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Nachher war Bobby wirklich stolz auf seine Agenten. Sie hatten geduldig gewartet, bis alle drei Zielpersonen — die vierte war nicht aufgekreuzt — das Gebäude verlassen hatten, ehe sie geschossen hatten. Die ersten beiden fielen fast gleichzeitig. Der Dritte hatte ein paar Sekunden zu lange gebraucht und benötigte demzufolge drei Schüsse.

Zum Glück waren seine Reserveleute gut genug, ihre eigenen Waffen einzusetzen, sodass die Fleet-Strike-Typen sich lang genug darüber im Unklaren waren, wo das Feuer herkam, was ihnen genügend Zeit zum Rückzug verschaffte.

Das einzig Schlechte war, dass die vierte Zielperson fehlte, sodass der Einsatz kein vollständiger Erfolg war. Aber da konnte man nichts machen.

Cheryl Martin hätte am liebsten ihren PDA auf den Boden des Taxis geworfen und ihn zertreten. Nur Sekunden, nachdem die Schüsse angefangen hatten, hatte das verdämmte Ding gepiepst.

»Ja?«, brauste sie auf.

»Pinwheel, Pinwheel. Wiederhole, Pinwheel!« Der PDA hatte den leicht sterilen Klang, den sie mit Synthesizerstimmen assoziierte.

»Kevin, gibt es hier etwas, das ich töten kann?«, fragte sie.

»Cheryl, es tut mir so — warte!« Er riss das Taxi herum und auf den Bürgersteig, versperrte damit einem kleinen, braunhaarigen Mann den Weg. »Schnapp ihn dir. Aber vorsichtig.«

Die hintere Tür auf der Fahrerseite des Taxis flog auf, und der Mann stoppte mitten in einer fließenden, schnellen Bewegung, schwankte ein wenig, als er das kurzzeitig verloren gegangene Gleichgewicht zurückgewann, weil er das nicht hatte zu Ende bringen können, was er vorgehabt hatte.

»Cheryl?«, krächzte er.

»Keine Zeit, steig ein. Unterwegs Codes tauschen.« Sie riss ihn auf den Rücksitz des Taxis, das nicht einmal wartete, bis die Tür ganz geschlossen war, ehe es zurückstieß, seine Wende zu Ende brachte und in die Nacht hineinschoss.

»Pumpernickel. Alles schief gelaufen. Wir nehmen an, dass du der Einzige bist, der rausgekommen ist. Gut, dich zu sehen, Junge, aber warum zum Teufel warst du nicht dort drinnen?« Sie fummelte an ihrer Handtasche herum und brachte ein Päckchen Papiertaschentücher zum Vorschein, die sie gleich brauchen würde, das wusste sie.

»Was ist mit dem Rest meines Teams?«

»Nicht gut. Komm schon, George, gib ihr Antwort.« Kevin suchte im Rückspiegel seine Augen.

»Ich … habe mich verspätet.« Die Schultern sackten ihm nach vorn.

»Und warum kommst du zu Fuß?«, drängte der andere Mann.

»Ich … ich … ach, Scheiße, ich bin in zwei Unfälle hintereinander geraten, und dort herrschte solches Durcheinander, dass ich dachte, ich würde zu Fuß schneller hierher kommen. Es war nur eine Meile von hier, und wenn ich hier gewesen wäre …« Er verstummte.

»Hätte es nichts geholfen«, murmelte Cheryl.

»Das weißt du nicht.« Seine Stimme klang verbittert.

»Doch, das wissen wir schon. Leider.« Das Taxi fuhr weiter.

Basis Titan

Dienstag, 18. Juni, 20:00

Das melodische Klingeln seines AID weckte den Tir aus tiefem Schlaf. Es brauchte die üblichen drei gemessenen Atemzüge, um gegen den Drang anzukämpfen, etwas zu töten. Das AID hörte und interpretierte die Veränderung in seinem Atemrhythmus aus langer Erfahrung und wartete geduldig, bis sein Herr und Meister sich unter Kontrolle hatte. »Abgefangene lokale Sendungen deuten auf Lebend-Gefangennahme eines Feindagenten. Agent befindet sich im Gewahrsam von Fleet-Strike-Personal, augenblicklich zum Verhör unterwegs«, sagte es.

»Verbindung mit dem Verteidigungsminister der Menschen. Datiere eine Resolution eines Votums des Ministerrats auf den jetzigen Zeitpunkt, die mich als autorisierten Beobachter des Rates bestellt, basierend auf kommerziellen Auswirkungen der Spionage. Zitiere entsprechende Präzedenzfälle und beschaffe natürlich die Zustimmung der AIDs der anderen Minister. Resolution dann an menschlichen Minister weiterleiten.« Seine Ohren stellten sich plötzlich wachsam auf, und seine Barthaare zuckten vor kaum unterdrückter Erregung.

