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»Wer könnte ihn vergiftet haben?«, fragte sie. »Habt ihr eine Idee?«

Ron schluckte heftig. »Nein. Aber gestern wurde der Hund der Wilkinsons vergiftet, und jemand hat mir gesagt, dass in den letzten paar Tagen noch zwei oder drei weitere Hunde in der Stadt an Gift verendet sind.«

»Aber wie konnte jemand Scooby erwischen? Ich meine, ihr habt ihn doch immer angebunden.«

»Ja, aber gestern hat er seine Kette zerrissen und ist weggelaufen«, sagte Hannah. Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Offensichtlich wollte sie nicht weinen. »Wir haben ein paar Stunden gebraucht, bis wir ihn gefunden hatten.«

»Er war schon weit an eurem Haus vorbei«, ergänzte Ron. Hannah begann wieder zu schluchzen und drehte sich weg.

Doug legte tröstend den Arm um Trish. »Können wir wirklich nichts für euch tun?« Ron schüttelte den Kopf. »Trotzdem vielen Dank.«

»Lasst uns wissen, was ihr herausfindet.« Trish trat vor und legte Hannah eine Hand auf die Schulter. »Ruf mich an.«

Hannah nickte schweigend, und Doug und Trish machten sich auf den Rückweg zum Bronco. Doug steckte den Zündschlüssel ins Schloss und ließ den Motor an. Langsam fuhr er um die Nelsons herum. Als er in den Innenspiegel blickte, sah er, wie Ron den Hund hochhob und zur Auffahrt trug.

Weder Doug noch Trish sagte ein Wort, als sie in ihre eigene Auffahrt einbogen. Doug parkte neben dem Haus und holte zwei große Tüten mit Lebensmitteln aus dem Gepäckraum des Fahrzeugs. Trish trug die dritte Tüte. Sie gingen ins Wohnzimmer. Wie üblich lag Billy auf der Couch und sah fern. Drei Jungen und drei Mädchen.

Doug stellte seine Tüten auf der Küchentheke ab. Neben den Tüten lag die Post von diesem Morgen. Sie war schon vor dem Frühstück zugestellt worden, noch ehe sie alle aufgewacht waren, doch keiner von ihnen hatte den Mut aufgebracht, die Umschläge zu öffnen.

Nun sah Doug die Post durch und legte drei Umschläge beiseite, die an ihn selbst adressiert waren. Als Trish ihre Tüte abstellte, öffnete er den ersten und entfaltete den Brief: »Lieber Tim ...«

Tim? Doug runzelte die Stirn und las weiter:

Du hast die Konferenz verpasst, also werde ich dich über die Einzelheiten informieren. Wir haben die Beschlüsse fünf bis neun einstimmig verabschiedet und den neuen Hausmeister eingestellt. Dieses Arschloch Albin hat uns eine rührselige Geschichte über Bücher erzählt, die er angeblich braucht, und wir haben ihm gesagt, dass wir die Mittel finden würden, nur damit er sein Maul hält. Aber um ehrlich zu sein, gibt es wichtigere Dinge, wofür wir das Geld ausgeben könnten. Ich möchte, dass du ihm einen Brief schreibst, in dem du ihm erklärst, dass unser Budget für dieses Steuerjahr keine neuen Ausgaben für Unterrichtsmittel mehr zulässt außer denen, die bereits genehmigt wurden, etc., etc.

Dougs Blick huschte zum Ende des Briefes. Er war von William Young unterzeichnet, dem Vorsitzenden des Schulvorstands. »Tim« musste Tim Washburn sein, das einzige Vorstandsmitglied, das nicht an der Sitzung teilgenommen hatte.

»Diese Scheißkerle«, fluchte Doug leise.

»Was?«

»Sie werden mir die Bücher nicht geben.«

»Aber ich dachte, du hättest gesagt ...«

»Sie haben mich angelogen.« Er reichte Trish den Brief. »Ich kann es nicht glauben.«

»Ich schon.« Sie las den Brief und warf ihn auf die Theke. »Was ist so neu daran? Sie haben die Lehrer noch jedes Jahr beschissen, seit wir hier sind. Wieso sollte sich das ändern?«

Doug nahm den zweiten Umschlag. Wie er vermutet hatte, war es ein offizieller Brief vom Schulvorstand, der sich dafür entschuldigte, dass der Etat zu gering sei, um die von ihm gewünschten Exemplare von Huckleberry Finn zu kaufen.

