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Und ein heiterer, etwas kalter, am Morgen frostiger Herbsttag, wenn die Birke sich wie ein goldener Zauberbaum am blaßblauen Himmel abzeichnet, wenn die niedrig stehende Sonne nicht mehr wärmt, aber heller als im Sommer scheint, wenn das kleine Espengehölz ganz durchscheinend ist und strahlt, als wäre es ihm leicht und lustig, so nackt dazustehen, wenn der Reif auf dem Grund der Täler liegt und der frische Wind die von den Zweigen gefallenen, vertrockneten Blätter leise bewegt und vor sich hertreibt, wenn die blauen Wogen auf dem Flusse freudig rollen, auf denen sich einzelne Gänse und Enten wiegen; in der Ferne klappert die von den Weiden halb verdeckte Mühle, und bunte Tauben kreisen über ihr in der durchsichtigen Luft …

Schön sind auch die nebeligen Sommertage, obwohl die Jäger sie nicht lieben. An solchen Tagen kann man nicht schießen: Der Vogel, der Ihnen unter den Füßen auffliegt, verschwindet sofort im unbeweglichen weißlichen Nebel. Aber wie still, wie unbeschreiblich still ist alles ringsum! Alles ist erwacht, und alles schweigt. Sie kommen an einem Baum vorbei – er rührt sich nicht, er genießt seine Unbeweglichkeit. Durch den feinen Dunst, von dem die Luft gleichmäßig erfüllt ist, sehen Sie vor sich einen langen schwarzen Streifen. Sie halten ihn für einen nahen Wald; Sie kommen näher – der Wald verwandelt sich in eine Reihe hoher Wermutstauden am Rain. Über Ihnen und um Sie herum, überall ist Nebel … Da erhebt sich ein leichter Wind – ein Fetzen blaßblauen Himmels tritt verschwommen durch den schwebenden, gleichsam rauchenden Dunst hervor, ein goldig-gelber Strahl bricht plötzlich durch, rieselt als langer Strom, trifft die Felder, stößt gegen den Wald, und schon ist wieder alles bedeckt. Lange dauert dieser Kampf; aber wie unsagbar herrlich und klar wird der Tag, wenn das Licht endlich siegt und die letzten Wellen des erwärmten Nebels sich teils senken und wie ein Tischtuch ausbreiten, teils sich emporschwingen und in der tiefen, zartglänzenden Höhe verschwinden …

Sie fahren zur Jagd in die Steppe. Zehn Werst weit haben Sie sich auf Feldwegen fortbewegt, und da ist endlich die Landstraße. An endlosen Wagenzügen, Herbergen mit kochenden Samowars unter den Dachvorsprüngen, mit weit geöffneten Toren und Brunnen, aus einem Dorf ins andere, über unabsehbare Felder, an grünen Hanfpflanzungen vorbei, fahren Sie lange, lange. Die Elstern fliegen von einer Weide auf die andere, Weiber mit langen Rechen in der Hand gehen langsam ins Feld; ein Wanderer in einem abgetragenen Nankingkaftan, den Reisesack auf dem Rücken, schleppt sich mit müden Schritten daher; eine schwere Gutsbesitzerskutsche, mit sechs großen, abgehetzten Pferden bespannt, schwimmt Ihnen entgegen. Aus einem Fenster der Kutsche schaut der Zipfel eines Kissens hervor, und auf dem hinteren Tritt sitzt auf einem Sack, sich mit den Händen an der Schnur festhaltend, seitwärts ein Lakai in einem Mantel, bis an die Brauen mit Schmutz bespritzt. Da kommt ein Kreisstädtchen mit schiefen, hölzernen Häuschen, unendlichen Zäunen, unbewohnten, steinernen Warenlagern und einer alten Brücke über einer tiefen Schlucht … Weiter, weiter …! Nun beginnt die Steppe. Wenn man vom Hügel herabblickt, welch eine Aussicht! Runde, niedere, bis oben beackerte und besäte Hügel laufen in breiten Bogen auseinander; von Sträuchern überwucherte Schluchten winden sich zwischen ihnen hindurch; als längliche Inseln liegen kleine Wälder verstreut; von einem Dorf ins andere laufen schmale Wege, weiß schimmern die Kirchen; zwischen dem Weidengebüsch glänzt ein Flüßchen, an vier Stellen von Dämmen durchschnitten; weit im Feld stehen in langen Reihen Trappen; ein altes Herrenhaus schmiegt sich mit seinen Nebengebäuden, seinem Obstgarten und seiner Tenne an einen kleinen Teich. Aber Sie fahren immer weiter und weiter. Die Hügel werden immer niedriger, es sind fast keine Bäume mehr zu sehen. Da ist sie endlich die grenzenlose, unabsehbare Steppe …!

Und an einem Wintertag über die hohen Schneehaufen auf die Hasenjagd zu gehen, die scharfe, frostige Luft zu atmen, die Augen unwillkürlich vor dem blendenden Funkeln des weichen Schnees zu schließen, den grünen Himmel über dem rötlichen Wald zu bewundern …! Und die ersten Frühlingstage, wenn alles ringsum glänzt und zusammenstürzt, wenn durch den schweren Dunst des geschmolzenen Schnees der Geruch der erwärmten Erde aufsteigt, wenn auf den schneefreien Stellen unter den schrägen Sonnenstrahlen vertrauensvoll die Lerchen singen und mit freudigem Brausen und Brüllen die Frühlingsgewässer von Schlucht zu Schlucht strömen … Ich muß aber schließen. Es ist gut, daß ich auf den Frühling zu sprechen kam – im Frühling ist die Trennung leicht, im Frühling fühlen sich selbst die Glücklichen in die Ferne hingezogen …

Leben Sie wohl, Leser; ich wünsche Ihnen ständiges Wohlergehen.

Ende