Выбрать главу

»Finbarr scheint glücklich zu sein heute abend.« Eliseth ließ sich auf dem leeren Stuhl neben der Heilerin nieder. Meiriel verzog mißfällig das Gesicht. Sie wäre ganz gut ohne die Wettermagusch und deren feige Unterstellungen ausgekommen. Sie zuckte die Achseln und zwang sich zu einem Ausdruck von Gleichgültigkeit. »Es ist eine Seltenheit, wenn Finbarr sich einmal aus seinen Archiven zu einer Feier herauslocken läßt. Er ist den Wein nicht gewöhnt.«

Trotz ihrer Bemühungen brach ihr Ärger, den sie hatte verbergen wollen, jetzt hervor. »Aurian hat ja wirklich ihren Spaß – aber ihr gefällt es ja auch, mit diesem niedriggeborenen, sterblichen Abschaum von der Garnison herumzupoussieren …«

»Als ob wir das nicht alle wüßten!« sagte Eliseth mitfühlend. »Glaub mir, Meiriel, es ist doch ganz klar, was da auf uns zukommt. Dieser armselige Schwertkämpfer verbringt ja die Hälfte seiner Zeit hier und entweiht unsere Hallen mit seiner Gegenwart. Bald wird sie auch ihre anderen sterblichen Freunde einladen, und mit unserem Frieden und unserer Abgeschiedenheit wird es für immer vorbei sein. Warum schiebt Miathan dem nicht einen Riegel vor?«

»Du weißt doch, warum«, sagte Meiriel säuerlich. »Aurian wickelt den Erzmagusch um den kleinen Finger.«

»Nicht nur den Erzmagusch, wie es scheint.« Eliseth deutete auf den Nachbartisch, wo Finbarr und D’arvan mit Aurian lachten und tranken. Der Hieb hatte gesessen. Meiriel, deren Gefühle durch den Wein bereits in Aufruhr geraten waren, spürte, wie sie vor Wut rot anlief. »Kümmere du dich um deine eigenen Angelegenheiten, du mieses Stück!«

Eliseths verständnisvoller Gesichtsausdruck änderte sich nicht. »Ich wollte dich nur warnen«, sagte sie sanft. »Aber wenn du es selbst gemerkt …« Sie sprach nicht weiter und vertraute darauf, daß die erzielte Wirkung dadurch um so größer war. »Hast durch schon einmal darüber nachgedacht«, fuhr sie dann fort, »daß Aurian, sollte sie jemals aus Ehrgeiz ihren sterblichen Liebhaber aufgeben – denn mit einem so skandalösen Verhältnis könnte sie niemals das Amt des Erzmagusch antreten –, sich einen Partner unter den Magusch suchen würde?«

Meiriel starrte sie an. »Was willst du damit sagen?«

Eliseth zuckte mit den Schultern. »Nur, daß die Möglichkeiten begrenzt sind. Sie haßt Davorshan und Bragar; D’arvan ist so gut wie nutzlos, und es macht die Runde, daß sie Miathan bereits zurückgewiesen hat, dumm wie sie ist.«

»Finbarr würde mich niemals verlassen!« Es klang kaum überzeugend, nicht einmal für ihre eigenen Ohren. Meiriel hatte in letzter Zeit eifersüchtige Gedanken gehegt – seit Finbarr bei dieser unappetitlichen Geschichte mit dem Sterblichen Aurians Partei ergriffen hatte.

»Na, dann ist ja alles in Ordnung. Dann brauchst du dir wohl keine Sorgen zu machen«, sagte Eliseth herzlich. »Ich wollte dir eigentlich einen kleinen Vorschlag machen, der dich interessieren könnte, aber …«

»Was?« Es entfuhr ihr schärfer, als beabsichtigt, und sie verfluchte den Ausrutscher, als sie die Wettermagusch lächeln sah.

Eliseth beugte sich zu ihr hinüber. »Du kennst doch Miathans Abscheu, was Mischlinge betrifft. Wenn Aurian nun ein Balg von dem Schwertkämpfer bekäme, dann würde der Erzmagusch sie mit Sicherheit für immer ins Exil schicken.«

Sie lehnte sich zurück und beobachtete Meiriels Gesicht genau.

»Aber Aurian würde das nie geschehen lassen – und sie hat diese Dinge nur allzugut unter Kontrolle. Ich habe es ihr selbst beigebracht.«

»Aber du bist die Heilerin, Meiriel. Du mußt die Kräfte haben, um das rückgängig zu machen, was du ihr beigebracht hast – das heißt, wenn du es willst. Denk einmal darüber nach. Ein einziger kleiner Gegenzauber würde uns Aurian und ihren unheiligen Einfluß für immer vom Hals schaffen. Eigentlich wäre es für alle Beteiligten das beste. Aurians Gefühle ziehen sie mehr und mehr zu den Sterblichen hin – das ist für uns zwar schwer vorstellbar, aber es ist so. Am besten nimmt man ihr die Entscheidung ab: Sie wird anderswo glücklicher sein, und sie und Forral könnten zusammen in Frieden leben.« Eliseth zuckte die Achseln. »Und eine bessere Gelegenheit als heute nacht wird sich nie wieder bieten. Aurian hat schon ziemlich viel getrunken – sie amüsiert sich so, daß sie gar nicht merken wird, daß du sie beeinflußt. Sie wird denken, daß es ihr eigener Ausrutscher war, wenn sie es herausfindet. Sie würde dich nie verdächtigen.«

Als sie sich wieder Davorshan und Bragar zugesellte, lächelte Eliseth. »Nun?« fragte Bragar sie. »Wie ist es gelaufen?« Der Mann würde niemals Zurückhaltung lernen.