Doug zerriss den Brief, öffnete die Schranktür unter der Spüle und warf die Papierschnipsel in den Müllsack.

Trish wollte gerade die Lebensmitteltüten auspacken, aber Doug gab ihr den einen Umschlag, der an sie adressiert war. »Mach ihn auf«, sagte er.

»Jetzt?«

»Ich habe eine Theorie.«

Trish nahm den Umschlag aus seiner Hand, öffnete ihn sorgfältig und las die kurze Nachricht. Nein, dachte sie, das kann nicht wahr sein.

Sie las den Brief noch einmaclass="underline"

Was lässt dich eigentlich denken, dass ich mich mit dir treffen will? Du warst immer schon eine selbstgefällige, eingebildete Hexe, und ich habe keinen Grund anzunehmen, dass du dich geändert hast ...

Selbstgefällige, eingebildete Hexe.

Das war ein Ausdruck, den Paula oft benutzt hatte, um Frauen zu beschreiben, die sie nicht mochte; der Ausdruck verlieh dem Brief eine Authentizität, der im gestelzten Rest des Briefes nicht zu finden war.

Plötzlich hatte Trish trockene Lippen. Natürlich hatte sie Doug nie von ihrem letzten Treffen mit Paula erzählt - oder davon, was auf beiden Seiten gesagt worden war. Sie hatte ihn glauben lassen, dass sie sich nach dem Umzug einfach auseinandergelebt hatten, und sie hatte den Schein der Freundschaft noch lange aufrechterhalten, nachdem die Verbindung abgebrochen war.

Doch nach all den Jahren hatte Trish ehrlich geglaubt, dass Paula vielleicht wieder mit ihr zusammenkommen wollte. Sie hatte in den vergangenen Jahren oft an Paula gedacht und hatte bereut, was sie damals gesagt hatte. Sie waren die besten Freundinnen gewesen und hatten sich dann über eine so relativ unbedeutende Sache zerstritten, dass Trish überzeugt gewesen war, dass Paula sich tatsächlich mit ihr hatte treffen wollen.

Selbstgefällige, eingebildete Hexe.

»Was ist los?«, fragte Doug.

Trish faltete den Brief rasch zusammen, denn sie wollte nicht, dass Doug ihn sah. »Paula kann leider nicht kommen«, sagte sie. »Sie ... äh, hat es sich anders überlegt.«

»Don offenbar auch«, entgegnete Doug trocken. Er reichte ihr einen Brief von Don Jennings. Zwischen Grußformel und Unterschrift standen nur vier Worte: »Leck mich am Arsch.«

Trish wollte ihren Augen nicht trauen. Sie konnte sich nicht erinnern, Don jemals fluchen gehört zu haben. Nicht einmal »Mist« oder »verdammt« oder »zum Kuckuck«. Sie blickte Doug an. »Das hört sich nicht nach Don an«, sagte sie. »Es sei denn, er hat sich gewaltig verändert.«

»Ich glaube nicht, dass der Brief von Don kommt.«

»Glaubst du ...«

»Ich glaube, der erste Brief war auch nicht von ihm«, stellte er fest und ahnte ihre Frage voraus. »Ich glaube nicht, dass er einen Job in Phoenix hat. Ich glaube auch nicht, dass er nach Arizona zieht. Ich glaube nicht einmal, dass er mir überhaupt geschrieben hat.«

Trish spürte, wie die Angst sie zittern ließ. »Das ist eine Menge Aufwand nur für einen Scherz«, sagte sie leise. »Der erste Brief war sehr detailliert. Wer immer ihn geschrieben hat, kannte entweder dich oder Don, weil Dinge darin standen, die ein Fremder unmöglich wissen konnte.«

»Das war kein Scherz«, stellte Doug fest. »Ich weiß nicht, was es war, aber ein Scherz war es nicht.« Er streckte die Hand aus. »Lass mich mal deinen Brief sehen.«

Trish wollte eigentlich nicht, dass er den Brief las, doch sie reichte ihn Doug trotzdem. Sie sah, wie seine Augen sich hin und her bewegten, als er die Zeilen überflog.

»So was habe ich mir gedacht.«

Einen Augenblick lang schwiegen sie. Trish blickte zu Billy hinüber, der so tat, als hätte er nicht gehört, worüber seine Eltern sprachen. Doch er hatte es gehört, das wusste Trish. Aber sie war froh, dass er vorgab, nichts mitbekommen zu haben. Sie wollte nicht mit ihm darüber sprechen, wollte nicht erklären müssen, was sie nicht erklären konnte.