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»Richtig«, nickte der Priester.

»Sie beten immer noch, nicht wahr? Vielleicht wäre das ein guter Zeitpunkt.« Ein wenig verdutzt blickend, vermutlich hauptsächlich wegen des virtuellen Fensters, ging Aelool hinaus.

Chicago

Samstag, 15. Juni, Nachmittag

»Peter, für dich kommt gerade ein dringendes Memo von General Stewart, getarnt als Lieutenant Pryce auf Basis Titan, herein«, tönte sein AID.

»Hat er einen erwischt?« Vanderberg saß plötzlich kerzengerade auf seinem Sessel.

»Das nicht gerade, Peter. Aber er hat vier Namen und identifizierende Informationen, einschließlich DNA, Bewegungsdaten, Decknamen und zeitnahe Beschreibungen von Agenten im Bereich Chicago«, erklärte das AID.

»Heiliger Bimbam! DNA auch?« Jemand dort oben muss mich mögen.

»Das sagt er, und die beigefügte Datei enthält das auch alles.« Das AID klang erfreut.

»Wow. Zeig mir die Datei.« Er schüttelte den Kopf, als er sich die Einzelheiten angesehen hatte. »Klasse, Stewart hat einen Volltreffer gelandet. Ich will Morrison sprechen.« Er stand auf, ging ans Fenster und tippte sich dabei mit den Fingern auf die Lippen.

»Tut mir Leid, Peter. Morrison ist nicht erreichbar. Er hat einen Zahnarzttermin«, meldete das AID.

»Einen Zahnarzttermin?« Vanderberg drehte sich um und starrte das AID auf seinem Schreibtisch an, als könne er nicht glauben, was er da hörte.

»Ihm ist ein Zahn abgebrochen. Er bekommt einen Ersatz.«

»Hey, ist da etwas passiert? Was war da los?«, fragte er.

»Kein Unfall. Ich glaube, über kurz oder lang war das statistisch zu erwarten. Er kaut Eis.« Die Stimme des AID klang schulmeisterhaft, wie es bei seinesgleichen häufig der Fall war, wenn sie etwas missbilligten. Manchmal hatten die AID-Persönlichkeiten seltsame Vorstellungen davon, was sich geziemte und was nicht. In diesem Fall rührte die Missbilligung vermutlich daher, dass das AID es einfach nicht für richtig hielt, dass jemand etwas so Unvernünftiges tat, was am Ende dazu führen konnte, dass er wertvolle Arbeitszeit damit vergeuden musste. Gelegentlich konnten AIDs wirklich seltsam sein.

»Okay, dann sorge dafür, dass er gleich morgen früh zu mir kommt. Aber das kann nicht so lange warten. Schick mir Lewis rein, denke ich. Nein, besser nicht. Ich verliere lieber einen Tag, als eine weitere Person in eine solche Sache einzuschalten. Scheiße. Sag Morrison, dass ich ihn morgen früh um halb acht hier haben will. Zumindest können wir dann gleich anfangen.« Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und begann auf und ab zu schreiten, fing bereits an, mögliche Szenarien zu durchdenken.

»Dir ist bewusst, dass morgen Sonntag ist, ja?«, fragte es.

»Yeah. Passt mir überhaupt nicht, aber diese Sache duldet keinen Aufschub.« Er machte eine ungeduldige Handbewegung und fuhr fort, auf und ab zu gehen.

»Geht schon in Ordnung, Peter. Ich habe nur ausdrückliche Anweisung von dir, dich daran zu erinnern.«

»Ja, geht schon klar. Danke, Jenny.« Wow. Endlich!

Basis Titan

Samstag, 15. Juni, nachmittags

Heutzutage gab es nur mehr ganz wenige öffentliche Terminals. Schließlich hatte jeder einen PDA, na schön, ausgenommen die paar Glückspilze mit AIDs. Nun ja, die mit sauberen AIDs jedenfalls. Aber PDAs stürzten manchmal ab oder gingen zu Bruch oder man verlor sie — wie auch immer, dem Himmel sei Dank für öffentliche Terminals.

Dieser hier befand sich mitten im verkehrsreichsten Teil des Korridors, den er finden konnte. Hier herrschte derartiger Betrieb, und es waren so viele Leute unterwegs, dass kein Fußgänger sich jemals an ihn erinnern würde. Nicht, dass außer der Bane Sidhe jemand interessiert gewesen wäre, und bis die anfingen, ihn zu suchen, würde er längst woanders sein.

