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Trotzdem stieg Doug wieder in den Bronco und fuhr zur Polizeiwache. Es konnte nicht schaden, es zu versuchen. Der Chief war zum Glück nicht da, Mike aber leider auch nicht, und es endete damit, dass Doug seine Geschichte einer jungen Angestellten erzählte, die seine Aussage aufschrieb und versprach, sie persönlich dem zuständigen Lieutenant zu geben. Doug war nett zu ihr, kooperativ, lächelte sie an, dankte ihr für ihre Hilfe und verließ die Wache, wohl wissend, dass sie nichts unternehmen würden.

Zum Teufel, vielleicht sollte er dort einbrechen und die Sache selbst in die Hand nehmen.

Nein. Der Chief würde ihn festnehmen und ins Gefängnis stecken lassen.

Er fuhr zu Bayless, um die Holzkohle und den flüssigen Grillanzünder zu kaufen. Ihm war bewusst, dass Trish sich wahrscheinlich schon Sorgen machte. Er war in die Stadt gefahren, um eben schnell etwas zu kaufen, und war nun schon seit über einer Stunde weg.

Rasch betrat er den Laden, ging direkt zu dem Gang, in dem sich die Grillsachen befanden, und nahm, was er brauchte.

Während Doug in der Schlange an der Kasse wartete, entdeckte er ein leeres Drahtgestell, in dem sonst die Zeitungen lagen. Das Gestell sah traurig und verloren aus, und er fragte sich, was wohl aus den frivolen Glückskeksen in Ben Stockleys Schreibtischschublade geworden war. Vor seinem inneren Auge konnte er den Herausgeber noch hinter seinem Schreibtisch sitzen sehen, aber dieses Bild verblasste nach und nach und wurde durch das Bild der von Kugeln durchlöcherten Leiche ersetzt, das er im Fernsehen gesehen hatte. Was war mit Stockley passiert? Doug hatte einen Kloß im Hals und zwang sich, von dem Gestell wegzublicken und sich die Sonderangebote anzusehen, die danebenlagen.

Die Stadt war nun seit fast einem halben Monat ohne Zeitung. Der Weekly war im Grunde ein Ein-Mann-Unternehmen gewesen, und mit Stockleys Tod hatte das Blatt abrupt sein Erscheinen eingestellt. Doch Doug hatte keinen Zweifel, dass die Zeitung am Ende wieder auf die Beine kommen würde, sobald alles geklärt war. Es gab ein paar Teilzeit-Journalisten, die wahrscheinlich die Herausgeberpflichten übernehmen konnten, und die Sekretärin wusste ziemlich gut, wie der geschäftliche Teil des Unternehmens lief. Aber im Augenblick war die Presse lahmgelegt. Doug konnte nicht anders, als zu glauben, dass dies genau die Situation war, die der Postbote wollte. Kein unabhängiges Medium zur Verbreitung von Informationen. Keine offizielle Möglichkeit zu erfahren, was passierte.

Doch natürlich verbreiteten sich Neuigkeiten noch immer über inoffizielle Kanäle, und das ziemlich gut. Dadurch, dass er in den vergangenen Minuten mehrere voneinander unabhängige Gespräche mitgehört hatte, wusste er zum Beispiel, dass einige weitere Hunde ermordet worden waren; diesmal nicht vergiftet, sondern geköpft, und die abgetrennten Köpfe waren gestohlen worden.

In diesem Augenblick sah er, dass Giselle Brennan den Laden betrat.

Sie entdeckte ihn im selben Augenblick und winkte. »Hi, Mister Albin.« Sie ging durch das Drehkreuz und um die Kasse herum zu ihm.

Doug sah sofort, dass sie keinen BH trug. Ihre Brustwarzen waren durch das dünne Material ihres eng anliegenden T-Shirts zu erkennen. Ihre großen Brüste wippten, als sie auf ihn zukam. Sie war nun volljährig, dass wusste er. Eine Erwachsene, eine Frau, aber innerlich sah er sie immer noch als jungen Teenager, und er hatte ein merkwürdiges Gefühl, als er sie in einem so offensichtlich sexuellen Licht sah. Irgendwie beunruhigte es ihn, störte ihn sogar. Sie kam näher, und er lächelte misstrauisch. »Hi«, sagte er. »Wie geht's?« Er rückte mit der Schlange weiter vor.

»Ich habe einen Job gefunden.«

»Tatsächlich?«, sagte Doug. Er legte seine Ware auf das schwarze Fließband an der Kasse und schob automatisch einen Trennstab aus Gummi dahinter. »Wo denn?«

Giselle grinste breit. »Im Postamt. Können Sie das glauben?«

Das Glückwunschlächeln auf seinem Gesicht erstarrte. Ja, das konnte er glauben. »Ich wusste gar nicht, dass die Leute einstellen«, sagte er vorsichtig.

