Выбрать главу

Als nach unzähligen Platten mit Pasteten, Wild und Fisch, mit Pfauen in ihrem vollen Gefieder, Wildschweinen samt ihren Hauern auf Apfel- und Pistazienbetten die Diener die Torten, Konfitüren, Nougats, die Sahnen und all die anderen Nachtischgerichte zusammen mit Weinen aus Spanien und Malvasien auftrugen, erhob sich Xaintrailles und bat um Ruhe. Den vollen Pokal in die Hand nehmend, verneigte er sich vor der Königin und dem Konnetabel und wandte sich dann an seine Gastgeber: »Meine Freunde«, sagte er mit kraftvoller Stimme, »mit Erlaubnis der Frau Königin und des Herrn Konnetabel möchte ich Euch unsere Freude darüber ausdrücken, daß wir heute mit Euch der Wiedererstehung Montsalvys und gleichzeitig der Erneuerung unseres Landes beiwohnen dürfen. Überall in Frankreich gehen die Kriegshandlungen zu Ende; wo der Engländer sich noch hält, wird er nicht mehr lange bleiben. Der Vertrag, den unser König mit dem Herzog von Burgund in Arras schloß, hat, wenn er auch nicht gerade als Muster dienen kann, zumindest das Verdienst, einen erbarmungslosen Krieg zwischen Menschen desselben Landes zu beenden. Es gibt keine Armagnacs, keine Burgunder mehr! Es gibt nur noch treue Untertanen des Königs Karl des Siegreichen, den Gott uns in Gesundheit und Macht erhalten möge!«

Xaintrailles hielt inne, um Atem zu holen und die Hochrufe ausklingen zu lassen. Er sah sich flink um und heftete dann zufrieden den Blick auf Arnaud und Cathérine, die ihn Hand in Hand lächelnd ansahen. »Arnaud, mein Bruder«, begann er wieder, »wir haben dich verloren geglaubt, du bist zu uns zurückgekehrt, und das ist gut so. Ich werde dir nicht sagen, was ich von dir halte, du weißt es schon seit langem. Aber Euch, Cathérine, die Ihr Euch in großer Liebe und unter großen Gefahren aufgemacht habt, Euren Gatten selbst von den Pforten des Todes zurückzuholen, Euch, die Ihr uns geholfen habt, das Werk der heiligen Jungfrau von Orléans zu vollenden, Euch möchte ich sagen, wie teuer Ihr uns seid und wie glücklich und stolz wir sind, heute Eure Gäste zu sein! Wenige Männer wären Eures Mutes fähig gewesen, aber wenige Männer tragen auch im Herzen die treue Liebe, die Euch seit so vielen Jahren beseelt hat!

Die viel zu zahlreichen schlimmen Tage, die Ihr kennengelernt habt, sind zu Ende. Ihr habt vor Euch ein langes Leben des Glücks und der Liebe … und die freudige Aussicht, eine ganze Generation von Montsalvys guten Blutes ins Leben zu rufen! Messieurs und Ihr, schöne Damen, ich bitte Euch nun, Euch zu erheben und mit mir auf das Glück Arnauds und Catherines de Montsalvy zu trinken. Ein langes Leben und Herrlichkeit, meine Herren, dem tapfersten Ritter der Christenheit und der schönsten Dame des Abendlandes!«

Die gewaltige Ovation, die die letzten Worte Xaintrailles' begrüßte, hallte in den neuen Gewölben des Schlosses wider und vereinte sich mit den Freudenrufen der Dorfbewohner, und einen Augenblick war die kleine befestigte Stadt ein einziger Jubel der Freude und der Liebe. Blaß vor Bewegung, wollte sich Cathérine erheben, um zu antworten, aber es war zuviel für sie, ihre Kräfte ließen sie im Stich, und sie mußte sich auf die Schulter ihres Gatten stützen, um nicht zu fallen.

»Mein Gott, das ist zuviel!« murmelte sie. »Wie kann man, ohne zu sterben, soviel Freude ertragen?«

»Ich glaube«, sagte er lachend, »daß du dich sehr gut daran gewöhnen wirst.«

Es war spät in der Nacht, als Cathérine und Arnaud nach dem Ball das Gemach betraten, das sie sich im Südturm reserviert hatten. Da und dort im Schloß schliefen die erschöpften Diener, wo die Müdigkeit sie gerade übermannt hatte. Die Königin und der Konnetabel hatten sich schon lange in ihre Gemächer zurückgezogen, aber in den dunklen Ecken konnte man noch einige unverwüstliche Zecher treffen, die auf ihre Art ein so denkwürdiges Fest zu Ende feierten. Im Hof wurde noch um die niederbrennenden Feuer zu den von den kräftigsten Kehlen gesungenen Liedern getanzt.

