Die Roboter kommen durch die unbeleuchtete Gali herangesprungen, ein Gewimmel aus winzigen rennenden Füßen und Greifklauen. Affenroboter, Katzenroboter, wie flügellose Vögel, wie langbeinige Insekten, eine Welle aus klickenden Bewegungen, die über die Hauptstraße heranströmt. Mr. Nandha hebt seine Waffe, zielt feuert, zielt feuert, zielt feuert. Bachs himmelhohe Kontrapunkte dröhnen ihm in den Ohren. Kein einziger Fehlschuss. Indra führt ihn sicher und zuverlässig. Die Roboter drehen sich und krachen gegeneinander, rollen gegen Wände und Eingänge, während sich die dicken, vereinzelten Tropfen zu Regen vereinigen. Mr. Nandha dringt weiter in die Gali vor, die Waffe ausgestreckt, die unablässig mit ihrem roten Laserauge Ziele sucht und sie wirbelnd und rauchend und von Pulsen aus elektromagnetischer Strahlung verbrannt zurücklässt. Affenroboter klettern die Kabel und Chati-Mag-Poster und Metall-Reklameschilder für Mineralwasser und Sprachschulen hinauf, flüchten sich auf die Dächer und Komleitungen. Indra holt sie mit seinen Blitzen herunter. Hinter Mr. Nandha bilden die Agenten des Ministeriums eine Reihe und erledigen jene, die es in die Exkommunikationszone geschafft haben. Mr. Nandha bringt Johann Sebastian zum Schweigen und hebt eine Hand.
»Feuer einstellen!«
Die Stromleitungen knistern unter der Überladung, während die letzten Flüchtlinge zu Schrott zerschossen werden. Mr. Nandha wirft einen Blick über die Schulter und liest die Abscheu in Viks Gesicht, der sich mit seinem großen Vielzweck-Sturmgewehr abmüht. Du wolltest es so, denkt Mr. Nandha. Hier hast du deine Action. In voller Montur.
Der Regen fällt leuchtend durch die Strahlen der Bauchscheinwerfer am schwebenden Flugzeug. Der Rückstoß und der zunehmende Sturmwind verwirbeln die Tropfen zu glühenden Schleiern.
»Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagt Mr. Nandha leise. Dann bricht der Monsun über Varanasi herein. Im nächsten Moment ist Mr. Nandha bis auf die Knochen durchnässt. Sein taubengrauer Anzug klebt ihm auf der Haut. Geblendet wischt er sich den Regen aus den Augen. Ungehindert durch den Monsun ragt Indra zwischen den Blitzen und dem Wolkenbruch über dem fünftausend Jahre alten Kashi auf.
Die Sowars krachen durch das Dach auf die Schreibtische und Aktenschränke und abstürzenden Deckenventilatoren, sie werfen Bildschirme und Chai-Tassen und Wasserspender um. Mit erhobenen Waffen besetzen sie das Großraumbüro und schwenken die Nachtsichtgeräte. Es ist ein totes schwarzes Büro inmitten eines Wolkenbruchs. Regen ergießt sich durch die Löcher, die sie ins Dach gesprengt haben. Die Kommandantin, ein Subadar-Major, signalisiert ihren Sowars, dass sie nun die Beweise sichern sollen. Während sie nasse Prozessorwürfel und Stapelspeicher auflesen, ruft sie Mr. Nandha über ihr Kehlmikro an. Eine weitere Mudra, und ihre Soldaten verteilen sich, scannen die Umgebung mit Sensorstaffeln auf Kaih-Aktivitäten. Blitze erleuchten ihr Gesicht. Sie kann hören, wie die Jawans der regulären Polizei sich durch die unteren Stockwerke nach oben arbeiten. Sie gibt ihren Kriegern ein Zeichen, dass sie sich verteilen und alles sichern sollen. Aber hier ist nichts mehr. Die Geister, die hier wohnten, sind geflohen.
Mr. Nandha signalisiert seinem Team, sich zu sammeln.
»Was stimmt nicht?«, fragt Vik. Sein Haar klebt ihm in Streifen am Kopf, von seiner Nase läuft Wasser, und von den Falten seiner weiten Kleidung strömen Sturzbäche. Er blickt zu Indra empor, die hoch über der chaotischen Dächerlandschaft von Kashi aufragt.
