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»Sadhu, ich untersuche einen tödlichen Zwischenfall, in den eine unlizensierte Kaih verwickelt war. Unsere Ermittlungen deuten darauf hin, dass sie von einem Transferpunkt auf diesem Gelände heruntergeladen wurde.«

»Tatsächlich? Es fällt mir schwer, das zu glauben. Aber Sie sind dazu befugt, unsere Systeme zu überprüfen. Ich glaube, Sie werden feststellen, dass alles den gesetzlichen Vorschriften entspricht. Wir sind eine Tierschutzorganisation, Mr. Nandha, kein Sundarban.«

Der Besenjunge geht voraus. Er trägt nur einen sehr kurzen Dhoti, und seine Haut scheint zu leuchten, als hätte man sie mit Öl eingerieben, das mit Goldstaub versetzt wurde. Bei seinen früheren Besuchen waren ähnliche Jungen anwesend gewesen. Alle mit diesem stumpfen Blick und zu viel Haut.

Im Lagerhaus herrscht derselbe Lärm wie in Mr. Nandhas Erinnerung. Auf dem Betonboden wimmeln Tausende von Cyberhunden, die ständig von einer Aufladestation zur nächsten ihre Kreise ziehen. Von den Metallwänden hallt ihr Knarren, Kläffen, Summen und Singen wider.

»Über eintausend im vergangenen Monat«, sagt Jashwant. »Ich glaube, es ist die Angst vor einem Krieg. In sündigen Zeiten überdenken die Leute ihre Werte. Vieles wird als sinnlose Belastung verworfen.«

Mr. Nandha zieht seine Waffe und zielt damit auf einen stämmigen kleinen Schoßhund, der Männchen macht, mit Vorderpfoten, Schwanz und pinkfarbener Plastikzunge wedelnd. Er erschießt den Hund. Jetzt hat Indra der Donnergott den langsam näher kommenden Scoobi ins Visier genommen.

»Sadhu, haben Sie eine unlizensierte Künstliche Intelligenz der Stufe Eins an Tikka-Pasta in Nawada geliefert?«

Jashwant verdreht schmerzhaft den Kopf, aber das ist nicht die korrekte Anwort. Die EM-Ladung schleudert den Cartoonhund anderthalb Meter hoch in die Luft. Er landet auf dem Rücken und strampelt kurz mit den Beinen, dann steigt Rauch von ihm auf.

»Böser, schlechter Mann!«

Der Feger hat seinen kleinen Besen erhoben, als wollte er damit Mr. Nandha und seine Sünde hinwegfegen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich infizierte Nadeln unter den Borsten befinden. Mr. Nandha lässt den Lustknaben mit einem warnenden Blick innehalten.

»Sadhu.«

»Ja!«, sagt Jashwant. »Natürlich habe ich es getan, das wissen Sie doch! Aber sie hat sich nur in unserem Netzwerk ausgeruht.«

»Woher stammt sie, Sadhu?«, fragt Mr. Nandhu und hebt erneut seine Waffe. Er zielt auf einen watschelnden Dackel mit breitem Lächeln und dicken Pfoten, dann richtet er den Lauf auf einen wunderschönen, hochwertigen Cybercollie, der nicht von einem Tier aus Fleisch und Blut zu unterscheiden ist, bis hin zum lebenden Plastikfell und den uneingeschränkt interaktiven Augen. Jashwant der Jain stößt einen leisen Schrei der spirituellen Qual aus.

»Sadhu, ich muss darauf bestehen.«

Jashwants Mund arbeitet.

Indra erfasst das Ziel und schießt, als sich in Mr. Nandha die entsprechende Absicht rührt. Der Cybercollie stößt ein langes, kreischendes Wehklagen aus, das jedes andere Kläff und Wuff im Lagerhaus zum Verstummen bringt. Er wendet den Kopf zum Schwanz, in einem Bogen, der einem echten Hund das Rückgrat gebrochen hätte, und rotiert auf der Seite liegend auf dem Beton.

»Nun, Sadhu?«

»Hören Sie auf, hören Sie auf, Sie werden zur Hölle fahren!«, kreischt Jashwant.

Mr. Nandha feuert einen Schuss mit seiner Waffe ab und erlöst das Ding von seinem Elend. Dann sucht er sich einen prachtvollen getigerten Viszla.

»Badrinath!«, schreit Jashwant. Mr. Nandha hört deutlich, wie er voller Furcht furzt. »Der Badrinath-Sundarban!«

Mr. Nandha schiebt seine Waffe in die Jackentasche.

»Sie waren mir eine große Hilfe. Ray Power. Hochinteressant. Bitte versuchen Sie nicht, das Gelände zu verlassen. Die Polizei wird in Kürze eintreffen.«

Als er geht, bemerkt Mr. Nandha, dass der Besenjunge auch mit dem Feuerlöscher recht geschickt umzugehen weiß.

