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Jack Campbell

Black Jack

Für Stanley Schmidt, einen großartigen Redakteur und Autor und einen sehr anständigen Menschen. Danke, dass du so vielen Autoren — auch mir — geholfen hast, ihr Handwerk besser zu beherrschen.

Trotz dieser Widmung bin ich davon überzeugt, dass Stan mir auch weiterhin wie üblich alles zurückschickt, was nicht seinen Ansprüchen genügt.

Wie immer für S.

Danksagung

Ich danke meiner Redakteurin Anne Sowards für ihren unbezahlbaren Rückhalt und ihren Einsatz, außerdem meinem Agenten Joshua Bilmes für seine wertvollen Vorschläge und seinen Beistand. Ein Danke geht auch an Catherine Asaro, Robert Chase, J. G. (Huck) Huckenpöhler, Simcha Kuritzky, Michael LaViolette, Aly Parsons, Bud Sparhawk und Constance A. Warner für ihre Ideen, Anmerkungen und Empfehlungen. Und an Charles Petit geht ein Dankeschön für seine Vorschläge zu Weltraumschlachten.

Eins

Plötzlich tauchten Schiffe vor der Schwärze des Alls auf. Ganze Geschwader von Zerstörern und leichten Kreuzern nahmen aus dem Nichts kommend Gestalt an, gefolgt von schweren Kreuzern und Schlachtschiffen, allesamt gewaltige Plattformen für die todbringendsten Waffen, die je von Menschenhand geschaffen wurden. In der Ferne markierte ein greller Lichtpunkt den Stern, dem die Menschheit den Namen Sutrah gegeben hatte und der so weit entfernt war, dass die Menschen auf der Welt im Orbit um diesen Stern erst in gut fünf Stunden sehen würden, wie die Allianz-Flotte in ihr System geflogen kam.

Die Flotte, die hier in den Normalraum gesprungen war, machte einen ungeheuer schlagkräftigen Eindruck, wie sie so in Formation auf Sutrah zusteuerte. Man sollte kaum glauben, dass es irgendetwas gab, was diese Schiffe fürchten könnten. Doch in Wahrheit rannte die Allianz-Flotte sprichwörtlich um ihr Leben. Und das tief im feindlichen Territorium der Syndikatwelten gelegene System Sutrah war nur ein Zwischenstopp auf einem Weg, der die Flotte in Sicherheit bringen sollte.

»Wir haben leichte Kriegsschiffe der Syndiks geortet, zehn Lichtminuten voraus, zehn Grad nach Steuerbord.«

Captain John »Black Jack« Geary saß im Kommandosessel auf der Brücke des Allianz-Kreuzers Dauntless und spürte, wie sich seine angespannten Muskeln allmählich lockerten, da offensichtlich wurde, dass er einmal mehr richtiggelegen hatte. Man konnte auch sagen, die Befehlshaber der Syndikatflotte hatten falsch getippt, aber das lief auf dasselbe hinaus. Letztlich bedeutete es nämlich, dass das Gebiet rund um den Sprungpunkt nicht vermint worden war, und die bislang in einiger Entfernung festgestellten feindlichen Kriegsschiffe stellten keine Bedrohung für Gearys Flotte dar.

Nein, die größte Gefahr für sein Schiff lauerte vielmehr in den eigenen Reihen.

Gearys Blick wich nicht von dem dreidimensionalen Display, das vor seinen Platz projiziert wurde, da er sehen wollte, ob die geordnete Allianz-Formation wohl in Chaos zerfiel, wenn zum wiederholten Mal alle Commander ihre Disziplin über Bord warfen, um die Syndik-Schiffe zu verfolgen und zu vernichten.

»Captain Desjani«, wies er die Befehlshaberin der Dauntless an. »Senden Sie bitte eine Aufforderung an diese Kriegsschiffe, sich unverzüglich zu ergeben.«

»Ja, Sir.« Tanya Desjani hatte mittlerweile gelernt, ihre Reaktionen auf Gearys altmodische und (nach modernen Maßstäben) nachsichtige Einstellungen zu verbergen, die unter anderem zur Folge hatten, dass einer feindlichen Streitkraft zuerst einmal die Möglichkeit einer Kapitulation eingeräumt wurde, obwohl man sie mühelos hätte vernichten können.