Er hatte wirklich vorgehabt, seinen Ruhestand auf der Erde zu verbringen — die Möglichkeiten, die man dort hatte, waren einfach viel besser, selbst wenn man darauf achten musste, nicht aufzufallen. Na schön, die Dinge waren eben so, wie sie waren.

Dulain war ein guter Planet. Einer der ersten, der von Menschen kolonisiert worden war und natürlich nicht ganz ohne Gefahren, aber es gab dort einen breiten Gürtel sehr angenehmer Inseln. Vielleicht nicht so erstrebenswert, wenn man als Kolonist ohne einen Penny in der Tasche dort arbeiten musste. Aber für jemanden mit entsprechenden Ersparnissen wirklich attraktiv. Und am Dienstag um 19.30 Uhr startete ein Schiff. Perfekt. Er brauchte bloß ein paar Augenblicke, um seine flüssigen Mittel von seinem Nummernkonto auf mehrere Nummernkonten auf Dulain zu überweisen. Mit einem Teil des Bargelds, das er bekommen hatte, hatte er auf Titan ein Konto eröffnet. Den Rest hatte er bedauerlicherweise in einem öffentlichen Schließfach deponieren müssen, was nicht ohne Risiken war. Aber das brachte den Vorteil mit sich, dass er sein Ticket nach Dulain mit einer Identität erwerben konnte, die nicht kompromittiert war.

Und er würde nie wieder Sojabohnen-Burger essen müssen. Nie wieder.

Basis Titan

Samstag, 15. Juni, später Nachmittag

An dem Zeitungsstand an der Ecke achte Etage/Flur Romeo am Korridor gab es eine reichliche Auswahl an Drogerieartikeln, darunter auch ein paar gerade populäre Schlankheitsdiäten, bei denen es sich hauptsächlich um Diuretika handelte. Cally wählte die auffällig orange und gelb gehaltene Packung, weil dieses Entwässerungspräparat nicht nur sehr schnell wirkte, sondern auch so gut wie keinen Eigengeschmack hatte und die effektive Dosis sehr gering war. Ein Bier würde ausreichen, um den recht milden Geschmack zu überdecken, selbst für jemand wie sie.

Mir ist es wirklich unangenehm, ihm das Präparat zu verpassen. Das Wenigste, was ich tun kann, ist ein möglichst harmloses Mittel zu verwenden. Nun ja, harmlos hin oder her, peinlich könnte es ja werden, wenn er nicht schnell genug rennt. Trotzdem, harmloser geht es nicht. Und ich habe ja auch noch ein paar Tage Zeit.

Sie trug ihren am wenigsten auffälligen BH unter der Fleet-Strike-Seide, als sie den Kauf tätigte. Weniger weil sie ihn wirklich gebraucht hätte, sondern einfach, weil die Professionalität Unauffälligkeit erforderte. Aber offenbar reichte das nicht. Sie war ziemlich sicher, dass der asiatische Kassier ihr während der ganzen Transaktion nie in die Augen gesehen hatte. Sein Blick war nie über ihr Schlüsselbein hinausgekommen.

Basis. Titan

Samstag, 15. Juni, abends

James Stewart stand vor dem Glas seines Standbilds und versuchte darin zu erkennen, ob sein Haar richtig saß. Es war schon lange her, dass er sich so darauf gefreut hatte, am Samstagabend zur Arbeit gehen zu müssen. Aber er war ja schließlich auch nicht zum Arbeiten hier.

In dem leeren Büro war es still, und er konnte das Zischen der Eingangstür hören. Einen Augenblick lang wunderte er sich über die Tüte, die sie in der Hand hielt, aber dann erinnerte er sich, dass sie verabredet hatten, sie würde das Abendessen mitbringen. Eigentlich hätte er hungrig sein sollen, aber im Augenblick war ihm nach anderen Genüssen zumute und er grinste breit, als sie hereinkam und die Tasche auf den Schreibtisch stellte.

Er breitete die Arme aus und zog sie an sich, presste ihr eine Hand ins Kreuz und vergrub die andere in ihrem Haar. Ihr Bauch war fest gegen den seinen gepresst, ihre Brüste drückten weich gegen seine Brust. Er wollte sie jetzt nehmen. Jetzt sofort. Deshalb versuchte er, sie nach hinten zu ziehen, in sein Büro oder das ihre, aber sie sträubte sich, lachte.