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Einstein bellte einmal. Nein,

»War es der Tiger?« fragte Travis.

Ein Bellen.

»Der Käfig?« fragte Nora.

Einstein wedelte mit dem Schweif: Ja.

»Hast du dieses Bild gewählt, weil sie dich in einem Käfig gehalten haben?« fragte Nora.

Ja.

Travis suchte auf allen vieren kriechend, bis er das Foto des armen Unglücklichen in der Gefängniszelle fand. Er brachte es, zeigte es dem Retriever und sagte: »Und hast du dieses hier gewählt, weil die Zelle wie ein Käfig ist?«

Ja.

»Und weil der Gefangene auf dem Bild dich daran erinnert, wie du dich fühltest, als du in einem Käfig warst?«

Ja.

»Die Violine«, sagte Nora. »Hat jemand im Laboratorium dir auf der Violine vorgespielt?«

Ja.

»Warum sie das wohl getan haben mögen?« sagte Travis.

Darauf konnte der Hund nicht mit einem einfachen Ja oder Nein antworten.

»Hat dir das Violinspiel gefallen?« fragte Nora.

Ja.

»Magst du Musik?«

Ja.

»Magst du Jazz?«

Der Hund bellte weder, noch wedelte er mit dem Schweif.

Travis meinte: »Er weiß nicht, was Jazz ist. Ich nehme an, sie haben ihn so etwas nie hören lassen.«

»Magst du Rock and Roll?« fragte Nora.

Ein Bellen und gleichzeitig ein Schweifwedeln.

»Was soll das jetzt bedeuten?« fragte Nora.

»Das bedeutet wahrscheinlich >ja und nein«, sagte Travis. »Er mag einige Rock-and-Roll-Stücke, aber nicht alles.«

Einstein wedelte mit dem Schweif, um Travis' Interpretation zu bestätigen.

»Klassische Musik?« fragte Nora.

Ja.

»Wir haben es also hier mit einem Hund zu tun, der ein Snob ist, hm?« sagte Travis.

Ja, ja, ja.

Nora lachte vor Begeisterung und Travis ebenfalls. Und Einstein drängte sich zuerst an sie, dann an ihn und leckte ihnen glücklich die Hände.

Travis sah sich nach einem anderen Bild um und schnappte sich das mit dem Mann auf dem Tretwerk. »Ich kann mir vorstellen, daß sie dich nicht aus dem Labor rauslassen wollten, und doch müssen sie dich irgendwie fitgehalten haben. Haben sie dich so trainieren lassen? Auf einer Tretmühle?«

Ja.

Das Gefühl, eine Entdeckung gemacht zu haben, war erhebend. Travis hätte nicht faszinierter sein können, nicht aufgeregter und mehr von Ehrfurcht und Scheu ergriffen, wenn er mit einer extraterrestrischen Intelligenz Verbindung aufgenommen hätte.

6

Ich falle in ein Finsteres Loch, dachte Walt Gaines beklommen, während er Lem Johnson zuhörte.

Diese neue High-Tech-Welt des Weltraumfluges, der Heimcomputer, der von Satelliten übertragenen Telefongespräche, der Fabrikroboter und jetzt der Gentechnologie schien ohne jede Beziehung zu der Welt zu sein, in der er geboren und aufgewachsen war. Um Himmels willen, im Zweiten Weltkrieg war er ein Kind gewesen, und damals hatte es noch nicht einmal Düsenflugzeuge gegeben. Er kam aus einer einfacheren Welt, in der die Chryslers mit ihren Schwanzflossen wie Boote aussahen, die Telefone Wählscheiben statt Tasten, die Uhren Zeiger statt digitaler Anzeigen hatten. Als er geboren wurde, gab es noch kein Femsehen, und die Möglichkeit eines nuklearen Armageddon, während seines Lebens Realität geworden, hatte damals niemand vorhersehen können. Er fühlte sich, als wäre er durch eine unsichtbare Barriere aus einer Welt in eine andere übergetreten, die sich auf einer schnelleren Bahn bewegte. Dieses neue Reich der Technik konnte herrlich oder schrecklich sein - und gelegentlich beides zugleich.

Wie jetzt.

Die Vorstellung eines intelligenten Hundes sprach das Kind in ihm an und erzeugte in ihm den Wunsch zu lächeln.

Aber aus jenen Labors war auch noch etwas anderes entflohen, der Outsider, und der machte ihm eine Heidenangst.