»Das hier ist nur eine Attrappe.« Mr. Nandha tritt nach einem zur Faust eingerollten toten Wartungsroboter. »Hier gibt es keine Generation Drei, die sich in Sub-Kaihs zerlegt und die Flucht ergreift. Das hier ist Absicht. Man will, dass wir alles zerstören.« Er ruft in seinen Palmer-Handschuh: »An alle Einheiten, Feuer einstellen! Greifen Sie nicht an!«
Aber die zwei Gruppen im Norden und Westen sind zu sehr damit beschäftigt, Affenroboter über Ballen mit Sari-Seide und durch Ständer mit Schulmädchenuniformen zu jagen, während die Ladenbesitzer laut klagend die Hände hochreißen, wenn die Pulse die Speicher ihrer Kassen löschen. Die Kampfanzüge der Jawans leuchten in Sari-Farben, während sie brüllend den springenden und hüpfenden Maschinen hinterherrennen, durch Lagerräume, an Chowkidars vorbei, die mit erhobenen Händen in Hauseingängen Schutz suchen, und Betontreppen hinauf, bis die letzten Roboter von den Waffen der Sowars zusammengetrieben werden. Es ist wie eine Entenjagd während des Raj. Für kurze Zeit überstrahlt das Licht der induzierten EM-Entladungen die Blitze.
Mr. Nandha betritt das zerstörte Büro. Er betrachtet die kreisrunden Wasserfälle, die auf dem billigen Teppich Pfützen bilden. Er sieht sich die rauchenden Roboter und die zertrümmerten Bildschirme und zusammengebrochenen Schreibtische an. Mr. Nandha schürzt verärgert die Lippen.
»Wer hat hier das Kommando?«
Der Subadar-Major öffnet den Helm, der sich in die Kapuze des Kampfanzugs zurückzieht.
»Subadar-Major Kaur, Sir.«
»Wir führen hier eine Tatortsicherung durch, Subadar-Major.«
Stimmen und scharrende Füße an der Tür. Die Sowars stellen einen kleinen, aber offensichtlich kräftigen Bangla, adrett wie ein Beo in einem unerklärlicherweise trockenen schwarzen Anzug.
»Ich bestehe darauf, mit Ihrem ...«
»Lassen Sie ihn herein«, befiehlt Mr. Nandha. Die Strahlen von Suchscheinwerfern dringen durch die strömenden Löcher im Dach und erhellen das Büro. Der Bangla blickt sich schockiert um, während die Soldaten zurückweichen.
»Was hat das alles zu bedeuten?«, will der Bangla wissen.
»Ihr Name, Sir?«, fragt Mr. Nandha, der sich seines durchnässten Anzugs überdeutlich bewusst wird.
»Ich heiße Chakraborty. Ich arbeite als Anwalt für dieses Unternehmen.«
Mr. Nandha hebt die linke Hand. Das Bild in seiner Handfläche zeigt das Symbol der offenen Hand, die für das Ministerium steht. Die Hand in der Hand.
»Ich führe eine Ermittlung wegen der illegalen Haltung einer Künstlichen Intelligenz der Generation Drei durch, was einen Verstoß gegen Paragraph siebenundzwanzig der Internationalen Vereinbarungen von Lima darstellt«, sagt Mr. Nandha.
Der Bangla blickt ihn blinzelnd an. »Witzbold.«
»Sir, gehören diese Räumlichkeiten der Firma Odeco Incorporated?«
»In der Tat.«
»Bitte lesen Sie diesen Durchsuchungsbefehl.«
Die Sowars haben den Generator aufgebaut und hängen überall im Büro Klemmlampen auf.
Chakraborty dreht Mr. Nandhas Hand ins Licht der nächsten Lampe. »Eine Anweisung zur Exkommunikation, wie der Vorgang inoffiziell bezeichnet wird.«
»Ausgestellt vom Büro des Justizministers höchstpersönlich.«
»Ich werde eine offizielle Beschwerde und einen Antrag auf Schadensersatz einreichen.«
»Natürlich, Sir. Alles andere wäre unprofessionell. Nun seien Sie bitte vorsichtig. Meine Agenten müssen ihre Arbeit erledigen, und ihre Waffen sind geladen.«
Sowar-Ingenieure spannen wasserdichte Planen über die Löcher in der Decke. Jawans entrollen Kabel, die sie an die Prozessoren anschließen. Vik sitzt bereits an den Terminals und hat seine eigene Avatar-Box in die Systeme eingeklinkt.
»Hier ist nichts.«
»Zeigen Sie es mir.«
Mr. Nandha spürt Chakraborty an seiner Seite, wie er sich schmunzelnd über Vik beugt, der vor dem Rollbildschirm hockt. Vik klickt sich durch einen Speicher nach dem anderen.