Выбрать главу

Zwei hoch gewachsene Gestalten in Umhängen, gefolgt von ein paar Indowy — seltsam eigentlich, wie schnell die Menschheit sich an kleine, grüne Männchen gewöhnt hatte -, kamen auf ihn zu, oder besser gesagt auf die Sitzreihe neben ihm. Offenbar waren sie an ihm interessiert, denn sie blieben an seinem Rollstuhl stehen und ignorierten dabei den Arzt, der mit ein paar Spritzen voll medizinischer Nanniten hinter ihm stand.

Der Tir Dol Ron und der Tir Dad Lin, wie ihm sein AID mitteilte. Er wusste genug, um nicht zu lachen, zu schmunzeln oder auch nur Überraschung über den Darhel mit dem komischen Namen zu zeigen. Einer war der Handelsminister, der andere der Erziehungsminister und als solcher für Propaganda und Public Relations zuständig. In Wirklichkeit waren sie Beamte von Kabinettsrang einer galaktischen Föderation, wo das Kabinett das Sagen hatte. Oder, um es mit den Worten von Sergeant Franks auszudrücken, bei dem er sich zumindest in Gedanken entschuldigen sollte, very important VIPs.

»Wir möchten unsere Anerkennung und Billigung für die Festnahme dieser Person zum Ausdruck bringen. Wir möchten Ihnen versichern, dass Sie in hohem Maße die Interessen galaktischer Sicherheit gefördert haben. Wir sind sicher, dass Ihnen eine große Zukunft in der Fleet-Strike-Organisation bevorsteht.« Die Stimme war so schön, dass er dem Drang, sich zu übergeben, kaum widerstehen konnte. Die Tirs schienen auf eine Reaktion von ihm zu warten. Als er nur stumm nickte, setzte der Tir Dol Ron dazu an, eine Seite seiner Oberlippe etwas hochzuschieben, sodass man ein paar sehr spitze Zähne sehen konnte, aber dann huschte sein Blick zu Stewarts Verletzungen, und er schien sich zu entspannen. Die beiden machten abrupt kehrt, schritten bedächtig zu zwei Sesseln und zögerten dort einen Augenblick, während die Indowy ihrer Begleitung die Sessel näher ans Glas schoben.

Unten tanzte »Mahri« immer noch wie besessen und ohne Unterlass in dem fluoreszierend orangefarbenen Overall, den sie anstelle ihrer grauen Seide trug. Es schmerzte ihn tief in der Brust.

Als das Fleet-Team wieder in den Raum marschierte, beobachtete Stewart sie mit seinem besten Pokergesicht — und sein bestes Pokergesicht war wirklich sehr gut. Tartaglia, der vielleicht die vermutlichen Wünsche seines neuen Vorgesetzten ahnte, hatte Baker gegen null einhundert zum Schlafen nach Hause geschickt und sich selbst dafür entschieden, für den Rest der Nacht das Kommando über die Beobachtung der Gefangenen zu übernehmen. Als der Arzt Stewart am Morgen hereingerollt hatte, war Baker demzufolge hier gewesen, munter, wach und bereit, ihm persönlich den Lagebericht zu erstatten. Bakers Beispiel folgend, hatte Stewart dem Arzt sein AID gereicht und dem sich sichtlich unbehaglich fühlenden Mann befohlen, einen kleinen Spaziergang zu machen.

Auf die Weise hatte Baker Stewart im Detail über das Personal von Fleet, die Darhel-Delegation und die Ereignisse der vergangenen Nacht informieren können. Und das bedeutete, dass er, als jetzt Fleet mit frischem Fleisch und Dr. Mengele einmarschiert kam, genau wusste, mit wem er es zu tun hatte.

Baker war Mitte vierzig. Alt genug, um zu glauben, er habe die Welt gesehen und sei meistens im Recht, aber in mancher Hinsicht war er bemerkenswert »eingeengt«. In Bakers Welt waren die MPs und die guten Soldaten die Guten und die Tongs und die Kotzbrocken die Bösen. Man verfolgte die einen und die anderen halfen einem dabei. Na ja, mehr oder weniger.

Ohne jeden Zweifel hatte Baker keine Ahnung, was jetzt kommen würde. Oder wenn er eine Ahnung gehabt hätte, dann allenfalls ganz schwach und schemenhaft, etwas, das man mit einem Achselzucken abtun konnte. Stewart, der ein wesentlich komplexeres Verständnis von der Welt und ihren Schattenseiten besaß, wusste genau, was geschehen würde; er wusste auch ganz genau, wie wenig er dagegen unternehmen konnte.

