Die stumme Luft öffnet sich wieder und wird räumlich. Die Besprechung ist beendet.
»Ihr Argument hat etwas für sich, Mr. Nandha. Was genau würden Sie benötigen?«
»Ich habe die militärischen Anweisungen vorbereitet und könnte sie jederzeit übersenden.«
»Sie haben bereits alles ausgearbeitet«, sagt Sudarshan.
»Es gibt keinen anderen Weg, Sir.«
»Daran besteht kein Zweifel. Ich werde Ihren Einsatz gegen Odeco genehmigen.«
36
Parvati, Mr. Nandha
An diesem Morgen trägt Bharti beim Frühstücksbankett ihr Ernste-Nachrichten-Gesicht. Wir danken Raj für die Analyse, was der Khan-Skandal für Sajida Rana bedeuten könnte, und nun kommt eine Nachricht für uns hier bei Frühstück mit Bharti an die tapferen Jawans in Kunda Khadar: Haltet durch, Jungs, ihr leistet großartige Arbeit, wir alle stehen hinter euch. Aber nun zum neuesten Gupshup aus Stadt und Land. Alle reden nur noch von Aparnas und Ajays baldiger Hochzeit, das Event der Saison, und hier kommt ein echter Bharti-Knüller: ein exklusiver erster Blick auf Aparnas Kleid.
Gut gelaunt segelt Parvati Nandha in die Küche, wo ihre Mutter am Herd steht und in einem Topf mit Dal rührt.
»Mutter, was machst du da?«
»Ein ordentliches Frühstück für dich. Du kümmerst dich zu wenig um dich selbst.«
»Wo ist Ashu?«
»Ach, das faule Stück. Ich habe sie entlassen. Ich bin mir sicher, dass sie dich bestohlen hat.«
Die morgendliche Beschwingtheit nach den Exklusivberichten über Stadt und Land verflüchtigt sich.
»Du hast was getan?«
»Ich habe ihr gesagt, dass sie gehen soll. Und ihr wegen der fristlosen Kündigung einen Wochenlohn gegeben. Fünfzehnhundert Rupien. Ich habe es aus eigener Tasche bezahlt.«
»Mutter, so etwas kannst du nicht entscheiden.«
»Jemand musste es tun. Sie hat dich ausgeraubt, ganz zu schweigen von ihren mangelnden Kochkünsten.«
»Mr. Nandha benötigt eine spezielle Diät. Hast du eine Vorstellung, wie schwer es heutzutage ist, eine anständige Köchin zu bekommen? Apropos, hast du irgendwo meinen Ehemann gesehen?«
»Er hat früh das Haus verlassen. Er arbeitet an einem äußerst wichtigen und schwierigen Fall, sagte er. Er wollte sich kein Frühstück von mir machen lassen. Du musst ihn an die Hand nehmen und ihm sagen, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist. Das Gehirn kann nicht funktionieren, wenn der Magen nicht gut gefüllt ist. Es erstaunt mich immer wieder, wie dumm angeblich gebildete Menschen sein können. Wenn er etwas von meinem Dal und Roti gegessen hätte ...«
»Mein Ehemann hat Magenprobleme, er kann dieses Zeug nicht essen.«
»Unsinn. Das ist eine gute, nahrhafte Mahlzeit. Dieses fade Stadtessen ist überhaupt nicht gut für ihn. Davon geht er langsam ein. Schau ihn dir an — bleich und ständig müde, keine Energie für irgendetwas anderes, du weißt schon, was ich meine. Er braucht kräftiges, redliches Essen vom Land. Als er heute früh hereinkam, dachte ich, vor mir stünde eins von diesen Hijra/Neut-Wesen, die heute früh in den Nachrichten waren.«
»Mutter!« Parvati schlägt mit den Händen auf den Tisch. »Das ist mein Ehemann!«
»Aber er verhält sich nicht so«, erklärt Mrs. Sadurbhai. »Es tut mir leid, aber das musste einmal gesagt werden. Jetzt seid ihr schon ein Jahr lang Mann und Frau, aber höre ich hier singende Ayas und helles Lachen? Parvati, ich muss dich fragen: Ist mit ihm alles in Ordnung? Man kann es überprüfen lassen, es gibt Ärzte, die auf Männer spezialisiert sind. Ich habe die Anzeigen in den Sonntagszeitungen gesehen.«
Parvati steht auf und schüttelt fassungslos den Kopf. »Mutter ... Nein. Ich gehe hinauf in meinen Garten. Ich werde dort den Vormittag verbringen.«
»Ich habe selbst noch einige Nachrichten abzuschicken. Und ich muss noch verschiedene Dinge für das Abendessen besorgen. Wo bewahrst du das Einkaufsgeld für die Köchin auf? Parvati?« Doch ihre Tochter hat die Küche bereits verlassen. »Parvati? Du solltest wirklich etwas Dal und Roti essen.«
An diesem Morgen ist Krishan damit beschäftigt, die jungen Pflanzen mit Stöcken zu sichern und die Kletterpflanzen hochzubinden und die Setzlinge gegen den kommenden Sturm abzudecken. In einer einzigen Nacht ist die Wolkenwand näher herangerückt, und Parvati Nandha hat den Eindruck, dass sie jeden Moment auf sie herabstürzen kann, um sie und ihren Garten und den gesamten staatlichen Apartmentkomplex unter Schwärze zu begraben. Die Hitze und die Luftfeuchtigkeit sind schrecklich, aber sie kann nicht wieder nach unten gehen, noch nicht.
