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«Ist sie nie«, sagte Sam.

«Dann gingen wir hinein«, sagte ich.»Wir unterhielten uns.«»Worüber?«wollte Doone wissen.

«Über eine tolle Party, die Sam hier veranstaltet hat. Harry erzählte, daß hier im Bootshaus eine Bar und darunter eine Grotte gewesen sei. Er wollte zu den Fenstern dort drüben gehen und sah einen Brief auf dem Boden liegen. Als er sich bückte, um ihn aufzuheben, knarrte der Boden und gab nach.«

Sam stierte vor sich hin.

«Kann das denn sein?«fragte ihn Doone.»Wie lange ist es her, daß der Boden stabil genug war, um eine Party auszuhalten?«

«Letzten Juli vor einem Jahr«, sagte Sam.

«Ziemlich schnell verrottet«, kommentierte Doone in seiner Singsangstimme.

Sam antwortete darauf nichts Bemerkenswertes.

«Wie auch immer«, sagte ich,»ich zog Schuhe und Jak-ke aus, legte alles hier hin und ließ mich ins Wasser fallen, da Harry nicht wieder aufgetaucht war, wie ich Ihnen bereits erzählt habe.«

«Gut«, meinte Doone.

«Von der unteren Tür aus können Sie es besser sehen«, sagte ich, drehte mich um und ging den Pfad hinunter.»Die Tür hier unten führt ins Dock hinein.«

Sam fingerte angewidert an dem zersplitterten Türrahmen herum.

«Haben Sie diese Sauerei veranstaltet?«bedrängte er mich.

«Die Tür war nicht zugesperrt.«

«Doch, das war sie. Und weit und breit kein Schlüssel zu sehen.«

«Der Schlüssel steckte von innen im Schlüsselloch.«»Ganz bestimmt nicht.«

Sam riß die Tür auf, und unseren Augen bot sich ein mir nur allzu vertrauter Anblick; das Becken mit dem schmuddeligen Wasser, über uns das Loch in der Decke und das Rollgitter zum Fluß hin; eine Werft, die groß genug war, um einen mittelgroßen Kabinenkreuzer oder drei bis vier kleinere Boote unterzubringen.

Das Wasser roch muffig, nach Schlamm und Winter, was mir nicht aufgefallen war, als ich darin herumgetaucht war.

«Hier an der rechten Wand befindet sich eine Art Steg«, erklärte ich Doone.»Sie können ihn wegen des Hochwassers jetzt nicht sehen.«

Sam nickte.»Ein Anlegesteg, mit Pollern.«

«Wenn Sie mir hier entlang folgen möchten«, schlug ich mit entschlossenem Gesichtsausdruck vor,»dann zeige ich Ihnen bei dem Loch eine interessante Tatsache.«

Sie starrten beide mit offenkundigem Widerwillen auf die schlammige Flut; Sams Züge erhellten sich, als ihm eine akzeptablere Lösung einfiel.

«Wir schauen uns das von einem Boot aus an.«

«Was ist mit dem Gitter?«

«Das rollen wir natürlich hoch.«

«Nicht so hastig«, sagte Doone.»Das Boot kann warten. Mr. Kendall, Sie kamen durch das Loch, fanden Mr. Goodhaven und zogen ihn an die Oberfläche. Sie setzten ihn auf den Steg, tauchten dann unter dem Gitter durch und kletterten ans Ufer. Ist das soweit richtig?«

«Ja. Während ich allerdings Harry in die Ecke dort drüben zog, damit er sich besser anlehnen konnte, öffnete oben jemand die Vordertür, wie ich Ihnen berichtet habe, ging dann ohne ein Wort zu sagen wieder, und kurz darauf hörte ich, wie ein Auto, möglicherweise das von Harry, davonfuhr.«

«Hörten Sie auch ein Auto kommen?« fragte Doone.

«Nein.«

«Warum riefen Sie nicht um Hilfe?«

«Man hatte Harry hierhergelockt… Es kam mir wie eine Falle vor. Wenn man eine Falle baut, kommt man auch zurück, um zu sehen, was man gefangen hat.«

Doone warf mir einen seiner abschätzenden Blicke zu.

