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»Odeco ist ein Risikokapitalfonds, der in verschiedenen Datenoasen ansässig ist«, fährt Mr. Nandha fort. »Seine Methoden sind ... unorthodox. Er besitzt eine kleine Niederlassung in Kashi, aber vorzugsweise arbeitet er mit einem Netzwerk aus dezentralisierten Kaih-Handelssystemen. Bei der Exkommunikation von Tikka-Pasta ging es um ein solches System, das unwissentlich an Jashwant weiterverkauft wurde. Es wurde in Badrinath für ein illegales Wettsystem hybridisiert, aber hauptsächlich war es die ganze Zeit für Odeco tätig und führte im Hintergrund die Transaktionen durch.«

»Zu welchem Zweck?«, fragt Arora.

»Ich glaube, um die Erschaffung von Kalki zu finanzieren, einer Künstlichen Intelligenz der Generation Drei.«

Gemurmel in der Führungsriege des Ministeriums. Mr. Nandha hebt eine Hand, und die Informationssphäre fällt in sich zusammen. Die Männer des Ministeriums blinzeln in der hellen Sonne.

»Wie immer eine beeindruckende Präsentation, Mr. Nandha«, sagt Arora und nimmt seinen Hoek ab.

»Eine stimulierende, aber klare Präsentation ist die effektivste Art und Weise, Ermittlungsergebnisse darzustellen.« Mr. Nandha legt die Elfenbeinscheibe auf den Tisch.

»Der Badrinath-Sundarban wurde zerstört«, sagt Sudarshan.

»Ja. Wie ich glaube, durch die Kalki-Kaih, um ihre Spuren zu verwischen.«

»Sie haben angedeutet, dass Odeco auch Ray Power finanziert. Wie weit geht diese Sache? Schlagen Sie vor, dass wir gegen Ranjit Ray ermitteln? Der Mann ist inzwischen so etwas wie ein Mahatma.«

»Ich schlage vor, dass wir die Ermittlungen auf seinen jüngsten Sohn Vishram Ray konzentrieren, der die Forschungs- und Entwicklungsabteilung übernommen hat.«

»Bevor Sie gegen Ray vorgehen, sollten Sie verdammt gute Beweise in der Hand haben.«

»Sir, hier geht es um eine Kaih der Generation Drei. Wir sollten sämtliche Spuren weiterverfolgen. Odeco hat außerdem eine extraterritoriale medizinische Einrichtung in der Freihandelszone von Patna finanziert, und zwar über eine Vermögensverwaltungsgesellschaft im Mittelwesten der USA. Auch das ist ein Ermittlungsansatz. Gegenwärtig schließe ich nichts aus.«

»Odeco ist unser unmittelbares Ziel«, sagt Arora. Hinter ihm bricht sich die Sturmfront wie eine schwarze Welle an den Panoramafenstern.

»Ich glaube, diese Firma stellt jetzt die einzige Verbindung zur Gen-Drei dar. Ich benötige eine flugfähige taktische Unterstützungseinheit mit polizeilicher Verstärkung, dazu eine sofortige Unterbindung jeglichen Verkehrs von und zu Odeco. Außerdem ...«

»Mr. Nandha, dieses Land steht an der Schwelle eines Krieges.«

»Dessen bin ich mir bewusst, Sir.«

»Unsere militärischen Ressourcen sind voll und ganz damit beschäftigt, Gefahren von unserer Nation abzuwenden.«

»Sir, hier geht es um eine Kaih der Generation Drei. Diese Entität ist zehntausendmal intelligenter als jeder von uns. Das schätze ich als große Gefahr für unser Land ein.«

»Das muss ich dem Verteidigungsministerium irgendwie verkaufen«, sagt Arora. »Und dann wäre da noch das Problem mit den Karsevaks — die Unruhen können jederzeit wieder ausbrechen.« Er zieht eine Miene, als hätte er eine Schlange verschluckt. »Nandha, wann haben wir das letzte Mal eine komplette taktische Unterstützungseinheit angefordert?«

»Wie Ihnen bekannt sein dürfte, Sir ...«

»Meinem Kollegen Sudarshan ist es vielleicht nicht bekannt.«

»Bei der Wiederfestnahme und sicheren Verwahrung von J. P. Anreddy.«

»Setzen Sie meinen Kollegen Sudarshan ins Bild.«

»Mr. Anreddy war ein berüchtigter Datenraja, die Pik-Acht im FBI-Kartenspiel der meistgesuchten Verbrecher. Er ist zweimal aus rechtmäßigem Gewahrsam entkommen, indem er Mikroroboter benutzte, um sein Gefängnis zu infiltrieren. Ich habe eine vollständige militärische Unterstützungseinheit angefordert, um ihn wieder dingfest zu machen und ihn in einem speziell konstruierten Panoptikum mit maximaler Überwachung zu inhaftieren.«

»Damit dürfte es kein Problem gegeben haben«, murmelt Sudarshan.

