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»Beide

»Aber ich bin mir nicht sicher -«

Ausgerechnet da rief Scott vom Tor herüber, Ken möchte den Polizisten bitten, ihn durch die Sperre zu lassen. Ken ging brav hinüber und kam nicht nur mit Scott, sondern mit noch zwei anderen Tierärzten wieder, Oliver Quincy und Lucy Amhurst, für mich der lebende Beweis dafür, daß schlechte Nachrichten selbst sonntags vor dem Frühstück mit Lichtgeschwindigkeit reisen.

»Peter kennt ihr doch, ja?« fragte Ken seine beiden Kollegen, als sie bei den Boxen anlangten, worauf sie mir beiläufig zunickten und ihre ganze Aufmerksamkeit dann wieder auf die Frage richteten, wer da in dem Feuer

umgekommen sein könnte.

Oliver Quincy war durch einen Bekannten bei der Polizei auf den Leichenfund hingewiesen worden. Er hatte sofort alle anderen aus der Praxis angerufen, und tatsächlich trafen, kaum daß er das erzählt hatte, noch zwei weitere Ärzte ein, Jay Jardine und Yvonne Floyd; gleich nach ihnen kam Belinda, die zu ihrem Ärger von Yvonne, nicht von Ken verständigt worden war.

Nachdem ich einmal ausgeknobelt hatte, wer wer war, fand ich mich gut zurecht: Die Tierärzte waren leicht auseinanderzuhalten, unverwechselbar, ganz im Gegensatz zu dem gesichtslosen Ronnie Upjohn am Vortag.

Gemeinsam gingen wir durch den Haupteingang ins Gebäude, Scott, Belinda und ich etwas hinterdrein, weil wir aus der Eingangshalle noch Stühle für die Konferenz im Büro mitnahmen. Nur Carey Hewett war noch draußen bei den Vertretern der Obrigkeit. Seine Partner meinten, das sei wohl nicht zu ändern, und hielten ihr Palaver ohne ihn ab.

Lucy Amhurst verlangte zu wissen, was vor sich ging, und das konnte ihr natürlich niemand sagen. »Wir haben tote Pferde genug für eine Leimfabrik, wir haben Brandstiftung und haben eine Leiche. Das ist überhaupt nicht lustig.«

Sie war eine selbstbewußte, nüchterne Person mittleren Alters, mit kräftigen sauberen Fingernägeln, dem stämmigen Körper einer Frau vom Land und Augen, aus denen viel Einsatz und Verständnis für Ponyclubs sprach.

Sie setzte sich auf den Schreibtischstuhl, als stünde der ihr zu, und wurde von den anderen offenbar, wenn nicht als Älteste, so doch als diejenige anerkannt, die am längsten dabei war. Dann heftete sie ihren etwas oberlehrerinnenhaften Blick auf mich und sagte: »Entschuldigen Sie, wir wissen, daß Sie ein Freund von Ken sind und ihm helfen, und ich weiß, daß Carey mit Ihnen einverstanden ist, aber ich finde, Sie könnten ein bißchen genauer erklären, wer Sie sind. Wir kennen Sie ja nicht, verstehen Sie? Wir möchten nicht unbedingt, daß Fremde mit anhören, was wir untereinander zu sagen haben.«

»Ich verstehe vollkommen«, gab ich harmlos zurück. »Selbstverständlich gehe ich, wenn Ihnen das lieber ist. Aber, ehm, ich könnte Ihnen vielleicht irgendwie helfen, ein paar Lösungen zu finden.«

»Sind Sie Privatdetektiv?« Sie runzelte die Stirn, der Gedanke behagte ihr gar nicht.

»Nein. Aber ich verrichte mehr oder weniger ständig Detektivarbeit. Ich bringe alles mögliche in Erfahrung.«

»Er ist im Staatsdienst«, sagte Belinda rundheraus. »Irgendeine Art Sekretär.«

Wie üblich hatten die Briten keine Ahnung von Beamtenrangstufen. Es soll vorgekommen sein, daß Staatskommissare nach ihrem Revier gefragt wurden und Ministerialdirigenten, ob es was von ihnen auf Schallplatte gab. Die Tierärzte fragten mich zwar nicht direkt, wie schnell ich stenografierte und auf der Maschine schrieb, steckten mich aber in die entsprechende Schublade.

»Ein Schnüffler«, meinte Jay Jardine mißbilligend.