Wie die anderen war Cathérine müde, konnte aber nicht schlafen. Sie war zu glücklich, um zu wollen, daß diese Freude sich schon im Schlaf verflüchtigte. Am Fuß des großen Himmelbettes mit seinen blauen Damastvorhängen sitzend, sah sie, wie Arnaud ihre Kammerfrauen ohne viel Umstände entließ.

»Warum schickst du sie weg?« fragte sie. »Ich könnte mich dieses Gewandes nie ohne ihre Hilfe entledigen.«

»Ich bin ja da«, sagte er mit einem spöttischen Lächeln. »Du wirst sehen, was für eine wunderbare Kammerfrau ich abgebe …«

Schnell sein Wams ausziehend, das er mit nachlässiger Gebärde in eine Ecke warf, machte er sich daran, eine Nadel um die andere zu lösen, die die hohe Haube hielten. Er tat das mit einer solchen Leichtigkeit und Geschicklichkeit, daß die junge Frau lächeln mußte.

»Stimmt! Du bist genauso geschickt wie Sara.«

»Warte, das ist noch nichts. Steh auf …«

Sie gehorchte, bereit, ihm die Spangen und Bänder anzugeben, die zuerst abgenommen werden mußten, bevor ihr das Gewand über den Kopf gezogen werden konnte; aber schon hatte Arnaud den Ausschnitt besagten Gewandes gepackt und mit einem scharfen Ruck daran gezogen. Der azurblaue Satin riß von oben bis unten durch, das feine Batisthemd desgleichen, und Cathérine stand mit einem ärgerlichen Schrei plötzlich splitternackt da, mit der einzigen Ausnahme ihrer blauen Seidenstrumpfe. »Arnaud! Bist du verrückt geworden? … Ein solches Gewand zu zerreißen!«

»Genau. Du darfst eine Robe, in der du solche Triumphe gefeiert hast, nicht zweimal tragen. Das ist ein Andenken … Und außerdem«, fügte er, sie lachend in die Arme schließend und seine Lippen auf die ihren drückend, hinzu, »dauert es viel zu lange, es auszuziehen!«

Das ›Andenken‹ lag auf dem Boden, während Cathérine sich mit einem glücklichen Seufzer hingab …

Arnauds Mund war heiß und roch ein wenig nach Wein, aber er hatte nichts von seiner Fähigkeit verloren, zügellose Gefühle in Cathérine wachzurufen. Er küßte sie bedächtig, bewußt, suchte in der jungen Frau das Verlangen zu wecken, das eine Bacchantin ohne Scham und Zurückhaltung aus ihr machte. Mit einer Hand hielt er sie an sich, mit der anderen liebkoste er langsam ihren Rücken, ihre Weiche, strich an ihrer Brust empor und dann über die süße Kurve des Bauches. Und Cathérine vibriere schon wie eine Harfensaite.

»Arnaud …«, stammelte sie an seinem Mund, »ich bitte dich …«

Mit beiden Händen nahm er ihren Kopf, grub seine Finger in die seidenen Wellen ihres Haares, zog es nach hinten, um ihr Gesicht im vollen Licht zu sehen.

»Um was bittest du mich, meine Süße? Dich zu lieben? Aber das will ich doch gerade tun. Ich werde dich lieben, Cathérine, ma mie, bis dir der Atem ausgeht, bis du um Gnade bittest … Ich hungere nach dir, als hättest du mir nicht schon zwei Kinder geschenkt …«

Gleichzeitig bog er sie zurück, bis ihre Knie einknickten, bis sie mit ihm auf das große Bärenfell vor dem Kamin sank, dann ließ er sich auf sie fallen und schloß sie in die Arme.

»So! Jetzt bist du meine Gefangene und wirst mir nicht mehr entwischen!«

Aber schon umklammerte sie mit den Armen seinen Hals und suchte nun seinen Mund. »Ich habe gar keine Lust, dir zu entwischen, Liebster. Liebe mich, liebe mich, bis ich vergesse, daß ich nicht du bin, bis wir nur noch eins sind.«

Sie sah, wie sein braunes Gesicht sich verzerrte. Sie kannte diesen fast schmerzhaften Ausdruck gut, den er in der Begierde hatte, und drückte sich an ihn, so daß es keinen Zoll ihres Körpers gab, den er nicht fühlte. Jetzt war es an Arnaud, sich zu verlieren, und lange Minuten gab es nichts mehr in dem großen, warmen Gemach als die süßen Seufzer einer liebenden Frau. Während Arnaud etwas später, in einer stillen Pause ihres Vergnügens, ruhig lag, fragte Cathérine plötzlich: