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Nachlässigkeit und Desinteresse führen zum Niedergang. Lausige Wartung und schlampige Sicherheit waren schuld, dass der Gefangene bei zwei Gelegenheiten hatte entkommen können. Das und verstohlene Roboter von der Größe und Beweglichkeit von Kakerlaken.

Der Sicherheitsroboter beendet die Überprüfung und stapft zurück ins Gebüsch, wie ein Jäger aus der späten Kreidezeit. Mr. Nandha fährt ruckhaft mit dem Wagen an, um die Affen zu verschrecken. Es wäre eine Horrorvorstellung für ihn, wenn sich eins der Tiere im Radlauf verfangen würde. Der Große Masturbator purzelt von der Haube. Mr. Nandha lugt nach vorn, um sich zu vergewissern, dass er keinen widerwärtigen Klecks Affenwichse auf dem Lack hinterlassen hat.

Als er mit dreizehn Jahren von Hormonen und Selbstzweifeln geplagt wurde, gab sich Mr. Nandha der Phantasie hin, einen heiligen Affen zu fangen, ihn in einen Käfig zu sperren und ihm langsam und systematisch jeden einzelnen kleinen Vogelknochen zu brechen. Er spürt immer noch ein Nachleuchten des Entzückens seiner damaligen freudigen Wut.

Ein paar hartnäckige Affen fahren auf dem Lexus den gesamten gekrümmten Weg bis zum Landhaus mit. Mr. Nandha verjagt sie mit Fußtritten, als er auf den knirschenden roten Kies hinaustritt, und setzt seine dunkle Brille auf. Der weiße Mughal-Marmor strahlt im Nachmittagslicht. Mr. Nandha entfernt sich ein paar Schritte vom Wagen, um den unverstellten Blick auf den Palast zu genießen. Er ist eine verborgene Perle, im Jahre 1613 von Shah Ashraf als Landsitz erbaut. Wo einst Jagdgeparden hoch auf Howdahs ritten und Mughal-Adlige über dem Sumpfland von Kirakat beizten, drängen sich nun von allen Seiten Fabrikbaracken und Lagerhäuser aus gepresstem Aluminium an das niedrige, kühle Landhaus. Doch die Genialität des Architekten hat Bestand: Die Säulenhallen umfassen das Haus, das von Dschungelgärten umgeben ist, und beide Epochen bleiben füreinander unsichtbar. Mr. Nandha bewundert die Ausgewogenheit der Kreuzgänge, die Tiefstapelei der Kuppel. Selbst angesichts der spätgotischen und barocken Triumphe Englands in Cambridge hat er die islamischen Architekten immer noch höher eingeschätzt als Christopher Wren und Reginald Ely. Sie bauten, wie Bach komponierte, stark und kraftvoll, mit Licht, Raum und Geometrie. Sie bauten zeitlos und für alle Zeiten. Mr. Nandha glaubt, dass es ihm nichts ausmachen würde, in einem solchen Gefängnis ausharren zu müssen. Hier würde er Abgeschiedenheit und Ruhe finden.

Kehrer mit emsigen Reisigbesen verbeugen sich vor Mr. Nandha, als er die flachen Stufen zur Kühle des Kreuzgangs hinaufsteigt. Das Ministeriumspersonal begrüßt ihn an der Tür und scannt ihn diskret mit Palmern. Mr. Nandha weiß ihre Gründlichkeit zu schätzen, auch wenn sie gelangweilt aussehen. Sie sind Beamte der Stufe EO1, aber sie haben sich nicht beim Ministerium beworben, um einen vermodernden Haufen alter Mughal-Steine zu bewachen. Mr. Nandha wartet darauf, dass der Wärter das transparente Plastikschloss öffnet, das wie eine hässliche Sexspielzeug-Yoni in der Wand aus kunstvoll gemeißeltem Alabaster steckt. Der letzte Sicherheitscheck zeigt grün an. Mr. Nandha tritt in den Bankettsaal. Wie immer hält er den Atem an, als er die weißen Steinjalis, das gebänderte Mauerwerk, die großzügige Geräumigkeit der niedrigen Zwiebelbögen, die Geometrie der azurblauen Dachziegel, die hohen Spitzfenster hinter Textilvorhängen bewundert. Doch der eigentliche Blickfang des Raumes ist nicht die strahlende Harmonie der Innenarchitektur. Es ist auch nicht der Faraday-Käfig, der in mühevoller Kleinarbeit in die Wände eingearbeitet wurde. Es ist der transparente Plastikwürfel, der genau im Zentrum steht. Er ist fünf Meter lang und fünf Meter hoch, ein Haus innerhalb eines Hauses, durch transparente Trennwände aufgeteilt in durchsichtige Räume mit transparenten Installationen und Kabeln und Stühlen und Tischen und einem transparenten Bett und einer transparenten Toilette. Mitten in dieser Transparenz sitzt ein dunkler, zum Fettansatz neigender Mann mit dichtem Bart. Er trägt eine weiße Kurta, ist barfuß und liest in einem Taschenbuch. Er hat Mr. Nandha den Rücken zugekehrt, aber als er seine Schritte auf dem kühlen Marmor hört, erhebt er sich. Er kneift kurzsichtig die Augen zusammen, dann erkennt er seinen Besucher und zieht den Stuhl an die transparente Wand. Er stupst mit einem Zeh gegen das Taschenbuch mit dem gebrochenen Rücken. Er trägt einen transparenten Zehen-Ring.

