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»In der Kirche sieht alles tadellos aus.« Juts hastete an Maizie vorbei. »Tante Dimps ist mit Terry Tinsdale an der Orgel - nur für alle Fälle.«

»Father O'Reilly sagte, wenn wir nicht unsere eigene Organi­stin nähmen, würde es ihr das Herz brechen.« Louise atmete aus. »Ich persönlich glaube nicht, daß Terry Tinsdale auch nur einen einzigen Ton richtig trifft. Und jetzt kann Maizie ihr Bouquet nicht finden. Sie wird sich noch die Knöchel brechen mit den hohen Absätzen.«

Juts trat zu ihr und legte den Arm um ihre Schwester, die so mit den Nerven fertig war, daß sie kaum atmen konnte. »Alles wird gut gehen, Schwesterherz.«

»Das will ich hoffen; denn ich kann es jetzt nicht mehr aufhal­ten.« Louise hob ruckartig den Kopf. »Celestes Auto! Ich hab vergessen, es heute Morgen abzuholen.«

»Schon geschehen. Es steht direkt vor der Kirche.«

»Wo ist Momma?«

»Sitzt in der ersten Reihe.«

»Und Pelzgesicht?«, fragte Louise säuerlich. Sie meinte Hans­ford.

»Er ist auch da, mit einer rosa Rosenknospe im Knopfloch.«

»Juts, Juts, ich hab das Satinkissen für die Ringe vergessen!«

»Father O'Reilly hat es, und er hat den Satin reinigen lassen, genau wie du es wolltest. So, jetzt atme tief durch und zähl bis zehn. Das wird eine schöne Sonnenaufgangshochzeit. Dein Mann sieht so blendend aus wie an dem Tag, als du ihn geheira­tet hast. Er ist oben bei Mary. Sie braucht ein Seil, um nicht in den Himmel zu entschweben, aber Pearlie hat alles im Griff. Du ruhst dich jetzt am besten ein paar Minuten aus.«

Juts ließ unerwähnt, daß der eilige Hochzeitstermin ihr und Louises Organisationstalent auf eine harte Probe gestellt hatte. Daß Mary auf einer Trauung bei Sonnenaufgang bestand, hatte für zusätzliche Strapazen gesorgt. Sie wünschte sich eine origi­nelle Hochzeit.

Louises Augen füllten sich mit Tränen. »Juts, ich möchte, daß Mary glücklich ist.«

»Dann lächle, denn heute ist sie es. Alles Weitere wird die Zukunft besorgen.«

»Wohl wahr.« Ein scharfes Luftholen erstickte das zweite Wort. »Sind Billys Leute hier?«

»Seine Mutter. Sein Vater ist schon seit drei Tagen nicht mehr zu Hause gewesen, sagt sie. Chessy ist bei ihm und sagt ihm, was immer Männer in so einer Situation zu sagen haben.«

»Chessy ist ein Schatz.« Louise faltete die Hände, versuchte, sich zu fassen. »Wir sind wohl nicht die Einzigen in Runnyme­de, die einen Nichtsnutz zum Vater haben.« Juts erwiderte nichts, und Louise fuhr fort: »Wie spät ist es?« »Wir haben noch ungefähr zehn Minuten.«

»Ich sollte wirklich noch einmal nach Mary sehen.«

»Guck mal!« Maizie stürmte herein und schwenkte ihr Bou­quet.

»Wo hattest du es gelassen?«

»Bei Mary.«

»Was macht sie?«

»Sie kichert viel. Ha-ha«, sagte Maizie spöttisch. »Und ich seh immer noch nicht ein, warum ich das Schlußlicht bilden muß. Ich bin ihre Schwester.«

»Die Brautjungfer ist immer die beste Freundin, Maizie. Das haben wir oft genug durchgekaut.« Louise funkelte sie an. »So wie du dich aufführst, kannst du von Glück sagen, daß du über­haupt bei der Hochzeit dabei bist. Und außerdem bist du die Kleinste hier. Du mußt am Schluß gehen.«

»Wer war deine Brautjungfer?«

»Ich«, sagte Juts.

»Siehste«, sagte Maizie eine Spur zu laut.

»Maizie, meine Hochzeit war etwas anderes als Marys. Zum Beispiel wurde sie nicht erst in letzter Minute zusammengestöp­selt. Du bist still und tust, was sich gehört, oder ich zerr dich aus der Brautjungfernreihe, ehe du weißt, wie dir geschieht.«

Maizie biß sich auf die Lippe, machte auf dem Absatz kehrt und stakste hinaus.

