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«Du blödes Arschloch«, sagte ich mit Nachdruck.»Der Jockey Club ist hier versammelt. Machst du dir keine Sorgen um deine Zulassung?«

Zur Antwort trat er nach hinten und traf mich am Schienbein.

«Dann werde ich alle deine Pferde reiten«, sagte ich törichterweise.

Ich ließ ihn los, schleuderte ihn in die Richtung von Sam, Perkin und dem staunenden Gareth und sah endlich, wie er von einem Dutzend Hände gepackt wurde, die ihn davon abhielten, sich seine Zukunft selbst zu zerstören. Trotzdem kämpfte er noch immer gegen sie an, drehte mir sein rachsüchtiges Gesicht zu und schrie in ungebrochener, überschäumender Wut: »Ich bringe dich um!«

Ich stand unbeweglich da und hörte mir diese Worte an. Ich dachte an Harry.

Kapitel 15

Ich entschuldigte mich bei Tremayne.

«Nolan hat damit angefangen«, sagte Mackie.

Sie schaute besorgt nach der geröteten Schwellung auf Perkins Wange, vom gleichen Kaliber wie die, die ich eingefangen hatte.

Perkin saß verärgert und verwirrt am Tisch sechs. Nachdem das Geplänkel vorbei war, zerstreute sich das Rennvolk wieder; man ließ die Band erneut aufspielen.

Nolan war nirgendwo zu sehen. Sam zog seine befleckte Jacke aus, wischte sich die blutige Nase ab, saugte an seinen Handknöcheln und fing an, Witze zu reißen; auch eine Möglichkeit, die Spannung abzubauen.

«Ich bin mit ihm zusammengerasselt, mehr nicht«, verkündete er mit tragikomischen Gesten.»Na ja, man kann sagen, ich habe ihm Fiona weggenommen und ihm gesagt, er solle sich ein anderes Füllen suchen, und schon zieht er mich am Ohr und knallt mir eine auf die Nase, und ich stehe da und blute wie ein Stier, da hab ich ihm natürlich auch eine verpaßt.«

Er sammelte ein dankbares Publikum um sich, zu dem Tremayne sich zweifellos nicht zählte. Diese Keilerei am Ende seines wunderschönen Abends verdroß ihn ungemein. Mit der gleichen mürrischen Entschlossenheit, die er in Ronnie Curzons Büro an den Tag gelegt hatte, schob er Fiona zum Tisch und auf einen Stuhl. Fiona war veräng-

stigt:»Aber, Tremayne, Sam wollte nur einen Spaß machen.«

«Er müßte eigentlich mehr Verstand haben. «Tremaynes Stimme klang rauh. Gareth, der neben Perkin stand und die Vorzeichen kannte, schaute seinen Vater mit Besorgnis an.

«Nolan hat viel durchgemacht«, sagte Fiona entschuldigend.

«Nolan ist ein gewalttätiger Mann«, stellte Tremayne unbeirrt fest.»Man geht nicht hin und schlägt mit einem Stock nach einer Klapperschlange, wenn man nicht gebissen werden will.«

«Tremayne!«Seine Schroffheit erschreckte sie, und er nahm sie sofort etwas zurück.

«Mein liebes Mädchen, ich weiß wohl, daß er dein Cousin ist. Ich weiß, daß er eine Menge durchgemacht hat, ich weiß, daß du ihn sehr magst, aber er und Sam sollten jetzt einfach nicht zur gleichen Zeit im gleichen Raum sein. «Sein Blick wanderte von ihr zu mir.»Sind Sie in Ordnung?«

«Ja.«

«John war einmalig!«sprudelte es aus Mackie hervor, und Perkin setzte eine finstere Miene auf.

Erica grinste mich wie eine Hexe an und sagte:»Sie sind ein viel zu körperbetonter Mensch für einen Literaten.«

«Wir gehen nach Hause«, sagte Tremayne ohne Vorwarnung. Er stand auf, küßte Fiona, schnappte sich die Schachtel mit seiner Silberschale und wartete darauf, daß ihm seine Söhne, seine Schwiegertochter und sein zukünftiger Biograph Gefolgschaft leisteten. Wir standen auf. Wir folgten ihm demütig. Er legte einen imposanten, auf gewisse Weise erschreckenden Abgang hin. Sein Mißvergnügen war für alle weithin sichtbar, seine Miene erstickte jedes Kichern respektloser Seelen im Keim.

