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»Ich war in der Kneipe«, sagte Scott.

Der Polizist nickte und sah auf seine Liste.

»Mr. McClure?« fragte er.

»Ich war mit meiner Verlobten - Belinda hier - und ihren Eltern auswärts essen. Peter war auch dabei.«

Der Polizist schaute erneut auf seiner Liste nach.

»Belinda Larch, Tierpflegerin? Peter Darwin, allgemeine Hilfskraft?«

Wir nickten stumm.

»Und Sie drei waren den ganzen Abend zusammen, mit den Eltern von Miss Larch? In einem Speiselokal?«

»Ganz recht«, sagte Ken. »Wir wollten gerade gehen, als Lucy mich dort anrief.«

Lucy nickte. »Als wir herkamen, vermißte ich Ken. Mir fiel ein, daß er Bereitschaft hatte, und so habe ich vom Klinikbüro aus seinen Funkanschluß angerufen. Ist das denn alles so wichtig?«

»Einiges ist wichtig, anderes nicht«, erwiderte unser philosophischer Polizist. »Das läßt sich noch nicht sagen.« Er blickte auf die Liste. »Mr. Jay Jardine?«

Jay nahm als einziger die Befragung übel. »Hab ich Ihnen doch gesagt.«

»Ja, Sir. Könnten Sie von der kranken Kuh aus weitergehen?«

Mit unverhohlener Gereiztheit und zusammengekniffenen Lippen stieß Jay hervor, er sei nach Hause gefahren und habe Streit mit seiner bei ihm wohnenden Freundin gehabt. Sie sei davongestürmt, um sich an der Schulter ihrer besten Freundin auszuweinen. Ja, und?

Ja, nichts anscheinend. Seine Antwort wurde kommentarlos aufgeschrieben, und damit war die Fragestunde offenbar zu Ende. In diesem Moment kam wie gerufen auch der Konstabler mit den Schlüsseln zurück und sagte seinem Vorgesetzten etwas ins Ohr, so leise, daß wahrscheinlich nur Carey, der am nächsten saß, es noch mitbekommen konnte.

Der Einsatzleiter nickte, drehte sich um und reichte das Schlüsselbund seinem Besitzer. Dann blickte er ringsum in unsere gespannten Gesichter und sagte nüchtern, der Apothekenschlüssel passe tatsächlich in das fragliche Schloß. Da niemand etwas anderes erwartet hatte, rief die Nachricht keine große Aufregung hervor. Carey sagte mit bekümmerter Miene, er meine kontrolliert zu haben, ob die Tür abgeschlossen war, doch er habe so viel anderes um die Ohren gehabt, daß er es jetzt nicht mehr beschwören könne ...

»Aber ich hab sie abgeschlossen«, sagte Yvonne. »Ganz bestimmt. Das tu ich immer.«

»Machen Sie sich darüber nicht zu viele Gedanken, Madam. Es ist ziemlich einfach, Nachschlüssel anfertigen zu lassen, und offen gesagt haben Sie hier schon so viele Schlüssel in Umlauf, daß es einem potentiellen Einbrecher nicht weiter schwerfallen dürfte, sich das ganze Bund auszuleihen und nachmachen zu lassen.«

In die einigermaßen verdutzte Stille hinein erteilte er einen fachlichen Rat. »Falls Sie daran denken, wiederaufzubauen, Sir, würde ich unbedingt elektronische Schlösser empfehlen. Solche Schlüssel kriegt man nicht in jeder Eisenwarenhandlung nachgemacht.«

Er und sein Konstabler mußten gehen. Carey stand auf und begleitete sie hinaus, während sich unter den im Raum Zurückgebliebenen tiefe Nachdenklichkeit breitmachte.

»Ich hatte abgeschlossen«, wiederholte Yvonne unsicher. »Das tu ich immer.«

»Klare Sache«, sagte Oliver. »Ist doch typisch für Carey, daß er nicht mehr weiß, ob er nachgeschaut hat oder nicht. Genau das meine ich. Er ist zu alt. Je eher wir’s ihm sagen, desto besser.« Er stand auf und streckte sich. »Zwecklos, hier herumzuhängen. Ich gehe Golf spielen. Wer hat Bereitschaft?«

»Carey«, teilte ihm Lucy mit, »und Ken.«

Oliver sagte: »Dann wollen wir hoffen, daß es ein ruhiger Sonntag wird.« Keine Spur von Humor diesmal.

