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»Und danach, Sir?«

Carey sah verdattert drein. »Meinen Sie, was ich zu Abend gegessen habe? So in der Art?«

»Nicht direkt, Sir. Ich meinte, wann haben Sie erfahren, daß es in Ihrer Praxis brennt?«

»Ach so. Die Leute, die über dem Schuhgeschäft auf der anderen Straßenseite wohnen, haben mich angerufen. Sie sagten, sie hätten schon die Feuerwehr verständigt.«

Der Polizist nickte, als hätte er das schon mal gehört, und fragte, wer von uns Scott sei.

Scott meldete sich, hager, breitschultrig, die Kraftmaschine. »Scott Sylvester, geprüfter Tierpfleger.«

»Große Tiere«, ergänzte Carey.

»Haben Sie hier noch irgend jemanden gesehen, Sir, nachdem Dr. Hewett gegangen war?«

Scott sagte, alles sei ruhig gewesen. Er habe seine Tiere für die Nacht versorgt und sei zum >Roten Löwen< weiter oben in der Straße gefahren, um ein paar Bier zu trinken. Es sei ein beschissener Tag gewesen wegen des gestorbenen Pferdes. Kurz vor Schluß sei jemand in die Kneipe gekommen und habe gesagt, bei den Tierärzten brenne es, worauf er gleich losgerast sei, um zu helfen, und festgestellt habe, daß die Feuerwehr bereits dort war.

Der Polizist fragte, wie viele Personen Schlüssel zu dem niedergebrannten Gebäude besäßen.

»Wir alle«, sagte Carey. »Außerdem noch die Chefsekretärin und natürlich auch die Putzleute.«

Der Polizist holte geduldig Atem. »Wann kommen die Putzleute?«

»Jeden Werktag um acht.«

»Und, ehm ... waren sie schon da, als Sie gegangen sind?«

»Bitte?« sagte Carey, einen Moment lang verwirrt. »Aber nein. Die kommen morgens um acht, nicht abends.«

Der Polizist notierte sich etwas, vermutlich daß die Putzleute befragt werden sollten, ob sie jemand aus ihren Reihen vermißten. In Veterinärapotheken gab es verkäufliche Arzneimitteclass="underline" Es war ja immerhin möglich, daß ein diebischer Raumreiniger gar mit einem Einkaufszettel hierhergeschickt worden war. Aber ein Dieb, der es auf Medikamente abgesehen hatte, war noch kein Grund für den Brand.

Carey sagte: »Es läßt sich wohl unmöglich feststellen, ob jemand durch ein Fenster eingestiegen ist?«

Der Polizist nickte. »Können Sie mir sagen, ob die Innentüren verschlossen waren, Sir?«

»Nur die Apotheke und das Labor«, sagte Carey kopfschüttelnd. »Die anderen Türen wurden vielleicht zugemacht, aber sehr selten abgeschlossen. Als ich am Donnerstag weg bin, war nur die Apothekentür und die zum Labor abgesperrt.«

»Waren das Schnappschlösser, Sir, oder Einsteckschlösser?«

Carey blickte verständnislos. »Einsteckschlösser, glaube ich.«

»Haben Sie die Schlüssel jetzt bei sich, Sir?«

Carey nickte und zog ein ganzes Bund hervor, so stattlich wie das von Ken, wenn nicht noch dicker. Auch Careys Schlüssel waren etikettiert, und auf dessen Aufforderung hin zeigte er dem Polizisten die fraglichen

Schlüssel.

»Einsteckschlösser«, sagte der Polizist nickend.

»Was macht das für einen Unterschied?« fragte Carey.

»Nun, Sir«, kam die geduldige Erklärung, »wenn Türrahmen aus Holz verbrennen, bleibt das Schloß oft erhalten. Es fällt auf den Boden, und unter Umständen schmilzt es in der Hitze nicht, verstehen Sie?«

Alle nickten.

»Die Ermittler, die jetzt in Ihrem Gebäude sind, haben ein Schloß gefunden, das sie der Apothekentür zuordnen. Es ist ein Einsteckschloß, und es ist in geöffneter Stellung.«

Die Bedeutung dieser Information legte sich wie Blei auf das gemeinschaftliche Bewußtsein, auch wenn niemand etwas sagte.

»Wir würden uns Ihre Schlüssel gern einmal ausleihen, Sir, um zu sehen, ob wir auch das richtige Schloß haben.«

Carey reichte ihm stumm die Schlüssel. Der Einsatzleiter gab sie seinem Konstabler, zeigte ihm den fraglichen Schlüssel und bat ihn, damit zu den Spurensicherern zu gehen, dort zu warten und die Schlüssel dann wieder mitzubringen. Der Konstabler nahm das Bund und ging, und dann fragte der Einsatzleiter, wie viele Leute einen Schlüssel für die Apotheke hatten.

