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Das blutet verteufelt für eine Armritze!

Crugantino, auf und ab gehend.

Esel! tausendfacher Esel!

Sich an die Stirn schlagend.

Basko.

Seid Ihr nicht Pedro?

Pedro.

Bring mich wohin; daß ich ruhe und verbunden werde.

Crugantino.

Pedro! Claudinens Pedro! Bring ihn hinüber nach Sarossa! in unser Wirtshaus, Basko! leg ihn auf mein Bett, Basko!

Basko.

Nun, nun! Ermannt Euch, Herr! Kommt!

Ab.

Crugantino.

Nun und was soll's? Der Teufel hol den Fratzen! Armer Pedro! Aber ich weiß, Degen, du sollst mir steckenbleiben! Ich will dich zu Hause lassen, ich will dich ins Wasser werfen! — Mußt er denn auch just Wer da! rufen? Und Wer da! mit einem so gebietenden Ton? Ich kann den gebietenden Ton nicht leiden — Und darüber alles zu Grunde, die schönste herrlichste Gelegenheit! Wärst du nur vorhin übers Gitter und hättst den Amoroso mit der Nachtigall duettieren lassen. Daß einen die Resolution just da verläßt, wo man sie am meisten braucht! Vielleicht —

nach der Treppe zugehend

ein dummes Vielleicht! Sie ist lang nach dem Haus zurück und liegt im Bett bis über die Ohren. Horch!

Gonzalo oben mit zwei Bedienten.

Gonzalo.

Wo sie sein mag! Bleib einer bei mir. Und ihr durchsucht den Garten, ihr! Gebt acht, am End ist's Lug und Trug von Schandmäulern.

Crugantino horchend.

Wieder was Neues.

Gonzalo.

Verbirgt sich nicht einer da drunten unter die Kastanienbäume?

Bediente.

Mich dünkt's.

Gonzalo.

Haben wir den Vogel? Wart, Pedro, wart!

Er schließt das Gitter auf und kommt auf die Treppe.

Wer ist da unten? Wer, holla, wer?

Crugantino, die Maske vornehmend.

Aus dem Regen in die Träufe.

Gonzalo.

Wer da?

Crugantino.

Gut Freund!

Gonzalo.

Hol der Teufel den guten Freund, der einem des Nachts ums Haus herumschleicht, den Leuten zu Nachreden Gelegenheit gibt und alle Liebe und Freundschaft so belohnt!

Crugantino, die Hand an den Degen, und gleich wieder davon.

Ich bitte dich, bleib stecken! Was mag das bedeuten? Das ist der Vater.

Gonzalo.

Nein, Herr, das ist schlecht, sag ich Euch; sehr schlecht.

Crugantino.

Das ist zu viel!

Die Maske wegwerfend.

Seid Ihr Herr von Villa Bella oder nicht, Euer Betragen ist unanständig.

Gonzalo.

Ihr seid nicht Pedro?

Crugantino.

Sei ich, wer ich will, Ihr habt mich beleidigt, und ich verlange Genugtuung.

Gonzalo zieht.

Gerne! So verdrießlich mir der Streich ist.

Crugantino zieht halb, stößt aber gleich wieder in die Scheide.

Genug, mein Herr, genug! Ich kann zufrieden sein, daß ein Mann von Ihrem Alter, Ihrer bekannten Tapferkeit, Stand und Würde die Spitze seines Degens gegen mich gekehrt hat. Dadurch würden größere Beleidigungen vergütet werden.

Gonzalo.

Ihr beschämt mich.

Crugantino.

Wie's scheint, haben Sie mich für den Unrechten angesehen.

Gonzalo.

Und Ihnen unrecht getan; und vielleicht dem andern, durch Argwohn, auch unrecht getan.

Crugantino.

Ihr nanntet ihn Pedro. Ist das der junge angenehme Fremde?

Gonzalo.

Der aus Kastilien angekommen ist.

Crugantino.

Richtig! Sie glaubten, der wäre hier herum?

Gonzalo.

Ich glaubte — Genug, mein Herr! Sie haben niemanden gesehen?

Crugantino.

Niemanden. Ich ging hier auf und ab, wie ich denn die Einsamkeit liebe, und hing meinen stillen Betrachtungen nach, als Sie mich zu unterbrechen beliebten.

Gonzalo.

Nichts mehr davon. Ich danke dem Zufall und meiner Hitze, daß sie mir die Bekanntschaft eines so wackern Mannes verschafft haben. Sie halten sich auf, wenn man fragen darf?

Crugantino.

Nicht weit von hier, in Sarossa.

Gonzalo.

Es ist nicht zu spät, noch hereinzutreten und auf weitere Bekanntschaft ein Gläschen zu stoßen?

Crugantino.

Wenn's Mitternacht wäre, und Sie erlaubten. So ein Trunk wär eine Pilgrimschaft wert.

Gonzalo.

Allzu höflich! Allenfalls steht auch ein Pferd zum Rückweg zu Diensten.

Crugantino.

Sie überhäufen mich.

Gonzalo.

Treten Sie herein.

Crugantino.

Ich folge.

Die Treppe hinauf, da Gonzalo das Gitter schließt, und ab.

Zimmer im Schlosse

Sibylle. Camille.

Sibylle.

Was es nur gegeben hat?

Camille.

Ich begreif's nicht.

Sibylle.

Claudine war eben schon zurück, als der Alte durch die Seitentüre mit den Bedienten hinausschlich.

Camille.

Jetzt wird's über uns hergehn.

Sibylle.

Wir haben's ja nicht gesagt.

Claudine tritt herein.

Claudine.

Wo ist mein Vater?

Sibylle.

Guten Abend, Nichtchen, Ihr wart heut bald wieder zurück; die Nacht ist dazu so schön.

Claudine.

Mir ist nicht wohl; mich schläfert. Wo ist mein Vater? Ich möcht ihm gute Nacht sagen.

Camille.

Ich höre ihn draußen.

Gonzalo. Crugantino.

Gonzalo.

Noch einen Gast, meine Kinder, so spät.

Crugantino.

Ich wünsche, daß mein unerwartetes Glück Ihnen nicht beschwerlich sein möchte.

Camille heimlich zu Sibyllen.

Das ist Crugantino, Schatz; er ist's selbst!

Sibylle.

Ein feiner Kerl!

Gonzalo.

Das ist meine Tochter.

Crugantino bückt sich ehrfurchtsvoll.

Das meine Nichten. Liebe Nichten, ein Glas Wein, einen Bissen Brot! Ich muß einen Bissen Brot haben, sonst schmeckt mir der Wein nicht.

Sibylle und Camille ab. Letztere gibt Crugantino verstohlene Blicke, die er erwidert.

Claudinchen, du warst bald aus dem Garten?

Claudine.

Die Nacht ist kühl; mir ist nicht ganz wohl. Darf ich mich beurlauben?

Gonzalo.

Noch ein bißchen; wach noch ein bißchen! Ich sagt's gleich, die Leute sind Lügenmäuler, Schandzungen.

Claudine.

Was meint Ihr, mein Vater?

Gonzalo.

Nichts, mein Kind! Als — daß du mein liebes einziges Kind bist und bleibst.

Crugantino hat bisher wie unbeweglich gestanden, Claudinen bald mit vollen Seelenblicken angesehn, bald die Augen niedergeschlagen, sobald sie ihn ansah. Claudinens Verwirrung nimmt zu.