Geary hatte nach und nach herausgefunden, warum sie und die anderen in der Flotte so dachten. Die Syndikatwelten waren für ihre grausamen Herrscher berüchtigt, und für die Allianz selbstverständliche Dinge, wie die persönliche Freiheit und Gerechtigkeit, waren diesen Leuten fremd. Die grundlosen Überraschungsangriffe durch die Syndiks, durch die dieser Krieg erst ausgelöst worden war, hatten einen anhaltenden bitteren Nachgeschmack hinterlassen, und im Verlauf des seit Kriegsbeginn verstrichenen Jahrhunderts war den Syndiks keine Taktik zu schäbig gewesen, wenn sie dadurch einen Sieg erringen konnten. Für Geary war die Erkenntnis ein Schock gewesen, dass die Allianz sich nicht zu schade war, sich auf das gleiche Niveau zu begeben, um begangenes Unrecht zu rächen. Und auch wenn er inzwischen verstand, wie es dazu gekommen war, würde er dieses Verhalten niemals tolerieren. Er bestand darauf, dass sie sich an die alten Spielregeln hielten, wie er sie noch gelernt hatte. Spielregeln, die dafür sorgten, dass die Kämpfenden sich nicht so schändlich verhielten wie ihre Feinde.

Mindestens zum zehnten Mal, seit er sich hingesetzt hatte, überprüfte er die Systemanzeige, obwohl er sie bereits auswendig kannte. Der Sprungpunkt, durch den seine Flotte in den Normalraum zurückgekehrt war, lag nicht ganz fünf Lichtstunden von Sutrah entfernt. Zwei Welten in diesem System waren bewohnt, aber die der Flotte am nächsten gelegene war immer noch neun Lichtminuten von der Sonne entfernt, sodass man dort die Ankunft der Allianz-Flotte in frühestens viereinhalb Stunden feststellen würde. Die zweite Welt war mit nur siebeneinhalb Lichtminuten Abstand zur Sonne sogar noch weiter von Gearys Schiffen entfernt. Auf dem Transitflug durch das Sutrah-System zum nächsten Sprungpunkt am anderen Ende würde sich die Flotte keinem der beiden Planeten nähern müssen.

Rund um die Darstellung der Allianz-Schiffe auf dem Systemdisplay kennzeichnete eine sich ausweitende Blase den Bereich, in dem man die Ereignisse annähernd in Echtzeit mitverfolgen konnte. Im Moment konnte die Flotte die nächste bewohnte Welt so sehen, wie sie sich vor viereinhalb Stunden gezeigt hatte. Das war eine passable Zeitspanne, aber sie bedeutete auch viel Spielraum für unerwartete Ereignisse und unerfreuliche Überraschungen, von denen man erst erfuhr, wenn das Licht einen endlich erreichte. Sutrah selbst konnte theoretisch vor vier Stunden explodiert sein, das Ereignis selbst würden sie dennoch erst in fast einer Stunde sehen.

»Blauverschiebung bei den Syndik-Schiffen«, meldete ein Wachhabender, der seine Enttäuschung nicht verbergen konnte.

»Sie ergreifen die Flucht«, fügte Desjani unnötigerweise an.

Geary nickte nachdenklich. Die Syndik-Streitmacht bei Corvus war ihnen hoffnungslos unterlegen gewesen, und trotzdem hatten sie angegriffen, wobei von vier Schiffen am Ende nur eines überlebte. Der dortige Syndik-Befehlshaber zitierte Flottenvorschriften, die einen selbstmörderischen Angriff von ihnen verlangten. Warum benehmen diese Syndiks hier sich anders? »Warum?«, fragte er laut.

Captain Desjani sah überrascht zu Geary. »Weil sie feige sind.«

Er brachte es fertig, sie nicht wutentbrannt zurechtzuweisen. So wie viele andere Matrosen und Offiziere der Allianz war sie so lange mit Propaganda über den Feind gefüttert worden, dass sie schließlich jedes Wort glaubte, selbst wenn es keinen Sinn ergab. »Captain, drei Syndik-Schiffe bei Corvus haben bis zu ihrer Vernichtung gekämpft. Warum fliehen dann diese hier?«

Desjani grübelte, schließlich erklärte sie: »Syndiks befolgen rigoros ihre Befehle.«

Das schien eine zutreffende Einschätzung zu sein, die zu allem passte, was Geary einmal gewusst und was er inzwischen zu sehen bekommen hatte. »Dann hat man ihnen den Befehl erteilt, vor uns davonzufliegen.«

»Um unsere Ankunft im Sutrah-System zu melden«, folgerte Desjani. »Aber zu welchem Zweck? Wenn sie an den anderen Sprungpunkten leichte Einheiten postiert haben, und wir sehen, dass das vor einigen Stunden der Fall war, welchen Nutzen soll es dann bringen, wenn jemand genau hier wartet? Ihr Bericht geht so oder so mit Lichtgeschwindigkeit raus, und da sie nicht an uns vorbeikommen, um den nächsten Sprungpunkt zu erreichen, können sie auch nicht schnell aus dem System springen.«