versucht, Sie zu verstehen, und es gelang mir sogar. Jetzt verstehe ich Sie nicht mehr.«

«Monika, ich liebe Sie«, sagte er so leise, daß es Dr. Blandy unmöglich hören konnte. Außerdem übertönte das Weinen der anderen Mädchen alle übrigen Worte. Lili und Dorette schliefen fest. Bei ihnen hatte sich der Schock in bleierne Erschöpfung verwandelt.

«Das ist nicht wichtig«, sagte sie und kreuzte die Hände in ihrem Nacken.»Dies wird für mich die größte Erfahrung meines Lebens sein!«

«Ich habe deinetwegen gelogen, Falschmeldungen durchgegeben, den Kurs geändert. Nach dem Kriegsrecht bin ich ein Verbrecher. Ist das kein Beweis, Monika?«

«Und wie soll es weitergehen? Jack, es kommt der Augenblick, wo du die Mannschaft nicht mehr halten kannst. Es ist nicht deine Schuld, nicht die Schuld der Jungs. Es sind prächtige Kerle, die mit dir durch die Hölle fahren, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber ich kenne auch Evelyn, Joan, Lili und Dorette! Für sie ist es ein Sport, die Män-ner mit allen Mitteln verrückt zu machen. Sie würden nackt durchs Boot rennen, nur um zu sehen, daß sie wie ein Erdbeben wirken! Für sie ist Liebe ein grandioses Spiel, bei dem sie nie verlieren können. Daran ändert auch deine verdammte Idee nichts, uns in Todesangst zu versetzen, daß wir ersaufen! In ein paar Tagen haben sie das überwunden. Sie lachen dich aus mit deiner Moral. Sie fangen von neuem an, deine Männer verrückt zu machen. Jack, ich kenne sie doch. Joan hat es in Thailand fertiggebracht, daß drei Mönche ihretwegen aus dem Kloster geflüchtet sind! Und was sagt sie dazu? Es war ein ganz neues, ein irres Gefühl, sich an einer Glatze festzuhalten. So etwas sagt Joan. So sind sie, Jack! Ich habe es dir schon einmal gesagt. Sie haben kein Hirn. Sie denken nur mit dem Unterleib!«

«Das habe ich schließlich mitgekriegt. «Nicholson streichelte über Monikas blonde Haare, und dann über Augen, Gesicht und Nacken. Plötzlich lag seine Hand auf ihrer Brust. Monika wies diese Hand von sich.

«Nicht«, sagte sie.»Daß nicht auch du noch verrückt wirst.«

«Wenn wir uns trennen«, sagte er mit rauher Stimme.»Ich möchte wenigstens einmal spüren, daß du mich liebst. Heute nacht.«

«Das ist doch unmöglich, Jack. «Sie hielt noch immer seine Hand umklammert, weil sie wußte, daß sie sich weitertasten würde.»Ich will es auch nicht! Es wird alles nur noch komplizierter dadurch.«

Plötzlich wurde an die Tür geklopft. Nicholson zog seine Hand zurück. Blides kam herein mit einem dampfenden Topf. Sofort duftete der ganze Raum nach Rum, und Nicholson spürte in sich eine wilde Lust, sich sinnlos zu betrinken. Dr. Blandy drehte sich herum.

«Das ist gut, Blides!«sagte er mit seiner tiefen, dröhnenden Stimme.»Das wird die gerupften Vögelchen wieder die Federn wachsen lassen. Und auch ich hab's nötig. Du auch, Jack?«

«Ja!«antwortete Nicholson kurz.

Blandy stand auf, nahm Blides den Topf aus der Hand und nickte. Blides zögerte. In seinem Blick stand der Vorwurf, daß man ihm auch gar nichts gönne, wo doch ein Sanitäter im Dienst gewissermaßen geschlechtslos sei. Er machte schließlich kehrt und verließ das Zimmer. Draußen tröstete er sich, indem er die Rumflasche seufzend an den Mund setzte, während Dr. Blandy Tee mit Rum auszuschenken begann.

«Ich habe eine Stunde hinter mir!«sagte er dabei.»Ich habe die fünf Mädchen erst unter die Dusche gestellt und jede einzeln aufgetaut. Und als sie dann wieder den Mund bewegen konnten… o je! Übrigens. «Er trug zwei Becher zu Monika und Nicholson und sprach ungeniert weiter.»Das sind fünf Körper, Jack, die du in keinem Magazin findest! Und die mußt du abrubbeln, von oben bis unten und an jeder Stelle, und das allein. Da hat man einen Rum nötig. Prost, du Folterknecht!«

Er stellte die Becher auf einem Nachttisch ab und ging zu Evelyn. Sie hatte mit dem Weinen aufgehört und lag halb entblößt auf dem Bett. Die Spitzen ihrer Brüste leuchteten im kalten Neonlicht. Blan-dy deckte sie nicht zu, als er sich wieder auf der Bettkante niederließ, sondern faßte unter ihren Nacken, hob ihren Kopf hoch und setzte den Becher an ihre Lippen. Sie trank gehorsam in kleinen schmatzenden Schlucken. Wie ein Kind! Nicholson sah zwar nur Blandys breiten Rücken, aber er hatte den Eindruck, als genieße der Arzt diese Minute in vollen Zügen.

Er auch, dachte er erschrocken. Mein Gott, er auch! Wo soll das hinführen, wenn auch noch Blandy in den Armen eines Mädchens verschwindet! Ist ja vollendeter Wahnsinn! Kann ein Mädchenkörper ein ganzes bisheriges Leben ändern?

Er sah Monika an, die vorsichtig das heiße Gebräu zu sich nahm. Er sagte sich, ja, es ist wider aller Vernunft. Ja, eine Frau kann für einen Mann neue Welten und neue Himmel öffnen und Jahre oder Jahrzehnte aus seinem Leben wegzaubern. Man kann sich nicht dagegen wehren. Und wer wollte dies schon?