»Der Hund hatte keinen Namen«, sagte Lem Johnson. »Das ist nicht besonders ungewöhnlich. Die meisten Wissenschaftler, die mit Versuchstieren arbeiten, geben diesen nie Namen. Wenn man einem Tier einen Namen gegeben hat, fängt man unvermeidlich an, ihm eine Persönlichkeit zuzuschreiben, und dann verändert sich die Beziehung, die man zu ihm hat, man kann in seinen Beobachtungen nicht mehr so objektiv sein, wie man das sein muß. Also hatte der Hund nur eine Nummer, bis klar war, daß dies der Erfolg war, für den Weatherby so hart gearbeitet hatte. Aber selbst dann, als feststand, daß man den Hund diesmal nicht als Versager würde töten müssen, gab man ihm keinen Namen. Jeder nannte ihn einfach >den Hund<, was durchaus genügte, um ihn von allen anderen Welpen Weatherbys zu unterscheiden, weil man diese mit Nummern bezeichnet hatte. Jedenfalls arbeitete zur gleichen Zeit Frau Dr. Yarbeck im Rahmen des Francis-Projekts an anderen, völlig anderen, Forschungsvorhaben, und auch sie hatte schließlich einigen Erfolg.«

Frau Dr. Yarbecks Ziel war es gewesen, ein Lebewesen mit sehr gesteigerter Intelligenz zu schaffen - aber auch dafür angelegt, den Menschen in den Krieg zu begleiten; so wie Polizeihunde die Polizisten in gefährliche Stadtregionen begleiten. Sie wollte ein Tier konstruieren, das schlau, aber auch tödlich war, ein Schrecken auf dem Schlachtfeld: wild, verstohlen und raffiniert und intelligent genug, daß man es im Dschungelkrieg ebenso wirksam einsetzen konnte wie bei Straßenkämp-fen. Nicht ganz so intelligent wie menschliche Wesen natürlich, nicht so schlau wie der Hund, den Weatherby entwickelte. Es wäre schierer Wahnsinn gewesen, eine Killermaschine von der gleichen Intelligenz wie die Menschen, die sie würden benutzen und lenken müssen, zu erschaffen. Jeder hatte Frankenstein gelesen oder einen der alten Boris-Karloff-Filme gesehen, und niemand unterschätzte die Gefahren, die in Yar-becks Arbeit schlummerten.

Frau Dr. Yarbeck wollte mit Affen und Menschenaffen arbeiten, und zwar wegen ihrer natürlichen hohen Intelligenz und weil sie bereits über menschenähnliche Hände verfügten. Am Ende entschied sie sich für Paviane als Basisgattung für ihre dunklen Schöpfungsakte. Die Paviane gehören zu den klügsten der Primaten und stellten daher gutes Rohmaterial dar. Sie sind von Natur aus tödliche Kämpfer mit eindrucksvollen Klauen und Fängen, vom territorialen Imperativ in höchstem Maße motiviert und darauf erpicht, jeden anzugreiten, den sie als Feind ansehen.

»Dr. Yarbecks erste Aufgabe bezüglich der physischen Veränderung des Pavians bestand darin, ihn größer zu machen, groß genug, um einem ausgewachsenen Mann gefährlich zu werden«, sagte Lem. »Sie kam zu dem Schluß, ihr Produkt müsse wenigstens einen Meter fünfzig groß und vierzig bis fünfzig Kilo schwer sein.«

»So besonders groß ist das gar nicht«, wandte Walt ein.

»Groß genug.«

»Einen Mann von der Größe könnte ich mit einem Schlag kampfunfähig machen.«

»Einen Menschen ja, nicht aber dieses Ding. Es besteht nur aus Muskeln, überhaupt keinem Fett und ist viel schneller als ein Mensch. Denk einmal darüber nach, wie ein fünfundzwanzig Kilo schwerer Bullterrier aus einem erwachsenen Menschen Hackfleisch machen kann, dann wird dir klar, wie gefährlich Yarbecks Krieger mit fünfzig Kilo wäre.«

Die vom Dampf silbrige Windschutzscheibe des Streifenwagens schien wie eine Leinwand, auf der Walt die projizierten Bilder brutal hingemordeter Männer sah: Wes Dalberg, Teel Porter... Er schloß die Augen, aber er sah die Leichen immer noch. »Okay, ja, ich versteh' schon, was du meinst. Fünfzig Ki

- lo würden reichen, wenn wir von etwas reden, was dazu gebaut ist, zu kämpfen und zu töten.«

»Also schuf Yarbeck eine Zucht von Pavianen, die größer wurden als ihre >normalen< Gattungsgenossen. Dann machte sie sich daran, die Samen- und Eizellen ihrer Riesenprimaten auf andere Weise abzuändern, teils durch Veränderung des genetischen Materials, teils durch Einbringung von Genen anderer Gattungen.«