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»Nein, natürlich nicht«, sagte Amanda. »Setz dich zu uns.«

Cardenas stellte das Tablett auf den Tisch. »Es ist ganz schön voll hier heute Abend«, sagte sie und nahm auf dem freien Stuhl zwischen ihnen Platz.

»Aber merkwürdig still«, sagte Amanda. »Als ob die Leute hier auf einem Begräbnis wären.«

»Die Friedenstruppen sollen morgen ankommen«, sagte Cardenas und stach mit der Gabel in den Salat. »Das ist für niemanden ein Grund zur Freude.«

»Ach so«, sagte Fuchs mit einem Gefühl der Erleichterung. »Deshalb sind alle so schlecht drauf.«

»Die Leute befürchten, dass das vielleicht die Ouvertüre für eine Übernahme ist«, sagte Cardenas.

»Übernahme?« Diese Vorstellung schien Amanda zu erschrecken. »Wer sollte wohl die Kontrolle über Ceres übernehmen? Etwa die IAA?«

»Oder die Weltregierung.«

»Die Weltregierung? Die hat doch gar keine Befugnisse jenseits des geosynchronen Erdorbits.«

Cardenas zuckte die Achseln. »Es sind jedenfalls ihre Friedenstruppen, die morgen hier eintreffen.«

»Sie haben es auf mich abgesehen«, sagte Fuchs missmutig.

»Was hast du nun vor?«, fragte Cardenas.

»Ich werde jedenfalls nicht gegen die Friedenstruppen kämpfen«, sagte Fuchs und schaute Amanda in die Augen.

Cardenas kaute für eine Weile nachdenklich, schluckte und sagte dann: »In Selene haben wir es getan.«

»Was willst du damit andeuten, Kris?«, fragte Amanda schockiert.

»Nichts. Überhaupt nichts. Ich wollte damit nur sagen, dass sechs Blauhelmsoldaten in ihren schmucken Uniformen nicht Manns genug sind, um dich zu zwingen, sie zur Erde zu begleiten, Lars. Nicht, wenn du nicht gehen willst.«

»Du meinst, wir sollten gegen sie kämpfen?«, sagte Amanda mit vor Furcht zitternder Stimme.

Cardenas beugte sich zu ihr hinüber und erwiderte: »Ich meine, dass ich die Namen von hundert, gar hundertfünfzig Felsenratten nennen könnte, die dich hier gegen die Friedenstruppen beschützen würden, Lars. Du musst nicht mit ihnen gehen, wenn du das nicht willst.«

»Aber sie sind bewaffnet! Sie sind ausgebildete Soldaten!«

»Sechs Soldaten gegen die halbe Bevölkerung von Ceres? Sogar mehr als die Hälfte? Glaubst du wirklich, dass sie auf uns schießen würden?«

Amanda schaute auf Fuchs und dann wieder auf Cardenas. »Würden sie nicht einfach weitere Truppen schicken, wenn diese sechs erfolglos zurückkehren?«

»Wenn sie das versuchten, würde ich darauf wetten, dass Selene uns zu Hilfe käme.«

»Wieso sollte Selene …?«

»Weil«, erklärte Cardenas, »falls die Weltregierung Ceres übernimmt, Selene annehmen müsste, dass sie die Nächsten wären. Bedenkt, dass die Weltregierung es schon einmal versucht hat.«

»Und gescheitert ist«, sagte Fuchs.

»Es gibt aber immer noch ein paar Spinner auf der Erde, die glauben, dass ihre Regierung auch Selene kontrollieren sollte. Überhaupt alle Menschen im ganzen Sonnensystem.«

Fuchs schloss die Augen; seine Gedanken jagten sich. Er hatte nicht einmal ansatzweise mit dem Gedanken gespielt, dass Selene in seine Auseinandersetzung verwickelt werden würde. Das könnte zu einem Krieg führen, erkannte er. Zu einem ausgewachsenen Krieg mit Blutvergießen und Zerstörung.

»Nein«, sagte er laut.

Beide Frauen wandten sich zu ihm um.

»Ich will nicht der Anlass für einen Krieg sein«, sagte Fuchs.

»Dann wirst du dich morgen also den Friedenstruppen stellen?«, fragte Cardenas.

»Ich will nicht der Auslöser für einen Krieg sein«, wiederholte er.

* * *

Nach dem Essen gingen Fuchs und Amanda wieder in ihre Unterkunft. Sie stützte sich schwer auf seinen Arm und gähnte herzhaft.

»Mein Gott, ich weiß gar nicht, wieso ich mich auf einmal so schlapp fühle«, nuschelte sie.

