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«Warum sind sie nicht oben geschwommen?«fragte Tremayne frisch von der Leber weg.

«Ah. Na, dann wissen ja wohl bereits alle Bescheid. «Doone schien enttäuscht zu sein.

«John hat es uns vorhin erzählt«, bestätigte Tremayne.

Doone warf mir einen besorgten Blick zu, aber ich hatte nicht daran gedacht, daß er diese Tatsache vielleicht geheimhalten wollte.

«Sie sind nicht oben geschwommen, Sir, weil sie beschwert wurden.«

«Mit was denn?«fragte Sam.

«Mit Stücken von Pflastersteinen. Auf Ihrem Grundstück liegt eine Menge solcher Steinbrocken herum.«

«Pflastersteine?«Sam sah verwirrt aus. Dann sagte er zweifelnd:»Meinen Sie diese zerbrochenen Stücke, aus rosa und grauem Marmor?«

«Ist das wirklich Marmor, Sir?«Doone kannte sich anscheinend mit Marmor nicht so gut aus.

«Ich glaube schon.«

Doone dachte nach, traf eine Entscheidung, ging hinaus zu seinem Wagen und kam mit einem Brett von anderthalb Meter Länge zurück, das er quer über den Küchentisch legte. Obwohl es immer noch etwas feucht war, sah das alte graue Holz gut aus, als könne es seinen Zweck noch immer ebensogut erfüllen wie seine Kameraden, die im Bootshaus nach wie vor als Fußboden dienten; es schien in keinster Weise untauglich zu sein. An einem Ende der Planke, auf der Seite, die jetzt auf dem Tisch nach oben zeigte, befand sich ein länglicher, dunkler Brocken, den ich wahrscheinlich als rohen Granit bezeichnet hätte.

«Ja«, sagte Sam nach einem kurzen Blick.»Das ist Marmor.«

Er streckte die Hand aus und wollte den Brocken aufheben, doch das Brett ging einige Zentimeter in die Höhe. Sam stutzte und ließ es wieder fallen.

«Es klebt fest«, sagte Doone nickend.»Nach den anderen Steinbrocken zu schließen, die dort herumliegen, ist eine Seite, die, die am Holz festklebt, gerade und glattpoliert.«

«Ja«, bestätigte Sam.

«Wir sind der Meinung«, sagte Doone,»daß Sekundenkleber stark genug für so was ist.«

«Viele Plastikkleber schaffen das«, nickte Sam.

«Und wie kommt es, daß Sie lauter Marmorbrocken herumliegen haben?«fragte Doone, nicht ganz so bedrohlich.

«Die kamen mit einer ganzen Wagenladung Kram, den ich einer Abrißfirma abgekauft habe«, erklärte Sam, ohne ins Schwitzen zu geraten.»Mir ging es um die Wandvertäfelungen, die ich gerne für ein Boot gehabt hätte, an dem ich gerade bastelte, außerdem ein paar antike Badezimmerarmaturen. Ich mußte einen Haufen anderes Zeug mitübernehmen, zum Beispiel den Marmor. Das stammt alles aus einem Herrenhaus, das von der Firma abgerissen wurde. Sie verkaufen einzelne Sachen weiter, wissen Sie. Kamine, Türen, alles mögliche.«

Doone fragte wie nebenbei:»Haben Sie den Marmor an die Bretter geklebt, Sir?«

«Nein, ich habe es verflucht noch mal nicht getan!«explodierte Sam.

«Auf die Unterseite der Bodenbretter«, sagte ich ergänzend.

«Als ich mit Harry in den oberen Raum im Bootshaus kam, waren keine Marmorbrocken zu sehen. Ich denke, wenn da noch andere Stücke unter den Dielen kleben, können Sie sie von unten sehen, vom Dock aus.«

Widerstrebend gab Doone zu, daß sich zu beiden Seiten des Loches je ein weiteres Brett befand, an dem ein Stück Marmor klebte. Das Brett auf dem Tisch war ungefähr zwanzig Zentimeter breit. Harry hatte drei davon mit in die Tiefe gerissen; insgesamt waren also fünf Bretter präpariert worden. Die Falle mit dem fehlenden Stück Balken hatte also einen Durchmesser von gut einem Meter gehabt. Harry, der den Briefköder aufheben wollte, war genau in der Mitte hindurchgebrochen.

«Haben Sie jetzt genug auf meinem Grundstück herum-geschnüffelt?«fragte Sam, und Doone schüttelte den Kopf.

«Ich will an meinem Boot weiterarbeiten«, protestierte Sam.

