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»Mhmm. Da riecht etwas gut.« Sie sog genießerisch die Luft ein. »Und das Abendessen riecht auch recht gut.«

»Nett.« Er sah sie von der Seite an und holte die Bierflaschen und die Kartons mit den Chicken Wings aus der Tüte. »Wolltest du überhaupt etwas zu essen? Ich meine, wenn du nicht hungrig sein solltest …« Er grinste viel sagend.

»Mhmm, ich hab tatsächlich Hunger. Ich meine, ich will essen. Zuerst.« Sie ließ die Augenlider ein wenig heruntersinken, damit es ihr anzumerken war, wie sehr sie sich nach ihm sehnte. Sie spürte einen Kloß in der Kehle. Manchmal hasste sie ihren Job.

»Okay.« Er öffnete die Bierflaschen und ging seinen Bürosessel holen. Also brauchte sie die List gar nicht anzuwenden, die sie sich vorgenommen hatte.

Es dauerte nur eine Sekunde, in die Schreibtischschublade zu greifen und zwei Tropfen in sein Bier fallen zu lassen.

15

Springfield

Dienstag, 18. Juni, 19:30

Wo zum Teufel stecken die? Morrison unterließ es bewusst, zum zehnten Mal auf die Uhr zu sehen, und war sich inzwischen einigermaßen sicher, dass man sie hereingelegt hatte. Er war jetzt seit einer Stunde hier, zwei Bier, einen Whiskey und zwei Ausnüchterungspillen lang. Die erste Pille hatte er genommen, ehe er das Lokal betreten hatte, die zweite gerade eben. Sie würden den Alkohol in seinem Magen abbauen, ehe er in seinen Blutkreislauf gelangte. Nun ja, größtenteils jedenfalls. Zehn Prozent kamen durch, aber damit kam seine Leber klar.

Das Wexford Pub war eine kleine Kneipe, in der es Lammeintopf, Roggenbrot, fettige Fish and Chips und dazu Bier und billigen Fusel gab, billig oder eben so gut, wie man ihn sich leisten konnte. Dem Geruch nach begnügten sich die meisten Gäste hier mit dem billigsten Fraß, den sie kriegen konnten.

Er gab sich alle Mühe, die drei Männer und die beiden Frauen nicht anzusehen, die im Pub verteilt waren und zu ihm gehörten, und tat so, als interessiere er sich für das Fußballspiel, das auf dem antiken Fernseher an der Wand ablief. Ein langweiliger Sport — nichts von wegen guten Zweikämpfen. Von dem Kommentar des Reporters konnte er bei all dem Gedudel, hauptsächlich alte Aufzeichnungen von irgendwelchen Pseudo-Folk-Songs, die ihm mächtig auf den Geist gingen, kaum etwas hören. Wenn die wenigstens nicht die kitschigsten Versionen ausgesucht hätten, die den Krieg überlebt hatten. Er wusste wirklich nicht, was er tun würde, falls die auch nur noch ein einziges Mal »Toora Loom Loom« spielen würden.

Ein Dutzend Gründe konnte er sich ausmalen, alle davon recht unerfreulich, weshalb die Zielpersonen nicht erschienen waren. Unglücklicherweise sah ihr Geh-zur-Hölle-Plan für den Fall ihres Nichterscheinens vor, dass sie zwei Stunden über den verabredeten Zeitpunkt hinaus an Ort und Stelle blieben, weil sie keine andere Wahl hatten und vielleicht doch noch Glück haben würden.

Zum wiederholten Mal vermied er es, auf die Uhr oder nach seinen Leuten zu sehen.

Morrison hasste das Warten. Das erzeugte bei ihm immer einen Juckreiz im Nacken.

Wo zum Teufel bleiben die? Bobby schüttelte den Krampf aus seiner rechten Hand, ehe er sie wieder an den Abzug seiner Waffe legte, und hoffte innig, dass die anderen drei Schützen, die Johnny gebracht hatte, das auch taten. Es wurde immer wahrscheinlicher, dass etwas die Zielpersonen verscheucht hatte.

Trotzdem, solange die Typen von Fleet Strike warteten, mussten sie das auch. Seine Anweisungen waren in dem Punkt eindeutig. Er durfte unter keinen Umständen zulassen, dass Fleet Strike irgendeine der Zielpersonen lebendig bekam. Die Zielpersonen durften unter keinen Umständen lebend entkommen. Wenn die es schafften, einen von ihnen lebend in die Hand zu bekommen, wäre das ein Glückstreffer. Er hatte ein Sanitätsteam in Bereitschaft, hielt aber einen solchen Glückstreffer für unwahrscheinlich.