Sam runzelte die Stirn.»Sie können da nicht unter dem Gitter durchgetaucht sein, es geht bis auf das Flußbett hinunter.«

«Ich habe mich drunter durchgequetscht.«

«Sie haben verdammt was riskiert.«

«Das tun Sie auch, fast jeden Tag in der Woche«, sagte ich lässig.»Außerdem hatte ich keine andere Wahl. Wenn ich keinen Weg nach draußen gefunden hätte, wären wir wahrscheinlich an Unterkühlung gestorben oder ertrunken oder beides. Inzwischen wären wir längst tot, wahrscheinlich schon seit Mittwochnacht.«

Nach einem nachdenklichen Augenblick sagte Doone:»Sie sind also draußen auf der Uferböschung. Was dann?«

«Ich sah, daß das Auto weg war. Ich wollte meine Stiefel und die Jacke holen, aber die waren auch weg. Ich verständigte mich mit Harry, um ihn zu beruhigen, und dann ging ich in den großen Schuppen dort drüben, um ein Telefon zu suchen, fand aber keines.«

Sam schüttelte den Kopf.»Da ist auch keines. Wenn ich hier bin, benutze ich das tragbare Autotelefon.«

«Ich konnte auch kein vernünftiges Werkzeug finden.«

«Das ist gut versteckt«, grinste Sam.

«Da habe ich ein verrostetes Stemmeisen und einen Holzhammer genommen; das mit Ihrer Tür tut mir leid.«

Sam zuckte mit den Schultern.

«Was dann?«bohrte Doone weiter.

«Dann holte ich Harry heraus, setzte ihn in die Jolle, und wir… äh… fuhren zur Schleuse hinunter.«

«Verdammt noch mal, meine Jolle!«schrie Sam und überflog seinen künstlichen Schrottplatz mit Blicken.»Sie ist weg!«

«Ich bin sicher, daß sie unversehrt in der Schleuse liegt«, beruhigte ich ihn.»Ich habe dem Schleusenwärter gesagt, daß sie Ihnen gehört. Er hat mir versprochen, sich darum zu kümmern.«

«Sie wird sinken«, jammerte Sam.»Sie hat ein Leck.«

«Sie liegt an Land.«

«Aus Ihnen wird nie ein Schriftsteller«, meinte er.

«Warum nicht?«

«Zu verflucht sensibel.«

Er sah, daß ich mich darüber amüsierte, und grinste mich schief an.

Mir fiel etwas ein:»Was passiert mit dem Krempel, der im Dock herumschwimmt, wenn Sie das Gitter raufziehen?«

«Verdammter Mist!«

«Wovon reden Sie da?«fragte uns Doone.

«Der Untergrund des Docks besteht aus Schlamm, und er führt bergab zum Flußbett«, sagte ich.»Wenn das Gitter oben ist, gibt es kein Hindernis, das die Sachen davon abhält, durch die Strömung und die Schwerkraft in den Fluß gezogen und dort weiter stromabwärts getrieben zu werden. Leichen kommen ja oft wieder an die Oberfläche, aber gerade Sie müssen wissen, daß diejenigen, die in der Themse ertrinken, auf Nimmerwiedersehen verschwinden können, von obskuren Strömungen durch London hindurch bis ins Meer gezogen werden. «So manches Mal, wenn ich von meinem Fenster in Chiswick hinunterschaute, hatte ich mir die Schrecken tief unter der Oberfläche, für niemanden sichtbar, vorgestellt. Wie versteckte Motive, die tödlich und im Verborgenen dahintrieben.

«Jeder im Themsetal weiß, daß sie verschwinden«, nickte Doone.»Jedes Jahr verlieren wir ein paar Feriengäste. Sehr unangenehm.«

«Harrys Bein war auf irgend etwas aufgespießt«, sagte ich ruhig.»Er steckte unter Wasser fest. Er wäre in wenigen Minuten tot gewesen. Wenn Sam das nächste Mal das Rollgitter heraufgezogen hätte, wäre Harry still und leise davongetrieben, und niemand hätte je erfahren, daß er hier gewesen war. Hätte man seine Leiche weiter unten gefunden, dann wäre es eben Selbstmord gewesen. Wenn man sie nicht gefunden hätte, dann hätte er sich der Gerechtigkeit durch Flucht entzogen. «Ich machte eine Pause und fragte Sam direkt:»Wann hätten Sie das Gitter das nächste Mal heraufgezogen?«

Er antwortete sofort:»Sobald ich das Loch im Fußboden entdeckt hätte. Ich hätte mir die Sache von unten angeschaut. So wie jetzt. Aber ich komme so gut wie nie hierher. Nur im Sommer. «Er warf Doone einen schelmischen Blick zu.»Im Sommer bringe ich eine Matratze mit.«

«Und Angela Brickell?«fragte Doone.

Sam verstummte mit offenem Mund. Hundert Punkte für den Chefinspektor, dachte ich.

Ich wandte mich an Sam:»Was ist da im Dock, unter Wasser?«

«Häh?«»Wo hat sich Harry aufgespießt?«

Er riß seine Gedanken von Angela Brickell los und sagte abwiegelnd:»Keine Ahnung.«