Außerdem würde er auf Baker aufpassen müssen und ihn schützen. Unter der rauen Schale des Agenten war Baker in Wirklichkeit genau der Pfadfinder, als den Pryce sich ausgegeben hatte. In seiner Arbeit mit den Tongs war das von großem Vorteil gewesen und hatte ihn völlig unbestechlich gemacht. In der augenblicklichen Situation war die Wahrscheinlichkeit groß, dass ihn das umbringen oder zumindest seine Karriere vernichten würde, falls er zu dem Schluss kommen sollte, etwas tun zu müssen.

Zu verhindern, dass dies geschah, war eine jener kleinen Extrakomplikationen, die ihm das Leben so gerne servierte. In diesem Fall war er freilich dafür dankbar, weil es ihn immerhin ablenkte. Man hatte ihn ausgesandt, um den Spion zu fangen, und er hatte sie gefangen. Womit er nicht gerechnet hatte war, dass ihn das persönlich betreffen würde. Andererseits war es auch verdammt dumm gewesen, sich unter den vorliegenden Umständen mit jemandem im Büro einzulassen, und was er im Augenblick empfand, war seine eigene Schuld. Seine ganz persönlichen Schuldgefühle mit eingeschlossen. Das Mädchen hatte sich geopfert, um seine Haut zu retten! Damit würde er leben müssen.

Er musste heftig schlucken, als die Folterknechte in der Liftkabine verschwanden, um gleich darauf in dem Raum unter ihm wieder aufzutauchen. Da wusste er sofort, weshalb die SPs einen im Lazarett und zwei bereits in der Leichenhalle hatten. Ob sie sie nun kommen gehört hatte oder sich bloß in einer günstigen Position befunden hatte, jedenfalls beendete sie ihren Tanz so fließend und übergangslos, dass zwei SPs auf dem Boden lagen, ehe Stewarts Gehirn auch nur Zeit gehabt hatte, zu registrieren, dass sie zu tanzen aufgehört hatte. Nun, sozusagen aufgehört hatte.

Diesmal war einer von den SPs entweder ein wenig intelligenter oder ein wenig schneller und schaffte es, ihr einen gut gezielten Schlag mit seinem Gummiknüppel zu versetzen, sodass sie sie auf die Bahre schnallen konnten, solange sie von dem KO-Schlag noch benommen war.

Dem Mann mit dem Gummiknüppel trug das freilich ein paar sehr scharfe Worte des Chief ein, vermutlich weil er damit ihr Leben gefährdet hatte.

Stewart bemerkte nicht, als seine Hand sich so um die Armlehne seines Rollstuhls krallte, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, bis er spürte, wie sein Babysitter ihm die Spritze einstach.

»General Stewart, Sir, wenn Sie mir nicht sagen, wenn Sie Schmerzen haben, kann ich Ihnen nicht helfen. Bitte, sagen Sie es mir das nächste Mal, ehe es so schlimm wird«, sagte der Mann.

»Haben Sie in Ihrer Tasche etwas gegen meine Benommenheit? Hoffentlich.« Na großartig. Fehlt ja gerade noch, dass ich in diesem politischen Minenfeld irgendetwas Indiskretes, Dummes und völlig der Wahrheit Entsprechendes sage. Die Schmerzen in seinem Bauch verschwanden. Die in seiner Brust nicht, aber die hatten ja auch nichts mit seinen körperlichen Verletzungen zu tun.

Der Arzt jagte ihm etwas anderes in den Arm, und sein Kopf wurde plötzlich wieder klar.

»Danke. Freundchen, wenn Sie mir jemals wieder irgendwo bei Bewusstsein eine bewusstseinsverändernde Droge reinjagen, ohne dass ich das erlaubt habe, dürfen Sie sich darauf einstellen, dass Sie Ihre eigene Spritze als Einlauf bekommen. Quer. Ist das klar?«

Die Lippen des Mannes pressten sich zusammen, und er gab sich alle Mühe, nicht mit den Augen zu rollen, sagte aber »Yes, Sir« und senkte den Blick, ehe Stewart wegsah.

Als er bemerkte, dass sie ihr die Beine an den beiden äußersten Ecken der Bahre angeschnallt und den Gefängnisoverall abgeschnitten und unter den Anschnallgurten weggezogen hatten, brach ihm der kalte Schweiß aus.

Der Arzt beugte sich dicht an ihr Ohr, aber die Mikrofone im Raum fingen seine Stimme klar und deutlich auf und ließen sie aus den Lautsprechern im Beobachtungsraum tönen.

»Warum sparen wir uns das nicht? Wie heißen Sie?«

Sie drehte den Kopf leicht zur Seite und starrte zur Decke. Sie wirkte … gelangweilt.

Ihr Ausdruck veränderte sich nicht, als der Chief den ersten Mann zu ihr hin winkte. Über sie.