Niemand frotzelte. Der Respekt für Tremayne war ungebrochen, und ich sah mehr Sympathie für ihn als verstohlenes Grinsen. Und trotzdem war er es, der die schwelende Feindseligkeit zwischen seinen Jockeys auf verschiedene Arten schürte; mich zwischen sie zu plazieren war nicht das geeignete Rezept für einen Waffenstillstand.

«Ich sollte morgen vielleicht doch besser nicht reiten«, schlug ich vor, als wir den Eingang zum Parkplatz erreicht hatten.

Er blieb sofort stehen.»Haben Sie Angst?«

Ich machte neben ihm halt, die anderen drei gingen inzwischen voraus.

«Nolan und Sam mögen es nicht, das ist alles«, sagte ich.

«Sie werden verdammt noch mal reiten. Ich beschaffe Ihnen die Zulassung. Nolan wird mit den nötigen Drohungen gezähmt. Verstanden?«

Ich nickte.

Er starrte mich durchdringend an.»Hat Nolan deshalb gesagt, er wolle Sie umbringen? Außer, daß Sie öffentlich einen Narren aus ihm gemacht haben?«

«Ich denke schon.«

«Wollen Sie bei dem einen oder anderen Rennen mitreiten, oder nicht?«

«Ich will.«

«Dann trainieren Sie morgen Fringe. Und heute fahren Sie am besten mit Fiona. Sehen Sie zu, daß sie sicher nach Hause kommt. Harry wäre nicht begeistert, wenn Nolan sie belästigen würde, und Nolan bringt auch so etwas zustande.«»In Ordnung.«

Er nickte heftig und ging zu seinem Volvo, während ich ins Foyer zurückkehrte. Dort traf ich Fiona, die sich mit Nolan stritt. Sie und Erica sahen mich mit Erleichterung dazukommen, Nolan nahm mich mit frisch entfachter Wut zur Kenntnis.

«Ich hatte schon befürchtet, Sie seien gegangen«, sagte Fiona.

«Bedanken Sie sich bei Tremayne.«

Nolan sagte aufgebracht:»Warum hängt dieser Kotzbrocken überall herum?«

Trotzdem machte er keine Anstalten, mich anzugreifen.

«Harry hat ihn gebeten, mich nach Hause zu bringen«, sagte Fiona versöhnlich.»Ruh dich aus Nolan, sonst bist du morgen nicht fit für Groundsel.«

Er hörte — wie auch ich — die leichte Drohung hinter dem besorgten Ratschlag der Cousine, und wenigstens gab ihm das den Vorwand für einen Abgang, bei dem er sein Gesicht wahren konnte. Fiona betrachtete seinen langsamen Rückzug mit einem Bedauern, das weder Erica noch ich so recht zu teilen vermochten.

Ich ritt Drifter in der ersten Gruppe am Morgen und ging mitten auf der Galoppstrecke zu Boden.

Tremayne zeigte ein Minimum an Besorgnis, aber kein Mitgefühl, und die Besorgnis galt dem Pferd. Er schickte einen Burschen hinterher, um es einzufangen, und musterte mich verächtlich, als ich auf ihn zuhumpelte und mir den lädierten Schenkel rieb.

«Konzentrieren«, sagte er.»Was zum Teufel haben Sie denn da getrieben?«

«Er ist ausgebrochen.«

«Sie haben ihn nicht straff genug geführt. Keine Entschuldigungen, Sie haben sich nicht konzentriert.«

Der Bursche fing Drifter ein und brachte ihn zu uns zurück.

«Los, rauf«, sagte Tremayne verdrießlich.

Ich kletterte wieder in den Sattel. Vermutlich hatte er recht mit der Unkonzentriertheit: ein bißchen Kater war schon mit im Spiel.

Als ich am Abend zuvor nach einem letzten Schwätzchen mit Harry zurückkam, waren alle schon zu Bett gegangen. Ich war unter einem kristallklaren Sternenhimmel vom Dorf nach Hause gewandert, hatte die kalte Luft der frühen Morgenstunden in den Lungen und dachte an Mord. Der Schlaf hatte sich nur langsam und dann mit Angstträumen eingestellt. Ich fühlte mich wie gerädert, nicht erfrischt.

Ich ritt Drifter mit dem Rest der Gruppe zurück und fand mich zum Frühstück ein, in der Erwartung, daß man mir nicht erlauben würde, Fringe zu reiten. Tremayne selbst schien seit dem Finale des vergangenen Abends zunehmend deprimiert zu sein, und er tat mir leid, denn er verdiente es, voll Freude auf das Ereignis zurückblicken zu dürfen.