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»Ich lasse einen Dachgarten anlegen, ja. Wir überlegen, ob wir ihn für Veranstaltungen, Abendessen oder Gesellschaften nutzen. In Bengalen sind Dachgärten groß in Mode.«

»Bengalen? Dort ist vieles in Mode.« Chauhan betrachtet sich als gleichrangig mit Mr. Nandha, was Intellekt, Bildung, Karriere und Stellung betrifft. Abgesehen vom Ehestand. Mr. Nandha hat innerhalb der Jati geheiratet, Chauhan jedoch sehr weit darunter.

Mr. Nandha betrachtet stirnrunzelnd die Decke. »Ich nehme an, dass diese Wohnung mit einem Halon-Feuerlöschsystem ausgestattet war?«

Chauhan zuckt mit den Schultern. Inspektor Vaish erhebt sich. Er hat verstanden.

»Haben Sie irgendetwas gefunden, das wie ein Schaltkasten aussieht?«, fragt Mr. Nandha.

»In der Küche«, antwortet der Inspektor. Der Kasten befindet sich unter dem Waschbecken neben dem U-Rohr, an der umständlichsten Stelle. Mr. Nandha reißt die versengte Schranktür ab, hockt sich hin und leuchtet alles mit seiner Stifttaschenlampe aus. Diese Leute haben große Mengen an Mehrzweckreiniger benutzt. Für all die schwierigen Fälle, vermutet Mr. Nandha. Die Hitze ist sogar in dieses geschützte Kämmerchen eingedrungen, hat das Lötzinn und die Plastikabdeckungen gelockert. Mit ein paar Drehungen des Multifunktionswerkzeugs ist es aufgeschraubt. Die Serviceports sind intakt. Mr. Nandha schließt die AvatarBox an und ruft Krishna. Die Kaih bläht sich hinter der Enge des Waschbeckenunterschranks auf. Der Gott der kleinen häuslichen Dinge. Inspektor Vaish geht neben ihm in die Hocke. Hat er gerade noch empfindliche Feindseligkeit ausgestrahlt, scheint er nun ehrfürchtige Milde walten zu lassen.

»Ich greife auf die Dateien des Sicherheitssystems zu«, erklärt Mr. Nandha. »Es wird nur wenige Augenblicke beanspruchen. Ironischerweise haben sie ihre Speicherfarm mit Quantenschlüsseln geschützt, aber für das Feuerlöschsystem gibt es nur eine simple vierstellige PIN-Nummer. Und das«, sagt er, als die Befehlszeilen durch sein Sichtfeld scrollen, »scheint ihr Verderben gewesen zu sein. Haben wir eine geschätzte Zeit für den Ausbruch des Feuers?«

»Die Zeitschaltuhr des Herdes ist bei sieben Uhr zweiundzwanzig stehen geblieben.«

»Hier ist ein Steuerbefehl von der Versicherungsgesellschaft, zweifellos gefälscht, um sieben null fünf protokolliert, mit dem das Halon-Gas-System abgeschaltet wurde. Gleichzeitig wurden die Türen verriegelt.«

»Sie wurden eingesperrt.«

»Ja.« Mr. Nandha steht auf, klopft sich ab und bemerkt angewidert die weichen schwarzen Schmierflecken aus zehn Prozent menschlichem Fett, die sich auf ihm niedergelassen haben. »Und damit ist es Mord.« Er holt seine Avatare zurück in die Box. »Ich werde jetzt in mein Büro fahren, um meinen ersten Bericht vom Tatort zusammenzustellen. Ich brauche die intaktesten Prozessoren bis Mittag in meiner Abteilung. Und Mr. Chauhan.« Der Pathologe blickt von der letzten Leiche auf, die bis auf die Knochen verbrannt ist und ein Grinsen aus blutigen weißen Zähnen in verkohltem Schwarz zeigt. Er kennt diese Zähne — Radhakrishnas unverschämtes Affengrinsen. »Ich werde Sie um drei anrufen und erwarte, dass Sie bis dahin etwas für mich haben.«

Er stellt sich das Lächeln des Ermittlers vor, als er das ausgebrannte Gehäuse des Badrinath-Sundarban verlässt. Genauso wie er haben sie weder das Geld noch die Geduld, in ihrer Jati zu heiraten.

Beim Frühstück drehte sich das Gespräch ausschließlich um den Empfang bei den Dawars.

»Wir müssen eine Durbar geben«, sagte Parvati, strahlend und frisch mit einer Blume im langen, schwarzen Haar, während hinter ihr das fünfte Testspiel mit männlichen Baritonen murmelte. »Wenn der Dachgarten fertig ist, werden wir die Einladungen rausschicken, und dann wird man wochenlang darüber reden.« Sie zog ihren Terminkalender aus der Tasche. »Im Oktober? Dann dürfte er am besten aussehen, kurz nach dem späten Monsun.«

»Warum schauen wir das Cricketspiel?«, fragte Mr. Nandha.