»Resolution übermittelt, bitte für den Menschen Li bereithalten.« Die kühle, melodische Stimme vereinte sich mit seiner Atemübung und verhalf ihm dazu, sich wieder völlig im Griff zu haben.

»Persönlichen Kontakt absagen. Weise ihn an, die entsprechenden Befehle weiterzuleiten. Sorge dafür, dass sein AID sofortige Maßnahmen veranlasst. Überwache die Weiterleitung der Befehle und verständige mich, wenn sie bei den Wachen im Gefängniszentrum eingetroffen sind.« In diesem Fall war es besser, den persönlichen Kontakt zu vermeiden. Je intelligenter und kompetenter die menschlichen Unterlinge waren, umso nervöser waren sie gewöhnlich, wenn sie sich der direkten und persönlichen Einschaltung eines Darhel ausgesetzt sahen. Normalerweise war dies ein Vorzug, aber im Augenblick war Effizienz für ihn wichtiger als Einschüchterung.

Mit einer knappen Handbewegung wies er seine Leibdiener an, sich um ihn zu kümmern. Er hasste es, spät nachts seine Räumlichkeiten verlassen zu müssen, aber das war jetzt nicht zu vermeiden. Als das AID erneut tönte, hatten sie ihm gerade das Schlafgewand halb über den Kopf gezogen.

»Verkehrsanalysedaten, Euer Tir.«

»Bericht.« Zumindest war er bereits wach.

»Unsere menschlichen Dienstleister berichten das bedauerliche Hinscheiden von drei feindlichen Agenten. Verkehrsanalyse meldet eine Sendung unmittelbar vor der Festnahme des lokalen Feindagenten durch Fleet-Strike-Personal. Sendeort war Abteilung, die ursprünglich die abgehörten Daten geliefert hat, in denen diese speziellen Feindagenten aufgedeckt wurden. Errechnete Sende- und Verarbeitungszeiten deuten darauf hin, dass dieses Leck die vermutliche Ursache dafür ist, dass der vierte identifizierte Feindagent sich planmäßig mit unserem menschlichen Dienstleister getroffen hat«, meldete das Gerät.

»Einen hier in der Hand für einen unerreichbar dort. Ein günstiger Tausch.« Er hielt den Indowy mit dem Wachgewand mittels einer kurzen Geste an und winkte einem anderen, ihm einen Teller mit Nahrung zu bringen. Nachdem der Leibdiener gegangen war, erlaubte er dem anderen, mit Ankleiden fortzufahren. Er würde essen müssen, ehe er sich zum Gefängniszentrum begab. Außerdem würde sein Reisehelfer Stimulantia mitbringen müssen. Vermutlich würde es eine lange Nacht werden.

Chicago

Dienstag, 18. Juni, 20:25

AIDs waren zugleich ein Segen und ein Fluch. Manchmal war Peter Vanderbergs Frau auf Jenny ein wenig eifersüchtig. Oh, anfänglich war sie das nicht gewesen, aber eine Frau konnte wirklich nicht ständig hören, wie eine weibliche Stimme ihren Mann an persönliche Verabredungen erinnerte, ihm sagte, dass es Zeit sei, seine Medikamente zu nehmen und ihn ganz beiläufig in den intimsten Augenblicken zu unterbrechen, ohne allmählich ärgerlich zu werden. Peter wusste natürlich, dass die Krönung des Ganzen war, dass Jane mit ansehen musste, wie seine emotionale Zuneigung zu Jenny wuchs. Und ihr zu erklären, dass dies ein normaler Bestandteil der Konstruktion eines AID war und dass es seine Effizienz steigerte, half natürlich überhaupt nicht.

Am Ende war der einzige Ausweg die Trennung gewesen. Er war nicht bereit gewesen seine Frau aufzugeben und hatte schließlich erkannt, dass er seine Ehe nur retten konnte, wenn er sicherstellte, dass seine Frau praktisch nie mit Jenny in Berührung kam. Seltsamerweise war sein AID am Ende darüber glücklich gewesen, obwohl es zunächst verstimmt und ein wenig patzig darauf reagiert hatte, dass es aus gewissen Teilen seines Lebens ausgeschlossen werden sollte. Aber ein AID konnte ja schließlich nicht auch eifersüchtig werden, oder?