Er ging zielbewußt aus dem Container, Jay, sein glühender Bewunderer, folgte ihm auf dem Fuß. Alle anderen standen auf und schickten sich in unterschiedlichen Graden der Verunsicherung ebenfalls zum Gehen an. Scott, dessen innere Dynamos nach der kurzen Untätigkeit wieder surrten, verkündete, er werde den Tag am See verbringen, denn er wolle die Maschinen seines Schnellboots auseinandernehmen, um sie für die Wasserskisaison klarzumachen, und marschierte in flottem Tempo über den hinteren Parkplatz nach draußen. Wir hörten donnernd einen Motor anspringen und sahen gleich darauf seine kräftige Gestalt auf einem Motorrad am Gatter vorbeifahren.

»Fährt er immer Motorrad?« fragte ich.

»Er hat kein Auto«, sagte Ken.

Lucy meinte tolerant: »Er pumpt Eisen, er hat Muskeln, daß man es kaum glauben kann, ein ungemein sportlicher Typ.«

»Er ist ein guter Pfleger«, sagte Ken zu mir. »Sie haben es gesehen.«

Ich nickte.

»Und er hält zu Carey«, fuhr Lucy anerkennend fort. »Ich könnte nicht so leben wie er, aber er ist anscheinend ganz zufrieden damit.«

»Wie lebt er denn?« hakte ich nach.

Yvonne antwortete. »Auf einem Campingplatz. Er sagt, Beständigkeit sei ihm verhaßt. Aber er ist nett. Vorigen Sommer sind wir mal einen Tag mit unseren Jungs bei ihm am See gewesen, und er hat ihnen stundenlang beigebracht, wie man Wasserski fährt.«

Lucy nickte. »Eine ganz eigene Mischung.«

»Unverheiratet?« fragte ich.

»Ein Chauvi«, bemerkte Belinda, und die beiden anderen Frauen nickten.

»Fahren wir doch alle nach Hause«, sagte Yvonne. »Oliver hat recht, hier können wir doch nichts mehr ausrichten.«

»Wahrscheinlich nicht«, stimmte Lucy widerwillig zu. »Das Ganze bringt einen furchtbar durcheinander.«

Die beiden Frauen gingen zusammen zum Tor. Belinda drängte Ken, mit ihr nach Thetford Cottage zu kommen, da sie ihrer Mutter, die eine miserable Köchin sei, versprochen habe, für alle das Sonntagsessen zu kochen.

»Fahr du schon vor, Liebling«, sagte Ken, »ich möchte mit Peter noch einiges bereden.«

Das gefiel ihr nicht, und sie ermahnte uns im Weggehen unwillig, wir sollten nicht zu spät kommen. Ken winkte ihr liebevoll und führte mich entschlossen ins Büro.

»Okay«, sagte er, setzte sich in den Schreibtischsessel und langte nach einem Notizblock. »Keine Geheimnisse, keine Vorbehalte, und Sie verwenden nicht gegen mich, was ich Ihnen erzähle.«

»Auf keinen Fall.«

Er mußte mehr Engagement in meiner Stimme gehört haben, als er erwartet hatte, denn er sah einen Augenblick erstaunt drein und sagte: »Sie kennen mich doch noch keine drei Tage.«

»Mhm«, stimmte ich zu und dachte an seinen Vater und meine Mutter und an das, was ich ihr versprochen hatte.

Kapitel 7

»Dem Datum nach«, sagte Ken, »war der erste Fall eines unerwartet gestorbenen Pferdes schon vor Monaten, letztes Jahr im September vielleicht. Ohne meine Aufzeichnungen kann ich da nicht sicher sein.«

»Was geschah?« fragte ich.

»Ich wurde eines Morgens um sechs hinaus zu den Eaglewoods gerufen. Von ihrem Futtermeister. Der alte Eaglewood war über Nacht weg, und der Futtermeister hatte die Aufsicht. Jedenfalls sagte er, eins von den Pferden sei zusammengebrochen und sterbenskrank, also bin ich hin, und er hatte keinesfalls übertrieben. Es war ein dreijähriger Hengst, den ich wegen einer Sehnenzerrung behandelt hatte, aber sonst war er vollkommen gesund gewesen. Jetzt lag er in seiner Box auf der Seite, im Koma, ab und zu lief ein Zittern und ein Zucken durch seine Muskeln, und es ging offensichtlich zu Ende mit ihm. Ich fragte den Futtermeister, seit wann das so war, aber das wußte er nicht. Er war zeitig zum Füttern erschienen, wie gewohnt, und hatte ihn in diesem Zustand vorgefunden, aber mit stärkeren Muskelkrämpfen.«

»Was haben Sie getan?« fragte ich.

»Ich wußte nicht, was ihm fehlte, aber es war zu spät für jede Hilfe. Ich habe nur ein paar Blutproben für die Analyse genommen und ihn von seinen Qualen erlöst.«

»Und was fehlte ihm?«