»Die Wörter bewegen sich immer noch nicht.«

»Die Wörter müssen sich nicht bewegen. Sie sind es, der von ihnen bewegt werden sollte.«

»Es ist eine sehr effektive Methode, um eine Virtual-Reality-Erfahrung zu komprimieren. Das muss ich zugeben. All das mit nur eins Komma vier Megs? Es ist nur so non-interaktiv ...«

»Aber es ist für jeden anders, der es liest«, sagt Mr. Nandha.

Der Mann im Plastikwürfel nickt nachdenklich. »Wo bleibt da das gemeinsame Erlebnis? Was kann ich also für Sie tun, Mr. Nandha?«

Mr. Nandha blickt auf, als er das Moskitosummen einer Hovercam hört. Sie dreht das Linsenauge auf den Plastikkäfig und steigt dann empor zum phantasievollen Schmuck des Kuppeldachs. Mr. Nandha zieht die Beweisbeutel aus der Jackentasche und hält sie hoch. Der Mann auf dem Plastikstuhl blinzelt.

»Sie müssen sie näher heranbringen. Ohne meine Brille kann ich nichts erkennen. Sie hätten sie mir lassen sollen.«

»Nicht nach dem letzten Mal, Mr. Anreddy. Die Elektronik war äußerst genial.«

Mr. Nandha drückt die Beutel gegen die Plastikwand. Der Gefangene kniet nieder. Mr. Nandha sieht, wie sein Atem die Transparenz beschlägt. Er keucht leise und unterdrückt auf.

»Woher haben Sie die?«

»Von ihren Besitzern.«

»Also sind sie tot.«

»Ja.«

J. P. Anreddy ist ein kleiner, plumper Asthmatiker Mitte zwanzig mit zu wenig Haar auf dem Kopf und viel zu viel davon auf den weichen Wangen, und er ist Mr. Nandhas größter professioneller Triumph. Er war ein Datenraja des Sinha-Sundarban, eine wichtige Station an der Kaih-Untergrundbahn, als Awadh die Hamilton-Gesetze ratifizierte und sämtliche künstliche Intelligenz oberhalb der Stufe 2,0 für illegal erklärte. Er machte eine astronomische Summe Geld mit der Umfirmierung von Kaihs, die er herunterstufte und denen er gefälschte Lizenzidentitäten verpasste. Fusionen von Mensch und Maschine waren seine Jugendsünde gewesen, eine Erweiterung seiner einhundertfünfzig Kilo, die überwiegend aus mittlerem Körperfett bestehen, um schlankere, beweglichere Roboterkörper. Als Mr. Nandha ihn wegen Vergehen gegen das Lizenzrecht verhaftete, hatte er sich einen Weg durch mehrere Staffeln von Servicerobotern gebahnt. In seiner Erinnerung verschmelzen die klickenden Plastikpeds mit den kleinen schwarzen Affenhänden, die seinen Ministeriumswagen bedrängt haben. Mr. Nandha erschaudert im hellen, warmen, nach Staub duftenden Raum. Er hatte den Datenraja durch seine Suite gehetzt, bis Indra sich in die Proteinmatrix-Chips an der Unterseite seines Schädels eingeklinkt hatte, mit denen Anreddy direkt auf seine maschinellen Erweiterungen zugreifen konnte, um sie alle mit einem einzigen EM-Puls durchbrennen zu lassen. J. P. Anreddy hatte drei Monate lang im Koma gelegen und fünfzig Prozent seiner Körpermasse verloren. Als er wieder zu Bewusstsein kam, hatte er festgestellt, dass sein Haus per Gerichtsbeschluss konfisziert und in sein persönliches Gefängnis verwandelt worden war. Jetzt lebte er im Zentrum seiner wunderschönen Mughal-Architektur in einem transparenten Plastikwürfel, wo jede Bewegung, jeder Atemzug, jeder Bissen, jedes Kratzen, jeder Floh und jede Fliege von den Hovercams überwacht werden konnte. Zweimal hatte er mit Hilfe von insektengroßen Robotern ausbrechen können. Obwohl er sie nicht mehr allein durch seinen Willen steuern konnte, hatte J. P. Anreddy nie seine Liebe zu winzigen krabbelnden Wesen verloren. Hier würde er so lange unter Hausarrest stehen, bis er Reue für seine Taten zeigte. Mr. Nandha ging davon aus, dass er in seiner Plastikverpackung sterben und vergammeln würde. J. P. Anreddy war nicht im Geringsten der Ansicht, dass er etwas Falsches getan haben könnte.