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Ein paar Häuser weiter bellte ein Hund. Doug schreckte zusammen. Himmel, war er nervös.

»Howard!«, rief er noch einmal.

Keine Antwort.

Entweder war der Postchef nicht da, oder er war krank, sodass er nicht zur Tür kommen konnte.

Oder er versteckte sich.

Doug beschloss, es noch einmal an der Haustür zu versuchen. Wenn Howard sich nicht meldete, würde er das Postamt in Phoenix anrufen. Er ging um das Haus herum zurück zur Vordertür und wollte ein letztes Mal anklopfen, als er auf der braunen Strohmatte zu seinen Füßen einen weißen Umschlag entdeckte. Der hatte vorher nicht dort gelegen, da war er ganz sicher.

Er hob den Umschlag auf. Auf der Vorderseite stand sein Name, gekritzelt in einer zittrigen, kindlichen Handschrift. Er riss den Umschlag auf und zog den Zettel heraus, der darin steckte. Auf dem Zettel waren in derselben zittrigen Schrift drei Worte geschrieben:

Gehen Sie weg!

Doug hämmerte gegen die Tür. »Howard!«, rief er. »Lassen Sie mich rein. Ich weiß, was los ist. Howard!«

Aber die Tür blieb hartnäckig verschlossen, die Vorhänge bewegungslos, und trotz all seiner Bemühungen hörte Doug aus dem Innern des Hauses keinen Laut.

Doug bekam die Nummer des Hauptpostamts von der Auskunft und wählte sie vom Apparat im Schlafzimmer aus. Mit dem Fuß schob er die Tür zu. Billy war in der Küche bei Trish und half ihr beim Brotbacken, und Doug wollte nicht, dass der Junge das Gespräch hörte. Eine Frauenstimme meldete sich. »United States Postal Service, Information. Wohin darf ich Sie verbinden?«

»Ich möchte mich über einen Ihrer Postboten beschweren.«

»Einen Moment, bitte. Ich verbinde Sie mit unserer Personalabteilung.«

Doug lauschte ein paar Sekunden lang der harmlosen Musikberieselung, bevor sich eine Männerstimme meldete. »Hallo. Sie sprechen mit Jim. Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Ich möchte mich über einen Ihrer Postboten beschweren.«

»Darf ich um Ihren Namen und Ihre Postleitzahl bitten?«

»Mein Name ist Doug Albin, und meine Postleitzahl ist 85432. Ich wohne in Willis.«

»Willis. Es tut mir leid, Sir, aber wenn Sie Beschwerden haben, sollten Sie sie an den Postchef in Ihrem Postbezirk richten.«

»Das ist ja das Problem. Ich kann ihn nicht erreichen. Außerdem sind die Zustellung der Post und der Postdienst im Allgemeinen hier so schlecht geworden, dass es Zeit wird, dass Sie davon erfahren.«

»Ich verbinde Sie mit meinem Vorgesetzten.«

»Ich würde ...«, setzte Doug an, doch es klickte nur. Weitere Musikberieselung. Beatles-Songs im Mantovani-Sound.

Ungefähr eine Minute später meldete sich ein anderer Mann in der Leitung. »Chris Westwood.«

»Wir haben hier zurzeit eine Menge Probleme mit unserer Post. Ich möchte, dass jemand etwas dagegen unternimmt.«

»Sie sind in Willis?«

»Das ist richtig.«

»Was genau sind das für Schwierigkeiten?«

»Unser Postbote lädt unsere Post an einem Bachufer ab, anstatt sie auszutragen.«

Westwoods Stimme wurde besorgter. »Das ist eine schwere Anschuldigung, Mister ...«

»Albin. Doug Albin.«

»Mister Albin. Das klingt für mich nicht sehr wahrscheinlich ...«

»Es ist mir egal, ob das wahrscheinlich ist oder nicht«, entgegnete Doug, und ein verzweifelter Unterton kroch in seine Stimme. »Das genau passiert hier. Es gibt Zeugen genug.«

»Nun ja, also ... eigentlich kann ich da nichts machen, aber ich kann für Sie ein Beschwerdeformular ausfüllen, wenn Sie wollen. Sobald das bearbeitet ist, wird ein Ermittler geschickt, um das Problem zu untersuchen.«

»Das ist gut«, sagte Doug.

