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»Maya. Sie macht sich Sorgen, Forral, und ich auch.«

»Bei den Göttern, weiß denn dieses durchtriebene Weibsstück alles? Bei euch beiden hat ein Mann nichts mehr zu lachen.«

»Das ist doch nur so, weil du uns wichtig bist«, sagte Aurian sanft.

Forral legte den Arm um sie. »Ich weiß, Liebes, und es tut mir leid. Ein Mann wird empfindlich, wenn er weiß, daß er sich wie ein Dummkopf aufführt. Es war nur – nun, es war wegen dir.«

»Wegen mir?«

Er nickte. »Ich weiß nicht, von wann an ich dich nicht mehr als Kind angesehen habe, aber als es soweit war – nun, ich habe früher schon Frauen gehabt …«

»Ach?« In Aurians Stimme schwang ein gefährlicher Unterton mit. Seine verflossenen Geliebten waren das letzte, über das sie jetzt reden wollte.

»Aber niemals für lange«, sagte Forral hastig und strich ihr durchs Haar. »Jedenfalls, ich wußte, daß du für mich die gleichen Gefühle hegtest. Ich habe versucht, es nicht zuzulassen, es nicht geschehen zu lassen, dich zu beschützen, aber ich wußte, daß ich dich damit verletzte, und es tat mir ebenfalls weh – und so habe ich eben angefangen zu trinken.«

»Ach, warum hast du denn nichts gesagt?« verlangte Aurian zu wissen. »Denk doch an all die Zeit, die wir verschwendet haben!«

Forral seufzte. »Komm, laß uns darüber ein andermal reden. Wir waren so glücklich heute, ich möchte es uns nicht verderben.«

»Nein«, sagte Aurian heftig, »ich will es wissen. Du hast ja selbst gesagt, daß ich kein Kind mehr bin. Hat es etwas mit diesem dummen Verbot von Verhältnissen zwischen Magusch und Sterblichen zu tun? Denn darüber habe ich mir bereits Gedanken gemacht, und ich kümmere mich nicht darum. Wenn es nötig ist, können wir zusammen fortgehen. Miathan gehört nicht die Welt.«

»Nein, es geht nicht um Miathan, obwohl es schwierig genug werden wird, wenn er von uns erfährt. Aber es gibt etwas, das du noch nicht berücksichtigt hast.« Forrals Gesicht wurde sehr ernst. »Aurian, du bist eine Maguschgeborene. Wenn dich nichts umbringt, dann kannst du leben, solange du willst. Bei mir ist es etwas anderes – ich bin ein Sterblicher. Ich bin kein junger Mann – ich bin jetzt über vierzig –, und selbst wenn ich die Gefahren eines Kriegerlebens überstehe, was meinst du, wie viele Jahre mir noch bleiben werden? Ich habe versucht, zu verhindern, was geschehen ist, weil ich dich liebe, weil ich allzu bald schon nicht mehr sein werde und weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, dich allein in Trauer zurückzulassen.«

Aurian verspürte einen schwindelerregenden Ruck in ihrer Magengrube. Forrals Sterblichkeit hatte sie tatsächlich nie bedacht. Während sie ihn erschreckt anstarrte, schien der Raum um sie herum zu verschwinden, und sie fühlte den gleichen drohenden Schauer einer Vorahnung wie am Morgen. Es schien ihr, als hätte sich über seine Züge eine Vision des gleichen, geliebten Gesichts gelegt, das aber bleich und bewegungslos war, die Augen zum Todesschlaf geschlossen. »Nein!« Ihr eigener schriller Schrei riß sie in die Wirklichkeit zurück. Die Vision verschwand, als sie sich schluchzend in Forrals Arme fallen ließ.

Er hielt sie fest umschlungen, und sie schien seine Kräfte, die Kräfte eines Kämpfers, in sich aufzunehmen. Sie richtete sich kerzengerade auf, wischte sich die Augen aus und streckte ihr Kinn zu der bekannten trotzigen Geste vor. »Wenn Kummer der Preis unserer Liebe ist«, sagte sie, »dann werde ich diesen Preis zahlen. Vielleicht nicht gern, aber voll und ganz. Ich liebe dich, Forral. Ich habe seit Jahren auf dich gewartet, und ich lasse dich jetzt nicht los. Selbst die Magusch leben nicht ewig. Wir werden vielleicht eine Zeitlang getrennt sein, aber eines Tages werde ich dich wiederfinden, das verspreche ich dir, in einer jenseitigen Welt. Wenn ich es ohnehin schon mit Miathan zu tun bekomme, dann werde ich auch mit dem Tod fertig werden, wenn es erst sein muß.«

Forral hatte Tränen in den Augen, aber er lächelte. »Mein Kämpfer«, sagte er unbeholfen. »Ich bin froh, daß du auf meiner Seite stehst.«

»Immer. Und ich werde noch eine gute Weile dort bleiben!«

Forral drückte sie. »Die Götter mögen jedem beistehen, der versucht, zwischen uns zu kommen. Aber eins noch, Liebes. Wenn ich tot bin …«

»Sag das nicht!« schrie Aurian.

