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Sie trieben die sechs Leute ins Lagerhaus, wobei zwei ihren verwundeten Kameraden mitschleppten. Zwei weitere HSS-Leute saßen am Computer und versuchten herauszufinden, was den Alarm ausgelöst hatte, wo alle Lebenserhaltungssysteme doch im grünen Bereich waren. Sie wurden völlig überrascht und hoben die Hände über die Köpfe, als Fuchs den Laser auf sie anlegte.

Sie schauten grimmig, als ihnen bewusst wurde, dass sie Gefangene waren. Fuchs befahl ihnen, sich auf den Boden zu setzen und die Hände auf die Knie zu legen.

Vier kleine Zugmaschinen standen direkt am Eingang des Lagerhauses. Fuchs wählte vier Leute aus, um sie zu starten; dann gingen sie durch die Gänge, nahmen alles mit, das so aussah, als ob es aus dem Helvetia-Lagerhaus stammte und luden es auf die Schlepper.

»Inzwischen dürften ein paar Dutzend von unseren Leuten auf dem Weg hierher sein«, sagte der Mann, den Fuchs angeschossen hatte. Er saß mit seinen Kameraden auf dem Boden und umklammerte mit beiden Händen das Bein. Fuchs sah kein Blut aus der Wunde austreten. Der Laserpuls verschmort das Fleisch beim Eindringen nur, erinnerte er sich.

»Niemand ist hierher unterwegs«, sagte er zu dem Verwundeten. »Der Alarm ist nur in diesem Abschnitt des Tunnels ausgelöst worden. Eure Freunde schlummern selig in ihren Quartieren.«

Schließlich waren die beladenen Zugmaschinen draußen im Tunnel geparkt: Auf den Ladeflächen stapelten sich Kisten und Kartons mit dem Helvetia-Emblem.

»Ich glaube, das wäre alles«, sagte einer von Fuchs’ Männern.

»Noch nicht ganz«, sagte Fuchs. Er wandte sich an Jiminez und fragte: »Erkennst du irgendeinen dieser Männer wieder?«

Der Junge wirkte verängstigt. Er schüttelte Kopf. »Wie ich Ihnen schon gesagt habe, trugen sie Atemmasken. Und so komische Hüte.«

»Der hier vielleicht?« Fuchs tippte auf die Schulter des Manns, den er angeschossen hatte.

»Ich weiß nicht!«, winselte Jiminez.

Fuchs holte tief Luft. »In Ordnung. Bringt die Schlepper zurück in unser Lagerhaus.«

Jiminez flitzte in den Tunnel; er war heilfroh, dass er endlich die Mücke machen konnte.

»Ihr glaubt doch nicht etwa, dass ihr damit durchkommt?«, knurrte der Verwundete. »Wir werden euch dafür in Stücke reißen. Und wir lassen dich zusehen, wie wir deine Frau vergewaltigen. Wir werden es ihr …«

Fuchs wirbelte herum und trat ihm ins Gesicht, sodass er auf den Rücken fiel. Die anderen wichen zurück. »Nicht bewegen!«, rief Nodon und richtete den Laser auf sie.

Rasend vor Wut rannte Fuchs zu einem der Behälter an der Wand und zog eine Rolle Kupferdraht heraus. Er steckte den Laser in den Gürtel, wickelte das eine Ende des Drahts ein paarmal um den Hals des stöhnenden, halb bewusstlosen Manns und zerrte ihn dann auf ein Hochregal zu. Der Mann hustete, und Blut quoll ihm zwischen den eingeschlagenen Zähnen hervor.

Die anderen schauten mit großen Augen zu, wie Fuchs den Draht um den Hals des Manns verknotete und das andere Ende um einen der Stahlträger warf, der das Gestell stützte. Er zog fest am Draht, und der Verwundete wurde hochgehievt. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, und er versuchte mit beiden Händen den Draht zu lösen, der ihm in den Hals schnitt. Er wog zwar nur ein paar Kilo in Ceres’ leichter Schwerkraft, doch das genügte schon, um den Kehlkopf zu quetschen und ihm die Luft abzuschnüren.

Außer sich vor Wut wirbelte Fuchs zu den anderen HSS-Leuten herum, die im Staub saßen und zuschauten, wie ihr Anführer wild um sich schlug und nach Luft schnappte. Er zappelte mit den Beinen, und ein seltsames, unmenschliches Gurgeln entrang sich seinem blutigen Mund.

