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»Was für welche denn, Sir?«

»Ach, nur daß sie mir nie wieder ein Pferd anvertrauen würden und so.«

Der Polizeibeamte schien diese Art Drohung für gefährlicher zu halten als Ken, aber andererseits hatte Ken sicher recht: Wäre er die Zielscheibe gewesen, hätte man ihn und die Klinik flambiert.

Der Polizist blätterte seine Notizen durch und fragte Carey nach einer Pause: »Als Sie die Praxis verlassen und die Apothekentür kontrolliert haben, Sir, war sie da schon abgeschlossen?«

»Ja«, antwortete Carey. »Das sagte ich Ihnen bereits.«

»Richtig, Sir. Aber ich meine, wer hat sie denn eigentlich abgeschlossen? Sie selbst?«

Carey schüttelte den Kopf.

»Das war ich«, sagte Yvonne. »Ich habe sie nach der Sprechstunde abgeschlossen, wie üblich.«

Der Polizist sah wehmütig auf ihre Beine, dann riß er sich zusammen, seufzte und fuhr sich mit den Fingern am Nasenrücken entlang.

»Und wer hat das Labor abgeschlossen?«

»Ich wahrscheinlich«, sagte Jay Jardine. »Ich hatte ein paar Proben da drin, die nicht angerührt werden sollten.« Er lachte fröhlich. »Von denen ist wohl auch nichts mehr übrig, was?«

»Sehr unwahrscheinlich, Sir.« Der Polizist räusperte sich. »Bis wann waren Sie in der Praxis?«

Jay Jardine starrte ihn beleidigt an. »Wollen Sie unterstellen, daß ich den Brand gelegt habe?«

»Ich versuche ein klares Bild zu bekommen, Sir.«

»Oh.« Jardine sah immer noch verärgert aus. »Ich habe abgeschlossen, als ich gegen vier gegangen bin. Ich mußte zu einer kranken Kuh. Sonst noch was?«

»Ich möchte gern festhalten, wo Sie alle an dem Abend waren.« Der Polizist schlug eine neue Seite in seinem Spiralblock auf. »Angefangen bei Mr. Hewett, bitte.«

»Ich sagte Ihnen doch, ich bin um acht gegangen und nach Haus gefahren.«

»Wie weit ist das, Sir?«

»Ist diese ganze Fragerei denn nötig?« protestierte Carey. »Sie können doch wohl nicht annehmen, daß einer von uns das Feuer gelegt hat?«

»Wir können nicht sagen, wer es gelegt hat, aber wir möchten gern möglichst viele Personen ausschließen.«

»Ah, verstehe. Nun, ich wohne fünf Minuten entfernt.«

»Mit dem Auto?«

»Natürlich mit dem Auto.«

»Und Sie haben den Abend mit Ihrer Frau verbracht?«

Der Polizist, nicht unsensibel, bemerkte das innerliche Zusammenzucken aller Anwesenden und war auf Careys Antwort gefaßt.

»Meine Frau ist tot.«

»Das tut mir sehr leid, Sir. Dann waren Sie also allein?«

»Schon. Ich habe mir was zu essen gemacht, ein wenig Musik gehört, die Zeitung gelesen. Ich betrachte das nicht als Alleinsein, aber wenn Sie meinen, ob noch jemand dort war - nein.«

Der Polizist nickte, machte sich eine Notiz und ging zum nächsten Namen auf seiner Liste über.

»Mrs. Amhurst?«

»Miss«, sagte Lucy.

Der Polizist sah sie mit einem ruhig sondierenden Blick an, als schaffe er eine Basis, auf der sich ihre Antworten beurteilen ließen. Ein guter Kriminalbeamter, dachte ich, und sehr erfahren.

»Donnerstag abend, Madam?« fragte er knapp.

Sie antwortete direkt, ohne Jardines Empörung. »Ich bin hier bald nach der Mittagspause weg, denn ich hatte am Nachmittag vier Hausbesuche. Als letztes mußte ich zu ein paar Schafen auf einem Berg oberhalb von Birdlip. Da bin ich bei Einbruch der Dunkelheit weg, so kurz vor sieben wohl, und hab dann noch nach einem Basset gesehen, den ich am Morgen operiert hatte. Es ging ihm gut. Ich hab mit den Eigentümern was getrunken und bin dann heim. Hab nicht auf die Uhr gesehen.«

»Leben Sie allein, Madam?«

»Meine Schwester wohnt bei mir, aber sie ist zur Zeit auf einer Kreuzfahrt.«

»An dem Abend also ...?«:

»Das gleiche wie Carey. Aber statt Musik zu hören, habe ich ferngesehen.« Sie kam der nächsten Frage mit Humor zuvor.

