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Camille.

Meinst du?

Sibylle.

Närrchen! dahinten die Terrasse mit dem eisernen Gatter kennst du. Das müßt ein schlechter Liebhaber sein, der nicht da herüber wollte wie ein Steinwurf, um seiner, Charmanten die Tränen abzutrocknen, die ihr der keusche Mond abgelockt hat.

Camille.

Wahrhaftig! und sie kann nicht leiden, daß eins mitgeht.

Sibylle.

Und ich stell mich auch immer so schläfrig, um sie sicher zu machen. Nun aber muß es heraus. Pedro reit't schon jetzt weg; dahinter stickt was. Das Nachtessen ist so früh bestellt! Ganz gewiß!

Camille.

Wann wir sie beschlichen?

Sibylle.

Das ist nichts. Säh auch unfreundlich aus. Nein, dem Alten wollen wir's erzählen, der wird rasend; wie er auf seine Tochter und Ehre hält. Der soll sich hinten hin schleichen.

Camille.

Fangen wir's nur klug an, daß es nicht aussieht —

Sibylle.

Ist das das erste Mal, daß wir Leute aneinanderhetzen? Komm, eh es zu Tisch geht, komm!

Beide ab.

Eine Stube in einer schlechten Dorfherberge

Drei Vagabunden stehen um einen Tisch und würfeln. Crugantino, den Degen an der Seite, eine Zither mit einem blauen Band in der Hand. Er stimmt, auf und ab gehend, und singt:

Mit Mädeln sich vertragen,

Mit Männern 'rumgeschlagen,

Und mehr Kredit als Geld —

So kommt man durch die Welt.

Ein Lied, am Abend warm gesungen,

Hat mir schon manches Herz errungen,

Und steht der Neider an der Wand,

Hervor, den Degen in der Hand!

'raus, feurig, frisch,

Den Flederwisch!

Kling! Kling! Klang! Klang!

Dik! Dik! Dak! Dak!

Krik! Krak!

Mit Mädeln sich vertragen,

Mit Männern 'rumgeschlagen

Und mehr Kredit als Geld —

So kommt man durch die Welt.

Erster Vagabund.

Komm doch, Crugantino! Halt eins!

Crugantino.

Mir ist heut gar nicht drum zu tun.

Zweiter Vagabund.

Er ist heut wieder nicht zu brauchen.

Crugantino.

Servitor! Wenn ich mich wollte brauchen lassen, ging ich in honette Gesellschaft und gäb mich mit Lumpen nicht ab, wie ihr seid.

Erster Vagabund.

Laßt ihn! Er ist guten Humors.

Dritter Vagabund.

Ich wette, er harrt auf die Stunde zum Rendezvous. Wohin geht's heut? zur Almeria hinüber?

Crugantino.

Wie du meinst.

Zweiter Vagabund.

Nein, der Roman ist gewiß zu Ende. Er dauert schon drei Wochen.

Erster Vagabund.

Wett', ich rat's! Zur Camilla, die auf'm letzten Jahrmarkt ihm mit ihren schwarzen Augen stracks durch die Leber geschossen hat.

Crugantino.

Ich dächte, du gingst mit und sähst zu; wärst du doch deiner Sache ganz gewiß.

Erster Vagabund.

Viel Ehr. Wenn sie nur so eine lange Nas nicht hätt. Sonst ist sie nicht übel, außer — fürcht ich —

Crugantino.

Ich glaub, du fängst an, delikat zu werden.

Zweiter Vagabund.

Mag nicht mehr spielen.

Dritter Vagabund.

Ich auch nit.

Zweiter Vagabund.

Unter ein paaren ist's nicht der Mühe wert. Man gewinnt einander das Geld ab, das ist fatal.

Crugantino.

Besonders, wo keins ist.

Zweiter Vagabund.

Bliebst du bei uns, hättst du auch was zu lachen.

Crugantino.

Was treibt ihr denn?

Zweiter Vagabund.

Der Pfarrer hat heut ein Hirschkalb geschenkt gekriegt; das hängt hunten in der Küchenkammer. Das wird ihm weggeputzt.

Dritter Vagabund.

Und die Hörner ihm auf den Perückenstock genagelt. Sein Perückenstock mit der Festperücke steht in der Ecke; verlaßt euch auf mich! — Ich hätte sie neulich bald übern Haufen geworfen, als mich die Köchin in dem Kämmerchen konsultierte.

Zweiter Vagabund.

Du steigst hinein, reichst mir den Bock heraus. Wir lösen die Hörner ab und geben sie dir.

Dritter Vagabund.

Für das übrige laßt mich sorgen! Auf der Perücke muß das herrlich stehn, und ein Zettelchen dran: — Der neue Moses! —

Alle.

Bravo, bravo!

Erster Vagabund.

Hat keiner den Basko gesehn?

Crugantino.

Wollt ihr einen Augenblick warten? er wird gleich zur Hand sein.

Zweiter Vagabund.

Ich glaub's nicht; er ist bös auf mich, ich hab ihn gestern ein bißchen übergezogen.

Crugantino.

Bös über dich? bild dir's nit ein! Basko ist kein Kerl, das nachzutragen. Er hätt dir ins Gesicht geschmissen und ein Schrämmchen über die Nase gehauen, und da wär's gut gewest.

Man hört eine Nachtigall draußen.

Erster Vagabund.

Da ist er! Hört ihr ihn? Da ist er!

Basko.

Guten Abend!

Crugantino.

Du kommst eben recht. Sylvio meint, du wärst bös über ihn.

Basko.

Was der Mensch sich vor Streiche einbildt! Crugantino, ein Wort! —

Erster Vagabund.

Scheniert euch nicht. Wir machen euch Platz.

Basko.

Lernst du noch Lebensart, alter Bock! Gelt, du spürst in allen Gliedern, daß dich ehstens der Teufel holen wird, und da wirst du kirre?

Die Vagabunden.

Viel Glück auf die Expedition! Wir wollen eine Bouteille drauf ausleeren.

Mit vielem hält man haus,

Mit wenig kommt man auch aus:

Heisa! Heisa! so geht's doch hinaus.

Ab.

Crugantino.

Die ich doch am Ende wieder bezahlen muß — O Basko, das Leben wird mir unter den Kerls unerträglich! Eine Langeweile, ein ewig Einerlei. Wenn unsere Streiche nicht wären. — Was bringst du, Basko? Was bringst du von Villa Bella?

Basko.

Viel, gar viel.

Crugantino.

Hab ich Hoffnung, mich Claudinen zu nähern? Ein Engel, ein ganzer Engel!

Basko.

Camillchen, das liebe Camillchen hat mir Winke gegeben, hat mir zugeflüstert: Dem edlen Crugantino meinen Gruß!

Crugantino.

Laß sie zum Teufel gehn! Red mir von Claudinen.

Basko.

Herr! Wir, oder unser Genius, oder allzusammen sind ausgemachte Esel.

Crugantino.

Was gibt's?

Basko.

Ich, der ich sonst herumschwärme den ganzen Tag und plane wie ein Raubvogel, muß heut den ganzen Nachmittag hier auf der Bärenhaut liegen.

Crugantino.

Nun.

Basko.

Und drüben — ich hätte mir die Augen ausschlagen mögen — drüben in Villa Bella — Ich hab in Gonzalos Hofe bei Claudinen gestanden, von hier an den Tisch, und wer's eh' gewußt hätte —