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»Luisa, darf ich das Buch f?r Papa mal sehen?«

»Logo.« Sie ?ffnet ihren B?rchenkoffer, kramt darin herum und gibt Caro schliesslich ein Buch. Die nimmt es, guckt auf den Titel und schl?gt die erste Seite auf. Neben den ganz geraden, dunklen Buchstaben hat offenbar jemand etwas in das Buch gemalt oder geschrieben – das ist f?r mich schwer zu unterscheiden.

»Sag mal, Luisa, Papa m?sste in einer halben Stunde wieder da sein. Ich muss noch etwas in der Werkstatt erledigen. Meinst du, du kannst so lange allein bleiben?«

Luisa nickt.

»Klar, kein Problem.«

Caro steht vom Boden auf.»Komm, Herkules. Lass uns nochmal los.«

Ich habe auf einmal ein ganz, ganz ungutes Gef?hl. Fast ein bisschen so wie an dem Tag, als mich der alte von Eschersbach in einen Karton setzte und ins Tierheim fuhr.

VIERUNDZWANZIG

Kein Zweifeclass="underline" Daniel ist mehr als?berrascht, uns hier zu sehen. Er ?ffnet die T?r zu seinem Hotelapartment, und seine Lippen formen ein lautlosesOh.

»Darf ich reinkommen?« Carolin hat schon im Auto geweint, und man h?rt es ihr deutlich an. Daniel macht die T?r weit auf und legt seine Hand auf Caros Schulter.

»Um Gottes willen, was ist denn los?«

»Hier, lies selbst!«

Sie dr?ckt ihm das Buch in die Hand. Er studiert den Titel und liest laut vor. »Die zweite Chance. Ehekrisen?berwinden, zueinanderfinden. Aha. Muss mir das irgendetwas sagen?«

Er schl?gt das Buch auf und liest weiter. »Lieber Marc! Hast du dar?ber nachgedacht? Wie hast du dich entschieden? Ruf mich an. In Liebe, Sabine.«

Er r?uspert sich.

»Okay. Nicht ganz unverf?nglich. Aber vielleicht schon ?lteren Datums? Bevor du ihn kanntest?«

Caro sch?ttelt den Kopf und geht an Daniel vorbei in das kleine Wohnzimmer hinter dem Flur.

»Darf ich mich setzen?«

»Klar, entschuldige. Setz dich. Ich hatte irgendwie nicht mit Besuch gerechnet, aber du bist mir immer willkommen.«

»Danke.«

»Willst du etwas trinken?«

»Wenn du etwas mit Alkohol hast, gerne.«

O je. Alkohol. Mit Alkohol und Liebeskummer habe ich bei Carolin schon mal ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Als wir damals endlich Thomas losgeworden waren, hat sie davon so viel getrunken, dass sie im Krankenhaus gelandet ist. Ich hoffe also, dass Daniel ihr jetzt nur einen Tee anbieten kann.

»Tja, mal sehen, was die Minibar hergibt.«

Er geht zu einem Schrank und?ffnet ihn. Die Flaschen, die zum Vorschein kommen, sind zwar ziemlich klein, sehen ansonsten aber genauso aus wie die, in denen die Menschen f?r gew?hnlich Alkohol aufbewahren. Mist. Na, immerhin passt nicht so viel davon in eine Miniflasche.

»Also, ich kann dir anbieten: Sekt, Weisswein, Rotwein, Bier, Whisky, Gin und Cognac.«

»Okay, bitte genau in dieser Reihenfolge.«

Beide m?ssen lachen. Ich verstehe zwar nicht, was daran lustig sein soll, bin aber erleichtert, dass Carolin ?berhaupt noch lachen kann. Daniel nimmt zwei Gl?ser, ?ffnet eine der kleinen Flaschen, giesst ein und setzt sich neben Carolin.

»Du glaubst also nicht, dass das ein ?lteres Geschenk ist? Die Widmung hat immerhin kein Datum.«

»Nein. Sie hat das Buch Luisa erst heute mitgegeben. Und sie hat Marc getroffen. Erst vor ein oder zwei Wochen. Und er hat mir nichts davon erz?hlt.«

»Aber kann das nicht noch etwas anderes bedeuten? Ich meinehast du dar?ber nachgedacht– vielleicht meint das irgendetwas mit dem Kind oder so. Das heisst doch m?glicherweise gar nicht das, was du denkst.«

Carolin nimmt einen tiefen Schluck aus ihrem Glas.»Ja, und den Weihnachtsmann gibt’s bestimmt auch. Mensch, Danieclass="underline" Die zweite Chance– dar?ber soll er nachdenken. Das liegt doch auf der Hand. Sie haben dar?ber gesprochen, es wieder miteinander zu versuchen.« Noch ein Schluck, dann schluchzt Caro. Daniel legt den Arm um ihre Schulter.