»Fragen Sie mich nicht, was für eine Sendung es war, denn ich habe keinen Schimmer. Leider pflege ich nach einem langen Tag in meinem Sessel einzuschlafen.«

»Wie weit wohnen Sie von hier entfernt, Madam?«

»Eineinviertel Meilen. In Riddlescombe.«

Ich sah sie interessiert an. Riddlescombe war das Dorf, wo ich mit meiner Mutter gewohnt hatte, wo die

Eaglewoods heute noch herrschten. Mir war nicht klar gewesen, daß es so nah am Stadtrand von Cheltenham lag. Kindern kamen Entfernungen wahrscheinlich größer vor.

Der Polizist befragte seine Liste.

»Mrs. Floyd?«

»Ja«, sagte Yvonne, nahm die atemberaubenden Beine auseinander und kreuzte sie andersherum. »Ich bin, wie schon gesagt, um sieben nach Hause gefahren.«

»Und das ist wo?«

»Painswick Road. Ungefähr zwei Meilen von hier. Mein Mann war geschäftlich unterwegs, aber die Kinder waren da.«

»Ehm ... wie alt sind Ihre Kinder?«

»Es sind nicht meine. Mein Mann hat sie mit in die Ehe gebracht. Fünfzehn und sechzehn. Jungs. Sie hören Popmusik und kauen Kaugummi, hey, Mann.« Ihre Imitation sorgte für die ersten lächelnden Gesichter in der Runde.

»Und könnten die für Sie bürgen, Madam?«

»Für mich bürgen?« Sie grinste ihn koboldhaft an. »Die haben ihre Hausaufgaben gemacht. Wie jemand Hausaufgaben machen kann, wenn ihm eine Million Dezibel aufs Trommelfell wummen, ist mir zu hoch, aber Stille macht sie zapplig. Jeder hat ein Zimmer für sich. Ein Glück. Ich gehe immer hoch und sage ihnen Bescheid, wenn ich heimkomme. Dann winken sie mir. Wir kommen ganz gut miteinander aus.«

»Sie sind also wieder nach unten gegangen, nehme ich an, Madam, haben etwas zu essen gekocht und den Abend mehr oder minder allein verbracht.«

»So ungefähr. Hab die Post durchgesehen und eine Illustrierte gelesen. Die Nachrichten angeschaut. Dann rief Oliver an und sagte, hier würde es brennen, also bin ich rauf und hab den Jungs gesagt, warum ich weg mußte. Obwohl sie inzwischen ihre Videos laufen hatten, wollten sie natürlich mitkommen, aber das habe ich nicht erlaubt, denn es war schon spät, und sie hatten am nächsten Tag Arbeiten zu schreiben. Ich sagte ihnen, sie sollten ins Bett gehen. Ich war ein Scheißweib.«

Der Polizist bemühte sich nicht, sein Lächeln zu unterdrücken, und machte sich nur ganz wenige Notizen.

»Oliver Quincy, große Tiere?« fragte er als nächstes.

»Das bin ich«, sagte Oliver.

Oliver wurde ebenso nachdenklich betrachtet wie Lucy.

»Ihr Abend, Sir?«

»Ach, na ja, ich war hundemüde. Das verdammte Pferd war uns gestorben, und wir haben es nach allen Regeln der Kunst seziert, immer wieder die Geräte überprüft, aber wir konnten keinen Fehler finden. Zum Schluß war ich gerädert, das waren wir alle. Ich hatte eine Einladung zum Jahresbankett des Rugby-Vereins, aber mir graute vor dem Smoking, den Reden und dem Krach, darum bin ich lieber in eine Kneipe gefahren und hab da ein paar Bier getrunken und einen Happen gegessen.«

»Haben Sie mit Kreditkarte bezahlt, Sir?«

»Nein. In bar.«

»Sind Sie verheiratet, Sir?«

»Meine Frau geht, wohin sie will, und ich, wohin ich will.«

In seiner Stimme lag etwas, was das gemütliche Äußere Lügen strafte und was eher zu der Skrupellosigkeit paßte, mit der er Carey zu verdrängen suchte.

»Wie haben Sie erfahren, daß das Gebäude brennt, Sir?«

»Ich habe ihn angerufen«, sagte Carey. »Es dauerte lange, bis er sich meldete, aber ich hab’s zuerst bei ihm versucht. Ich betrachte Oliver als meine rechte Hand. Es war ganz natürlich, ihn als ersten zu benachrichtigen und ihn zu bitten, daß er es weitergibt.«

Keiner sah irgendwem in die Augen. Ein echter Fall von Auch du, mein Brutus, was sich da anbahnte. Armer alter Carey.

»Das Telefon klingelte, als ich heimkam«, bestätigte Oliver, wobei er seinen Cäsar immer noch nicht ansah. »Ich habe Yvonne, Lucy und Jay angerufen und ihnen Bescheid gesagt, aber die anderen haben sich nicht gemeldet.«