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Bald danach wurden die globalen Wahlen abgehalten, und der Freie Mars und eine Schar kleiner Verbündeter kehrten mit überwältigender Mehrheit wieder in die globale Regierung zurück. Der Sieg war allerdings nicht ganz so groß, wie man erwartet hatte, und einige Verbündete murrten und sahen sich nach besseren Abmachungen um. Mangala strotzte von Gerüchten. Man hätte Tage am Schirm verbringen können mit der Lektüre, die Kolumnisten, Analytiker und Provokateure einspeisten, um die Möglichkeiten und Eventualitäten zu zerpflücken. Mit dem Immigrationsthema auf dem Tisch waren die Risiken höher als seit Jahren; und das Verhalten von Mangala wie das eines aufgestörten Ameisenhaufens bewies es. Das Ergebnis der Wahl für den nächsten Exekutivrat war noch sehr zweifelhaft; und es gab Gerüchte, nach denen Jackie sich gegen Herausforderungen innerhalb der Partei zur Wehr setzen mußte.

Maya schaltete ihren Schirm ab und dachte scharf nach. Sie rief Athos an, der überrascht schien, sie zu sehen, und dann rasch höflich wurde. Er war von den Städten der Nepenthes-Bucht zum Repräsentanten gewählt worden und arbeitete bei Mangala hart für die Grünen, die einen recht starken Auftritt gehabt hatten und eine solide Gruppe von Vertretern und viele interessante neue Allianzen besaßen. Maya sagte ihm: »Du solltest für den Exekutivrat kandidieren.«

Jetzt war er wirklich überrascht. »Ich?«

»Du.« Maya hätte ihm am liebsten gesagt, er solle in einen Spiegel schauen und darüber nachdenken, biß sich aber auf die Zunge. »Du hast in der Kampagne den besten Eindruck gemacht, und viele Leute wollen die Politik zugunsten der Erde unterstützen und wissen nur nicht, an wen sie sich da halten sollen. Du bist ihre beste Wahl. Du könntest sogar mit Mars Zuerst reden und sie aus dem Bündnis mit dem Freien Mars herausziehen. Versprich ihnen eine maßvolle Haltung und eine Stimme mit einem Berater und weitreichende rötliche Sympathien!«

Jetzt sah er verwirrt aus. Er war immer noch mit Jackie arrangiert und kandidierte für den Rat. Darum würde er auf dieser Front in große Schwierigkeiten geraten. Besonders, wenn er sich auch für Mars Zuerst einsetzte. Aber nach Peters Besuch würde er sich deswegen vielleicht weniger Sorgen machen, als es während der hellen Nächte auf dem Kanal gewesen wären. Maya ließ ihn darüber nachdenken. Man konnte mit diesen Leuten ohnehin nicht so viel anfangen.

Obwohl sie ihr früheres Leben in Odessa nicht wieder aufnehmen mochte, wollte sie doch arbeiten; und jetzt hatte die Hydrologie die Ergonomie (und natürlich auch die Politik) als ihr primäres Fachgebiet ersetzt. Sie interessierte sich für den Wasserzyklus im HellasBecken, gespannt zu sehen, wie sich die Arbeit jetzt veränderte, da das Becken gefüllt war. Michel hatte seine Praxis und beschäftigte sich auch mit dem ersten Siedlerprojekt, das man ihm in Rhodos genannt hatte. Sie würden etwas zu tun haben, und nachdem sie ausgepackt und das neue Apartment eingerichtet hatten, machte sie sich auf, um nach Deep Waters zu schauen.

Die alten Büros waren jetzt ein sehr schickes Apartment an der Seefront. Der Name stand nicht mehr in den Adreßbüchern. Wohl aber Diana, die in einem der großen Gruppenhäuser in der oberen Stadt wohnte. Sie freute sich, als Maya an ihrer Tür auftauchte, ging gern mit ihr zum Lunch aus und erzählte ihr alles über die derzeitige Lage in der lokalen Wasserwelt, die immer noch ihr Arbeitsgebiet war.