»Sie sind gestern zu mir gekommen«, sagt sie.
Krishan schließt das Bewässerungssystem. »Ja. Als ich sah, wie Sie aufstanden und hinausrannten, habe ich mich gefragt ...«
»Was haben Sie sich gefragt?«
»Ob es irgendetwas war, das ich gesagt oder getan hatte, oder ob es etwas mit dem Cricket zu tun hatte.«
»Das Cricketspiel hat mir sehr gefallen. Ich würde gern noch einmal hingehen ...«
»Das Team ist nach Hause gefahren. Die britische Regierung hat sie zurückgerufen. Es war hier nicht mehr sicher für sie, wegen des Krieges.«
»Wegen des Krieges, ja.«
»Warum sind Sie so plötzlich gegangen?«
Parvati breitet einen Dhuri auf dem Boden der duftenden Gartenlaube aus. Sie arrangiert die Kissen und Polster und setzt sich dazwischen.
»Kommen Sie her und legen Sie sich zu mir.«
»Mrs. Nandha.«
»Niemand sieht uns. Und selbst wenn, würde es niemanden interessieren. Kommen Sie und legen Sie sich zu mir.« Sie klopft auf den Boden.
Krishan zieht seine Arbeitsstiefel aus und lässt sich neben ihr nieder, auf der Seite, auf einen Ellbogen gestützt. Parvati legt sich auf den Rücken und verschränkt die Hände über den Brüsten. Der Himmel ist cremefarben und nah, eine Kuppel aus Hitze. Sie hat den Eindruck, sie müsste nur eine Hand ausstrecken und könnte darin eintauchen. Es würde sich milchig und zäh anfühlen.
»Was denken Sie über diesen Garten?«
»Denken? Es steht mir eigentlich nicht zu, etwas darüber zu denken. Ich lege ihn nur an, mehr nicht.«
»Dann sagen Sie mir als der Mann, der ihn anlegt, was Sie darüber denken.«
Er dreht sich auf den Rücken. Parvati spürt einen warmen Windhauch auf dem Gesicht.
»Von all meinen Projekten ist dies das ambitionierteste, und ich glaube, es ist dasjenige, auf das ich am stolzesten bin. Ich denke, wenn andere Leute den Garten sehen könnten, wäre das sehr nützlich für meine Karriere.«
»Meine Mutter findet, er ist mir nicht angemessen«, sagt Parvati. Heute klingt der Donner näher und vertraulicher. »Sie findet, ich sollte Bäume haben, wegen der Privatsphäre. Reihen aus Ashok-Bäumen wie in den Gärten draußen im Quartier. Aber ich würde sagen, dass wir hier durchaus Privatsphäre haben. Finden Sie nicht auch?«
»Das würde ich auch sagen.«
»Es ist schon seltsam. Unsere Privatsphäre ist immer begrenzt. Draußen im Quartier hat man einen eingezäunten Garten und Ashok-Bäume und einen Charbagh, aber jeder weiß zu jeder Tages- und Nachtstunde, womit man gerade beschäftigt ist.«
»Ist beim Cricket etwas passiert?«
»Ich war dumm, mehr nicht. Sehr dumm. Ich hatte mir eingebildet, Kaste wäre dasselbe wie Klasse.«
»Was ist passiert?«
»Ich habe allen gezeigt, dass ich keine Klasse habe. Oder nicht die richtige Klasse. Krishan, meine Mutter möchte, dass ich mit ihr nach Kotkhai gehe. Sie sagt, sie macht sich Sorgen wegen des Krieges. Sie befürchtet, dass Varanasi angegriffen wird. Varanasi hat in dreitausend Jahren nie einen Angriff erlebt. Sie will mich nur als Geisel halten, damit Mr. Nandha mir eine Million Dinge verspricht, das Haus im Quartier, einen Wagen mit Chauffeur, ein Brahmanenbaby.«