Ram Sagar Singh, Bharats Cricket-Stimme, plappert aus dem solarbetriebenen Radio die abschließende Schlagreihenfolge herunter. Krishan döst im Schatten des Hibiscusspaliers und lässt sich von Erinnerungen einlullen. Sein ganzes Leben lang hat diese langsame Stimme zu ihm gesprochen, näher und weiser als ein Gott.

Es war an einem Schultag, aber sein Vater hatte ihn geweckt, bevor es hell geworden war.

»Naresh Engineer spielt heute im ul-Haq.«

Nachbar Thakur brachte eine Ladung Schuhe zu seinem Abnehmer in Patna und war nur allzu gern bereit, Vater und Sohn Kudrati in seinem Pick-up mitzunehmen. Eine niedrigkastige Mitfahrgelegenheit, aber es war aller Wahrscheinlichkeit nach das letzte Mal, dass Naresh Engineer jemals wieder den Schläger in die Hand nahm.

Das Land der Kudratis war aus den Händen von Gandhi und Nehru gekommen, als sie es den Zamindar abnahmen und den Ackerbauern von Biharipur gaben. Es hatte eine stolze Geschichte, nicht nur als Erbe der Kudratis, sondern der ganzen Nation, und sein Name lautete Indien, nicht Bharat oder Awadh oder Maratha oder States of Bengal. Das war der Grund, warum Krishans Vater unbedingt sehen musste, wie der größte Schlagmann, den Indien in dieser Generation hervorgebracht hatte, an die Linie trat — um seinen Namen zu ehren.

Krishan war acht Jahre alt und zum ersten Mal in einer Stadt. Die Sportsendungen von StarAsia hatten ihn nicht auf die Menschenmassen vor dem Moin-ul-Haq-Stadion vorbereitet. Er hatte noch nie so viele Leute auf einmal gesehen. Sein Vater führte ihn sicher durch die wirbelnde Menge, die Muster innerhalb von Mustern bildete wie bedruckter Stoff.

»Wohin gehen wir?«, fragte Krishan, als er bemerkte, dass sie sich gegen den allgemeinen Strom zu den Drehkreuzen bewegten.

»Mein Cousin Ram Vilas, der Neffe deines Großvaters, hat Tickets.«

Er erinnert sich, wie er sich im Gewimmel der Gesichter umblickte und den sicheren Griff spürte, mit dem sein Vater ihn weiterzerrte. Dann wurde ihm klar, dass die Menge größer war, als sein Vater sich vorgestellt hatte. Er hatte von weiten Grünflächen geträumt, Tribünen in der Ferne, höflichem Applaus, und dabei hatte er vergessen, einen Treffpunkt mit Cousin Ram Vilas zu vereinbaren. Jetzt würde er sich spiralförmig um das ul-Haq herumbewegen und nötigenfalls jedes einzelne Gesicht mustern.

Nach einer Stunde in der Hitze wurde die Menge dünner, doch Krishans Vater machte unerbittlich weiter. Innerhalb des Betonovals stellten krachende Lautsprecher die Spieler vor, und die Inder begrüßten sie mit heftigem Applaus und Jubel. Sowohl Vater als auch Sohn wussten inzwischen, dass der Neffe seines Großvaters nie hier gewesen war. Sie würden niemals ihre Tickets bekommen. Im schrägen Schatten der Haupttribüne stand ein Nimki-Verkäufer. Mr. Kudrati nahm wieder die Hand seines Sohnes und zerrte ihn quer über den Beton. Als sie in Riechweite des ranzigen heißen Öls kamen, sah Krishan, was seinen Vater in Schwung gebracht hatte. Auf der verglasten Auslage stand ein Radio, das dummen Pop plärrte.

»Mein Sohn, das Testspiel«, brabbelte sein Vater den Snackverkäufer an. Er warf ihm ein paar flatternde Rupien hin. »Umschalten, einstellen, reindrehen. Und ein paar von diesen Pappadi.«

Der Verkäufer griff mit einem Kegel aus Zeitungspapier in das heiße Essen.

»Nein nein!« Krishans Vater schrie beinahe vor Verzweiflung. »Zuerst einstellen. Dann das Essen. 97,4.« Ram Sagar Singh kam mit seiner BBC-Standardaussprache herein, und Krishan setzte sich mit der Papiertüte voller heißer Pappadi, gegen den warmen Stahlkarren gelehnt, um sich das Spiel anzuhören. Das ist seine Erinnerung an die letzten Innings von Naresh Engineer, wie er am Karren eines Nimki-Verkäufers außerhalb des Cricketspielfelds von Moin-ul-Haq hockt und auf Ram Sagar Singh horcht, auf das leise, teils imaginierte Knallen des Schlägers und dann das Gebrüll der Menge hinter ihm — den ganzen Tag lang, während sich die Schatten über den Beton des Parkplatzes bewegen.