Westwood fragte nach seinem vollen Namen, Adresse, Beruf und anderen personenbezogenen Daten, die er anscheinend in das Beschwerdeformular eintrug. »Kennen Sie zufällig Namen und Personalnummer des Boten?«

»Er heißt John Smith. Mehr weiß ich nicht.«

»Smith ... John Smith ... Lassen Sie mich nachsehen.« Doug glaubte das leise Klicken einer Computertastatur zu hören. »Es tut mir leid, aber wir haben hier keinen John Smith, der in Willis arbeitet. Hier ist Howard Crowell als Postchef aufgeführt und Robert Ronda als Postbote.«

»Ronda hat vor über einem Monat Selbstmord begangen.«

»Das tut mir leid. Davon ist hier nichts vermerkt. Das ist nicht in unserem Computer aufgeführt.«

»John Smith wurde von Phoenix hierher versetzt. Könnten Sie nachsehen, ob Sie einen John Smith finden, der im Bereich von Phoenix arbeitet?«

»Einen Augenblick. Ich suche mal nach dem Namen anstatt der Postleitzahl.« Es entstand eine Pause. »Nein, Mister Albin. Es gibt in ganz Arizona keinen John Smith, der für die Post arbeitet.« Doug sagte nichts.

»Haben Sie mich gehört, Mister Albin?«

Er legte auf.

25.

Die Stadt war ungewöhnlich ruhig für den vierten Juli. An diesem Nationalfeiertag kamen weniger als ein Drittel der Leute, die normalerweise am Picknick im Park teilnahmen, und selbst zu Jaycees Feuerwerk ließen sich nur wenige Besucher blicken. Doug bestand darauf, dass Trish und Billy sowohl bei den Feiern tagsüber als auch beim Feuerwerk dabei waren, obwohl keiner von beiden es wollte.

Doug bemerkte eine deutliche Veränderung im Verhalten der Nachbarn und Bekannten, die zu den Festlichkeiten gekommen waren, und das machte ihn nervöser, als er zugeben wollte. Leute, die er seit Jahren kannte, selbst andere Lehrer und ehemalige Schüler, erschienen kalt und distanziert, beinahe feindselig. Niemand schien sich zu vergnügen.

Er selbst fühlte sich auch nicht gut. Er war am Tag zuvor mit den neuen Informationen über den Postboten zur Polizei gegangen, aber dort hatte man ihn behandelt, als wäre er ein chronischer Querulant, der ständig mit falschen Informationen aufkreuzte, die seiner überdrehten Fantasie entsprangen. Auf dem Revier hatte er darum gebeten, mit Mike zu reden, aber man sagte ihm, dass Mike den ganzen Tag nicht da sei. Also erzählte Doug seine Geschichte Lieutenant Jack Shipley, der ihm mit jener herablassenden Nachsicht begegnete, die normalerweise für Betrunkene und Durchgedrehte reserviert war. So geduldig er konnte, legte Doug die Fakten dar und erklärte Shipley, dass es doch wohl eine Straftat sei, sich fälschlich als Postbediensteter auszugeben, und dass alles, was er gesagt hatte, durch einen Anruf beim Hauptpostamt in Phoenix bestätigt werden könne. Der Lieutenant hatte versprochen, der Information nachzugehen, die Doug ihm gegeben hatte, aber es war klar, dass er in Wahrheit gar nicht die Absicht hatte.

Was konnte er tun, wenn die ganze Stadt den Bach runterging und die verdammte Polizei zu blind war, das zu sehen? Wenn sie zu dumm war, etwas zu unternehmen, selbst wenn man mit dem Finger darauf zeigte?

Doug fragte sich, wie der Postbote wohl diesen Tag verbrachte. Was machte der Bursche am vierten Juli? Am Feiertag war keine Post auszutragen, aber Doug konnte sich einfach nicht vorstellen, dass John Smith Hotdogs und Apfelkuchen aß und an patriotischen Feierlichkeiten teilnahm.

Der Tag war heiß und die Stimmung beim Softballspiel am Nachmittag gedrückt. Es waren kaum genug Männer da, um zwei Mannschaften zu bilden, und es war offensichtlich, dass die meisten sich nur aus Pflichtgefühl gemeldet hatten. Das Spiel war hart und unsauber; die Bälle wurden mit Vorsatz auf die Körper der Schlagmänner geworfen, und es wurde absichtlich auf die Werfer gezielt. Den Zuschauern schien die Gemeinheit des Spieles zu gefallen, und bald riefen sie nach Blut. In der Vergangenheit war das Match immer freundschaftlich verlaufen. Freunde und Nachbarn hatten gutmütig ihre Teams angefeuert. Aber heute war die Menge gnadenlos und wollte Gewalt sehen. Ein Faustkampf entbrannte zwischen zwei Spielern, und unter den Zuschauern kam es zu Schlägereien, doch niemand machte Anstalten, die Prügeleien zu unterbinden.