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Das war nur der Anfang.

Während die alte Haut verbrannt wurde und die neue im Tank heranwuchs, nachdem sie drei Monate zuvor aus einer DNS-Probe von Thal und einem Ei, das irgendeine Basti-Frau verkauft hatte, ausgesät worden war, machten sich die Maschinen an die Arbeit. Sie bewegten sich langsam durch das viskose, organische Gel, drangen unter den Schutzpanzer der Muskeln, lösten Fett aus dem Gewebe, wichen Blutbahnen und verstopften Arterien aus, zertrennten Sehnen, um an den Knochen heranzukommen. In ihren Büros in São Paulo operierten die billigen Chirurgen in der Luft mit Manipulatorhandschuhen und öffneten intime, blutige Schneisen in Thals Körper, den sie durch ihre Visiere sahen. Osteobots gestalteten Knochen um, formten hier eine Wange, weiteten einen Hüftknochen, schnitten Scheiben von den Schulterblättern, verrenkten und versetzten, amputierten und implantierten Plastik und Titan. Während sie arbeiteten, waren Teams von GUMbots damit beschäftigt, alle Genitalien zu entfernen, Harnleiter und Harnröhre umzuleiten und die Hormontrigger und neuralen Reaktionswege mit der Anordnung der subdermalen Zapfen zu verbinden, die in den linken Unterarm eingebettet worden waren.

Thal hört Nanak lachen. »Ich kann direkt in dich hineinschauen«, sagt ys kichernd.

Drei Tage hing Thal in diesem Tank, hautlos, ständig blutend, der ganze Körper ein Wundmal, während die Maschinen langsam und stetig arbeiteten, sys Körper Schicht um Schicht auseinandernahmen und wieder zusammensetzten. Dann hatten sie ihre Aufgabe erfüllt, und sie zogen sich zurück, worauf die Arbeit der Neuroboter begann. Sie wurden von anderen Ärzten gesteuert, einem Team in Kuala Lumpur. Während Thals dreitägiger Leidensgeschichte hatte sich der Markt für Neurochirurgie verändert. Dies war eine andersartige, wesentlich raffiniertere Wissenschaft, als Fleischbrocken wegzuschneiden und zusammenzufügen. Klickende Krabbenroboter verschweißten Proteinchips mit Nervenfasern, spleißten Nerven mit Drüseninduktoren und strukturierten Thals gesamtes Hormonsystem um. Gleichzeitig entfernten große Maschinen Thals Schädeldecke, und Mikromanipulatoren krochen zwischen die verknäuelten Ganglien wie Jäger in einem Mangrovensumpf, um Proteinprozessoren mit neuralen Clustern zu verpunktschweißen, im Rückenmark und Mandelkern, in den tiefen, dunklen Stützpfeilern des Geistes. Dann, am Morgen des vierten Tages, holten sie Thal vom Abgrund des Todes zurück und weckten ys auf. Die Kaih, die an die Hinterseite von Thals Schädel angeschlossen war, musste nun einen vollständigen Test des vegetativen Nervensystems vornehmen, um festzustellen, ob die Chip-Verbindungen richtig saßen und ob die neuralen Reaktionsmuster, die zuvor mit Gender assoziiert waren, die neu eingepflanzten Verhaltensweisen auslösten. Hautlos, mit Muskeln, die wie Säcke an gelösten Sehnen hingen, die Augäpfel und das Gehirn nackt im dermalen Traumagel, wachte Thal auf.