»Nur dies eine Mal«, sagte Forral bestimmt, »und ich möchte, daß du behältst, was ich dir jetzt sagen werde. Du kennst die Trauer noch nicht, aber ich kenne sie, und ich will dich warnen. Wenn ich sterbe, dann wirst du mir vielleicht zunächst folgen wollen. Tu es nicht! Du bist gesegnet mit dem Geschenk der Jahre, Aurian, und darüber hinaus mit manchen anderen Gaben. Es wäre eine schwere Sünde, diese Geschenke fortzuwerfen. Ich kann zu unserer Liebe nicht stehen, wenn sie dich deiner Zukunft beraubt. Nein, Liebes – wenn ich nicht mehr bin, dann will ich, daß du jemand anderen findest, sobald du kannst, und glücklich mit ihm wirst.«

»Wie könnte ich das?« Aurian protestierte bitterlich. »Wie kannst du so etwas von mir verlangen?«

»Weil ich dich liebe und weil ich nicht will, daß du deinen Weg durch die Jahre allein gehst. Das wäre dumm und ungerecht. Ich habe viele gesehen, die über dem Jammer am Grab ihrer Lieben ihr Leben verschwendet haben. Ich werde bei dir sein, wo immer du bist, in deinem Herzen. Wenn ich dich jemals an meinem Grab erwische, werde ich – dann werde ich es, auf dich herabregnen lassen, du wirst es ja sehen!«

Ungeachtet ihres Ärgers mußte Aurian darüber lachen, und mit dem Stimmungswechsel wandten sie sich erfreulicheren Dingen zu. Aber Aurian nahm sich seine Worte zu Herzen. Sie hatte das Gefühl, als machten sie diese Worte älter und trauriger, aber zugleich auch stärker und bestimmter als je zuvor. Jetzt, da sie um die Vergänglichkeit ihrer Liebe zu Forral wußte, bekam sie einen bittersüßen Geschmack, aber dennoch blieb sie unendlich köstlich.

Miathan hatte Aurian am Tag zuvor vermißt. Sobald sie Hand in Hand mit Forral in seine Gemächer eintrat, wußte er, wo sie gewesen war und warum. Forral machte keine Verbeugung. »Erzmagusch«, sagte er gelassen, »Aurian und ich sind ein Liebespaar.«

Bei den Worten dieses Emporkömmlings von einem Sterblichen zogen sich Miathans Eingeweide in eisiger Wut zusammen. Aurian erwiderte seinen Blick mit bleichem Gesicht, aber ohne die geringste Reue zu zeigen. Er richtete seinen Zorn auf Forral. »Verführer!« zischte er, und seine Stimme zitterte vor Erbitterung. »Gesetzesbrecher! Krimineller!«

»Wie bitte?« Aurian brannte vor Entrüstung. »Du wagst es, Forral anzuklagen …« Sie verschluckte den Rest des Satzes mit einem Seitenblick auf den Krieger, und Miathan sah, wie sie zu kämpfen hatte, um ihren Ärger zu überwinden. Ah, dachte er. Sie hat es ihm also nicht erzählt.

»Was ihr getan habt, ist verboten«, bellte er.

»Unsinn!« gab Aurian scharf zurück. »Die Bestimmung zum; Verhältnis der Magusch zu den Sterblichen ist kein Gesetz und gehört auch nicht zum Maguschkodex. Es ist eine Empfehlung? aus praktischen Erwägungen heraus. Wenn Forral und ich mit dem Problem leben können, was geht es dich dann an?«

Miathan war außer sich vor Wut. »Es wird der Skandal in der ganzen Stadt sein! Wie kannst du es wagen, das Maguschvolk und mich auf diese Weise in solch eine peinliche Situation zu bringen?«

»Nicht so, Miathan«, mischte sich Forral ein. »Die Leute schätzen Aurian nach der Geschichte mit der Dürre anders ein als die übrigen Magusch. Sie sehen sie zusammen mit mir, sehen sie zur Garnison gehen oder von dort kommen, und, frei heraus, sie halten sie für wesentlich annehmbarer als den Rest von euch. Meine Leute sehen sie bereits als eine der ihren an, und die Soldaten werden schnell mit jedem unziemlichen Gerede fertig werden. Vannor hält ebenfalls sehr viel von ihr, so daß auch die Kaufleute keine Schwierigkeiten …«

»Nun, es wird Schwierigkeiten von den Magusch geben!« wütete Miathan. »Dafür werde ich dich vernichten, Forral. Ich lasse dich aus dem Rat werfen! Aus der Stadt verbannen …«

Forral lächelte kalt. »Das glaube ich nicht, Erzmagusch. Du mußt wissen, daß es nicht länger deine Sache ist, zu bestimmen, wer im Rat das Militär vertritt. Es wird dich vielleicht interessieren, zu erfahren, daß ich meinen Nachfolger bereits ernannt habe, für den Fall, daß mir irgend etwas zustoßen sollte. Du kennst Maya, die stellvertretende Kommandantin? Aus irgendeinem Grund hat sie nichts übrig für die Vorstellung, daß die Magusch Nexis beherrschen. Du wirst sicher viel Freude daran haben, dich mit ihr im Rat herumzustreiten. Vannor freut sich schon darauf.«