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Es war ein glatter Durchschuß mit einer häßlichen Austrittswunde, und er hatte ziemlich große Schmerzen, aber er würde schon eine Weile durchhalten. Später würde er ärztliche Hilfe brauchen, vielleicht von Jim Keene, um Fragen zu entgehen, auf deren Beantwortung jeder andere Arzt sicherlich bestehen würde. Für den Augenblick war ihm nur wichtig, daß die Wunde fest genug verbunden war, um es ihm zu erlauben, den Toten zu beseitigen.

Auch Einstein war nicht ganz ungeschoren geblieben. Zum Glück hatte er sich keine Verletzungen zugezogen, als er sich durch das Fenster gestürzt hatte. Er schien sich auch keine Knochen gebrochen zu haben, hatte aber immerhin ein paar harte Schläge einstecken müssen. Da er von Anfang an nicht in besonders guter Verfassung gewesen war, sah er ziemlich übel aus - von Schlamm und Regen durchweicht und von Schmerzen gequält. Jim Keene würde sich auch seiner annehmen müssen.

Draußen regnete es heftiger denn je. Der Regen prasselte auf das Dach und gurgelte laut in den Dachrinnen und Fallrohren. Er peitschte auch gegen die Veranda und durch das zerschlagene Fenster. Aber sie hatten jetzt nicht die Zeit, an Wasserschaden zu denken.

»Dem Himmel sei Dank für den Regen«, meinte Travis. »Bei dem Wolkenbruch hat keiner die Schüsse gehört.«

Nora fragte: »Wo schaffen wir die Leiche hin?«

»Das überlege ich gerade.« Und zu überlegen fiel ihm schwer, denn der Schmerz in seiner Schulter pochte bis hinauf in den Kopf.

»Wir könnten ihn hier begraben, im Wald ...«, sagte sie.

»Nein. Dann würden wir immer wissen, daß er hier ist, und uns die ganze Zeit Sorgen machen, daß wilde Tiere ihn ausgraben oder daß ein Wanderer ihn findet. Nein, ich weiß etwas Besseres ... Es gibt Stellen am Coast Highway, wo wir bis an den Straßenrand fahren und warten können, bis kein Verkehr ist, und ihn dann einfach hinunterwerfen. Wenn wir uns eine Stelle aussuchen, wo das Meer bis an die Küstenfelsen herankommt, dann trägt die See ihn nach draußen, ehe jemand ihn bemerkt.«

Als Nora mit dem Verbinden fertig war, stand Einstein plötzlich auf und winselte. Er hob die Nase, schnüffelte. Dann ging er zur hinteren Tür, starrte sie einen Augenblick lang an und verschwand dann im Wohnzimmer.

»Ich fürchte, er ist schwerer verletzt, als es den Anschein hat«, sagte Nora und klebte den letzten Streifen Heftpflaster fest.

»Vielleicht«, sagte Travis. »Aber vielleicht auch nicht. Er war den ganzen Tag schon so komisch, seit du heute morgen weggefahren bist. Er meinte, es rieche nach einem schlechten Tag.«

»Da hat er recht«, sagte sie.

Einstein kam aus dem Wohnzimmer zurückgerannt, hetzte geradenwegs zur Speisekammer, schaltete das Licht ein und betätigte die Pedale, die die Buchstaben freigaben.

»Vielleicht hat er eine Idee, wie man die Leiche loswerden kann«, sagte Nora.

Während Nora die Flaschen mit Jod, Alkohol und das restliche Verbandsmaterial einsammelte, schlüpfte Travis mit schmerzvcrzerrtem Gesicht in sein Hemd und eine in die Kammer, um zu sehen, was Einstein zu sagen hatte.

DER OUTSIDER IST DA.

Travis rammte ein neues Magazin in den Kolben der Uzi, steckte sich ein weiteres in die Tasche und gab Nora eine der Uzi-Pistolen, die in der Speisekammer verstaut waren.

Einsteins drängendes Verhalten ließ den Schluß zu, daß sie keine Zeit hatten, durch das ganze Haus zu gehen und die Läden zu schließen und zu verriegeln.

Der raffinierte Plan, den Outsider in der Scheune mit Gas zu betäuben, baute auf der Überzeugung auf, er werde sich nachts nähern und das Haus auskundschaften. Jetzt, da er bei hellichtem Tage gekommen war und seine Kundschafterarbeit getan hatte, während sie mit Vince beschäftigt gewesen waren, war dieser Plan nutzlos.

Sie standen in der Küche und lauschten, aber in dem prasselnden Regen war nichts zu hören.