Fuchs wusste es aber. Als Cardenas sich zu ihnen setzte, hatte er schon befürchtet, dass es ihm nicht mehr gelänge, seiner Frau das Barbiturat in den Wein zu schütten. Aber er hatte es geschafft; Kris hatte nichts gesehen, und nun schlief Amanda praktisch in seinen Armen ein.

Sie war viel zu müde, um auch nur noch an Sex zu denken. Er half ihr beim Ausziehen, und als sie den Kopf aufs Kissen bettete, war sie schon eingeschlafen.

Für eine Weile schaute Fuchs auf seine schöne Frau, und ihm traten Tränen in die Augen.

»Auf Wiedersehen, mein Liebling«, flüsterte er. »Ich weiß nicht, ob ich dich jemals wiedersehen werde. Ich liebe dich viel zu sehr, als dass ich es zulassen würde, dass du dein Leben für mich riskierst. Schlaf, meine Liebste.«

Dann drehte er sich abrupt um und verließ ihr Apartment. Er schloss sorgfältig die Tür ab, trat hinaus in den Tunnel und ging zum Lagerhaus, wo seine Leute warteten.

Kapitel 40

Oskar Jiminez war sichtlich besorgt, als Fuchs Nodon und vier weitere Mitarbeiter durch den Tunnel zum HSS-Lagerhaus führte.

»Wir sind nur zu sechst«, sagte er mit leiser und zittriger Stimme, als er neben Fuchs durch den staubigen Tunnel schlurfte. »Es ist zwar schon nach Mitternacht, aber sie haben wahrscheinlich trotzdem mindestens zehn Leute im Lagerhaus.«

Fuchs und Nodon waren mit voll aufgeladenen Handlasern bewaffnet. Die anderen mit Profilen aus Asteroidenstahl, die sie von den leeren Regalen im Helvetia-Lagerhaus abmontiert hatten. Und alle trugen Atemmasken, um den Staub zu filtern, den sie beim zielstrebigen Marsch durch den Tunnel aufwirbelten.

»Keine Sorge«, beruhigte Fuchs ihn. »Du wirst schon nicht kämpfen müssen. Wenn alles so läuft, wie ich es geplant habe, wird es keinen Kampf geben.«

»Aber wieso …?«

»Du sollst den Mann identifizieren, der Inga ermordet hat.«

»Er wird nicht da sein«, sagte der Teenager. »Sie sind abgehauen. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«

»Vielleicht. Wir werden sehen.«

»Außerdem trugen die Verbrecher Atemmasken und eine Art von Hut. Ich könnte den Kerl gar nicht identifizieren, selbst wenn ich ihn sehen würde.«

»Wir werden sehen«, wiederholte Fuchs.

Fuchs wies sie an, an einer der Sicherheitsschleusen stehen zu bleiben, die alle paar hundert Meter im Tunnel installiert waren. Er nickte einem der Männer zu, einem Lebenserhaltungstechniker, worauf der die Abdeckung über den Sensoren der Luke abmontierte.

Fuchs bedeutete seinen Leuten, durch die offene Luke zu gehen, während der Techniker die Sensoren manipulierte.

»Ich hab’s«, sagte er schließlich.

Plötzlich ertönte ein Alarm im Tunnel. Fuchs zuckte unwillkürlich zusammen, obwohl er mit dem durchdringenden Geräusch schon gerechnet hatte. Der Techniker schlüpfte im letzten Moment durch die Luke, bevor sie automatisch zuschlug.

»Schnell!«, rief Fuchs und rannte durch den Tunnel.

Ein halbes Dutzend verwirrter HSS-Leute standen vor dem Eingang zum Lagerhaus im Tunnel und ließen den Blick in beide Richtungen schweifen, als ob sie nach dem Ursprung des Alarms suchten. Sie waren in hellbraune Overalls gekleidet, auf denen das HSS-Logo prangte; keiner von ihnen trug eine Atemmaske.

»He, was ist denn los?«, rief einer von ihnen, als er Fuchs und die anderen in einer Staubwolke auf sich zu rennen sah.

Fuchs richtete den Laser auf sie. Er war unhandlich, vermittelte ihm aber ein Gefühl der Sicherheit.

»Nicht bewegen!«, sagte er.

Fünf von den sechs blieben wie angewurzelt stehen. Zwei hoben sogar die Hände über den Kopf.

Doch der Sechste knurrte: »Was, zum Fuck, glaubst du, was du hier für eine Show abziehst?« Er schickte sich an, durch den Eingang ins Lagerhaus zu verschwinden.

Und das zu verhindern, schoss Fuchs ihm ins Bein. Der Laser knisterte einmal, und der Mann jaulte auf und fiel mit dem Gesicht in den Staub. Ein qualmender schwarzer Fleck erschien auf dem Bein des Overalls. Unwillkürlich staunte Fuchs, dass der Laser keinen Rückstoß hatte, dass er weder rauchte noch nach Pulver roch.