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Von Herzen denn. Ob ich Euch schon sagen muß: noch kann ich Euch nicht lieben.Und somit seid Ihr der Unsrige, und vergessen sei alles! Das Papier, das Ihr mir gabt, hier ist's.

Er nimmt's aus der Brieftasche zerreißt es und gibt's ihm hin.

Clavigo.

Ich bin der Eurige, ewig der Eurige.

Sophie.

Ich bitte, entfernt Euch, daß sie Eure Stimme nicht hört, daß sie sich beruhigt.

Clavigo, sie rings umarmend.

Lebt wohl! Lebt wohl! — Tausend Küsse dem Engel!

Ab.

Beaumarchais.

Es mag denn gut sein, ob ich gleich wünschte, es wäre anders.

Lächelnd.

Es ist doch ein gutherziges Geschöpf, so ein Mädchen — Und, meine Freunde, auch muß ich's sagen: es war ganz der Gedanke, der Wunsch unsers Gesandten, daß ihm Marie vergeben und daß eine glückliche Heurat diese verdrießliche Geschichte endigen möge.

Guilbert.

Mir ist auch wieder ganz wohl.

Buenco.

Er ist Euer Schwager, und so adieu! Ihr seht mich in eurem Hause nicht wieder.

Beaumarchais.

Mein Herr!

Guilbert.

Buenco!

Buenco.

Ich haß ihn nun einmal bis ans Jüngste Gericht. Und gebt acht, mit was für einem Menschen ihr zu tun habt!

Ab.

Guilbert.

Er ist ein melancholischer Unglücksvogel. Und mit der Zeit läßt er sich doch wieder bereden, wenn er sieht, es geht alles gut.

Beaumarchais.

Doch war's übereilt, daß ich ihm das Papier zurückgab.

Guilbert.

Laßt! Laßt! Keine Grillen!

Ab.

Vierter Akt

Clavigos Wohnung

Carlos allein.

Es ist löblich, daß man dem Menschen, der durch Verschwendung oder andere Torheiten zeigt, daß sein Verstand sich verschoben hat, von Amts wegen Vormünder setzt. Tut das die Obrigkeit, die sich doch sonst nicht viel um uns bekümmert, wie sollten wir's nicht an einem Freunde tun? Clavigo, du bist in übeln Umständen! Noch hoff' ich! Und wenn du nur noch halbweg lenksam bist wie sonst, so ist's eben noch Zeit, dich vor einer Torheit zu bewahren, die bei deinem lebhaften, empfindlichen Charakter das Elend deines Lebens machen und dich vor der Zeit ins Grab bringen muß. Er kommt.

Clavigo nachdenkend.

Clavigo.

Guten Tag, Carlos.

Carlos.

Ein schwermütiges, gepreßtes: Guten Tag! Kommst du in dem Humor von deiner Braut?

Clavigo.

Es ist ein Engel! Es sind vortreffliche Menschen!

Carlos.

Ihr werdet doch mit der Hochzeit nicht so sehr eilen, daß man sich noch ein Kleid dazu kann sticken lassen?

Clavigo.

Scherz oder Ernst, bei unserer Hochzeit werden keine gestickten Kleider paradieren.

Carlos.

Ich glaub's wohl.

Clavigo.

Das Vergnügen an uns selbst, die freundschaftliche Harmonie sollen der Prunk dieser Feierlichkeit sein.

Carlos.

Ihr werdet eine stille, kleine Hochzeit machen?

Clavigo.

Wie Menschen, die fühlen, daß ihr Glück ganz in ihnen selbst beruht.

Carlos.

In den Umständen ist es recht gut.

Clavigo.

Umständen! Was meinst du mit den Umständen?

Carlos.

Wie die Sache nun steht und liegt und sich verhält.

Clavigo.

Höre, Carlos, ich kann den Ton des Rückhalts an Freunden nicht ausstehen. Ich weiß, du bist nicht für diese Heirat; demungeachtet, wenn du etwas dagegen zu sagen hast, sagen willst: so sag's geradezu! Wie steht denn die Sache? wie verhält sie sich?

Carlos.

Es kommen einem im Leben mehr unerwartete, wunderbare Dinge vor, und es wäre schlimm, wenn alles im Gleise ginge. Man hätte nichts, sich zu verwundern, nichts, die Köpfe zusammenzustoßen, nichts in Gesellschaft zu verschneiden.