»Caro, das kann ich mir nicht vorstellen. Das muss ein Missverst?ndnis sein.«

Daniel, du hast ja so Recht! Mir wird in diesem Moment klar, was es mit dem Buch und der Widmung wirklich auf sich hat. Ich erinnere mich an das Treffen von Marc und Sabine im Violetta. Stimmt, sie hatte damals schon von dem Buch erz?hlt. Und dann hat sie sich entschuldigt. Wof?r eigentlich? Das weiss ich nicht mehr genau. Auf alle F?lle wollte Marc dar?ber nachdenken, ob er die Entschuldigung annimmt. Und nicht etwa die ganze Sabine. Genau so war es. Aber wie mache ich das Carolin klar? Die scheint nun tats?chlich zu glauben, dass Marc sie verlassen will.

Mittlerweile hat Daniel schon die zweite kleine Flasche ge?ffnet, dazu eine kleine Dose, die er jetzt auf den Sofatisch vor sich stellt. Ich hebe meine Nase auf Tischkantenh?he. Hm, Erdn?sse, also nichts f?r mich. Schade, ich bekomme langsam ein wenig Hunger.

»Weisst du, er war in letzter Zeit auch irgendwie komisch. So angespannt und gereizt. Ich habe allerdings gedacht, dass er?rger mit Sabine hat, nicht, dass sich bei den beiden wieder etwas anbahnt.« Sie schluchzt, Daniel reicht ihr ein Taschentuch, in das sie sich ger?uschvoll schn?uzt.

»Aber das weisst du doch gar nicht. Ich finde, du solltest erst mal mit Marc sprechen, bevor du gleich vom Schlimmsten ausgehst.«

Carolin sch?ttelt den Kopf. »Nein. Ich kenne dieses Gef?hl. Damals bei Thomas war es genauso. Und dabei liebe ich Marc doch so. Wie kann er mir das antun?« Sie schluchzt lauter, Daniel streicht ihr ?ber das Haar.

Was g?be ich in diesem Moment darum, sprechen zu k?nnen! Ich weiss schliesslich ganz genau, dass Marc kein Betr?ger wie Thomas ist. Gut, vielleicht ist er ein nicht ganz so netter Kerl wie Daniel, aber der war ja auchzu nett f?r Carolin. Unruhig laufe ich hin und her – was soll ich bloss tun?

»Muss Herkules mal raus?«, erkundigt sich Daniel.

»Nee, ich bin ja gerade erst mit ihm hierhergelaufen. Wahrscheinlich sp?rt er, wie schlecht es mir geht. Nicht wahr, Herkules? Du merkst, dass Frauchen traurig ist.«

Ich setze mich neben Caros F?sse, sie hebt mich hoch auf ihren Schoss und vergr?bt ihr Gesicht in meinem Fell.

»Mein S?sser, ich glaube, du bist der einzige Mann, auf den ich mich wirklich verlassen kann.«

»An dieser Stelle muss ich scharf protestieren!«

»Tut mir leid. Du hast Recht. Auf dich kann ich mich auch immer verlassen.« Sie kommt wieder nach oben, nimmt Daniels Hand und dr?ckt sie.

Er guckt Caro nachdenklich an.»Ich kann allerdings nicht sagen, dass mich das als Mann bei dir weitergebracht h?tte.«

Caro schluckt.»Ja. Vielleicht war das falsch von mir.«

Beide schweigen, die Stille f?hlt sich fast unangenehm an. Dann steht Daniel auf, geht nochmal zu dem Schr?nkchen und nimmt eine der ganz kleinen Flaschen.

»Ich glaube, ich brauche jetzt etwas H?rteres.«

»Warum?« Caro klingt erstaunt.

»Das weisst du doch.«

»Nein, wirklich nicht.«

»Na, wir sitzen hier, und ich tr?ste dich wegen Liebeskummer mit einem anderen Mann. Es gibt sch?nere Momente.«

»Aber du bist doch mein Freund!«

»Ja!« Daniel lacht, es klingt bitter. »Genau. Ich bin eben immer der nette Kumpel. Weisst du, ich habe gerade genau das gleiche Gef?hl wie vor einem Jahr. Als ich dir gesagt habe, dass ich nach M?nchen gehe, weil ich Abstand brauche. Und nun ist es, als h?tte es diesen Abstand nie gegeben. Ich h?nge wieder genauso drin wie vorher.«

Caro reisst die Augen auf. »Aber … aber … ich dachte, du w?rst mit Aurora gl?cklich. Ich meine, ihr seid doch ein Paar.«

»Ja. Sind wir. Mal mehr, mal weniger. Trotzdem ist es f?r mich immer noch schwer mit dir. Merke ich gerade. H?tte ich auch nicht gedacht. Tja, und deswegen trinke ich jetzt mal einen sch?nen Whiskey.«

»Sind da zwei in der Bar? Dann gib mir auch einen!«

Daniel nickt und holt noch ein Fl?schchen.

»Auf die Freundschaft. Und die Liebe.« Sie prosten sich zu. Daniel leert sein Glas in einem Zug, Caro macht es genauso, sch?ttelt sich danach aber.