»Seht her!«, brüllte Fuchs sie an. »Seht her! So ergeht es jedem, der meine Frau bedroht. Wenn einer von euch meine Frau auch nur ansieht, werde ich ihm die Eingeweide mit bloßen Händen herausreißen!«

Das Zappeln des hängenden Manns wurde schwächer. Er verlor die Kontrolle über Blase und Darm und entleerte sie gleichzeitig. Gestank durchzog die Halle. Die Männer auf dem Boden starrten reglos und mit offenem Mund. Sogar Nodon schaute ebenso entsetzt wie fasziniert zu.

»Kommt«, sagte Fuchs schließlich. »Wir sind hier fertig.«

Kapitel 41

Diane Verwoerd lag gerade mit Dorik Harbin im Bett, als das Telefon summte und auf dem Wandbildschirm in leuchtend gelben Lettern WICHTIGE NACHRICHT blinkte.

Sie löste sich aus seiner Umklammerung und setzte sich auf.

»Es ist fast zwei«, grummelte er. »Bist du denn immer im Dienst?«

Diane schaute aber schon auf das angsterfüllte Gesicht des Anrufers und lauschte seinen atemlosen, kaum zusammenhängenden Worten. Dann zeigte der Bildschirm einen Mann, der am Hals aufgehängt war — die Augen waren ihm aus den Höhlen gequollen, und die Zunge hing ihm in geradezu obszöner Manier aus dem Mund.

»Großer Gott«, sagte Harbin.

Verwoerd stand auf und zog sich an. »Ich werde Martin persönlich davon berichten müssen. Das ist nicht die Art von Mitteilung, die man am Telefon macht.«

Humphries war noch wach; er hielt sich allein im großen Spielzimmer des Anwesens auf.

»Es gibt Probleme«, sagte sie beim Betreten des Raums.

Er hatte sich über den Billardtisch gebeugt und hielt einen Queue in der Hand. Humphries hatte viel Zeit darauf verwendet, auf dem Mond Poolbillard spielen zu lernen. Die Schwerkraft von einem Sechstel Ge wirkte sich nur minimal auf die Art und Weise aus, wie die Kugeln rollten oder an der Bande abprallten. Wenn ein Besucher ein paar Runden spielte, stellte er zunächst keinen Unterschied zur Erde fest. Das war der Zeitpunkt, wo Humphries ihm vorschlug, die nächste Runde um einen geringen Einsatz zu spielen.

»Probleme?«, sagte er voll auf den Stoß konzentriert. Und er gelang ihm; die Kugeln stießen klackend zusammen, eine der bunten Kugeln rollte zu einer Ecktasche und versank darin. Erst dann richtete Humphries sich auf und fragte: »Was für Probleme?«

»Fuchs hat das Lagerhaus überfallen und einen der Männer dort getötet. Er hat ihn aufgehängt.«

Humphries machte große Augen. »Hat ihn aufgehängt? Am Hals?«

»Die anderen haben gekündigt«, fuhr Verwoerd fort. »Sie wollen nicht in diesen Kampf hineingezogen werden.«

Er schnaubte angewidert. »Feige kleine Scheißer.«

»Sie wurden angeheuert, um Leute einzuschüchtern. Sie hätten es aber nie für möglich gehalten, dass Fuchs zurückschlagen würde. Jedenfalls nicht auf diese Art.«

»Und nun erwarten sie wohl auch noch von mir, dass ich ihnen den Rückflug zur Erde bezahle«, sagte Humphries verdrießlich.

»Das ist aber noch nicht alles.«

Er drehte sich um und stellte den Queue ins Gestell zurück. »Nicht? Was denn noch?«

»Fuchs hat ein Astro-Schiff gestohlen, die Lubbock Lights. Er ist damit …«

»Wie, zum Teufel, konnte er denn ein Schiff stehlen?«, fragte Humphries zornig.

Verwoerd achtete darauf, dass der Billardtisch zwischen ihnen stand. »Laut Aussage des Kapitäns …«

»Derselbe schlaffe Spaghetti, der schon zugelassen hatte, dass Fuchs sein Schiff auf dem Flug nach Ceres übernahm?«

»Dieselbe Person«, erwiderte Verwoerd. »Er hat der IAA gemeldet, dass ein halbes Dutzend Asiaten unter dem Vorwand, Erz zu verladen, an Bord des Schiffs gegangen wären. Sie waren bewaffnet und übernahmen die Kontrolle über das Schiff. Dann sei Fuchs mit noch einem Orientalen von Ceres gekommen — anscheinend handelte sich dabei um den Mann, in dessen Begleitung er bei der Anhörung hier war. Sie verfrachteten den Kapitän und die reguläre Besatzung des Zubringers und schickten sie nach Ceres zurück.«

»Hundesohn«, knurrte Humphries erzürnt.