»Die meisten Leute von Deep Waters sind direkt in das Institut des Hellas-Meeres umgezogen.« Das war eine interdisziplinäre Gruppe aus Repräsentanten aller Koops für Ackerbau und Wasserstationen rund um das Becken, sowie auch von Fischereien, der Universität von Odessa und allen Städten an der Küste und allen Siedlungen, die sich höher an den ausgedehnten Wasserläufen des Randgebiets befanden. Die Küstenstädte insbesondere waren stark an der Stabilisierung des Meeresniveaus knapp über der alten Kilometerkontur Minus Eins interessiert, die gerade ein paar Dutzend Meter höher lag als der derzeitige Spiegel des Nordmeeres. »Sie wollen nicht, daß sich das Meeresniveau auch nur um einen Meter verändert, wenn man es vermeiden kann«, sagte Diana. »Und der Große Kanal ist nutzlos als Abflußkanal zum Nordmeer, weil die Schleusen Wasser brauchen, das in beide Richtungen fließt. Darum kommt es darauf an, den Zufluß aus Reservoiren und Regen unter Berücksichtigung des Verlustes durch Verdunstung im Gleichgewicht zu halten. Das ging bis jetzt ganz gut. Der Verdunstungsverlust ist etwas höher als der Niederschlag im Einzugsgebiet. Darum entnehmen sie den Reservoiren jedes Jahr ein paar Meter. Das wird letztlich ein Problem sein, aber nicht für lange; denn es gibt noch eine gute Reserve, und die stocken sie jetzt ein bißchen auf; vielleicht noch mehr in der Zukunft. Wir hoffen, daß die Niederschläge im Laufe der Zeit steigen werden, wie es bisher der Fall gewesen ist. Ich weiß es nicht. Das ist jedenfalls die Hauptsorge, daß die Atmosphäre mehr aufsaugt, als die Reservoire nachliefern können.«

»Wird die Atmosphäre nicht schließlich mit Wasser gesättigt sein?«

»Vielleicht. Niemand ist sich wirklich sicher, wie feucht sie werden wird. Klimastudien sind ein Witz, wenn du mich fragst. Die globalen Modelle sind einfach zu komplex. Es gibt zu viele unbekannte Variablen. Was wir wissen, ist, daß die Luft noch recht trocken ist, und es sieht so aus, als würde sie feuchter werden. So glaubt ein jeder, was ihm gefällt und geht los, um sich einen Gefallen zu tun. Und die Umwelthöfe verfolgen das alles, so gut sie können.«

»Verbieten sie nichts?«

»O ja, aber nur große Wärmepumpen. Mit dem Kleinzeug geben sie sich nicht ab. Oder sind es wenigstens nicht gewohnt. Seit kurzem werden die Höfe strenger und gehen auch kleinere Probleme an.«

»Gerade die kleineren Probleme lassen sich am besten kalkulieren, würde ich meinen.«

»Irgendwie schon. Sie tendieren dazu, einander auszubooten. Wie du weißt, gibt es,eine Menge Roter Projekte zum Schutz der größeren Höhen und jeder Stelle im Süden, wo sie es nur können. Sie haben die verfassungsmäßige Höhengrenze hinter sich gelassen und tragen ihre Beschwerden immer gleich direkt beim Globalen Hof vor. Dort gewinnen sie und ziehen ihre Pläne durch. Dann sind alle kleineren Entwicklungsprojekte irgendwie aus dem Gleichgewicht. Das ist ein legaler Alptraum.«

»Aber es gelingt ihnen doch, die Dinge stabil zu halten.«

»Nun, ich denke, die großen Höhen bekommen etwas mehr Luft und Wasser, als sie sollten. Man muß wirklich sehr hoch gehen, um davon weg zu kommen.«

»Du meinst, sie haben die Treibhausgasfabriken verklagt.«

»Das haben sie. Aber sie haben verloren. Diese GasProjekte werden von jedermann unterstützt. Ohne sie wären wir in eine Eiszeit geraten und darin verblieben.«

»Aber eine Verminderung der Emissionsraten... «

»Ja, ich weiß. Darüber wird noch gestritten. Das wird immer weitergehen.«