»Es hätte kaum besser sein können.« Die Wettermagusch setzte sich, strich ihren Rock mit pingeliger Sorgfalt glatt und schenkte sich selbst einen Kelch Wein ein. »Genau, wie ich gedacht hatte – es war kinderleicht, Meiriels lächerliche Eifersucht für unsere Ziele einzusetzen. Sie hat natürlich alles weit von sich gewiesen und gesagt, daß sie so etwas niemals in Erwägung ziehen könne, aber die Saat ist gesetzt. Sie wird es tun, keine Sorge.«

Mit einem blendenden Lächeln wandte sie sich Davorshan zu und registrierte mit Wohlgefallen den Arger auf Bragars Gesicht. Solange die Dummköpfe sich gegenseitig im Wettstreit um ihre Gunst an die Gurgel gingen, konnte sie leicht beide beherrschen. »Nun, Davorshan« gurrte sie, »jetzt, da mit Aurian alles in die Wege geleitet ist, können wir uns der Aufgabe zuwenden, deinen unglückseligen Bruder loszuwerden. Warum holst du nicht noch etwas Wein? Mir ist plötzlich so nach Feiern zumute!«

Nachdem sie die Akademie erreicht hatten und von den Wachen am Tor strengstens ermahnt worden waren, keinen Lärm mehr zu machen, standen Anvar und Forral schließlich auf unsicheren Füßen vor Aurians Räumen. »Komm rein, Junge«, sagte Forral fröhlich, wenn auch etwas undeutlich. »Komm und laß uns noch eins mit Aurian trinken. Du hast mit ihr ja noch gar nicht angestoßen, und das wird ihr überhaupt nicht gefallen. Sie wird verrückt, wenn du es nicht tust. Und wir wollen sie doch nicht verrückt machen«, fügte er in einem übertriebenen Flüstern hinzu und machte dabei ein solches Gesicht, daß Anvar sich an der Wand abstützen mußte, um nicht vor Lachen zusammenzubrechen. Forral öffnete die Tür, und die beiden fielen praktisch ins Zimmer.

Aurian mußte selbst auch ganz nett gefeiert haben – nach ihrem geröteten Gesicht und dem Blitzen ihrer strahlend grünen Augen zu urteilen. Sie hatte die düstere Robe der Magusch und die praktische Kampfkleidung, die sie für gewöhnlich trug, abgelegt und mit ihrem Feststaat vertauscht – einem rotgoldenen, langen Kleid aus Samt mit tiefem Ausschnitt und langen, wallenden Ärmeln. Ihr üppiges feuerrotes Haar wurde von einem lockeren Netz aus Gold gehalten, und in dem weichen Kerzenlicht glühte sie selbst wie eine lebendige Flamme. Anvar spürte, daß sein Herz einige unruhige Sprünge machte. Er hatte nie bemerkt, daß sie so schön war. Forral beugte sich über sie und bedeckte, völlig unbeeindruckt von Anvars Gegenwart, ihr Gesicht mit Küssen. Sie lachte, schlang die Arme um seinen Hals und erwiderte seine Küsse. »Du siehst aus, als hättet ihr viel Spaß gehabt«, sagte sie mit einem Lächeln.

»Anvar und ich waren mit den Jungs und Mädels unten im Einhorn«, informierte Forral sie, »aber wir haben dich vermißt.«

»Und ich habe euch beide vermißt«, lachte Aurian. »Ich habe schon den ganzen Abend nach meinem Sonnenwendkuß geschmachtet.« Sie zog ein betrübtes Gesicht, und Forral küßte sie wieder. Dann entdeckte sie die Flasche Wein, die er in der Hand hielt. »Ach, Liebster! Ist die für mich?«

»Wir konnten ohne dich nicht feiern«, erklärte Forral würdevoll. »Ich werde sie aufmachen.« Er nahm Anvar Umhang und Flasche ab und schenkte dann drei Gläser Wein ein. Sie standen zusammen vor dem Feuer und erhoben ihre Gläser. »Fröhliche Sonnenwende, Liebster«, sagte Aurian zu Forral. »Fröhliche Sonnenwende, Anvar.«

Und für Anvar war es wirklich eine fröhliche Sonnenwende. Die erste seit zwei Jahren.