»Lieber Gott, laß mich lange genug leben, um meinen Kin­dern eine Last zu sein. Ich will ihre Möbel zertrümmern, ihre Teller zerdeppern, ihren Schlaf stören und ihnen morgens, mit­tags und abends widersprechen. Ich will ihnen auf der Tasche liegen.«

Juts lachte, und dann mußte Louise über sich selbst lachen. Juts sah wieder auf die Uhr. »So, Brautmutter, wir gehen jetzt in die Kirche und setzen uns. Mir tun die Füße weh.«

Louise blieb einen Moment regungslos stehen, blinzelte und nickte dann. Die Schwestern gingen ins Vestibül, schritten so­dann Schulter an Schulter durch den Mittelgang, und die Ver­sammelten erhoben sich zu Ehren der Mutter.

Im Aufenthaltsraum des Bräutigams gingen Jacob Epstein in seinem geliehenen Stresemann und Extra Billys zwei Brüder in ihren geliehenen Anzügen nervös blinzelnd auf und ab und atmeten tief durch. Billys breite Schultern füllten seinen grauen Frack aus.

Der Bräutigam räusperte sich. »Mr. Smith, ich bin Ihnen wirk­lich dankbar, daß Sie hier bei mir sind.«

Chester lächelte. »Billy, das ist das vierte Mal, daß du mir ge­dankt hast. Ich bin gern hier.«

»Bin wohl ein bißchen hibbelig.«

»Billy« - Chester legte ihm seine Hand auf die Schulter - »in ungefähr zwanzig Minuten ist die Trauung vorüber, und dann bist du ein verheirateter Mann. Alles wird anders. Wenn wir heiraten, denken wir viel an das Körperliche, aber zu einer Part­nerschaft gehört mehr.«

»Sir«, stimmte Billy zu.

»Ich glaube, auch wenn ich drei Leben hätte, ich würde die Frauen nie verstehen. Sie sind eigenartig.« Chester lächelte den großen jungen Mann an, der vor ihm stand. »Aber ihr müßt am gleichen Strang ziehen, miteinander reden und über die kleinen Nervereien hinweg sehen, die euch auf die Palme bringen. Und noch etwas - sag ihr, daß du sie liebst. Manchmal meinen wir, sie wissen es, aber aus irgendeinem Grund müssen die Frauen es öfter hören als wir.« Er streckte die Hand aus. »Ich wünsche dir alles Glück der Welt.«

»Danke, Mr. Smith.« Billy schüttelte ihm die Hand. Die Or­ganistin spielte die Erkennungsmelodie für den Bräutigam.

»Ich begleite euch hinein.«

Er führte die jungen Männer zum Gang rechts vom Altar. »Billy, zähl bis fünf, damit ich zu meinem Platz kommen kann, okay?« Als Billy nickte, zwinkerte er ihm zu. »Du hast dir ein wunderbares Mädchen ausgesucht.« Dann schlich er leise durch den Seitengang.

Als die Musik verstummte, gingen Billy und seine Trauzeu­gen hintereinander vor den Altar. Sie stellten sich kerzengerade auf.

Der Hochzeitsmarsch erschallte. Mary erschien im Vestibül, ihr Vater neben ihr kämpfte mit den Tränen. Er küßte sie rasch durch den Schleier, bevor sie durch den Mittelgang schritten. Maizie bildete die Nachhut und träumte von ihrer eigenen Hochzeit, die eines Tages stattfinden würde. Billy drehte sich um, als er den Hochzeitsmarsch hörte, und der überwältigende Anblick von Mary in ihrem blendend weißen Brautkleid zauber­te ein Lächeln reinen Glücks in sein Gesicht. Wer an diesem Tag zugegen war, würde den Ausdruck in Extra Billy Bitters Gesicht nie vergessen. Es war wahrlich eine Liebesheirat.

Louise weinte in ihr Spitzentaschentuch. Juts legte den Arm um sie, auch ihr stiegen die Tränen in die Augen. Warum, wuß­te sie nicht. Vielleicht waren es Tränen der Hoffnung, der Hoff­nung, daß diese zwei irgendwie zusammen überleben würden, daß sie die Knüppel überleben würden, die ihnen das Leben zwischen die Beine warf, und daß sie ihre eigenen Unzuläng­lichkeiten überleben würden.

Sogar Chester weinte.

Juts blickte über den Gang und bemerkte, daß Millard Yost sich die Augen abtupfte. Dann fiel ihr der Aushang ein, den er in jedem Schaufenster von Runnymede angebracht hatte, als sein Irish Setter weggelaufen war.

VERMISST

Seamus, dicker Irish Setter, kastriert

wie ein Mitglied der Familie

Ihre Schultern bebten. Louise umarmte sie fester, weil sie dach­te, das heilige Sakrament rührte Juts in tiefster Seele. Dann sah sie das Gesicht ihrer jüngeren Schwester.