»Mr. Nandha, vielleicht ist Ihnen nicht bekannt, dass J. P. Anreddy Sie wegen Belästigung angezeigt hat.«

Mr. Nandha blinzelt. »Das war mir nicht bekannt, Sir.«

»Er behauptet, Sie hätten ihn verhört, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, sich mit einem Anwalt zu beraten. Außerdem sollen Sie mit psychischer Folter gearbeitet und ihm mit Verletzung seiner physischen Unversehrtheit gedroht haben.«

»Dazu möchte ich bemerken, Sir, dass Mr. Anreddys Anschuldigungen für mich gegenwärtig die kleinste Sorge darstellen. Was mich ...«

»Nandha, ich muss Sie das fragen. Ist bei Ihnen zu Hause alles in Ordnung?«

»Sir, wird meine Professionalität in Frage gestellt?«

Aber es fühlt sich an, als hätte ein Stahlmantelgeschoss die Hälfte seiner Wirbelsäule herausgerissen, und nur noch der Schock des Todes hält ihn aufrecht.

»Ihren Kollegen ist aufgefallen, dass Sie gänzlich von Ihrer Arbeit in Anspruch genommen werden — zu sehr in Anspruch genommen werden. Es soll das Wort verbissen gefallen sein.«

»Ist es nicht gut, wenn jemand seine Arbeit ernst nimmt?«

»Ja, aber nicht um den Preis anderer Lebensaspekte.«

»Sir, meine Frau ist der größte Schatz meines Lebens. Sie ist meine Taube, mein Bülbül, mein strahlendes Licht. Wenn ich nach Hause komme, erfreut sie mich mit ...«

»Danke, Nandha«, wirft Sudarshan eilig ein. »Wir alle sind in diesen Tagen außerordentlich beschäftigt.«

»Falls ich in Anspruch genommen oder gar abgelenkt wirke, liegt es nur an meiner Überzeugung, dass diese Generation Drei die größte Gefahr darstellt, mit der das Ministerium seit der Gründung konfrontiert war. Wenn ich eine Meinung äußern dürfte ...«

»Ihre Meinungen sind hier stets willkommen, Nandha«, sagt Arora.

»Diese Behörde wurde eingerichtet, weil unsere Regierung den Wunsch hegte, sich den internationalen Vereinbarungen über die Lizensierung Künstlicher Intelligenzen zu fügen. Wenn wir es unterlassen, gegen eine Kaih der Generation Drei vorzugehen, könnte das den Amerikanern einen Vorwand geben, ihre Awadhi-Verbündeten zur Invasion unseres Landes zu drängen, weil Bharat ein Zufluchtsort für Cyberterroristen ist.«

Arora mustert die Maserung der Tischplatte. Sudarshan hat sich zurückgelehnt und die Fingerspitzen zusammengelegt, während er über Mr. Nandhas Argumentation nachdenkt. Schließlich sagt er: »Entschuldigen Sie uns für einen Moment.« Sudarshan hebt eine Hand, und um Mr. Nandha scheint die Luft zu gefrieren. Der Inspektor hat ein Stummfeld aktiviert. Die beiden Männer drehen sich auf ihren Stühlen herum und kehren ihm die Lederrücken zu. Mr. Nandha legt die Hände zu einem unbewussten Namaste zusammen und blickt auf das Flackern der Blitze am Rand des Monsuns. Es geht los. Noch heute Abend wird es losgehen.

Mein strahlendes Licht. Meine Taube, mein Bülbül. Schatz meines Lebens. Sie erfreut mich, wenn ich nach Hause komme. Wenn ich nach Hause komme. Mr. Nandha schließt die Augen, als er plötzlich den harten Griff der Panik in sich spürt. Wenn er nach Hause kommt, weiß er nicht, was er vorfinden wird.