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Ihr habt eine Zither?

Crugantino.

Die Gespielin meiner Einsamkeit und meiner Empfindung.

Claudine vor sich.

Seine Stimme, seine Zither! Sollt er es gewesen sein? Pedro war es nicht, mein Herz sagte mir's; er war's nicht!

Gonzalo.

Das ist Claudinens Lieblingston.

Crugantino.

Dürft ich hoffen? Er greift drauf.

Claudine.

Ein schöner Ton!

Crugantino heimlich.

Sollten Sie diesen Ton und dieses Herz verkennen?

Claudine.

Mein Herr!

Sibylle und Camille, Bediente mit Wein und Gläsern. Indes Gonzalo sich beschäftigt am Tisch.

Crugantino heimlich.

Sollten Sie verkennen, daß eben der glückliche Sterbliche neben Ihnen, Götter, neben Ihnen steht, der vor wenigen Augenblicken —

Claudine.

Ich bitte Sie!

Crugantino.

Nichts in der Welt als Ihre Liebe oder den Tod!

Sibylle und Camille spüren.

Gonzalo.

Ein Glas! Wovon spracht ihr?

Crugantino.

Von Gesängen. Das Fräulein hat besondere Kenntnisse der Poesie.

Gonzalo.

Nun gebt uns einmal was zur Zither! Ein Bursche, der eine Zither und Stimme hat, schlägt sich überall durch!

Crugantino.

Wenn ich imstande bin.

Gonzalo.

Ohne Umstände.

Crugantino, meist zu Claudinen gekehrt.

Liebliches Kind!

Kannst du mir sagen,

Sagen, warum

Zärtliche Seelen

Einsam und stumm

Immer sich quälen?

Selbst sich betrügen

Und ihr Vergnügen

Immer nur ahnden

Da, wo sie nicht sind?

Kannst du mir's sagen,

Liebliches Kind?

Gonzalo scherzend zu Claudinen.

Kannst du mir's sagen! — das ist was auf deinen Zustand, Claudinchen. Ja, ein Lied war immer ihre Sache. Und sie fühlt darin wie ich; je freier, je wahrer, je treuer so ein Stückchen vom Herzen geht, desto werter ist mir's — Setzt Euch, mein Herr! — setzt Euch — Noch eins! — Ich sage immer: Zu meiner Zeit war's noch anders; da ging's dem Bauern wohl, und da hatt er immer ein Liedchen. das von der Leber wegging und einem's Herz ergötzte; und der Herr schämte sich nicht und sang's auch, wenn's ihm gefiel. Das natürlichste das beste!

Crugantino.

Vortrefflich!

Gonzalo.

Und wo ist die Natur als bei meinem Bauer? Der ißt, trinkt, arbeitet, schläft und liebt, so simpel weg; und kümmert sich den Henker drum, in was für Firlfanzereien man all das in den Städten und am Hof vermaskeriert hat.

Crugantino.

Fahren Sie fort! Ich werde nicht satt, einen Mann von Ihrem Stande so reden zu hören.

Gonzalo.

Und die Lieder? Da waren die alten Lieder, die Liebeslieder, die Mordgeschichten, die Gespenstergeschichten, jedes nach seiner eigenen Weise, und immer so herzlich, besonders die Gespensterlieder. Da erinnere ich mich einiger; aber heutzutage lacht man einen mit aus.

Crugantino.

Nicht so sehr, als Sie denken. Der allerneuste Ton ist's wieder, solche Lieder zu singen und zu machen.

Gonzalo.

Unmöglich!

Crugantino.

Alle Balladen, Romanzen, Bänkelgesänge werden jetzt eifrig aufgesucht, aus allen Sprachen übersetzt. Unsere schönen Geister beeifern sich darin um die Wette.

Gonzalo.

Das ist doch einmal ein gescheiter Einfall von ihnen; etwas Unglaubliches, daß sie wieder zur Natur kehren; denn sonst pflegen sie immer das Gekämmte zu frisieren, das Frisierte zu kräuseln und das Gekräuselte am Ende zu verwirren, und bilden sich Wunderstreiche darauf ein.

Crugantino.

Gerade das Gegenteil.

Gonzalo.

Was man erlebt! Ihr müßt doch manch schön Lied auswendig wissen?

Crugantino.

Unzählig.

Gonzalo.

Nur noch eins; ich bitt Euch. Ich bin sehr gestimmt; wir alle sind gestimmt, denk ich; es ist uns wohl gegangen, und unsere Geister sind in Bewegung.

Crugantino.

Gleich.

Er stimmt.

Gonzalo.

Setzt euch, Kinder!

Sie ordnen sich um den Tisch, Crugantino neben an, Claudine hinten, Gonzalo dem Crugantino gegenüber; zwischen Claudinen und Crugantino schiebt sich Camille ein; Sibylle hält sich hinter Gonzalo.

Crugantino.

Ein Licht aus! Und das andere weit weg!

Gonzalo.

Recht! Recht! wird so vertraulicher und schauriger.

Crugantino.

Es war ein Buhle frech genung,

War erst aus Frankreich kommen,

Der hat ein armes Maidel jung

Gar oft in Arm genommen,

Und liebgekost und liebgeherzt,

Als Bräutigam herumgescherzt,

Und endlich sie verlassen.

Das arme Maidel das erfuhr,

Vergingen ihr die Sinnen.

Sie lacht und weint, und bet und schwur;

So fuhr die Seel von hinnen.

Die Stund, da sie verschieden war,

Wird bang dem Buben, graust sein Haar;

Es treibt ihn fort zu Pferde.

Gonzalo.

Wer kommt? O, Teufel! wer kommt? Einen zu stören in der schaurigen schönen Empfindung! Lieber eine Ohrfeige. Sebastian?

Sebastian, ein Bedienter mit Lichtern.

Sebastian.

Guten Abend!

Gonzalo.

Woher?

Sebastian.

Nur einen guten Abend. Ich suche Don Pedro überall, und kann ihn nicht finden.

Crugantino vor sich.

Ich glaub's wohl.

Claudine.

Ist's lang, daß er von Euch schied?

Sebastian.

Freilich. Überhaupt geht mir's heut nacht so schurkisch.

Gonzalo.

Nichts geraten? Trink eins auf den Arger. Wir haben auch hier einen neuen Gast, so spät noch.

Sebastian, ihn betrachtend und das Glas nehmend, vor sich.

Das ist ein Kerl, wie der, den ich suche! Schwank, feurige Augen, und die Zither —

Gonzalo.

Wo bleibst du heute? Bleib hier!

Sebastian.

Nein, ich muß Pedro finden, und sollt ich suchen bis an den Tag. Wo kommen der Herr her?

Gonzalo.

Von Sarossa.

Sebastian freundlich.

Den Namen?

Crugantino.

Crugantino nennt man mich.

Vor sich.

Alter Esel!

Sebastian, gleichgültig ins Glas redend.

So?

Sich herumwendend, ergötzt vor sich.

Hab ich dich, Vogel? Hab ich dich? Nun, Pedro, sei, wo du willst, den muß ich erst in Sicherheit bringen.

Laut.

Adieu!

Gonzalo.