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Sebastian.

Auch um deinetwillen! Als wir endlich dir ohngefähr auf die Spur gekommen und er hörte, daß ich Anstalten machte, dich zu kapern, verließ er Madrid.

Pedro.

Ich fürchtete seine Strenge. Sebastian ist gut, wenn man ihn gut läßt.

Crugantino.

Ihr seid ausgezogen, mich zu fangen? Nun was hättet ihr an mir? was habt ihr an mir? Wollt ihr mich in Turm sperren, um der Welt den unbedeutenden Ärger und meiner Familie die eingebildete Schande zu sparen? Nehmt mich! — Und was habt ihr getan? und seid ihr mir nichts schuldig?

Sebastian.

Führt Euch besser auf!

Crugantino.

Mit Eurer Erlaubnis, mein Herr! davon versteht Ihr nichts! Was heißt das: aufführen? Wißt Ihr die Bedürfnisse eines jungen Herzens, wie meins ist? Ein junger toller Kopf? Wo habt Ihr einen Schauplatz des Lebens für mich? Eure bürgerliche Gesellschaft ist mir unerträglich! Will ich arbeiten, muß ich Knecht sein; will ich mich lustig machen, muß ich Knecht sein. Muß nicht einer, der halbweg was wert ist, lieber in die weite Welt gehn? Verzeiht! Ich höre nicht gern anderer Leute Meinung; verzeiht, daß ich Euch die meinige sage. Dafür will ich Euch auch zugeben, daß, wer sich einmal ins Vagieren einläßt, dann kein Ziel mehr hat und keine Grenzen; denn unser Herz — ach! das ist unendlich, solang ihm Kräfte zureichen!

Pedro.

Lieber Bruder, sollte dir's in dem Kreise unsrer Liebe zu enge werden?

Crugantino.

Ich bitte dich, laß mich! Es ist das erste Mal, daß ich dich so zu sagen sehe, und —

Pedro.

Laß uns Brüder sein!

Crugantino.

Ich bin dein Gefangener.

Pedro.

Nichts davon!

Crugantino.

Ich bin's willig; nur überlaßt mich mir selbst. — Wenn ich je euch zur Freude leben kann, so müßt ihr mir das schuldig sein.

Pedro.

In diesen edlen zärtlichen Empfindungen find ich das Ungeheuer nicht mehr, das Claudinens Blut zu vergießen drohte.

Crugantino, lächelnd.

Claudinens Blut zu vergießen? Du hättest mir den Degen durch den Leib rennen können, ohne daß ich mich unterstanden hätte, dem Engel ein Haar zu krümmen.

Sebastian.

Umarme mich; edler Junge! Hier erkenne ich im Vagabunden das Blut von Castelvecchio.

Pedro.

Und doch ängstigtest du —?

Crugantino.

Gut! Weil ich weiß, daß man euch Verliebte mit Zwirnsfäden binden kann.

Sebastian.

Guter Junge!

Crugantino.

Und habt Ihr nicht gehört, daß alle brave Leute in ihrer Jugend gute Jungens waren; auch wohl etwas mehr sogar?

Sebastian.

Topp!

Crugantino.

Und sogar Ihr selbst.

Könnt Ihr mir vergeben?

Laßt uns Brüder sein!

Claudine mit schwacher Stimme.

Ändre dein Leben!

Sollst mein Bruder sein.

Pedro.

Ich hab dir vergeben;

Wollen Brüder sein.

Zu drei.

Crugantino.

Laßt uns Brüder sein!

Claudine.

Sollst mein Bruder sein!

Pedro.

Wollen Brüder sein!

Sebastian.

Nun, allons, auf! daß wir aus dem Rauchloch kommen. Claudine, Mädchen, wo bist du? Armes Kind, was für Freud und Schmerz hast du ausgestanden! Du sollst dich erholen, sollst Ruhe haben, sollst — alles haben; komm! Wir kriegen hier wohl einen Tragsessel; und so auf Villa Bella!

Claudine.

Nimmer, nimmermehr! In ein Kloster, Bastian! oder ich sterbe hier. Meinem Vater unter die Augen treten? das Licht der Sonne sehn?

Sie will aufstehn und fällt zurück.

Sebastian.

Sei ruhig, Mädchen! du bist zerrüttet. Auf, meine Herrn! sorgt für einen Sessel; wir müssen fort.

Gonzalo tritt auf.

Gonzalo.

Wo sind sie? — Wo ist Bastian? Bastian! —

Claudine.

Mein Vater!

Sie fällt in Ohnmacht.

Gonzalo.

Die Stimme meiner Tochter? — Pedro! Bastian! Wie? Wo?

Sich auf sie werfend.

Claudine! meine Tochter!

Sebastian.

Ärzte! Hilfe! Schnell von hinnen!

Crugantino.

Götter! ach! ich atme kaum!

Pedro.

Wehe! mir vergehn die Sinnen!

Gonzalo.

Seid ihr alle? Ist's ein Traum?

Sebastian. Crugantino, den Gonzalo und Pedro von Claudinen wegziehend.

Weg von hier!

Pedro. Gonzalo, den Sebastian und Crugantino von sich stoßend.

Weg mit dir!

Sebastian.

Herr, ach, seht nach Eurer Wunde!

Pedro.

Laßt mich sterben! sie ist tot!

Gonzalo.

Gott, ich gehe dir zu Grunde!

Crugantino.

Ich vergeh in ihrer Not!

Sebastian. Crugantino wie oben.

Weg von hier!

Pedro. Gonzalo wie oben.

Weg mit dir!

Pedro.

Uns so fürchterlich verderben!

Sieht denn Gott nicht unsre Not?

Gonzalo.

Nein, du kannst, du kannst nicht sterben, Mädchen, nein du bist nicht tot!

Zu vier.

Sebastian.

Wie erbärmlich unsre Not!

Crugantino.

Ich vergeh in ihrer Not.

Pedro.

Laßt mich sterben! sie ist tot!

Gonzalo.

Mädchen, nein, du bist nicht tot.

Sebastian.

Sie richtet sich.

Crugantino.

Sie lebt.

Pedro. Gonzalo.

Claudine!

Claudine. Sie sieht starr ihren Vater und Pedro an.

Mein Vater! Pedro!

Gonzalo.

Meine Tochter!

Sebastian.

Schont sie.

Claudine.

Pedro! Mein Vater!

Gonzalo.

Sei unser! Lebe! lebe! um meinetwillen; um des Edlen willen!

Pedro wirft sich vor ihr nieder.

Sebastian.

Schont sie! Schone sie! sie ist dein!

Pedro.

Mein Vater!

Gonzalo.

Sie ist dein!

Chor.

Brüllt nicht der Donner mehr,

Ruhet der Sturm im Meer;

Leuchtet die Sonne

Über euch gar.

Ewige Wonne!

Seliges Paar!