«Jederzeit, Sir. Kümmern Sie sich einfach nicht um meine Männer — falls welche dort sind.«

«Na schön. «Sam schnellte hoch, energiegeladen wie selten ein Patient, den plötzlich die Grippe niedergestreckt hatte.»Wiedersehn, Tremayne. Wiedersehn, Mackie. Bis dann, John.«

Er stapfte in der fürchterlich grellen Jacke zu seinem Auto und fuhr laut hupend davon. Die Küche kam einem ohne Sam gleich viel lebloser vor.

«Ich hätte gerne mit Mr. Kendall allein gesprochen!«sagte Doone gelassen.

Tremaynes Augenbraue wanderte nach oben, doch er hatte anscheinend nichts dagegen einzuwenden. Er schlug vor, ich solle mit Doone ins Eßzimmer gehen, während er Mackie von Roydales Galopp berichten wolle. Doone folgte mir brav mit dem Brett unter dem Arm.

Die nüchterne Einrichtung des Eßzimmers schien seine lockere Art zunächst in Steifheit zu verwandeln, doch nach kurzer Zeit kam es mir eher vor, als bereite ihm die Unsicherheit Kummer, nicht zu wissen, auf welcher Seite ich inzwischen stand, auf ihrer oder auf unserer.

Die Entscheidung fiel zugunsten unserer Seite, wobei >uns< die Polizei — oder zumindest die, die nach Fakten suchten — bedeutete. Er räusperte sich und erzählte mir, daß seine Leute mit den Stangen und Fangeisen zunächst nichts hatten finden können, was wohl daran lag, daß die Bretter nicht magnetisch sind. Ob wohl der Fallensteller, wollte er von mir wissen, den Magnetismus in seine Überlegungen miteinbezogen hatte?

Ich runzelte die Stirn.»Das wäre wohl ein bißchen überzogen«, sagte ich.»Ich denke, daß er sich nach etwas Schwerem umgeschaut hat, das man mit Klebstoff festkleben konnte, und bei all dem Krempel, der dort herumliegt, mußte auf jeden Fall etwas Passendes dabei sein. Andererseits war das ganze Ding so sorgfältig geplant, daß ich es nicht mit Sicherheit ausschließen kann.«

«Wissen Sie, wer es getan hat?«fragte er ohne Umschweife.

«Nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß.

«Sie haben doch bestimmt Ihre Vermutungen. «Er rutschte auf seinem Stuhl herum und ließ seinen Blick im Zimmer umherschweifen.»Ich würde sie gerne hören.«

«Sie sind eher negativer als positiver Natur.«

«Das ist oft genauso wertvoll.«

«Ich würde mal vermuten, der Fallensteller war Gast bei Sam Yaegers Bootshaus-Party«, fing ich an.»Sie haben mich allerdings davor gewarnt, irgendetwas zu vermuten.«

«Vermuten Sie weiter«, sagte er lächelnd und selbstzufrieden.

«Außerdem würde ich vermuten«, fuhr ich fort,»daß es sich um die gleiche Person handelt, die auch Angela Brik-kell umgebracht hat und die Schuld ein für allemal Harry in die Schuhe schieben wollte, indem sie ihn verschwinden ließ, nur leider…«

«Vermuten Sie«, spornte er mich an.

«Jeder könnte Angela Brickell umgebracht haben, es waren allerdings nur ungefähr hundertfünfzig Leute auf Sams Party, und davon waren die Hälfte Frauen.«

«Glauben Sie, eine Frau hätte so eine Falle nicht vorbereiten können?«fragte er platt.

«Klar, eine Frau hätte es sich ausdenken und die Schreinerarbeiten ausführen können. Aber welche Frau sollte Angela Brickell verführt und dazu überredet haben, mitten im Wald sämtliche Kleider auszuziehen?«

Er nagte an seinen Lippen.

«Also gut«, sagte er,»ich stimme mit Ihnen überein: Sie ist von einem Mann umgebracht worden. «Kurze Pause.»Motiv?«

«Um ein Geheimnis zu wahren, vermutlich. Angenommen, sie war schwanger. Angenommen, sie geht mit… ihm in den Wald, und sie wollen sich lieben… oder haben es gerade getan… und sie sagt: >Ich bin schwanger, du bist der Vater, was wirst du jetzt unternehmen?< Sie steckte voller verquaster religiöser Schuldvorstellungen, doch sie war selbst die Verführerin. «Ich überlegte einen Moment.»Vielleicht wurde sie umgebracht, weil sie zuviel verlangte… und weil sie nicht abtreiben wollte.«

Er gab ein Geräusch von sich, das sich wie ein Schnurren in seiner Kehle anhörte.

«Also gut«, sagte er wieder.»Methode: Strangulation. Klappt unter Garantie, wie alle hier nach dem Tod dieses anderen Mädchens, Olympia, wußten.«