»Fast fertig, Baba«, sagt Nanak. »Du kannst jetzt die Augen öffnen.«

Nur der Kokon aus narkotisierendem Gel bewahrte Thal davor, an den Schmerzen zu sterben. Die Kaih spielte mit sys neuralem Netzwerk wie auf einer Sitar. Thal stellte sich vor, wie sich Finger bewegten, Beine rannten, spürte Bedürfnisse und Regungen, die ys nie zuvor erlebt hatte, sah Visionen und Wunder, hörte Chöre und das Pfeifen Gottes, wurde von Empfindungen und Emotionen fortgerissen, die ys bislang unbekannt waren, halluzinierte gestreifte, summende Monsterinsekten, die sys Mund wie ein Knebel ausfüllten, dann, im selben Moment, schrumpfte ys auf die Größe einer Erbse, besuchte noch einmal Orte, an denen ys nie zuvor gewesen war, begrüßte Freunde, die ys nie gekannt hatte, erinnerte sich an ein Leben, das ys nie geführt hatte, versuchte den Namen sys Mutter zu rufen, den Namen sys Vaters, Gottes Namen. Ys schrie und schrie, aber sys Körper war abgeschaltet, mundlos, hilflos. Dann schaltete die Kaih erneut Thals Gehirn ab, und in der Amnesie der Anästhesie vergaß ys all die Wunder und Schrecken, die ys im Geltank erlebt hatte. Die hilfreichen Maschinen setzten ys wieder die Schädeldecke auf, verbanden alles miteinander, was voneinander getrennt worden war, und hüllten Thal in sys neue Haut, die frisch aus dem Stammzellenkochtopf kam. Fünf weitere Tage lang hing ys lediglich bewusstlos in einer zellstimulierenden Nährlösung und träumte die erstaunlichsten Träume. Am zehnten Morgen löste sich die Kaih von Thals Schädel, ließ die Flüssigkeit im Tank ablaufen und wusch sys glatte neue Haut, als ys dalag, vollendet und neu, auf dem transparenten Kunststoff, während sich die flache Brust im Licht der weißen Punktscheinwerfer hob und senkte.

»So, das bist du«, sagt Nanak.

Thal öffnet die Augen und sieht, wie der Scannerring sich teilt und die Hälften sich ins Diagnosebett zurückziehen. »Bin ich das?«

»Abgesehen von den üblichen Verheerungen siehst du von innen sehr hübsch aus. Voller Licht. Ansonsten muss ich dir nur die übliche Moralpredigt über zu viele gesättigte Fettsäuren, Alkohol, Tabak, rezeptfreie Medikamente und zu wenig Sport halten.«

»Was ist mit ...« Thal hebt eine Hand und legt sie an den Kopf.

»Mir dir ist alles in Ordnung. Ich werde dir ein tadelloses Gesundheitszeugnis ausstellen. Reicht dir das noch nicht? Jetzt steh auf, und dann werden wir zusammen essen, und du wirst mir sagen, worum es eigentlich geht.«

Thal steigt vom Diagnosebett und probiert ein Dutzend Ausreden aus, mit denen ys die Einladung ablehnen könnte, doch dann wird ys klar, dass der gesamte Ausflug nach Patna völlig sinnlos wäre, wenn ys Nanak nicht erklärt, was ys auf dem Herzen liegt.

»Also gut«, sagt ys. »Ich nehme an.«

Die Mahlzeit ist simpel, exquisite vegetarische Thalis, die sie auf der Laufbrücke zu sich nehmen, von der aus die Kapitäne einst ihre Flotten aus Lastkähnen überblickt haben. Nanaks Assistentin und Köchin Suniti huscht herein und hinaus, mit gekühlten Flaschen Kingfisher und Ratschlägen, wie jede Speise gegessen werden sollte. »Einen Mundvoll nehmen und abwarten, bis die Zunge taub geworden ist.« — »Nur zwei Bissen.« — »Hiervon einen Löffel, davon einen Bissen, dann die Limette.«

Die FTZ von Gandak wird heruntergefahren, nachdem sie ihre täglichen Dividenden für die Mediziner in Nebraska abgeworfen hat. Musik und der Geruch nach Ganja steigt von den Kähnen auf, wo Unternehmer aus ihren Werkstätten hervorkommen, um sich an die Reling zu lehnen und zu rauchen und im letzten Licht der Sonne Bier zu trinken.

»Und jetzt musst du mich bezahlen«, sagt Nanak, und als ys die Bestürzung auf Thals Gesicht sieht, beruhigt ys ys mit einer leichten Berührung. »Nein. Suniti wird sich darum kümmern. Du musst mir zahlen, was du mir für diese exzellenten Speisen und den schönen Abend und meine auserlesene Gesellschaft schuldest, und zwar mit dem, was du mir den ganzen Tag lang vorenthalten hast, böses Baba.«