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19

Juts kippte den Inhalt einer Büchse Nußmischung auf die Kü­chenanrichte. Sie vertilgte die Mandeln, Hasel- und Cashew­nüsse und ließ die bescheidenen Erdnüsse übrig.

Sie trug ihre echte Orioles-Baseballkappe, die sie ergattert hatte, als sie nach Baltimore gefahren war, um eine gebrauchte, aber gut erhaltene Friseursaloneinrichtung zu erstehen. Da sie nie ein Baseballspiel versäumte, nicht einmal auf High-School­Niveau, hatte Juts sich in der knallenden Sonne beim Unter­stand der Orioles herumgetrieben und einen Spieler gebeten, sich von seiner Baseballkappe zu trennen. Weil Juts nicht übel aussah und mehr Ladung hatte als 220 Volt, hatte der Fänger ihr seine Kappe geschenkt.

Die Morgenzeitung, die so zusammengelegt war, daß die An­zeige für die Gala-Eröffnung desCurl 'n' Twirl zu sehen war, verlockte Yoyo, die raschelndem Papier nie widerstehen konn­te.

Louise hatte darauf bestanden, auch eine Anzeige in die Abendzeitung zu setzen, dieTrumpet. Da diese noch nicht ge­kommen war, vertrieb sich Louise die Zeit mit dem Studium der Kleinanzeigen, für den Fall, daß sie zuvor etwas übersehen hatte.

Der Salon war komplett. Chessy hatte die Schränke und das kleine Hinterzimmer gebaut. Pearlie und seine Mannschaft hat­ten den glänzenden frischen Anstrich beigesteuert. Es gab jetzt nichts mehr zu tun als zu bangen, und da Louise genug für eine Frau von hundert Jahren gebangt hatte, sah Juts keinen Grund, die Anstrengungen ihrer Schwester nachzuahmen.

Die Hunsenmeirs hatten Junior McGrail Toots Ryan, Rillmas Mutter, ausgespannt. Sie hatten Toots sieben Dollar mehr die Woche geboten, und sie hatte eingeschlagen. Ein sauberes Ge­schäftsgebaren, doch Junior brüllte »Foulspiel«.

Chessy war aschfahl geworden, als Julia kühn ihren Coup verkündet hatte. Um 398 Dollar zurückzuerstatten, rutschten die Schwestern immer tiefer in die roten Zahlen. Sie sagte ihm, er solle aufhören, zu ächzen und zu stöhnen. »Man braucht Geld, um Geld zu verdienen«, zitierte sie ihn.

Als die Zeitung vor die Tür plumpste, raste Buster los. Julia ließ ihn hinaus. Er hob die Zeitung auf und brachte sie stolz zu ihr.

»Braves Kerlchen.«

Ehe sie die Zeitung aufschlug, ging sie zurück in die Küche, um die Erdnüsse sorgsam in die Büchse zu schaufeln. Sie schloß den Deckel und stellte die Büchse wieder auf das dicke, mit Wachspapier bedeckte Bord. Dann schlug sie die Zeitung auf. In Kursivschrift stand da wie eine öffentliche Verkündi­gung die Annonce für ihre Gala-Eröffnung. Sie trat zurück, um sie zu bewundern.

Dann blätterte sie um, und eine halbseitige Anzeige von Juni­or McGrails Friseursalon für anspruchsvolle Damen sprang ihr ins Auge. Ein kühner Balken enthielt die Aufforderung: »Meine Damen, lassen Sie sich nicht von billigen Imitationen täu­schen.«

»Der reiß ich alle Haare einzeln aus.« Juts sauste zum Telefon und wählte Louises Nummer.

»Hallo.«

»Mary, hol deine Mutter an den Apparat.«

»Hallo, Tante Juts, was gibt's?«

»Guck dir Seite vier in derTrumpet an, das gibt's.«

Mary rief: »He, Maizie, geh die Zeitung holen.«

»Hol sie doch selber.«

»Ich telefoniere mit Tante Juts. Tu, was ich dir sage.«

Julia hörte Schlurfen, ein Türenschlagen, erneutes Türen­schlagen. »Mary - Mary...«

»Jetzt hab ich die Zeitung.«

»Du könntest dich bei mir bedanken.«

»Danke, Maizie«, sagte Mary.

»Wo ist eure Mutter?«, fragte Juts.

»Mit Doodlebug im Garten.«

»Geh, zeig ihr die Anzeige auf Seite vier. Sofort, Mary, und leg nicht auf.«

»Ist gut.«

Julia hörte, wie der Hörer auf den Tisch fiel, und dann in wei­ter Ferne ein »Was!«, gefolgt von eiligen Schritten.