Clavigo.

Aufsehn wird's machen.

Carlos.

Des Clavigo Hochzeit! das versteht sich. Wie manches Mädchen in Madrid harrt auf dich, hofft auf dich, und wenn du ihnen nun diesen Streich spielst?

Clavigo.

Das ist nun nicht anders.

Carlos.

Sonderbar ist's. Ich habe wenig Männer gekannt, die so großen und allgemeinen Eindruck auf die Weiber machten als du. Unter allen Ständen gibt's gute Kinder, die sich mit Planen und Aussichten beschäftigen, dich habhaft zu werden. Die eine bringt ihre Schönheit in Anschlag, die ihren Reichtum, ihren Stand, ihren Witz, ihre Verwandte. Was macht man mir nicht um deinetwillen für Komplimente! Denn wahrlich, weder meine Stumpfnase, noch mein Krauskopf, noch meine bekannte Verachtung der Weibe, kann mir so was zuziehen.

Clavigo.

Du spottest.

Carlos.

Wenn ich nicht schon Vorschläge, Anträge in Händen gehabt hätte, geschrieben von eignen zärtlichen, kritzlichen Pfötchen, so unorthographisch, als ein originaler Liebesbrief eines Mädchens nur sein kann. Wie manche hübsche Duenna ist mir bei der Gelegenheit unter die Finger gekommen!

Clavigo.

Und du sagtest mir von allen dem nichts?

Carlos.

Weil ich dich mit leeren Grillen nicht beschäftigen wollte, und niemals raten konnte, daß du mit einer einzigen Ernst gemacht hättest. O Clavigo, ich habe dein Schicksal im Herzen getragen wie mein eigenes! Ich habe keinen Freund als dich; die Menschen sind mir alle unerträglich, und du fängest auch an, mir unerträglich zu werden.

Clavigo.

Ich bitte dich, sei ruhig!

Carlos.

Brenn einem das Haus ab, daran er zehen Jahre gebauet hat, und schick ihm einen Beichtvater, der ihm die christliche Geduld empfiehlt! — Man soll sich für niemand interessieren als für sich selbst; die Menschen sind nicht wert —

Clavigo.

Kommen deine feindseligen Grillen wieder?

Carlos.

Wenn ich aufs neue ganz drein versinke, wer ist schuld dran als du? Ich sagte zu mir: Was soll ihm jetzt die vorteilhafteste Heirat? ihm, der es für einen gewöhnlichen Menschen weit genug gebracht hätte; aber mit seinem Geist, mit seinen Gaben ist es unverantwortlich — ist es unmöglich, daß er bleibt, was er ist. — Ich machte meine Projekte. Es gibt so wenig Menschen, die so unternehmend und biegsam, so geistvoll und fleißig zugleich sind. Er ist in alle Fächer gerecht; als Archivarius kann er sich schnell die wichtigsten Kenntnisse erwerben, er wird sich notwendig machen, und laßt eine Veränderung vorgehn, so ist er Minister.

Clavigo.

Ich gestehe dir, das waren oft auch meine Träume!

Carlos.

Träume! So gewiß ich den Turm erreiche und erklettere, wenn ich drauf losgehe, mit dem festen Vorsatze, nicht abzulassen, bis ich ihn erstiegen habe, so gewiß hättest du auch alle Schwierigkeiten überwunden. Und hernach wär mir für das übrige nicht bang gewesen. Du hast kein Vermögen von Hause, desto besser; das hätte dich auf die Erwerbung eifriger, auf die Erhaltung aufmerksamer gemacht. Und wer am Zoll sitzt, ohne reich zu werden, ist ein Pinsel. Und dann seh ich nicht, warum das Land dem Minister nicht so gut Abgaben schuldig ist als dem König. Dieser gibt seinen Namen her und jener die Kräfte. Wenn ich denn mit allem dem fertig war, dann sah ich mich erst nach einer Partie für dich um. Ich sah manch stolzes Haus, das die Augen über deine Abkunft zugeblinkt hätte, manches der reichsten, das dir gern den Aufwand deines Standes verschafft haben würde, nur an der Herrlichkeit des zweiten Königs teilnehmen zu dürfen — und nun —