»Es ist nur befristet. Ich glaube, ihre Sortiermaschine ist kaputtgegangen, und sie haben jemanden gesucht, der die Post von Hand sortiert.«

Doug rückte weiter vor. »Wer hat Sie denn eingestellt? Howard?«

»Nein, Mister Crowell war krank. Ich denke, das ist einer der Gründe, warum sie jemanden zusätzlich brauchen. Mister Smith hat mich eingestellt.«

Doug zwang sich zu lächeln. »Was halten Sie von Mister Smith?«

Für eine Sekunde verdunkelte sich Giselles Gesicht, und er dachte, sie würde irgendetwas Negatives über John Smith sagen; stattdessen zuckte sie die Schultern. »Ich weiß nicht.«

Der Mann vor Doug bezahlte seine Lebensmittel. Doug legte seine Hand auf Giselles Schulter. Sie wich nicht zurück. »Ich weiß nicht, ob Sie da arbeiten sollten«, sagte er ernst.

Giselle lachte. »Meine Mom hat dasselbe gesagt. Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird mir schon nichts passieren.«

»Passen Sie gut auf sich auf«, warnte Doug sie.

Sie lächelte und machte einen Schritt zurück. »Na klar.« Sie winkte ihm zu, während sie zur Tiefkühlabteilung ging. »Bis dann.«

Doug sah ihr nach, sah ihre engen Jeans, deren Stoff sich auf provokante Weise zwischen ihren Hinterbacken zusammenzog.

»Zwei fünfundachtzig.«

»Was?« Doug drehte sich um und blickte den Kassierer an.

Der junge Mann lächelte vielsagend. »Zwei fünfundachtzig.«

Doug holte seine Brieftasche heraus.

Im Bett kuschelte Trish sich in dieser Nacht an ihn, legte einen Arm über seine Brust und drückte ihn an sich, wie sie es schon eine ganze Weile nicht mehr getan hatte. Das Abendessen war gut und - wichtiger noch - gesund gewesen. Forelle mit Reis und Spargel. Trish hatte wieder zu ihrem ernährungsbewussten Selbst gefunden, und aus irgendeinem Grund machte ihn das optimistischer, weniger sorgenvoll. Alles andere mochte zur Hölle fahren, aber wenigstens ihnen beiden würde es gut gehen.

Ihr Kopf rutschte unter seine Achselhöhle, und sie blickte in sein Gesicht hinauf. »Liebst du mich noch?«, fragte sie.

»Was für eine Frage ist das denn?«

»Liebst du mich noch?« Ihre Stimme war ruhig; es lag eine Ernsthaftigkeit darin, von der er nicht recht wusste, wie er damit umgehen sollte.

»Natürlich liebe ich dich.«

»Du sagst es gar nicht mehr.«

»Ich hätte nicht gedacht, dass ich es sagen muss.« Er lächelte. »He, wir sind jetzt seit fünfzehn Jahren verheiratet. Warum sonst sollte ich freiwillig durch diese Hölle gehen?«

»Sei ernst.«

»Hör mal, wenn ich dich nicht lieben würde, wäre ich nicht hier.«

»So einfach ist das nicht. Außerdem würde ich es gerne von Zeit zu Zeit hören.«

»Michelle«, sagte er. »Dieser Brief. Darum geht es eigentlich, nicht wahr?«

Sie sagte nichts, hielt ihn nur noch fester. Er küsste sie auf den Kopf.

»Ich habe Angst«, sagte sie schließlich.

»Ich auch.«

»Aber ich habe Angst um uns. Um unsere Beziehung. Ich meine, ich habe manchmal das Gefühl, dass du etwas von mir fernhältst, dass du Angst hast, mit mir zu reden. Oder dass du nicht mit mir reden willst.«

»Das stimmt nicht«, widersprach er.

»Du weißt, dass es stimmt.«

Einen Augenblick lang schwiegen sie. »Du hast recht«, sagte Doug. »Wir haben uns voneinander entfernt. Ich weiß auch nicht warum. Ich würde ja gerne diesem Postboten an allem die Schuld geben, aber ich weiß, dass das nicht alles erklärt. Es ist auch mein eigener Fehler.«

»Es ist unser Fehler«, entgegnete Trish.

Und sie hielten einander fest, kuschelten sich noch dichter zusammen. Doug hatte das Gefühl, dass sie die Katastrophe abgewendet hatten, auf die sie zugetrieben waren, und dass sie erfolgreich die Pläne des Postboten durchkreuzt hatten.