»Ach, das? Ich weiß auch nicht, warum das läuft.« Sie wedelte mit der Hand, die Geste für Frühstück mit Bharti. Eine Studiotanzszene sprang auf den Bildschirm. »Da, glücklich? Oktober ist eine gute Zeit, es ist immer so ein langweiliger Monat. Aber es könnte nach den Dawars ziemlich abfallen, ich meine, es ist ein Garten, und ich liebe ihn sehr, und du bist so gut, ihn mir zu gönnen, aber es sind nur Pflanzen und Sämlinge. Was glaubst du, wie viel es sie gekostet hat, ein Brahmanenbaby zu bekommen?«

»Mehr, als sich ein für die Lizensierung von Künstlichen Intelligenzen zuständiger Ermittlungsbeamter leisten kann.«

»Oh, mein Liebster, ich habe nicht einen Augenblick lang daran gedacht ...«

Hör dir selber zu, mein Bülbül, dachte er. Plapper weiter, lass die Worte aus deinem Mund purzeln und geh davon aus, dass alles golden sein wird, weil du in jeder Sekunde deines Lebens von Farben, Bewegung und Blumen umgeben bist. Ich habe die Damen der Gesellschaft reden hören, aber nichts gesagt, weil sie recht hatten. Du bist altmodisch und offen und sagst, was dir auf dem Herzen liegt. Du bist völlig ehrlich, was deine Ambitionen betrifft, und das ist der Grund, warum ich dich von ihrer Gesellschaft fernhalten möchte.

Bharti plauderte und lächelte beim Frühstücksbankett mit ihren Prominenten! Gästen! des Morgens! Heute: Das besondere Funki-Puri-Frühstück von unserem Gastkoch Sanjeev Kapur!

»Ich wünsche dir einen guten Tag, mein Schatz«, sagte Mr. Nandha und schob seine halb geleerte Tasse mit ayurvedischem Tee von sich weg. »Vergiss diese versnobten Leute. Sie haben nichts, was wir brauchen. Wir haben uns. Ich komme vielleicht erst spät zurück. Ich muss einen Tatort untersuchen.« Mr. Nandha küsste seine wunderschöne Frau und kehrte zurück zu den verkohlten Überresten von Mr. Radhakrishna in seinem Sundarban, der sich unscheinbar in einem Apartment im fünfzehnten Stock der Diljit Rana Colony verbirgt.

Mr. Nandha lässt seinen feuchten Teebeutel am Faden baumeln, während er auf Varanasi hinausblickt und Sinn in das zu bringen versucht, was er in dem ausgebrannten Apartment gesehen hat. Das Feuer tobte heftig, aber es wurde eingedämmt. Kontrolliert. Ein inszenierter Brand. Eine Hohlladung? Ein Infrarotlaser durch das Fenster?

Mr. Nandha holt Bachs Violinkonzerte auf seinen Palmer, lehnt sich in seinem Ledersessel zurück, legt die Finger wie eine Stupa zusammen und wendet sich der Stadt vor dem Fenster zu. Sie war für ihn stets ein unfehlbarer und großzügiger Guru. Er befragt sie wie ein Orakel. Varanasi ist die Stadt des Menschen, und alle menschlichen Aktivitäten spiegeln sich in ihrer Geographie. Ihre Muster und Traumata haben zu Einsichten und Weisheiten geführt, die jenseits aller Vernunft und Rationalität liegen. Heute zeigt die Stadt ihm Feuermuster. An jedem Tag steigen mindestens ein Dutzend Rauchfahnen von Hausbränden auf. In der umtriebigen Mittelklasse wurde die Gewohnheit der Brautverbrennung abgeschafft, aber er bezweifelt nicht, dass einige der ferneren, blasseren Rauchwolken von »Küchenbränden« stammen.

Bei mir bist du sicher, Parvati, denkt er. Du kannst dich für immer darauf verlassen, dass ich dir nicht wehtun oder von dir genug haben werde, denn du bist etwas Besonderes, eine unbezahlbare Perle. Du bist vor dem Sati der Langeweile oder der Mitgift-Missgunst sicher.

Die militärischen Truppentransporter gehen immer noch im gleichen Rhythmus über der Skyline nieder. Wie viele Lakhs Soldaten sind es inzwischen? Im Polizeistreifenwagen hatte er die Schlagzeilen des Tages überflogen. Bharati-Jawans haben einen Awadhi-Übergriff an der Eisenbahnlinie westlich von Allahabad zurückgeschlagen. Roboter der Awadhis/Amerikaner haben eine Sitzstreik-Demonstration angegriffen, durch die ein Maratha-Shatabdi an der Hauptstrecke nach Awadh blockiert wurde. Mr. Nandha erkennt den Geruch der Meinungsmache der Ranas, stärker als Räucherstäbchen oder Kremationsrauch. Es ist eine Ironie, dass die Amerikaner, die die Hamilton-Gesetze verabschiedet haben, einen Krieg mit genau den Maschinen führen, denen sie so sehr misstrauen. Falls Kaihs höherer Generationen jemals Zugang zu diesen Kampfrobotern erhalten sollten ...