Lucy Amhurst musterte mich abwägend. »Wir können uns momentan keine Sonderaufwendungen erlauben.«

Ich sagte: »Das wäre gratis für Ken und Belinda.«

Ein Lächeln zuckte um ihre Lippen. Sie blickte gebieterisch in die Runde. »Na, warum nehmen wir sein Angebot nicht an, wenn er ein guter Schnüffler ist? Wir brauchen doch weiß Gott ein paar Antworten. Falls er nichts rauskriegt, stehen wir auch nicht schlechter da.«

Achselzucken. Niemand hatte eine engagierte Meinung.

Ich blieb, hielt mich zurück, und das Thema war fürs erste erledigt.

Jay Jardine, der Rinderfachmann, war klein, dünn, noch nicht allzulange mit dem Studium fertig und spielte sich gern in den Vordergrund. Was er sagte, strotzte derart von futuristischer Technologie, daß einige seiner Kollegen ihn baten, es zu erläutern. Er war der jüngste in der Gruppe und, wie mir schien, der unbeliebteste.

»Carey läßt sich Zeit«, nörgelte er. »Wir brauchen Laborräume. Das wißt ihr doch. Ich habe ihn gestern abend angerufen, und er hat immer noch nichts organisiert. Ich sagte, ich würde es selbst machen, aber er sagt, ich soll’s ihm überlassen.«

»Er hat sehr viel am Hals«, sagte Lucy Amhurst.

»Mir fallen drei oder vier Möglichkeiten ein, wo wir uns einmieten könnten. Begreift er nicht, daß wir Kunden verlieren, wenn ich nicht bald ein Labor bekomme? Ich muß haufenweise Tests wiederholen, und keiner wartet gern. Carey ist zu alt, um mit all dem fertig zu werden, das ist doch offensichtlich.«

Die anderen widersprachen in allen Schattierungen der Gefühlsskala, von Entrüstung (Lucy) bis zu banger Sorge (Yvonne).

»Er ist sechzig, ja?« sagte Yvonne bedrückt.

Wie ich selbst war sie jung genug, um sechzig für unvorstellbar alt zu halten, doch meinen Vater trennten mit sechsundfünfzig nur vier Jahre von dem vorgeschriebenen Pensionierungsalter im auswärtigen Dienst, und ich wußte genau, daß er noch auf der Höhe seiner außerordentlichen Geisteskräfte war. Nicht das bloße Alter, dachte ich, lag Careys möglicher Unentschlossenheit zugrunde, sondern seelische Erschöpfung, nachdem er soviel verloren hatte. Meine Erfahrung war, zugegeben, begrenzt, doch ich hatte öfter erlebt, daß Leute unter dem Streß extremer Verluste krank oder haltlos wurden, als daß sie mit einem Fluch auf das Schicksal gleich wieder auf die Beine kamen.

Yvonne Floyd war um die Dreißig, trug einen Ehering und betonte ihre Weiblichkeit durch eine üppige Masse nahezu schwarzen Haars, das an ihren Wangen und ihrem Hals kunstvolle Ranken bildete. So früh es war und so beunruhigend der Grund für die Versammlung, hatte sie doch Lippenstift und Eyeliner aufgetragen, und man konnte ihren spitzenbesetzten schwarzen Unterrock sehen, wenn sie die Beine übereinanderschlug.

Oliver Quincy ließ diese Beine kaum einmal aus den Augen, wenn ich mir auch nicht ganz sicher war, ob aus Begehrlichkeit oder Zerstreutheit. Von allen im Raum war sein Verhalten in der Not das entspannteste. Obwohl man von ihm als dem anderen mit Pferden befaßten Arzt am ehesten hätte erwarten können, daß er Kens schwere Besorgnis teilte, war er der einzige, der versuchte, einen Witz anzubringen.

»Welche vier Tiere haben Frauen am liebsten?«

»Halten Sie den Mund, Oliver«, sagte Lucy. »Wir sind nicht in Stimmung.«

»Es ist lustig«, beharrte er. »Was zum Aufheitern.«

Er war ein braunhaariger, pummeliger Mann im beginnenden mittleren Alter, mit einer gemütlicheren Ausstrahlung als die anderen: fürsorglich, hätte man sagen können, was auf die Besitzer seiner Patienten bestimmt beruhigend wirkte.

»Die Lieblingstiere einer Frau«, sagte er gedehnt, »sind ein Nerz im Schrank, ein Jaguar in der Garage, ein Tiger im Bett - und ein Esel, der das Ganze bezahlt.«

Ich fand es urkomisch, aber niemand lachte.

»Den habe ich vorige Woche gehört«, sagte Lucy.