Einstein konnte ihnen nicht exakter mitteilen, wo sich der Gegner befand. Sein sechster Sinn funktionierte noch nicht einwandfrei. Sie konnten von Glück reden, daß er die Bestie

überhaupt wahrgenommen hatte. Die Angstgefühle, die ihn den ganzen Vormittag geplagt hatten, hatten sich allem Anschein nach überhaupt nicht auf den Mann bezogen, der mit Nora zum Haus gekommen war, sondern waren, auch wenn er selbst das nicht wußte, durch das Herannahen des Outsiders verursacht worden.

»Hinauf«, sagte Travis. »Gehen wir.«

Hier unten konnte die Kreatur durch Türen oder Fenster eindringen, aber im Obergeschoß würden sie wenigstens nur auf die Fenster zu achten haben. Und vielleicht schafften sie es sogar, an einigen die Läden zu schließen.

Nora ging mit Einstein die Treppe hinauf. Travis bildete die Nachhut, er ging rückwärts, die Uzi nach unten gerichtet. Die Anstrengung machte ihn benommen. Er merkte deutlich, wie der Schmerz und die Schwäche, die von seiner Schulterwunde ausgingen, sich jetzt in seinem ganzen Körper ausbreiteten wie ein Tintenfleck in einem Löschblatt.

Als sie im Obergeschoß das Treppenende erreichten, sagte er: »Wenn wir ihn hereinkommen hören, können wir uns zurückziehen und abwarten, bis er anfängt, nach oben zu klettern, und dann vortreten und ihn überraschen, ihn wegblasen.« Sie nickte.

Sie mußten jetzt leise sein, ihm die Chance geben, sich unten hereinzuschleichen, ihm Zeit lassen, zu erkennen, daß sie sich im Obergeschoß befanden, warten, bis er dreist wurde und im Gefühl der Sicherheit die Treppe heraufkam.

Ein Blitz - der erste des Gewitters - entlud sich vor dem Fenster am Ende des Korridors, und der Donner krachte. Der Blitz schien den Himmel gespalten zu haben, und aller Regen, der noch in den Wolken gestaut war, brach in einem einzigen, mächtigen Guß über die Erde herein.

Am Ende des Korridors flog eines von Noras Bildern aus der Tür des Ateliers und krachte gegen die Wand.

Nora stieß einen überraschten Schrei aus, und einen Augenblick lang starrten sie alle drei dumm auf das Gemälde, das auf dem Boden lag, überlegten, ob sein poltergeistähnlicher Flug vielleicht vom Donnerschlag und dem Blitz ausgelöst worden sei.

Ein zweites Gemälde segelte aus dem Atelier, prallte gegen die Wand, und Travis sah, daß die Leinwand zerfetzt war.

Der Outsider war bereits im Haus.

Sie befanden sich am einen Ende des kurzen Flurs. Zu ihrer Linken lagen ihr Schlafzimmer und das künftige Kinderzimmer, zur Rechten das Bad und dahinter Noras Atelier. Das Ding war nur zwei Türen von ihnen entfernt, in Noras Atelier, und demolierte ihre Bilder.

Ein weiteres Bild flog in den Flur.

Vom Regen durchnäßt, schlammbedeckt, immer noch von seinem Kampf gegen die Staupe geschwächt, bellte Einstein nichtsdestoweniger wild, versuchte den Outsider zu verscheuchen.

Die Uzi schußbereit, machte Travis einen Schritt in den Korridor hinein.

Nora packte ihn am Arm. »Nicht! Laß uns hier verschwinden!«

»Nein. Wir müssen uns ihm stellen.«

»Aber zu unseren Bedingungen«, sagte sie.

»Das sind jetzt die besten Bedingungen, die wir je bekommen werden.«

Zwei weitere Gemälde flogen aus dem Atelier und fielen klappernd auf den anwachsenden Haufen zerstörter Bilder. Einstein hatte jetzt aufgehört zu bellen, und ein tiefes Knurren kam aus seiner Kehle.

Gemeinsam bewegten sie sich den Flur hinunter, auf die offene Tür von Noras Studio zu.

Travis' Erfahrung und seine Ausbildung sagten ihm, daß sie sich teilen, ausschwärmen mußten, statt als Gruppe ein einziges Ziel zu bilden. Aber dies hier war nicht Delta Force, und ihr Feind war auch kein gewöhnlicher Terrorist. Wenn sie sich aufteilten, würden sie einen Teil der Courage verlieren, die sie brauchten, sich dem Ding zu stellen. Die bloße Nähe des anderen verlieh ihnen Stärke.