Verdammt, dieses Warten war wirklich ekelhaft. Besonders, da man ja nicht wissen konnte, wie lange diese Typen von Fleet Strike warten würden, ehe sie aufgaben und selbst nach Hause gingen.

»Wo zum Teufel bleiben die?« Kevin Collins, der Leiter von Team Jason, drückte im Aschenbecher des Taxis eine Zigarette aus und blickte mit leicht anklagendem Blick nach hinten auf seinen »Fahrgast«, als hielte er es für möglich, dass die andere Agentin irgendwie das überfällige Team aus ihrer Tasche ziehen könnte.

»Woher soll ich das wissen? Meine Schuld ist es jedenfalls nicht!« Ihre Stimme klang leicht verletzt.

»Ach, komm schon, Martin, das weiß ich doch. Ich bin nur immer noch der Meinung, dass du bei diesem Einsatz nichts verloren hast.«

»Na und, man hat dich eben überstimmt. Wenn es so weit ist, möchte ich an Ort und Stelle sein und Levon und die anderen rausholen.« Sie kramte ihre Puderdose hervor, klappte sie auf und zog sich, nach einem schnellen Blick auf den Spiegel, nervös die Lippen nach.

»Und wenn es nicht so weit kommt?« Seine Stimme war ohne jeden Ausdruck.

»Dann befolge ich die Befehle, ob es mir passt oder nicht. Levon würde es genauso machen. Wir wissen beide, worum es geht und welche Risiken damit verbunden sind.« Sie wischte sich mit der Fingerspitze einen Fussel weg.

»Ihr steht einander zu nahe.«

»Ja, weiß ich.« Sie klappte die Puderdose zu und steckte sie und den Lippenstift wieder in die Handtasche.

»Solltest du auch.« Er zündete sich eine neue Zigarette an und ging um die nächste Biegung auf dem gewundenen Weg rings um die Zielzone.

George Schmidt war im Einsatz meist routinemäßig als Teenager getarnt. Wenn er daher als Erwachsener auftreten musste, erforderte das ein paar sehr altmodische Veränderungen an seinem Aussehen.

So sehr ihm auch Schuhe verhasst waren, die einen größer erscheinen ließen, in diesem Fall waren sie einfach notwendig. Polster in den Backen machten sein Babygesicht erwachsener. Und braunes Haar ließ ihn aus irgendwelchen Gründen ein wenig älter erscheinen als sein natürliches Blond. Sorgfältige kosmetische Arbeit erweckte den Eindruck dunkler Bartstoppeln, die man selbst beim näheren Hinsehen nicht als unecht erkennen konnte.

Jetzt war sein Ausweis, auf dem ›Mitte zwanzig‹, stand, durchaus glaubwürdig.

Er war recht gut im Zeitplan und hatte Barrys zusätzliche Stunde in einer Spielearkade mit Holo- und VR-Spielen totgeschlagen. Das war einer der Vorteile eines ewigen Teenagers: man wusste nicht nur, was bei den Kids gerade in Mode war, sondern man kannte sich auch wirklich damit aus. Falls die Tarnung es erforderte, konnte er sich auch dämlich anstellen, aber das Gegenteil vorzutäuschen, war verdammt schwierig.

Also, jetzt war es jedenfalls Zeit. Er sah sich in dem faden, unaufgeräumten Apartment um, das ganz so aussah, als könnte es einem Teenager gehören, der schon auf eigenen Beinen stand — bis hin zu dem Geruch nach billigem Fichtennadel-Luftauffrischer und schmutzigen Socken. Jedenfalls alles andere als komfortabel. Er knipste das Licht aus und ging hinaus.

Zwanzig Minuten später verwünschte er immer noch den umgekippten Sattelschlepper und das Gewimmel von Ambulanzen und Polizeifahrzeugen. Nichts zu machen — er würde schon wieder zu spät kommen.

Basis Titan

Dienstag, 18. Juni, 19:15

Cally knabberte an Pryces Ohrläppchen und zerrte an seinen Armen, um ihn auf den Boden herunterzuziehen.

»Danke, dass du mit Simms gesprochen hast.« Sie deutete auf die Tür, hinter der der MP immer noch Wache stand. »Tut gut zu wissen, dass wir den ganzen Abend für uns haben und uns keiner erwischen oder unterbrechen kann.«

»Warum ziehst du mich dann auf den Boden herunter?«