»Wir alle«, sagte Carey seufzend.

»Einschließlich der Chefsekretärin, Sir?«

Carey nickte.

»Und die Reinigungskolonne?«

Carey sagte entschuldigend: »Wir müssen auf makellose Sauberkeit achten. Und natürlich hat jeder Schrank noch ein Zusatzschloß. Dafür haben die Sekretärin und die Reiniger keine Schlüssel.« »Glasschränke, Sir?«

Carey nickte.

»Die Ermittler sagen, daß in dem Bereich sehr viel geschmolzenes Glas lag. Der Raum ist völlig ausgebrannt. Den Rest hat das eingestürzte Dach erledigt. Die Feuerwehr hat tonnenweise Wasser aus den Trümmern gepumpt. Anscheinend besteht keine Hoffnung, in der Apotheke noch irgend etwas zu identifizieren, das heißt, wir können nicht feststellen, ob etwas fehlt und was. Wir bitten Sie deshalb, gemeinsam eine Liste anzulegen von dem, was Ihres Wissens in der Apotheke war, so daß wir einen Ansatz für unsere Ermittlungen haben, falls etwas davon in anderen Händen auftaucht.«

»Das ist doch aussichtslos«, wandte Lucy ein.

»Bitte versuchen Sie es.«

Mir fiel ein, wie man auf die Schnelle zumindest ein paar von den Antworten bekommen könnte, doch ich beschloß, Carey ein andermal darauf hinzuweisen. Wenn ich jetzt die Aufmerksamkeit auf mich lenkte, konnte es passieren, daß man mich sehr rasch hinauswarf, und es war entschieden interessanter dabeizusein.

Lucy fragte: »Stimmt es, daß diese Leiche in der Apotheke lag?«

»In dem Bereich«, bestätigte der Polizist.

»Was heißt >Bereich<?«

Der Polizist schien das Für und Wider einer Antwort abzuwägen, sagte aber schließlich, daß einige der Innenwände unter dem Gewicht des Daches eingestürzt seien. Die Apotheke als vierseitiger Raum existiere nicht mehr.

»O Gott«, sagte Lucy.

Jay Jardine fragte: »Wie verkohlt ist die Leiche?«

»Sie wird noch untersucht, Sir.« »Wie lange wird es dauern, bis Sie herausfinden, wer es ist?«

Wieder Jay Jardine.

»Läßt sich nicht sagen, Sir.« Eine kurze Pause. »Manche Toten werden nie identifiziert.«

»Und die Vermißtenkartei?« fragte Lucy.

»Landstreicher, Obdachlose, Ausreißer, Wanderarbeiter, Madam - solche Leute tauchen nie in der Vermißtenkartei auf.«

»Oh.«

»Und ich möchte Sie fragen«, sagte der Polizist, »ob Sie jemand kennen, der gegen einen von Ihnen oder gegen Sie alle einen Groll hegt. Haben Sie in letzter Zeit jemand entlassen? Haben Sie Schmähbriefe bekommen? Hat Sie jemand bedroht? Waren Sie in einen Rechtsstreit verwickelt? Ist Ihnen bei Ihrer Arbeit jemand untergekommen, der Sie für den Tod eines Tieres verantwortlich macht? Kennen Sie irgend jemand, den Sie vielleicht für gestört oder für krankhaft besessen halten?«

»Wow«, sagte Yvonne. »Das paßt auf die Hälfte der Menschheit.«

Oliver Quincy blickte auf Ken und sagte zu dem Polizisten: »Uns sind in der Klinik in letzter Zeit mehrere Pferde gestorben, und die Besitzer schreien zetermordio.«

Carey ergriff das Wort und erklärte, wie schwierig Pferde in der Narkose seien. Der Polizist machte sich Notizen.

»Hat irgendeiner von diesen Besitzern Sie bedroht, Sir?«

Carey schüttelte den Kopf. Ken sagte energisch: »Wenn es diese Besitzer gewesen wären, hätten sie das Klinikgebäude angezündet, und die Leiche darin wäre meine gewesen.«

Niemand lachte.

»Hat man Ihnen gedroht, Sir?« Der Polizist sah auf seine Liste.

»Kenneth McClure, Pferdechirurg?«

»Richtig. Und ich habe keine Drohungen erhalten. Jedenfalls nicht solche.«