»Julia, ich kann nicht glauben, daß sie sich selbst so ernied­rigt!«

»Ich schon.«

»Ich habe im Garten gearbeitet, um meine Nerven zu beruhi­gen vor dem morgigen Tag, und nun dies - also, ich verstehe nicht, wie Junior McGrail sich als Katholikin betrachten kann.«

»Ich verstehe nicht, wie irgendwer sich als Katholik betrach­ten kann«, entgegnete Juts.

»Julia.« warnte Louises Stimme. »Wir müssen reagieren auf diesen, diesen Angriff.«

»Und umsonst für sie Reklame machen? Kommt nicht in die Tüte.«

»Tja - auch wieder wahr.« Louise setzte sich auf den Tele­fonhocker. »Wahrscheinlich ist sie noch fuchsig wegen Toots.«

»Wenn sie sie besser behandelt hätte, wäre Toots nicht weg­gegangen.« Juts sprach die reine Wahrheit. »Nur schade, daß ihre Tochter in Washington ist. Wo immer Rillma ist, sind Jungs drumrum. Ich hätte gern 'ne Menge Leute da.«

»Es werden massenhaft Leute kommen. Was gibt es an einem Donnerstag sonst zu tun?«

»Tja, dasStrand wechselt den Film erst am Freitag. Und überhaupt, Wettbewerb ist die Seele des Geschäfts. Ich finde, wir tun Junior einen Gefallen. Immerhin machen wir die Leute darauf aufmerksam, wie wichtig die Haar- und Nagelpflege ist. Sie wird von unserer Reklame profitieren, wenn sie schlau ist. Oder sie wird besser, hab ich Recht?«

»Da wäre ich mir nicht so sicher.«

»Wie lange kann sie noch Marie Antoinettes Radiotruhe zur Schau stellen?« Julia kicherte.

Junior hatte ihren Salon mit imitierten französischen Antiqui­täten voll gestopft. Sie hatte eine Schwäche für Vergoldungen. Ihre gigantische Radiotruhe, ein beängstigender Anblick, sei handgemacht, sagte sie, in Paris, Frankreich - nicht etwa Paris, Kentucky - und aus kostbaren Bruchstücken aus dem Besitz von Marie Antoinette gefertigt. Auch behauptete sie, daß ihr die ermordete Königin erscheine - zweifellos, um das Radio instand zu halten. Junior veranstaltete Tarotlesungen im Hinter­zimmer, obwohl Father O'Reilly erklärte, das sei heidnischer Humbug. Diese Tarotlesungen waren Juniors Hauptattraktion, denn ihre Frisierkunst bestand aus einer Schmachtlocke auf der Stirn und zwei Koteletten an der Seite. Gelegentlich erweiterte sie ihr Repertoire und drückte mal eine Welle ins Haar, doch so oder so wurde man am Ende mit einer Frisur entlassen, die aus­sah wie ein verschmorter Sicherungskasten.

Louise senkte die Stimme. »Bist du nervös?«

»Nein.«

»Aber ich. Wenn es schief geht, kürzt mir mein Mann be­stimmt das Haushaltsgeld und wer weiß was sonst noch.«

»Es wird nicht schief gehen«, beruhigte Juts sie. »Ich habe meine Glückskappe, vergiß das nicht.«

»Das Ding hast du eben erst erstanden.«

»Das heißt noch lange nicht, daß sie kein Glück bringt. Jetzt reg dich ab. Was kann schlimmstenfalls passieren?«

»Wir gehen Pleite. Unsere Männer verlassen uns. Meine Kin­der schämen sich ihrer bankrotten Mutter. Ich leide unter Angi­na und Herzklopfen.«

»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Trink einen heißen Grog und geh früh ins Bett.«

»Alkohol rühre ich nicht an, das weißt du genau.«

»Zu medizinischen Zwecken, Louise. Das wirkt beruhigend, so wie Tabak. Wenn du dir einen heißen Grog machst, schläfst du wie ein kleines Kind und bist morgen startklar. Wie du weißt, werden wir den ganzen Tag auf den Beinen sein.«

»Wie macht man heißen Grog?«

Juts gab ihr das Rezept durch.

»Na dann.«

»Wir sehen uns morgen.«

Julia, die wußte, daß sie ihre Schwester zu etwas überredet hatte, das Wheezie ohnehin wollte, zog sich in die Speisekam­mer zurück, schnappte sich eine Flasche Whiskey und mixte sich einen belebenden Whiskey Sour.

Als Chessy am Abend von der Arbeit nach Hause kam, griff er sich die Büchse Nußmischung, während Juts einen Whiskey Sour für ihn mixte und einen für sich, wobei sie so tat, als sei es ihr erster.